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Freitag. Nr. 48. 21. Juni 1850. TXcse« Blatt erscheint Dienstags ».Freitags unv kostet vierteljähr lich 10 Ngr., wofür es durch alle Postanstal ten nnd Buchhandlun gen zu beziehen ist. WeiMH-Zeitimg Inserate aller Art werden mit 6 Pfen nigen für die dreimal gespaltene Petltzetle berechnet und in allen Expeditionen dieser Zeitung angenommen. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. Verleger: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Redakteur: In Commission: Vr. I. Schladebach in Dresden. H. H. Grimm L Comp. in Dresden. Aus -em Vaterlands. Dresden, 16. Juni. Heule hielt die deutschkatholische Gemeinde dahier eine Versammlung im Saale der Stadt verordneten. Die Hauptgegenstände der Beralhung betrafen die Wahl eines Predigers und die Conzilbeschlüsse. Die Gemeinde wurde von einer eingegangenen Verordnung des Ministeriums des CultuS in Kenntniß gesetzt, wonach diese- die Bestätigung deS gewählten Predigers Ruf deshalb ab lehnte, weil dieser in den Versammlungen der freien Ge. meinden zu Dresden und Freiberg Vorträge gehalten und dadurch zur Störung deS Kirchenfriedens und zum Zwie spalt mitgewirki habe. Da man sich in der Verhandlung hierüber überzeugte, daß gegen diese Versagung der Bestä« rigung nichts zu thun sei, so wurde zu einer Neuwahl ver- schritten und Prediger Balitzki in Danzig mit 61 Stimmen gewählt. Zugleich war der VollziehnngSauSschuß gewählt und auS folgenden Mitgliedern zusammengesetzt worden: Wigard, Vorsitzender. Zu Dresden wohnhafte Mitglieder: Lehrer Galle, Kaufmann Wiechel. Auswärtige Mitglieder: Baltzer, Hofferichter, Stellvertreter Uhlich, Wolvemar Schmidt, Destillateur und Sladtrath zu Dresden. Wigard hob noch besonders hervor, daß es sich nicht um eine Ver schmelzung der beiden religiösen Richtungen, nicht um ein Aufgehen der einen in der anderen handele. Noch gedenken wir der Mittheilung deS Vorsitzenden, daß die Polizeibehörde nicht bloS die geselligen Zusammen, künfte der Deutschkatholiken, sondern auch deren Gemeinde versammlungen unter diejenigen Versammlungen rechnet, in welche die Polizei nach der Verordnung vom 3. Juni Ab. geordnete zu senken sich berechtigt hält. — Der Gencrallieutenant der Reiterei v. Schirn ding, während deS Belagerungszustandes Oberbefehlshaber der bewaffneten Macht, hat wegen überkommenen Dienst. Unvermögens seine Entlassung gefordert und dieselbe auch mit der gesetzlichen Pension und der Erlaubniß, die Gene- ralS-Uniform fort zu tragen, erhalten. — 18. Juni, Nachmittags. So eben bat die Polizei in den hiesigen Buchhandlungen „Dulon's Kampf um Völkerfreiheit" confiScirt. Weltfchau. Berlin. Die Verhältnisse wollen sich bei uns noch immer nicht so gestalten, daß sich einer vollkommen ruhigen Entwickelung der deutschen Frage auf dem betretenen Wege mit Sicherheit entgegensetzen läßt. Nachrichten aus Wien und Frankfurt versichern übereinstimmend daS Verharren Oesterreichs bei der unnachgiebigen Politik Schwarzenberg'S. Von der preußischen Regierung ist das Ultimatum gestellt, diesseits ist man nicht in der Lage nachzugeben, ohne die Union zu opfern. ES sind von diesen Gesichtspunkten aus auch deck preußischen Bevollmächtigten Instructionen zuge- sandt, worin selbst die Möglichkeit einer gänzlichen Ab brechung der Verhandlungen in Frankfurt und die Abreise der Bevollmächtigten vorgesehen wird. Man verhehlt sich hier keineswegs, wie nachtheilig daS fortwährende Schweben der Angelegenheit für die Union ist, und deshalb scheint man entschlossen, wenn die preußischen Bevollmächtigten in die Lage gebracht würden, sich ganz von Frankfurt zurück, zuziehen, bas Parlament zusammenzuberufen. — Neulich fiel ein junger Pole, Hr. v. Tomici aus Westpreußen, durch eine Schußwunde, muthmaßlich als Opfer deS Duells. Der Getödtete ist aus den Verhand lungen deS großen PolenprocesseS von 1847 bekannt, in welchen er als Theilnehmer an der Posener Insurrektion -- die MieroSlawöki'sche Instruction hatte ihn zum Di- striclScommiffar deS Schwetzcr Kreises designirl — verwickelt war. Auch als Adjutant MieroSlawSki'S wurde er in der Anklageakte bezeichnet. Daß er im Duell gefallen, wird vermulhet; Gewißheit ist darüber jedoch um so weniger vorhanden, al- man die Person deS andern Duellanten so wenig als der Zeugen kennt. Man weiß nin, daß der Getödtete vor Kurzem mit Jemandem einen Streit über politische und nationale Fragen gehabt und baß er am 15, Juni Abends, mit einer Nachlkarte versehen, die Garde- schützenkaserne, in welcher er, da er in dem Gardeschützen bataillon seiner Militairpflicht genügte, wohnte, verlassen hat. Gestern früh wurde er auf dem Wege nach Köpenick unfern dieser Stabt erschossen gefunden. Die Schußwunde ist eigenihümlich, indem die Kugel in die rechte Schläfe eingedrungen und dicht daneben über dem rechten Auge wieder herauSgegangen ist. Neben der Leiche lag ein Schnupf tuch. Hieraus, sowie aus dem Umstande, daß das Gesicht der Leiche vom Pulver geschwärzt war, schließt mqn, daß ein Zweikampf über das Taschentuch staltgefunbcn hat. — ES ereignete sich neulich hier, baß ein vornehmer Beamter, welcher beim Spazierengehen einen Blick in die „Constitutionelle Zeitung" geworfen hatte und darauf da- Blatt wieder in die Tasche steckte, von einem Konstabler mit den Worten angeredet wurde: „Geben Sie mir die Nationalzeitung heraus!" Der Beamte, ein sehr ruhiger und sanfter Mann, versicherte dem Konstabler vergebens, daß er die Nationalzeitung nicht bei sich habe. Der Kon- stabler behauptete, da- Blatt gesehen zu haben, und bestqnd darauf, eS confiSciren zu wollen. Wir wollen daS lange Zwiegespräch, welches sich hierauf entwickelte, nicht zpieder» holen; genüge eS, zu bemerken, daß der Konstabler nicht eher nachgab, bis er sich mit eigenen Augen von seinem Jrrthume überzeugt und noch obendrein Namen und Stand deS Angegriffenen erfahren hatte. Es lag dem Beamten mehr daran, zu erfahren, von wem der ungesetzliche Befehl auSgehe, die Leute auf offener Straße anzuhalten, als eine Scene mit einem Konstabler herbeizuführcn, der am Ende doch nur ein unschuldiges Werkzeug höherer Gewalten ist. MM>» V » ., l..tU .