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15. Novbr. 1850. Freitag. Nr. 90 D icscs Blatt erscheint Iuserate aller «rt NLZWcißeriH-Zeituna. KW gen zu beziehen ist. Zeitung angenommen. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. Nedaction, Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Aus dem Vaterlande. Leipzig, 11 Nov. Heule Mittag rückte das 1. Sckü- tzenbataillon von hier anS. Zwischen Iv und II Uhr zogen die Mannschaften aus l>em Schlvßhose nach Vein Bahnhofe der Leipzig-Dreöstner Eisenbahn, auf welcher sie mit einem Ertrazuge in der Mittagsstunde abfuhren, um zu dem sächsischen Hauplcorps, das sich an ster Elbe zusam« menziehl, zu stoßen. Trotz deS schlechten WettcrS hatte sich sowohl im Schloßhofe, als auch beim Marsch der Truppen aus der Kaserne nach dem Bahnhofe und an diesem selbst ein zahlreiches Publikum eingesunken; namentlich bemerkte man viele Verwandle von einzelnen Schützen, welche den abziehenden Söhnen und Brüdern noch einmal Lebewohl sagten. Morgen und übermorgen werden ebenfalls je ein Bataillon auf dieselbe Weise von hier abgehen, so baß nur ein geringes Depot hier zurückbleibr. — 13. Nov. Heute trafen auf der Seichs.-bairischen Bahn 2 Linien-Batoillone aus den Garnisonen zu Schnee« berg und Zwickau hier ein, marschinen auf den Leipzig- Dresdner Babnhof und wurden dort sogleich nach Großen hain weiier befördert. Dresden, 12. Nov. Gestern ist die hier garnisonirenste S ckü tzena bth eilu n g und ein Bataillon des Regiments Prinz Albert, heute daS Regiment Georg von hier,auS- gerückt, «Heils in die Gegend von Großenhain, IheilS in die Gegend zwischen Dippoldiswalde, Nossen und Freiberg. Politische Weltschan. Fulda, 8. Nov. Ueber daS erste Zusammentreffen der Vorposten der beiden feindlichen Cmps berichtet die Neue Hess. Zeit.: Die Feindseligkeiten sind durch ein Vorposten gefecht heute eröffnet worden. Die Fulstabrücke bei dem Dorfe Löschenrost war bei den gestrigen Verhandlungen mit dem Fürsten Thurn, von dem General v. d. Groben alö der Punkt bezeichnet worden, dessen Ueberschreitung alS rin feindlicher Angriff bewachtet und demgemäß zurück ge wiesen werden würde. Heute Morgen kurz vor 8 Uhr sollen zwei Escadronen bairischer ChevanrlegerS nebst einer Ab» theilung österreichischer Jäger und bairischer Infanterie die genannte Brücke überschritten und sich den preußischen Vor posten genähert haben. Diese (die 12. Compagnie deS 19. Infanterieregiments) erhielt Befehl, sich in den Graben und hinter den Bäumen der Chaussee zu decken und auf eine Entfernung von etwa 300 Schritt Feuer zu geben. Dies geschah. Bei den ersten Schüssen ans den preußischen Zünd nadelgewehren stürzten mehre der ChevaurlegerS, deren Zahl verschieben, zwischen zwei und sieben, angegeben wird. Die österreichischen Jäger nahmen daS Gefecht auf, in welchem auch ihrer SeitS einige geblieben oder wenigstens verwunde! sein sollen, und welches damit endete, daß sich die preußische Vorhut, nachdem die Baiern bedeutende Verstärkung erhalten hatten, auf daS Torf KohlhauS zurückzog, welches schon vor mehren Tagen auf den Rath des Höchstcommanbirenden von seinen Bewohnern verlassen und von den Preußen stark besetzt worben war. Ein weiterer Zusammenstoß fand nicht statt; gegen Abend zogen die Baiern ihre Vorposten zurück, und beide Theile nahmen ihre Stellungen von heute Morgen wieder ein. Preußischer SeitS ist kein Verlust zu beklagen, waö wohl besonders dem Umstande zuzuschreiben ist, daß die österreichischen Jäger auf die durch die Gräben gedeckten Füstliere meistens zu bock f.uerten; einem Adjuvanten drang eine Kugel durch den Äermel und zweimal durch den Mantel; auch wurden zwei Pferde verwundet. Frankfurt a. M., 10. November. Es ist heute morgen die Bestätigung der Nachricht wegen dec Ucberlassung der Stadt Fulda an die Bunbesarmee eingegangen. Die preußischen Truppen haben sich auf Vie ihnen vertrags mäßig zustehende Emppcnstraße nach Hersfclv, über Hün feld unv Neukirchen, zurückgezogen. Die Bundes-Truppen ihrerseits haben Mittags ihren Einzug in Fulda gehalten. Fulda, 9. November. Eben rücken die ersten bairischen Truppen bei unS ein. Starke Massen von ChevaurlegerS, Schützen, Infanterie und Artillerie im Gefolge des Ober befehlshabers Fürsten v. Thurn unv Taris durchziehen mit klingendem Spiele Vie Stavt und stellen sich auf dem Dom platze auf; sie werden hier Quartier nehmen. Kassel, 10. Nov. Die heute aus Fulda hier einge troffenen Nachrichten waren geeignet, große Niedergeschlagen heit und Befürchtungen zu erzeugen. Die BundesereculionS- truppen sind in Fulda ein- und der Bischof an der Spitze der Geistlichkeit und mit der Monstranz ihnen eutgegenge- zogen. Auch der Bezirködirector hat sich auf die Beine oder vielmehr auf ein Pferd gemacht, und die Baiern cinholen helfen. Mißliebige Personen sollen bis zu 50 Mann Ein quartierung erhalten haben. Außer dem unbedeutenden Zu sammenstoß der Vorposten bei Löschenrod Hal kein Gefecht staltgefunden. Niemand weiß, welche Bedeutung der Rück zug der Preußen aus Fulda hat. Manche behaupten, daS preußische CorpS sei zu schwach unv in beiden Flanken be droht gewesen. Von Schweinfurt und Bamberg her wären bedeutende Massen Oestccreicher im Anzuge. Am Vogels berg sammelten sich darmstädtische Truppen. So wäre dem Corps deS Generals v. v. Gröben nichts übrig geblieben, alS Fulda, daS man überdies einem feindlichen Angriff nicht hätte ausfctzen wollen, aufzugeben und sich an der Vft- bindungS» Linie von Thüringen nach Wetzlar aufzustellen. Aber ist denn das preußische CorpS so schwach, um nickt einmal die Stellung in Fulda gegen die Baiern vertheidigen zu können, deren Macht unmöglich mehr als 15,000 Mann betragen kann?. Die Ungläubigen sehen in dem Rückzüge der Preußen auS Fulda eine neue Bestätigung ihrer An sicht, daß Alles Blendwerk sei. Preußen sei mit Oesterreich, einverstanden, eS werde zunächst ein Scheinkrieg geführt, um den Rückzug der Preußen aus Baben und Hamburg zu mas.