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Bekanntmachung/ die Versammlung ter Stände de» Königreichs Sachsen zu «ne« ordentlichen Landtage tetreffend. Nachdem die auf Grund des provisorischen Wahlgesetzes vom 15. November 1848 gewählten Kammern, ehe noch mit ihnen ein definitives Wahlgesetz vereinbart worden, haben aufgelöst werden müssen, so haben Seine Königliche Majestät beschlossen, die nach H§. 61 folg, der Ver fassungs-Urkunde vom 4. September 1831 bestehenden Stände in derselben Zusammensetzung, in der sie zu dem außerordentlichen Landtage des Jahres 1848 versammelt waren, behufs der Berathung und Beschlußfassung über ein neues Wahlgesetz und einige andere, durch das Staatswohl dringend gebotene Maßregeln zu einem ordentlichen Landtage auf den 1. Juli dieses Jahres in die Residenzstadt Dresden einzuberufen. Allerhöchstem Befehle gemäß wird Dies und, daß an die Mitglieder beider Kammern noch besondere Misflvcn deshalb ergehen werden, hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. - Dresden, dm3 Juni 1850 Gesammtministerium. »r. ZschinSky. v. Friesen. Roßberg. Bekanntmachung, die Wiederaufhebung des Kriegsstandes in Dresden und Umgebung betreffend. Das Gesammtministerium hat beschlossen, den mittelst Bekanntmachung vom 8. Mai v. I. über die Residenzstadt Dresden und deren Umgebung im Kreise von drei Meilen verhangenen Kriegsstand wiederum aufzuheben, was hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Dresden, dm3 Juni I8SO Gesammtministerium. »i-. Ferdinand ZschinSky. Friedrich Ferdinand Freiherr v. Benst. Bernhard Rabenhorst. Richard Zreiherr v. Friesen. Johann Heinrich August Behr. Roßberg. Dresden. Die vorstehenden Kundmachungen und Ver- ordnungen unserer Regierung cheillen mir ihrer ungemeinen Wichtigkeit wegen wortgetreu mit; über die unter gleichem Tage erlassenen Verordnungen über daS Vereinsrecht und die Presse werden wir später berichten. — Man erzählt sich, be.r Generallieutnant v. Schirn ding habe seinen Abschied verlangt und erhallen, und der GeneraUieutnant Graf Holzen dorf habe abgelehni, den Oberbefehl ^u übernehmen. Doch überhebt die Aufhebung deö Belagerungszustandes die Regierung, einen neuen Ober- befehlshaber der bewaffneten Macht zu suchen. Löbau. Ter Redakteur des hiesigen „Posttllonö", F. Böltger, ist ausgewiesen worden. Während er be schäftigt war, seine Angelegenheiten zu ordnen, uuv das von ihm verwaltete Geschäft seiner Prinzipalin zu übergeben, wodurch sich seine Abreise um einige Stunden über die bewilligte Frist verzögerte, erschienen bei ihm 8 Mann Polizei und schafften ihn inS Gefängniß. Am andern Morgen ward er von 2 Genödarmen auf der Eisenbahn über Dresden und Leipzig an die sächsische Grenze gebracht. W e l t s ch a n. Berlin. Aus Warschau sind jetzt Nachrichten von höchstem Belang und mit den. günstigsten Aussichten für die Erhaltung des Friedens eingelroffen. Der Kaiser Von Rußland hat sich aufS entschiedenste gegen einen Krieg zwischen Preußen und Oesterreich erklärt und für den Fall der Hcragsbeschwörung eines solchen durch Oesterreich Andeu tungen gemacht, die den Fürsten Schwarzenberg im höchsten Maße verstimmt zur Abreise vermocht haben. Diese auS der unmittelbarsten Quelle nach Berlin gelangte Meldung ivirb noch von Details begleitet, welche auf die innigsten Beziehungen zwischen dem Prinzen