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6. Decbr. 1850. Nr. 96. Freitag. Inserate aller Art werden mit « Pfen nige» für die dreimal "spaltene Petttzrile Dieses Blatt erscheint . WZ WnstcriH-Zeitimg. -----Z- «en ,u beziehen ist. Zeitung angenommen. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. Redaktion, Druck und Verlag von Carl Zehne in Dippoldiswalde. Aus dem Vaterlande. Dresden, 2. Dec. In der heutigen Sitzung der zwei ten Kammer machte SlaalSmmister Behr der Kammer fol gende Mitihcilung: „ES haben sich seil gestern Abend die freudigsten friedlichen Nachrichten verbreitet; ich bin zwar noch nicht in dem Falle, der Kammer darüber eine specielle Mmheilung zu machen, ich halte es aber doch für meine Pflicht, bei dem erstmaligen Erscheinen seit dieser Zeit in Ihrer Mille Sie davon zu benachrichtigen, daß diese friedlichen Nachrichten allerdings auch osficielle Bestä tigung finden und wir unS mit Bestimmtheit der Hoffnung hingeben dürfen, die friedlichen Zustände erhalten und die Weilern Beralhungen namentlich hier in Dresden forlgcsetz. zu sehen." — In einer weitern Miltheilung zeigte der Mi nister der Kammer an, daß hinsichtlich des bekannten De fekts in der Haupt staats fasse die Revision nunmehr vollständig beendigt, und durch sic leider das vorhandene Deficit auf etwas über 104,000 Thlr. festgestellt worben sei, sowie baß sich ergeben habe, daß der HauplstaaiSkassirer allerdings bei den monatlichen Rechnungsrevisionen den Controleur durch falsche Angaben getäuscht habe. Das Weitere müsse nun der gegen Elstern einqeleitekcn gericht lichen Untersuchung Vorbehalten bleiben. — In einer Extrabeilage der Leipziger Zeitung wird folgende Bekanntmachung veröffentlicht: „Der Einkauf von Pferden für die Armee, welcher zeither in Dres den stattgefunben hat, ist geschlossen. Dresden, 4. Dec. 1850. Kriegsministerium. Rabenhorst." H Von der böhmischen Grenze, 3. Dec. Es ist nicht zu leugnen, daß die jetzigen Begebenheiten uns, die wir hart an der Grenze Böhmens leben, nicht wenig inlercssiren müssen. Wissen wir doch auS den früheren Zeiten, wie sehr die sächsischen Gegenden Hierselbst, berührt worben sind; erinnern wir unS ja noch Deutlich der Drangsale, Vie wir erlebten und der oft zügellosen und raubsüchtigen Horden, welche die Grenzorie durchstreiften. — Um so mehr müssen wir hier in den gegenwärtigen Tagen von Besorgnissen er füllt sein, da im Falle kriegerischer Unlernehmungen wir gewiß nicht das Beste zu erwarten hätten. Wenn auch alle Vorbereitungen unsere Besorgnisse steigerten, so ist aber doch nicht zu leugnen, baß die Gemächer durch vielfältige Postcn- trägcreien, Zufälligkeiten und mancherlei kleine Umstände oft unnöthiger Weise sich ängstigen ließen. Wahr aber war Folgendes: In Zinnwald (böhmischer Seils) waren 900 Mann aNgcsagt, aber so viel und noch mehr in andern, weiter gelegenen Grenzorien, welche gestern erwartet wurden. Allein gestern war wieder Contre-Orbre gekommen und Vie Einquactirung unterblieb zu unserer Freude, denn man kann sich leicht denken, daß unter gegenwärtige» Umständen auch wir hätten betheiligt werben können, zumal ba das Gerücht geht, daß das sächsische Militär nach Prag zu gehen habe, die sächsischen Grenzgegenben aber von kaiserlichen Mann schaften besetzt werben sollten, welche Sage ich jedoch nicht verbürgen kann. DaS Alles soll also nicht zur Ausführung gekommen sein, und zwar in Folge der Frie denS schlie ßt! ng, die statlgefunden haben soll. Schreiber dieses hat zwar noch mehr erfreulich lautende Nachrichten, und zwar aus ziemlich glaubhafter Quelle, er behält sie aber noch zurück, da man sich eben so hüten muß, schon zu jubelst, als in Angst und Besorgniß zu vergehen. Gebe Gott, daß sich die Verhältnisse bald zur Gewißheit des Friedens lenken! DaS ist unser innigster Wunsch; denn wir hier an der Grenze find Diejenigen, die am schlimmsten von den Uebeln kriege- rischer Verhältnisse betroffen werden, die am meisten sich plagen müssen, um sich nach solchen Zeiten wieder einiger maßen zu erholen, und die solche Trübseligkeiten, wie die Vergangenheit aufzuweisen hat, am allerwenigsten verdient und verschuldet haben! Lauenstein, 1. Decbr. Der Oberlieutenant v. Montbs hat in den letzten Tagen die hiesige Gegend bis nach Böh men hinein in strategischer Hinsicht besichtigt. — Leipzig. Am Nachmittag des 28. November ereig nete sich in der Nähe der Leipzig.DreSdner Eisenbahn auf dem neben der von Schönefeld hierher führenden Straße gelegnen Felde, von welchem daS Erdreich zur Erbauung der Verbindungsbahn benutzt worden ist, ein beklagenSwerther Unglücksfall. Die vier Kinder VeS Handarbeiters Schu mann in Reudnitz, drei Mädchen und ein Knabe, befanden sich auf diesem freien Platze, der an der Seite, wo die Ab grabung aushört, eine steile Wand bildet. Die Kinder hat ten sich den ganzen Tag auf diesem Platze herumg^trieben, denn bie Mutter, welche getrennt von ihrem Mann» jetzt in Schönefeld wohnt und die Kinder bei sich hat, war ihrer Arbeit nachgegangen. Die naßkalte Witterung, die dürf. lige Kleidung der Kinder — von 13, II, 4 und 2 Jahren — und wohl auch der Mangel an Nahrung, waren zu sammenwirkende Ursachen, baß sich die Kinder in den spä- lern NachmitlagSstunden an dem Abhange zusammenkauer ten, um sich zu erwärmen und die aus der Stadt zurück kehrende Mutter zu erwarte». Da bricht, von dem Regen erweicht, eine Scholle des Abhanges — größtentyeilS lo ckerer Sandboden — loS und verschüttet zwei der Kinder, daS Mädchen von II Jahren und die jüngere Schwester von 4 Jahren völlig. Die älteste dagegen, welche den klei nen Bruder auf dem Rücken trug, war dem Verhängnisse entgangen. Von wem daS Unglück zuerst wahrgenommen worden ist, hak sich bis jetzt nicht ergeben; öS scheint nicht, alS ob durch das älteste Mädchen Jemand zur Hülfe her beigerufen worben sei. DaS jüngere verschüttete Mädchen hatte den Kopf frei und ihr Wimmern scheint einen Vor- übergehenden herbeigrrufen zu haben. Durch denselben wurde von dem Bahnwärter daS nöthige Werkzeug geholt, er selbst legte hülfreich Hand an. Die Kirins war bald befreit und nach Schönefeld getragen» Entseelt wurde dagegen daS elfjährige Mädchen herauSgegraben. An eine Rettung «ar