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Schweidnitz. So eben erfahren wir, daß unsere Ar tillerie Befehl erhalten hak, sich zur schnellsten Mobilmachung bereu zu halten und mit Vervollständigung ihrer Kriegs- effec en auf das schleunigste vorzugehen. — Ein Theil unserer Handwerker, wie Seiler, Korbmacher, Schmiede rc. sollen zu diesem Behnfe eine Masse Arbeit zur fosortigen Anfer tigung erhalten, und die Artilleriemannschaflen die Anfer tigung von Patronen rc. vornehmen. — Ein allgemeines Gerücht spricht davon, daß über unsere Stadt wie- über sämmtliche Festungen an der österreichischen Grenze, als Glatz, Neisse rc. der Belagerungszustand verhängt werden soll. Von der Saale. Unsere Militärs hier sprechen von einem Kriege gegen Oesterreich und Baiern als von einer ausgemachten Sache. Und in der That deutet Alles bei uns jetzt wenigstens darauf hin, daß man dem Frieden nicht mehr traut. Bekanntlich hat man die Besatzung von Erfurt durch die Garnisonen von Naumburg re. verstärkt und die Glacis der dortigen Festung bereiiS von Bäumen befreit, und so eben soll auch der Befehl zur Mobilmachung unserer Landwehr von Berlin eingetroffen sein, welches Ge rücht auch dadurch an Glauben gewinnt, daß die Landrälhe die vom 24. Febr. 1834 datirte Verordnung „über daS Verfahren bei eintretender Mobilmachung der Armee zur Herbeischaffung der Pferde durch Landlicferung " plötzlich publicircn. Außer Zweifel jedoch ist, daß die Engpässe an der Saale neuerdinqS von höhern Militärs wiederholt in Augenschein genommen worben sind. (D.A.Z.) Greifswald. So eben geht uns die Miltbeilung zu, daß der zur Entscheidung beS Hassenpflug'schen FälsckungS- Prozesses festgesetzte Termin auf den 12. Ium o. I. falle. Prag, 28. Mai. Die Fortschritte, welchen die Cho lera in unfern Mauern macht, fangen an furchtbar zu werden; überall hört man von plötzlichen Todesfällen; in 3—4 Stunden rafft die Seuche die kräftigsten Naturen hin, ohne daß in den allermeisten Fällen eine wahrnehmbare Veranlassung aufzusinden wäre. Am 26. Mai starben 27 an der Cholera. Wien. Der Kaiser ist nach Warschau abgereist, nachdem sein Premier wieder von da zurückgekehrt ist, und den Kaiser Nikolaus nicht so gnädig gestimmt gefunden hat, als er- wartet worben war. Man kann auS dieser Reise deS Kaisers schließen, baß der Czaar die neuesten Bestrebungen Preußens mit wohlwollendem Ange bewachset. Die Mobil machung der preußischen Armee und die Armirung von preußischen Festungen wird hier als ein Drohmittel Preu ßens angesehen, unter dessen Eindruck es seine Pläne durch« zusetzen hofft. An Krieg ist dabei nicht zu denken; Oester, reich kann keinen Krieg gegen eine auswärtige Macht führen. Herzog und Schneider. Der Herzog Ernst der II. von Sachsen-Gotha und Altenburg, (geboren 1745 und an die Regierung gekommen 1772) war ein gar vortrefflicher Herr. In seinen Grund, sätzen war er streng, ernst und gerecht, aber gegen seine Nnterthanen war er ein Muster von einem Regenten. In seinen höheren Lebensjahren machte er eine Reise nach England, und da er gehört hatte, der General-Superintendent Storch zu Cranichfelb habe einen Bruder in London, der ein Schneider wäre, so ließ der menschenfreundliche Fürst ihn fragen, ob er nichts an seinen Bruder zu bestellen habe, er wolle eS ihm gerne auSrichlen. DaS hätte nun schon nicht