von Preußen und feinen kaiserl. Verwandten schließen lassen. — Die unterm 26. Mai d. I. an das Kriegsministe- rium erlassene Cabinelöordre, welche die theilweiie Mobil- machung ter Truppen und die Armirung der Festungen befiehlt, sängt mit den authentischen Worten an: „Zur Abwehr eines Angriffs von Süden oder Westen', und nimmt dann Bezug auf die gegenwärtige politische Lage Deutsch lands, um die Rüstungen zu motiviren Wenn hiernach die Seite angcdcutet ist, von welcher Preußen Feindselig- leiten befürchten zu müssen glaubt, so scheint, nach einer andern Mittheilung, der Beweggrund der Rüstungen gewich tiger Art zu sein. ES verlautet, daß der Finanzminister in der Sitzung des StaatSniinisteriumS, in welcher diese Angelegenheit beralhen wurde, sich gegen die Rüstungen erklärt und hervorgehoben habe, sie würden auf den CourS der neuen Anleihe einen nicderdcückenden Einfluß ausüben. Dessenungeachtet wurden die Rüstungen beschlossen und sind bereits in vollem Umfange im Gange. Magdeburg, 31. Mai. Die bereits gemeldete Mo bilmachung unserS Armeecorps ist heule schon mit Maßregeln verbunden worden, die unsere Bevölkerung in nicht geringes Staunen versetzt. Seil heute früh sind 250 Zimmerleute und Pioniere damit beschäftigt, die prächtigen Glacis ihres Schmuckes zu berauben; auch hat man bereits angefangen, die Palissadenhäuser deö ersten RaponS abzu- rechcn. Der Artillerie ist Ordre zugegangen, sich in acht Tagen zum Marsch fertig zu halten; wohin? DaS weiß man »och nicht; jedoch glaubt man, daß sie nach dec böh, mischen Grenze kommen werde. Erfurt. Bei der eingetretenen Armirung der hiesigen Festung wlrd eS so streng genommen, baß im Fcstungürayon keine Schult- und Düngerhaufen über einen Fuß hoch ge- duldet werden. — Zwischen Erfurt und Torgau ist in ver schiedenen Ortschaften für die nächste Zeit starke Einquar- tierung angesagt. Es scheint dies die Nachricht von Berlin zu bestätigen, daß in diesem LandeStheile ein preußisches Corps von 50—60,000 Mann sofort ausgestellt werben soll. Von der Oder. Die Kriegsrüstungen im Bezirk des 6. ArmeecorpS (Ober- und Miltci.schlesien) fangen an in eine ernste Phase zu treten. Die ursprünglich zur Land- webrartillerieübung bestimmten Leute sind wie immer schon seil längerer Zeil einbeordcrt; gestern aber gingen plötzlich Befehle an andere, früher nicht einberufene Mannschaften ein, sich binnen zwei Tagen in BreSlau zu stellen. Bei der Landwehrcavallerie werden den Eigenihümcrn der bczüg, lichen Pferde dieselben nach der Dauer der Uebung (ge wöhnlich 14 Tage) postnumerando vergüligt. Jetzt sind sie ihnen bereits voraus völlig abgekaufl worden. Ebenso wurden neulich in Glogau eine Menge Militärpferde aus gesucht und angrkaust. Desgleichen haben mehre znver« lässige Unteroffiziere von der Landwehr die Anzeige erhalten, daß sie zur Stabswache auSersehen seien und sich daher im Falle einer Mobilmachung bereit halten sollen, ihrer ehren vollen Bestimmung zu folgen. Ob diese nicht mehr wegzu leugnenden Rüstungen in einen wirklichen Krieg übergehen werden, wem sie gelten? DieS ist zweifelhnfl. Vom geo graphischen Standpunkte auS betrachtet, scheinen sie gegen Oesterreich Front zu machen, welches uns allerdings schon längst durch seine Truppensammlungen in Böhmen provocirt hak und jetzt fortwährend durch seine deutsche Politik provocir t