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498 AuS Kassel vom 16. Ott. schreibt man der Deutschen Zeitung: Der Much unserer Bevölkerung schwillt mit l'evem Tage mehr, damit, aber auch zugleich die Muchlosig. keit Haynau'S, wovon unS gestern der deutlichste Beweis gegeben wurde. Als nämlich gegen 12 lihc Mittags die Mannschaft vor die Wohnung des Buchdruckers Hoffmann kommt, um die seine Druckerei besetzt hallende Wache ab zulösen, schließt dieser schnell die Hauslhür ab. Der Unter offizier meldet den Vorgang beim wachthabenden Offizier und dieser weiter. Darauf befiehlt Haynau, tue Thür mit Gewalt zu sprengen, doch Niemand ist dazu erbötig, und ist die Buchdruckerei seitdem srei. Hoffmann druckte die seit gestern in vergrößertem Format erschienene Hornisse. Dieser Vorgang dürfte, wenn Haynau nicht freiwillig die Wachen auS der Druckerei nimmt, jedenfalls Nachahmung finden, zumal den Soldaten dadurch ein großer Gefallen erzeigt wird. München, 16. Ott. Die diesen Nachmittag hier ver breitete Nachricht, daß die Beurlaubten des II. Armee corps einberufen seien, wurde mir diesen Abend auch von einigen in Militairangelegenheiten gut unterrichteten Per sonen milgetheiit und scheint somit begründet zu sein. Die demnach erfolgende Mobilmachung des ganzen II. Armee corps (das etwas über 30,000 Mann stark ist), dürfte wohl als erste Folge der in Bregenz stattgehabten Conferenzen zu betrachten sein. — 17. Ott. Seit diesem Morgen haben auch vier Schwadronen des hiesigen Kürassierregiments und das erste hier garnisonirende Infanterieregiment Marschbereitschaft erhalten. An die Garnison von Augsburg ist dieselbe Wei sung ergangen. Dem Nürnberger Korrespondenten wird aus Mün chen in Betreff derselben Nachricht geschrieben: Wohin der Marsch geht, erfährt man noch nicht; doch vermuthen viele Offiziere, daß das Regiment nach Fulda zu marschiren habe. Die Richtigkeit dieser Angabe sei vorerst dahingestellt, allein der Einmarsch bairischer Truppen in den Kurstaat erscheint nach dem halbofsiziellen Artikel, den die heutige Beilage der Neuen Münchner Zeitung bringt, als eine ausgemachte Sache. Von der hiesigen Garnison sehen auch zwei Bat terien Artillerie dem Marschbefehle entgegen. Sollte also die bairische Negierung sich wirklich in einen Bruderkrieg stürzen wollen? so hörte ich diesen Abend von vielen Sei ten mit banger Miene fragen. München, 16. Oct. Gestern wurde das Geburtsfest I. Mas. der Königin Marie, wie das Namensfest I. Maj. der Königin Therese auf die herkömmliche Weise feierlichft begangen. Unmittelbar nach dieser Feierlichkeit fand (12 Uhr Mittags) die festliche Eröffnung des Siegest hör es durch Se. Mas. den König Mar statt. Das herrlichste Wetter begünstigte diese Feierlichkeit. Sämmtliche Truppen der Garnison, sowie die Landwehr von München und Au nebst dem Veteranencorps, waren ausgerückt. Nach 12 Uhr begaben sich Se. Mas. der König mit Sr. Mas..dem Kö nig Otto von Griechenland zur Seite, begleitet von den sämmtlichen Prinzen des königl. Hauses und Sr. Hol), -em Prinzen Eduard von Sachsen-Altenburg, dann gefolgt von den General- und Flügeladsutanten, der ganzen hier anwesenden Generalität rc. zu Pferde aus der Residenz durch die Ludwigsstraße, und von da längs der alten Land straße zu den aufgestellten Truppenkörpern, um dieselben zu inspiciren. Ihre Mas. die Königin Marie mit Ihren königl. Hoheiten -er Großherzogin Mathilde von Hessen, geborn'en königl. Prinzessin von Baiern, zur Seite und der Prinzessin Luitpold gegenüber, folgten in einem sechsspännigen Wagen, während in andern Wagen die Damen und Herren vom Hofdienste sich anschlosien. Als Se. Maj. der König auf dem Rückwege zum Siegesthor wieder an dem Anfangs ¬ punkt der Aufstellung der Linientruppen angelangt war, richtete derselbe an die versammelten Truppen die folgenden Worte: „Mein verehrter Vater, König Ludwig, hat dieses Denkmal dem Heere errichtet. In deö Heeres Namen spreche ich demselben den innigsten Dank dafür aus. Dieses Werk ist dem Andenken an die Siege geweiht, die unsere Heere in verschiedenen Zeilen und Ländern erfochten. In drei Welttheilen haben Baiern muthig gestritten. Ueber ein Jahrtausend währt unseres Volkes Waffenruhm. Durch Vaterlandsliebe, durch Treue, durch strengen kriegerischen Gehorsam hat eö diesen errungen. Diese Tugenden sind ein heiliges Vermächtniß auf baierischem Boden: es soll unbefleckt auf unsere Nachkommen übergehen. Indem ich mich an die hier versammelten Truppen wende, rede ich zum gesammten Heere. Mehr als einmal hat Baiern dem Heere seine Rettung verdankt; vertrauensvoll spreche ich es aus: eö wird sie ihm auch künftig verdanken, erscheint der Tag der Gefahr!" — Auf ein von Sr. Majestät gegebe nes Zeichen begann nun der feierliche Act der Eröffnung des Siegesthoreö unter Tronrpetenklang und dem Schwin gen weiß-blauer Fahnen vom Thorbogen aus. Hier trat der erste Bürgermeister der Hauptstadt, Herr I)r. Bauer, vor und begrüßte Se. Maj. den König ehrfurchtsvoll mit einer weithin vernehmlichen Anrede, die damit schloß: „Doch, Eure Majestät, der Bürger, wenn auch begeistert von dem Siegeöruhme der Armee, wünscht und liebt doch nur den Sieg deö Friedens wegen. Doch sollte der Himmel an ders verfügen, so schwören wir, daß wir uns Mann an Mann um Eure Majestät schaaren und bairisch siegen oder sterben werden, im Fallen noch soll dann unser erster und letzter Ruf sein: ES lebe unsere geliebter König Maximilian II. Hoch!" Dieses Hoch wurde dreimal donnernd wiederholt; der König erwiederte hierauf: „Herr Bürgermeister, den Schwur, den Sie hier aussprachen, wiederhole ich Ihnen, auch ich will für mein Vaterland fechten, wenn eö die Noch gebietet, und für meine Baiern und braven Bürger leben oder sterben." Nun gab der König daS Zeichen zur Ueber- gabe der Schenkungsurkunde durch den Hofmarschall Sr. Maj. des Königs Ludwig an den ersten Bürgermeister Herrn Di-. Bauer. Se. Maj. der König Marimil »an brachte dann ein Hoch auf den königlichen Donator, seinen innigst ge liebten erhabenen Vater, den König Ludwig, aus, welches mit Begeisterung erwiedert wurde. Nachdem so die Ueber- gabe erfolgt war, ritten Se. Maj. der König mit Sr. Maj. dem König Otto, den übrigen Prinzen des königl. Hauses, und mit Allerhöchst ihrem Gefolge zuerst durch das Thor. Ihre Maj. die Königin Marie mit ihren königl. Hoheiten der Großherzogin Mathilde von Hessen und der Prinzessin Luitpold von Baiern folgten in ihren Wagen. Diesen feierlichen Augenblick der Eröffnung des Tho res verkündeten 50 auf einander folgende Schüsse auS Zwölfpfünder-Kanonen, die auf einer kleinen Erhöhung des Terrains westlich außerhalb des Siegesthores ausgestellt waren. Es war nahe 2 Uhr Nachmittags geworden. „Dem bairischen Heere" lautet die einfache Überschrift des herr lichen Thores, und als Repräsentantin dieses Heeres hatte nun die Besatzung von München und mit ihr die königl. Landwehr die Ehre, nach Ihrem Königl. Kriegsherrn zuerst durch das Thor ziehen zu dürfen. Mit dem Vorbeimarsch war die ganze Feier zu Ende. Karlsruhe, 18. Oct. Bei der gestern abermals er folgten Verlängerung des Kriegszustände s und Stand rechts auf weitere vier Wochen ist insofern eine Milderung eingetreten, daß etwa zu verhängende polizeiliche Strafen das Maß von acht Wochen Amtögefängniß nicht über schreiten dürfen. Begrenz, 15. Oct. Der Kaiser hat beule die längst erwartete Musterung abgchalten. Die Allgemeine Zeil.