jeder Fürst gethan, aber auch nickt jeder General-Superintendent hätte ein Päckchen mitgegeben. Nun, die Beiden kannten sich, und der Herr Storch wußte schon, daß er'S thun dürfe, und der edle Herzog fand'ö auch so in der Ordnung und nahm'S mit, AuS Lyrnau wird geschrieben: „ES bereitet sich bei unS ein höchst interessanter Prozeß vor. Ein gewesener Assessor in hiesiger Stadt, Cz..., batte durch seine Denun- riationen die Verhaftung vieler Unschuldigen verursacht. Die Untersuchung harte ihre Schuldlosigkeit herauSgestellt, nNd einer der verhaftet gewesenen 'ist nicht allein in kaiser lichen Diensten wieder angestellt, sondern auch noch befördert worben. Dieser, Vater von sieben Kindern, war 5 Monate verhaftet, und hat nun gegen den Denuncianten auf einen Schadenersatz von 10,000 Fl. C.-M. geklagt. Aehnliche Klagen sind gepen Cz... von den anderen in Folge seiner Angebereien Eingezogenen anhängig gemacht; überhaupt beträgt die Summe der auS diesem Grunde angesprochenen Entschädigungen über 20,000 Fl. C.-M. Vermischtes. In der Nähe von Winnweiler in der bairischen Pfalz macht seit einigen Tagen eine Somnambule viel Aufsehen, ein Mädchen von elf Jahren, Tochter eines Mcnnoniten in Potzbach. Nachdem sie schon langer an großer Erregbarkeit der Nerven litt, ist sie nunmehr alle zwei Tage regelmäßig dem Zustande del magnetischen Schlafs ausgesetzt, in welchem sie allerlei wunderbare Dinge über die Geister welt berichtet, von einer Wanderung durch Mond und Sonne ins Himmlische erzählt, sich selbst ihre Arznei in der Apotheke bezeichnet und später geholt hat, über entfernte Personen manche überraschende Aufschlüsse giebt, z. B. über den Nordpolfahrer Franklin, daß er beim Aussteigen auS seinem Schiff von einem Seebär zerrissen worden; Kranken Heilmittel anräth und ebenso den Neugierigen, wie den Aber gläubigen viel Stoff zur Unterhaltung giebt. Räthsel. — Die Erste enthält die Mittel zum Beißen, Die Andre enthält die Sachen zum Beißen, DaS Ganze hindert die Mittel zum Beißen, Zu kommen zu den Sachen zum Meißen. Getreide-Preise. Getrelde- Art. Dresden, den 27. Mai 1850. Meißen, den 1. Juni 1850. Radeburg, den 2S. Mai 1850. der Scheffel der Scheffel der Scheffel M. -re «As Korn. . 2 6 bis 2 10 2 5 bis 2 S 2 3 blS 2 10 Weizen. 4 — bis L 8 3 25 LIS 3 2S bis 4 5 Gerste. 1 25 bis 1 18 biS 1 20 1 -22 bi« 1 25 Hafers. 1 6 bis 1 1k 1 4 bi» 1 !kj 1 ItzbiS — — AIS nun der Herzog schon einige Wochen in London war, fällt ihm daS Päckchen an den Schneider ein, und er sagk zu seinem Kammerdiener: „Nimm daS Päckchen da und lrag'S zu dem Schneidermeister Storch hier mit einem feinen Gruß von seinem Bruder in Cranichfelb, und er wäre noch gesund. Hörst du, und auch einen Gruß von mir!" Der Kammerdiener geht und mochte denken: der Schneider hat da einen Briefboten gehabt, so hat er ihn auch nicht alle Tage! Item! er richt'S fein auS. Der Schneider Storch war nicht wenig betroffen, daß sein guter Landesherr einen Bries mitgebracht, und sag« zum Kammerdiener, er möge doch einmal ansragen, ob er nicht seinem lieben Landesherrn selber seinen Dank abstatten dürfe. Dem Herzog kam's curioS vor, baß er dem Schneider eine Audienz geben solle und fürchtete, die stolzen Engländer möchten darüber spotten und denkt; Du läßt dir ein neues Kleid anmessen, dann hat die Geschichte ein Echo. Erläßt-