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Momente doppelt bemcrkenswerth, wo Wiener und Berliner Blätter eine so kriegerische Sprache gegen einander führen und wo die erstem wissen wollen, baß der greise Marschall zum Generalissimus der österreichischen Armee Vesignirt sei. Paris, 20. November. Auf Anordnung des KriegS- ministers werden neue 77 Fuß- und 154 berittene GenS- d'armerie-Brigadm unverzüglich organisirl und in die De- parremenlS verkheilt. — Der „Constitritionei" enthält einen heftigen Angriff gegen die preußische Politik. London, 20. Norember. Die schöne für den Kaiser von Rußland zum Presse von 20,000 Psv. Sl. in England erbaute Dampfyacht „P teriwff" ist durch ein Versehen des Führers, welcher daS Leuchnburmsignal mißverstand, an den Riffen der Insel Oesel gänzlich gescheitert. Die Passagiere, darunter mehrere Damen auS Kopenhagen, sind gerettet. Venedig, 16. Nov. Gestern früh hat sich in Maerne eine schauerliche Geschichte zugetraaen, und zwar ein Vater- und Brudermord. Ein gewisser Niera, Landmann da selbst, kam mit seinem im Bette krank liegenden Vater in Streit und versetzte ihm zwei Messerstiche in die Bauch gegend. Der Bruder und die Mutter des Mörders woll ten abwehren, Dieser.aber wendete sich auch gegen die selben und verwundete die Mutter schwer am Arm. Der Bruder suchte sich zu flüchten, der Mörder aber setzte ihm nach, stieß ihn in einen Graben und brachte ihm dort mehre tödtliche Wunden mit dem Messer bei. Hierauf begab sich der Mörder wieder inö Haus, frug nach dem Vater und aus die Antwort, er sei schwer verletzt, nahm er ein Stück Holz und zerschmetterte ihm damit die Hirnschale, worauf der Vater sogleich verschied. Der Mörder, der nach dieser gräuelvollcn Thal bemerkte, daß seine Kleiber mit Blut be fleckt seien, kleidete sich um und entfernte sich. Der Polizei ist es bis jetzt noch nicht gelungen, seiner habhaft zu werden. Derselbe Mörder hatte schon vor drei Jahren ebenfalls in einem Streite seinen Vater verwundet, bei welcher Gelegen heit er aber durch Vermittelung der Strafe entkam. V e r m i f ch t e s. In'einem im Journal dc Francfort veröffentlichten Schreiben auS Konstaminopel vom 2. Nov. ist eine schaudererregende Schilderung gegeben von der Verfolgung der Christen in Aleppo in Syrien, der wir das Folgende entnehmen: Am 16. Oct. Abends S Uhr erhob sich das volkreiche Stadtviertel Bab-el-Neran wie ein Mann; Flin tenschüsse verkündeten die nahende Gefahr". Bald nachher wurde daS Christcnqnartier überfallen, eine MengeHäuser geplündert und Abscheu lichkeiten jcdcr Art dabei begangen, während der Gcncralstatthaltcr, Zarif-Pascha, sich flüchtete und die Truppen den Plünderern nicht den geringsten Widerstand entgegensetzten, vielmehr sic alle Christenhäuscr auSraubcn ließen. Mit genauer Noth entkam ein französischer Ange höriger Luciani der Wnth dieser Kannibalen. Nicht so glücklich war ein österreichischer Schützling, Joseph Kassab; sein HauS wurde geplündert und er selbst unter tausend Martern getödtct; sein Körper wurde in Stücke zerhauen und auf die Straße geworfen. So ging cS die Nacht hindurch. Am folgenden Morgen stießen zu den Bewohnern von Bab-cl-Ncran und Karli! noch hcrumzichcnde Araber, welche von der Plünderung Nachricht erhalten, und nun warf man sich auf daS bevölkertste uud reichste Christcnquartier, Salibc, daS man in der ver gangenen Nacht nicht angegriffen hatte, weil cS jede Nacht fest ver schlossen wurde; die Meuterer mehrten sich auf alle Weise bewaffnet und sprengten endlich die Thore von Salibe. Von Morgens 7 Uhr bis Abends wurden während IL Stunden alle möglichen Greuel begangen, die christlichen Kirchen nicdergebrannt, ohne daß die OrtSbchörde den geringsten Schritt that, diesen Verbrechen ein Ziel zu setzen. Zarif- Pascha, obgleich er etwa 1500 Mann Truppen zn seiner Verfügung hatte, rührte sich nicht; er erklärte, er könne die Verantwortlichkeit, auf Diebe zu schießen, nicht über sich nehmen, und seine Absicht sei, sich in kein Gefecht cinzulassen. Endlich kam der DivistonSgeneral Kerim» Pascha mit Truppen und Geschütz, kehrt« aber, als er den Stand der Dinge angesehen hatte, „in guter