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Menstag. Ar: 83. 22. Vctbr. 1850. Inserat, aller Art Mcri--ZeUimg.WZ Zeitung ang,i,»y>m«a Dieses Blatt erscheint Dienstags u. Freitags und testet vierteljähr lich 10 Ngr., wofür cs durch alle Postanstal- ten und Buchhandlun gen zu beziehen ist. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann Redaction, Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. - - - Aus dem Vaterlande. Dresden, 18. October. Der Sohn des Kaufmanns Lange, der in zwei Instanzen zum Tode verurtheilt war, ist zu zehnjäbrigcm LandeS-Gefängniß in Hubertuöburg be- gnadigt. — Der ebenfalls in die Maiereignisse verwickelte vormalige Abg. Ben feier auS Freiberg ist zu sechsjähriger ArbetlShauöstrafe nach Zwickau abgeführt worden. — Die königliche Familie wird heute das Som, -merhoflager in Pillnitz verlassen. Der König und die Kö nigin beziehen zunächst ihren Weinberg bei Loschwitz und Prinz Johann mit Familie daS GartenpalaiS inj Dresden, wo vor der Hand auch die Prinzessinnen Auguste und Amalie ihren Aufenthalt nehmen werden. Ueber daS Befinden deS Prinzen Albert gehen fortwährend nur günstige Berichte ein. Königstein, 17. Oct. Heute ist der letzte strengbewahrte Gefangene ,unserer Festung, der vormalige Oberstlieutenant Heinze, von hier abgeführt worben. Er ist zu lebcnö, länglichem Zuchthaus begnadigt. Es ist nun nur noch ein einziger Maigefangener hier, der Hauptmann v. Robr- scheivt, der bekanntlich seine Strafe hier verbüßt. — Am wohlsten befindet sich wohl der durch seinen Erceß gegen einen achtbaren Bürger bekannt gewordene Hauptmann v. Deutscher, dessen Strafe eigentlich nur in einem „Aufent halt auf der Festung" zu bestehen scheint. Daß er aber sogar außerhalb der Festung gesehen worden sei, wie^vielfach gesagt wird, glauben wir.nicht. ES beruht Dies wohl auf einer Personenverwechselung. (N. Dr. I.) Politische Weltfchan. Aus Schleswig, 15. Oct. Von bevorstehenden neuen Operaiionen unserer Armee gegen die Dänen ist nictuS zu melden, dagegen wird an der inner« Organisation derselben unausgesetzt und erfolgreich gearbeitet; dieselbe wird denn auch täglich stärker, da die ausgebildeten und eingeübten Mannschaften sogleich in die Neservcbataillone treten, von wo wiederum die Mannschaften zur Ergänzung der Linien, bataillone genommen werben. Auf diese Weise sind bereits daS 3., 6. und 15. Bataillon und das 1. Jägercorps, die besonders im Sturm bei Friedrichstadt gelitten, wieder in ihrer Kriegsstärke vollzählig; nur konnten die Offiziere noch nicht ersetzt werden. Für die nächste Woche wirb jedoch ein bedeutender Zuzug an gedienten Mannschaften und auch an Offizieren auö Preußen und Hannover erwartet. — Von den Dänen hört man, daß sie unausgesetzt an der Befestigung der von ihnen occupirtcn Linie arbeiten, fortwährendes Schanzen und Bauen von Blockhäusern; auch die Treene haben sie in diesen Tagen wieder durch Anlegung mehrer neuen Schleusen höher abgestauk, so daß dadurch im östlichen Theile wieder mehre Güler überschwemmt worden sind, woraus der Bevölkerung ein beträchtlicher Schaben erwächst. Im Innern wirihschaftet der Diktator Dillifch ganz furchnrlich; von allen Beamten, Predigern und Leh rern ist fast keiner mehr an seiner Stelle, sämmtlich abgesetzt und veitrieben und lauter dänische Creaiuren an bereit Stelle gesetzt, welche melstenS der deutschen Sprache gar nicht mächtig sind, geschweige denn darin den Gottesdienst und den Unterricht leiten können. Die deutsch gesinnte Bevölkerung in den Städten Schleswig, FlenSbnrg, Apen- rade, HabcrSleben, Husum und Tönningen lebt wie die Ge fangenen, die nicht aus ihren Wohnungen sich herauöwagey, lheiiö aus Furcht vor Mißhandlungen reS dänisch gesinnten Pvbelö, iheils aus Abscheu vor den eingesetzten Gewalt habern. Höchst ergötzlich ist Vas Manoeuvre der Dänen, um ihre Anhänglichkeit an Friedrichstadt zu zeigen, mit d?n Auffvderungcn zu Sammlungen für die Einwohner jener vernichteten Stadt. Dadurch will man sich Sympathien erwerben; daS ganze Mittel ist jedoch zu plump angelxgt, um den Einfältigste» zu täuschen. BiSjetzt sind außer den 3000 Nblhlrn., die der König und der Etaiörath Groß ge geben, noch keine 1000 Rblhlr. in ganz Dänemark zusam- mengckommen,, während die Sammlungen hier und in Hol stein weit mehr für jene Unglücklichen betragen, die in der Thal alles Mitleid und alle Theilnahme verdienen. — 17. Oct. Es sind in diesen Tagen etwas über 400 Ehrenzeichen an die Offiziere und Unteroffiziere der schleswig-holsteinischen Armee vertheilt worden, und zwar an erstere für 20- und 30jährige, an letztere für 8- und 16jährige Dienste. Das Ehrenzeichen der Offiziere besteht aus einem Kreuz aus blauer Emaille, welches für 20jährige Dienstzeit eine silbern? und für 30jährige eine goldene Ein fassung hat und an einem blau-weiß-rothen Bande befestigt ist. Das Ehrenzeichen der Unteroffiziere besteht für acht jährige Dienste aus einer silbernen und für 16jährige Dienste aus einer I5löthigen goldenen Schnalle, ebenfalls an einem Bande obengenannter Art befestigt. DaS erste dieser Ehrenzeichen ist für den Inhaber mit einer lebensläng lichen Einnahme von 4 Schill, per Tag, das letztere vÄl 5 Schill, täglich verbunden. Das Ehrenzeichen der Offi ziere wird honoris causa getragen. Altona. Bei der Anwesenheit Friedrich'» VII. in Schleswig kam cS an der königlichen Tafel zu einer inter essanten Scene, die für die gegenwärtige Situation deS Herzogthums bezeichnend genug ist. Der neuernannle Propst Mariens brachte einen Toast aus Schleswig auch „bas nur in der völligen Vereinigung mit Dänemark seiNeti heißesten Wunsch erfüllt sähe/' Der König und die ganze Gesellschaft erhob sich, nur zwei schleSwiger Senatoren (RaihSverwanbter Tbüren und der Deputirte Bürger Kauf mann Langenheim) blieben sitzen. Ihre besorgten Nachbarn, namentlich Etatsrach Schrader und ein hochstehender Ossi- zier, machten sie darauf aufmerksam, „daß Ve. Maj. selbst ausstehe und anstoße." Die Beiden erklärten «her, nie m einen Toast einstimmen zu können, der die feierlichen Ver sicherungen Er. Maj. offen Lügen strafe. (Const. ZH