Volltext Seite (XML)
4. Oclbr. 1850 «r. 78 Zeitung angenommen Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger nnd LandmaM : i Redaction, Druck und Verlag von Carl-Jehne in Dippoldiswalde. MS Inserate aller Art «erden mit 6 Pfen nigen für die dreimal gespaltene Petltzeile Freitag. Diese« Blatt erscheint — L ZW WetHertH-ZeMmg. s---L- Aus dem Vaterlands. Meerane, 28. Sept. Vor einigen Tagen hat der kiesige Schuldirector iVl. Mehl Horn in der Schule einen elf- bis zwölfjährigen Knaben, angeblich wegen Obstent wendung, gezüchtigt, und dieser Knabe ist vorgestern Abend gestorben. Man suckle die Ursache des TodeS in der Züch tigung und wurde deshalb gegen den Schuldirector sehr er- billert. Als nun gestern Nachmittags das Justizamt Vorder- glauchau zur Seclion des Leichnams hier sich einfand, war Vie Aufregung schon so groß, daß der Amtmann und der hiesige Bürgermeister persönlich den Schuldirektor durch die Menge begleiten mußten, die ihn mit Hohn- und Schimpf reden empfing. Bald darnach erschien auS dem Justizamie Hinterglauchau, welches die eigentliche Untersuchungsbehörde ist — bas Amt Vorderglauchau hatte nur die Seclion zu crpebiren — ein Actuar mit Landrichter und Beisitzern. Der Schuldircctor wurde nun wieder von dem vorderglau- chischen Annmann persönlich in das HauS begleitet, in wel chem baS Ams Hinterglauchau crpebirte, wobei sich daS Höhnen und Schimpfen erneuerte. Die Sektion wurde fort, gesetzt. Es soll sich dabei ergeben haben, daß der Knabe, an desscn'Körper man keine nur irgend erhebliche Verletzung entdeckt hat, lediglich in Folge eines Fiebers und eines Schlaganfalls und keineswegs in Folge der erlittenen Züch tigung gestorben ist. Nach beendigter Seclion wollte der hinterglauchausche Aciuar den Schuldirektor zu dessen Sicher heit mit nach Glauchau nehmen. Die versammelte Menge ließ aber nicht zu, daß Mehlhorn mit in den Wagen steige, sondern drang darauf, daß derselbe zu Fuße nach Glauckau gehe, und als Mehlhorn, begleitet von obrigkeitlichen- Per sonen, Bürgern und AmtS. und Polizcidienern, den Weg dahin antrat, wurde er, da ihn seine Begleiter nicht vor der Menge zu schützen vermochten, dem Vernehmen nach gemißhanbelt. Heute erwarten wir wieder daS Jnstizamt Hinterglauchau zur Ermittelung der Ucbelthäter. Auch wer ben wohl andere Maßregeln znr Erhaltung der Ruhe nicht auSbleiben. Wahrscheinlich wird man uns Militär senden. Politische Motiven hatten die gestrigen Auftritte nicht. Politische Weltfchan. Hamburg, 30. Hept. Seit mehren Tagen ist die Ar mee ausgerückl nnd vorgestern Mittag der Generalstab. Bis jetzt wissen wir nur, baß Friedrichstadt seil gestern Morgen 8 Uhr den ganzen Tug über bombardirt worden nnd 10 Uhr Abends das Bombardement noch fortwährte. Tonningen ist von zwei Eompagnien Holsteinern genom men und besetzt. In Lunden soll eine Abtheilung däni scher Gefangenen eingebracht sein. Auch bei Brecken- dorf soll ein Scharmützel stalkgefunden haben. (T.D.) — Nach einem in Altona curstrenden Gerücht wäre Friedrichstadt von den holsteinischen Truppen bom- dardirt und nach drei Stunden genommen worden. Rendsburg, 2d. Sept. Nachdem in den letzten Ta gen in umfassender Weise die dazu erforderlichen Vorkeh rungen getroffen worden, ist heute Morgen in der Frühe der Angriff auf Friedrichstadt unsererseits erfolgt. Von 7'/«—IO'/« Uhr Höne man hier in der Nähe der Festung den Schall des schweren Geschützes, daS diesseit und jenseir der Eider nach Friedrichstadt geschafft war, um die Bat terien der Dänen zu bemontiren und die Schanzen zu zer stören. Man hoffte, an diesem Ufer der Eider unsere Ka nonen und Mörser so aufstellen zu können, daß die vom Feind erbauten Schanzen von hinten beschossen und somit von der Stadt selbst wesentliche Beschädigungen abgewandt würden. Bis jetzt ist über den Ausfall dcS Gefechts keine Nachricht hier eingetroffen; man schließt indeß aus dem Aushören der Kanonade, baß Friedrichstadt von den Dänen geräumt sei. Wir haben bort in der Gegend eine genü gende Truppenstärke, um unfern Besitz, wenn man ihn ge nommen, gegen bas dänische westliche Flankencorps behaup ten zu können. Man darf nunmehr übrigens wohl mit Recht allerehestenS einen Angriff Seitens der Dänen auf der ganzen Linie erwarten. (H. N.) Hamburg, 30. Sept. (Abends 9 Uhr.) Die Hol steiner haben zwei Schanzen bei Friedrichstadt mit dem Bayonnet genommen und 14 vernagelte Kanonen erbeutet. Die Stadt soll cernirl sein. Die Besatzung von Tönningen, 150 Mann, iyurbe theilS niedergemacht, theilS gMAttt genommen. Hsjdy, 29. Sept., 3 Uhr Nachmittags. Die Schlacht hat um 8 Uhr Morgens begonnen und ist von der Batterie Christiansen eröffnet worden. Unsere Kanonenboote haben wacker dreingeschosscn. — Dänischer SeitS wurde um 10'/, Uhr Vormittags nach der Dithmarsischen Seite hin daS Feuer nur schwach erwidert. Die Hauplschanze der Dänen ist zerstört. — 5 Uhr. Friedrichstadt wird bombardirt und brennt. Eine zipeite Schanze der Dänen schweigt»— 7 Uhr. Der Lundener Postbote bringt Folgendes: Tönningen ist nach zweistündigem Kampfe, von zwei Compagnien der Unserigen gegen 1200 Dänen, besetzt worden. 54 Gefangene sind nach Lunden gebracht. Die Dänen sind nach Garding abgezogen. 10 Abends. Noch immer Bombardement, Vier ver wundete Dänen sind nach Heide eingebracht. Nach soeben eingegangcnen Berichten sind in Lunden 163 Gefangene, worunter vier Offiziere, eingebracht worden. ^D.-H.) Hamburg, 1- Oer. (Nachmittags 4 Uhr.) Bis jetzt fehlen noch alle officiellen Berichte vom Kampfplatze. Die Post auS Heide hat nichts Neues gebracht. Der Führer der Feldpost bencktet, baß die Besatzung: Friedrichstadt'- durch einen Parlementair aufgeforbert worden, sich zu ergeben, sie habe sich aber Dessen geweigert, General Willisen hat durch seine Position jeden Entsatz zu verhindern gesucht, und der Angriff auf Friedrichstadt soll erneuert werden. Frankfurt a. M„ 25. Sept. Die fremde Diplomatie am Kasseler Hofe hat sich nach Frankfurt übergesiedelt,