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523 der Zufall, ein Lustzilq kann daS Feuer zuwege dringen. öfler die Kriegsdrohungen sich wiederholen, je stärker in die Troiiipere geblasen wird, desto weniger werden die Haupl- lener die Leinrng allein in den Händen behatren. Ei» kleiner fürstlicher Mnrker, ein kühner General, der einen vorgeschobenen Posten rominandirl, »nag einen Schritt vor- wäriö ihun, d r nicht wieder zurück zu machen ist, und wel cher unberechenbare, allen Parteien unangenehme! Konsequen zen in seinein Gefolge haben kann. Die Natur der Zwistig keiten, welche zwischen beiden Staaten obwalten, scheint »ilS jedoch einer schnellen Ausgleichung derselben nicht^sörderlich zu sein. ES sind nun, als zwei deutsche Staaten, welche einander gegenüber stehen; denn auch die Mittel - Siaalen werben ihre Summen zur Geltung zu bringen wissen. Wir machen uns daraus gesasti, noch längere Zeit in der unan genehmen Schwebe zu bleiben, in der wir unS jetzt befinden, mdem wir jedoch mu Zuveisicht auf eilt friedliches Ende ob schwebender Streiiigkellen Rechnung machen." München. Welche gräuliche Lorurtheile religiöser und sittlicher Art, welch' trauriger, dem Laster verfallener Aber glaube noch hier im Lande herrschen, dafür liefern die bai rischen Schwurgerichteverhandlungen wiederholt die abschreckendsten Beispiele. Ganze Elassen der Bevölkerung sehen wir in den Händen religiöser Betrüger höheren und niederen Standes, die unter dem Vorhaben der Befreiung der Seelen auS dem Fegefeuer den Leuten vaö Geld aus der Tasche locken, und selbst Teufelöanöireibungen werden von katholischen Psaltern auSgeübt. An den Wallfahrts orten gestattet man AlleS; von polizeilicher Aufsicht ist nicht die Rede. In den boriigen Verkaufsbuden findet inan neben Rosenkränzen und Cruzifiren alle Rasch- und Spielwaaren mit den zweideutigsten, unsittlichen Aufschriften versehen, und hätten auf dem Wallfahrtsorte Herrgott auf der Wies bei Purgstall die Wallfahrer nicht die ganze Nacht hindurch gezecht, so würden bei dem darüber auSgebrochenen Brande nicht Hunderte von Menschen umgekommen sein. Doch über dergleichen gehen unsere ullramontanen Blätter ganz oder nur leicht weg; denn d>n „naturwüchsigen" Bauerbnrschen darf man eö wohl verzeihen, wenn sie IM Straubingiichen und anderwärts mit dem lödtlichen Messer gegen sich selbst wülhen, oder an den von ihnen gelegten Feuerbränden sich ihre Pfeife anzünden. DaS ist keine Ueberlreibung, nein, eine nur schwache Andeutung der beklagcnSwerihestcn Wahr heit, Vie in der schwer vernachlässigten geistigen Bildung und sittlichen Zucht deS Volkes ihren Grund hat. San-Francisco, I. Sept. Alle Nachrichten aus un. serm Siaaie mögen in Europa mehr oder minder für Ueber- lreibungen oder geradezu für Puffs gehalten werden, indem man sieh schwerlich einen Begriff von nnsern Verhältnissen und dem Go l vr eicht hum unserer Minen, wie unvoll kommen auch der Bergbau noch betrieben wird, machen kann. Eine amtlich ausgestellte Uebcrsicht, nach welcher sich der allein durch die Postvampfer von hier vom II. April 1848 bis zum I. Juli t. I. verschiffte Goldstaub auf 15,128,388 Doll, belief, wozu bis heute wenigstens noch 5—6 Mill, kommen, gi.bl den bündigsten Beleg über den hiesigen Gold- reichthum. Die letzten Verschiffungen würden noch bedeu tender gewesen sein, wenn die Goldsucher ihre Ernten nicht festhielien, und dennoch wurden im August mit vier Dam pfern nahe an 3 Mill, ausgeführt. Der Goldstaub steht hier 16 Doll. 25 C>. die Unze. Baareö Geld, an dem übrigens kein Mangel ist, wird bei größter Sicherheit mit 8—15 Proc. inonailich verzinst, größere Anleihen zu 6 Proc. monatlich. In diesem Augenblicke liegen wenigstens 500 Schiffe aller Nationen in unscrm Hasen. — Die Ueber- lan dein Wanderung wirb uns in diesem Jahre wenig sten- 50,000 neue Bürger bringen, wenn nicht noch einmal so viel; Venn ein Fünftel läßt sich gewöhnlich nur einschrciben. B e * m i f ch t e s. In Altona sind gegenwärtig die Geschenke auigestellt, die zur Verloosung zum Besten d e r A r m e e bestimmt^find. Sie