Ordnung" wieder um. Die Ver wendung der europäischen.Konsuln bei Zarif-Pascha erhielten keine an dere Antwort, als er hoffe, die Ruhe werde bald wieder hergestellt sein. Die Consuln wendeten sich nun an den Vorsteher der Stadt, einen'ekn- flußreichen Mann, und stellten ihm vor, weil eS keine Regierung mehr gebe, so solle er dieselbe übernehmen. Er erschien auch wirklich an der Spitze von 200 Mann bei den Consuln von Frankreich und Oesterreich und suchte sie zu beruhigen; allein die neuen Hoffnungen waren nicht von langer Dauer. Zarif-Pascha, um ein Lebenszeichen zu geben, hatte vier plündernde Araber verhaften lassen; die empörten Stadtviertel erhoben sich aufs neue, Schwärme von Arabern drangen ein, und der Pascha war gcnöthigt, seine Gefangenen loszugeben, sollten nicht die Auftritte der letzten Tage erneuert werde«. Allein diese Nachgiebigkeit genügte den Meuterern nicht. Am IS Nov. Morgens plünderten sie die Waffenvorräthe, und stellten dem Pascha und der Stadt mehre Bedingungen, worunter die Rückkehr deS Pascha in seine Residenz und der Großen in ihre Paläste; die Auslieferung deS griechischen Patriar chen; das förmliche Versprechen, in Aleppo keine Conscription vorzu nehmen, was auch von den Großen des Landes und den europäischen Consuln unterzeichnet werden sollte; die Auslieferung der Steuerregister und die Abgabe von Pulver und Kugeln. Bei Abgang der Nach richten, um 2'/s Uhr Nachmittags, dauerten die Unterhandlungen über diese Bedingungen' noch fort. Die Ursachen, welche diesen Aufstand veranlaßt, haben sich bis jetzt noch nicht klar hcrauSgestcllt. Im Börsenartikcl der Times werden über die kalifornische Goldausbeute folgende, angeblich ziemlich genaue Data mitge- theilt. Nach Europa ist bis jetzt im Ganzen für 3,300,000 Pfd. St. Gold ans Californicn gebracht, an die beiden Münzen der Ver einigten Staaten für 6,200,000 Pfd. St. bis Ende September ge liefert, ganz ncuerdiugS' noch eine halbe Mill. Pfd. St. Dazu noch die Quantitäten gerechnet, welche nach China, Manilla, Australien, Oregon, den Sandwichinscln, dem spanischen Amerika verschifft worden sind, sonne die in Californicn statt baarcn Geldes umlaufenden Quan titäten ergäbe sich ein Totale von SO—100 Mill. Thlrn. Von diesem sind nach offieiellcn Berichten auS den Vereinigten Staaten beinahe vier Fünftel die Ausbeute deS letzten Jahres! Von den 26. Mill. Doll., welche die philadelphischc Münze in Gold empfing, kommen nur 44 Tausend Doll, auf daS Jahr 1848, 5'/r Mill, auf daS Jahr 1849. Königsberg ist in jüngster Zeit der Schauplatz einer recht seltsamen DiebeSgcschichtc gewesen. Eine nicht gerade unbemittelte Näherin fand Abends nach Hause kommend ihre Wohnung auSgeräumt. Vergebens war ihr Forschen nach den Dieben. Acht Tage später sand sie einen Zettel an der HanSthnr befestigt, auf dem bemerkt war, daß ihre Silber- und Geldsachen von den Dieben bei einem bekannten Diebcshehler versetzt seien, und daß sie am nächsten Freitage nach der polnischen Kirche gehen möge, wo ein Brautpaar getraut werden würde. Der Bräutigam werte einen ans dem ihr gestohlenen Tuchmantel gefer tigten grünen Rock, die Brant das ihr gestohlene seidene Kleid und die Brautjungfern ihre kattunenen Kleider tragen. Die Näherin machte sofort einem Polizeibcamten Anzeige, und dieser schickte a» dem bezeich neten Freitage einen Gendarmen in Civil mit der Näherin in die Kirche. Man fand hier Alles so, wie der Zettel es angegeben hatte; auch die Brautjungfern in den Kattunkleidcrn der Näherin fehlten nicht. Der Gendarm, welcher in den Personen dieses HochzcitzugeS sogleich bekannte Observatcn erkannt hatte, befahl den Kutschern insgeheim, nach der Trauung sogleich nach dem Jnquisitoriat zu fahren. Als die Trauung vorüber war, bat der Gendarm, mit in den Wagen steige» zn dürfen. Das wurde ihm gewährt, und bald hielten die Neuvermählten vor dem Gefängnis), daS trotz alles Sträubens sowohl die Hochzeiter wie deren Gäste zwischen seine nackten Wände aufnahm. Die „Ellen Anne", ein Londoner Handelsfahrzeug, hatte vorige . Woche im Bristoler Kanal ein n'aturhistorischeS interessante» Abenteuer. ES war trübes Wetter, bei frischem Wind, und der