bestehen auS 2750 Gegenständen der verschiedensten Gattungen, unter denen sich manche eben so durch künstlerischen Werth, wie andere durch ihren naiven Character auSzeichncn. Von idem Kiffen dek Prinzessin von Hessen (da», den dänischen Verwundeten gewidmet, durch eine Ironie de» Zufall» in die Hände einer deutschen Gewinnerin kam und von dieser den Schleswig-Holsteinern gegeben ward) bi» zu dem Säck chen mit Erbsen oder dem Fäßchen Butter hinab — «in Gewimmel von Fabrikaten und Kunstproducten! Auch originelle Anweisungen sind zu gewinnen: eine auf einen Schulvorsteher, der einen Knaben bis zur Confiruiation unentgeldlich ausbilden will; eine auf den renom» mitten Brauer Humbser, der täglich gratis ein Seidel seine» trefflichen Bieres verabreichen will. Tischlermeister haben daS Holz gespendet, au» denen die Gesellen nach Feierabend Geräthe ansertigten; junge Mädchen in den Pensionen haben Decken gestrickt. Diese 2750 Ge genstände bilden unter 12,000 Nummern die Gewinne. Schon haben es patriotische Bemühungen dahin gebracht, daß die schlcSwig-holstein« schcn Invaliden ruhig in die Zukunft sehen können. Jeder derselben erhält eine Pension unter derBcdingung, daß er ein Handwerk erlerne, das für seine körperliche Fähigkeit paßt. Ist die» geschehen, giebt men» ihm einen Vorschuß zur Errichtung eines kleinen Geschäfte«, und neben demselben bleibt ihm die Pension! — Der Allgemeinen Zeitung wird auS Neu York folgende hübsche Schilderung über Ankunft und Empfang Jenny Lind'» gemacht. Ihre Ankunft wurde von 30,000 Menschen erwartet. Die Vorlieb« der Amerikaner für dieselbe grenzt an Wahnsinn und cS ist beinahe lebensgefährlich für sie, ihren Gasthof zu verlassen. Bei dem Besuch der großen Druckerei deö Herald, in welcher stündlich 10,000 Exem plare gedruckt werden, welche bis auf 20,000 erhöht werden können, mußte die Polizei in Anspruch genommen werden, um die Rückkehr in ihren Wagen möglich zu machen. Die Beifallsbezeigungen in den Conccrtcn sind nicht mehr ein Jubel oder Geschrei, sondern ein wahre» Gebrüll, so daß die arme Dame, welche seit lange an Huldigungen aller Art gewöhnt ist, immer aufs Neue zitternd die Bühne betritt. Die Preise, welche für die BilletS theils in Auktionen, theilö durch Wiederverkauf» bezahlt werden, und somit auch der Ertrag der Con- ccrtc grenzen an'S Fabelhafte. DaS erste Conccrt brachte 35,000 Doll, (über 50,000 Thlr. Prcuß. Cour.) ein. Alle Ankündigungen, nicht allein von Modcwaarcn, als Hüten, Kleidern re., sondern von Speisen und Getränken, werden in Verbindung mit der Schwedischen Nachtigall gebracht, und Beefsteaks, Glaces, Purssch re. kn Jenny Lind finden sich in allen Straßen. Dabei scheut man sich nicht, ihr die abgeschmacktesten Schmeicheleien nicht allein zu sagen, sondern Sie können cS gedruckt lesen, daß Neptun aus Achtung vor ihrem Gesang« die Aequinoctialstürmc noch nicht habe eintretc» lassen und daß die in Havana drohende Revolution jedenfalls verschoben werden würde, bist sie von dort zurückgckchrt sei. Mr. Barnnm, welcher Fräulein Lind für Amerika cngagirr hat. übt über diearmc Damc eine solche Tyrannei au», daß sic in keinem Privatzirkel auch nur ein Lied singen darf; da gegen zeigt sich dieselbe in ihrer gewohnten großartigen Weise wohl- thätig und erkenntlich für die ihr zu Theil werdenden Ehren, und hat den Armen am ersten Tage ihres Auftretens bereits 10,000 Dollar zum Geschenk gemacht. In Paris versuchten neulich zwei junge Damen einen Selbst mord; doch brachten sic cS nicht ganz fertig. Kohlengeruch durchfüllt plötzlich daS ganze HauS; die verschlossene Zimmerthür, worin sich Beide befanden, wird schnell erbrochen; die ersten Blicke der Eintretendcn fallen aus ein Kohlenbecken, die zweiten auf Madame 8. und ihre Freundin, die fest umschlungen und ohne Lebenszeichen auf dem Bette liegen. Es gelingt, sie dem Tode zu entreißen. Und wa» hatte sie zu diesem verzwcifcltcn Schritte gezwungen? Richt» Geringe»: die Herren Gemahlc der beiden jnngcn Frauen hatten ihnen nicht erlaubt, einem Ball beizuwohnen! Wa» blieb ihnen da übrig?