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Diese»Blatt erscheint Ktisriat» aller Art WMWeißcriH-AeitMa.-EM -tu zu beziehen ist. Zeitung angrnomipe». Em unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Sandmann. Verleger: Earl Zehne in Dippoldiswalde. Redakteur: 3u Eommlssio«: vr. I. Schladebach in Dresden. H. H. Grimm L Comp. inDreSde». Aus dem Vaterlande. * Dresden. Das verabscheuungSwütdlge Attentat auf den König von Preußen, diese Thal eines TollhäuS- lerS, hat auch hier in allen Kreisen Entrüstung und Schmerz wachgerufeu. Ebenso stark aber ist die Entrüstung über Vie nichtswürdige Perfidie, mit welcher gewisse preußische Blätter, unter ihnen vorzugsweise die Kreuzzeiiung und die deutsche Reform, dieses Attentat auSzubeutcn suchen, um dasselbe als eine, wenn nicht direkte, doch indirekte Frucht demokratischer Bestrebungen darzustellen. ES gehört eine sehr freche Slirn dazu, bei einer derartigen Schrecklhai, unter dem Eindrücke der ersten Verwirrung, einer ganzen großen Partei eine Mitschuld aufbürden zu wollen, ohne daß dafür irgend ein bestimmtes Anzeichen vorliegt. Denn baß der Thäter ei» eifriger Demokrat, behaupten bis jetzt erst unerwiesen jene Schmähartikel, während andrerseits, vielleicht mit nicht stäc« lerer Begründung, behauptet wird, er sei arger Pietist und Mitglied beS Treubundes. Ebensowenig ist bis jetzt er wiesen, daß Seseloge bei seiner Verbafiung den Ruf: „ES lebe die Freiheit!" babe erschallen lassen, was die deutsche Reform erst am dritten Tage nach dem Attentat erfahren zu haben scheint. Und gesetzt, baS wäre geschehen — ge setzt selbst, der Verbrecher hätte sich zur demokratischen Partei gehalten, könnte und dürfte man deshalb dec Partei zur Last legen, was der Einzelne verschuldet? ES giebt unter den Geistlichen Tartüffe'S und Jesuiten, unter den Kauf leuten falsche Bankrottirer, in jedem Stande nichtswürdige Subjekte. Wie würbe eS gefallen, wenn man jene Grund sätze der Mitbetheiligung auch in diesen Fällen, wenn man sie auf die Mitglieder der Kreuzzeiiungsparlei selbst ver wenden wollte?! Soweit bis jetzt die Sachlage sich über sehen läßt, ist Sefeloge geistig befangen und zerrüttet; auch der geh. Medizinalrath Or. CaSpar in Berlin, eine Au torität auf dem Gebiete der gerichtlichen Medizin, soll ihn offiziell für geistesgestört und unzurechnungsfähig erklärt haben. Eine derartige Thal, eben so verbrecherisch, als dumm, kann eben auch nur ein Geistesschwacher vollsührt haben; das sagt sich jeder Unbefangene selbst! DaS Bcgräbniß deS hochverehrten Vr. von Ammon, dessen Hinscheiden ein Eceigniß ist für die evangelische Kirche, war, wenn immerhin auch von reger Theilnahme, doch nicht in dem Maaße begleitet, alS man eS, ungeachtet deS Wunsches der Hinterbliebenen, daß dasselbe möglichst einfach und prunklos stattfinden möge, hätte erwarten dür fen. Nur eine herrschaftliche Equipage, die deS Herrn v. Lüttichau, schloß sich dem Zuge an. Stadtrath und Stadt verordnete waren würdig vertreten, aber auS der Mitte der Bürgerschaft selbst war keine Theilnahme zu spüren. Neu gierige Weiber und Kinder — daran fehlte eS, wie gewöhn, lich bei solchen Anlässen nickt; das ist aber doch noch keine Theilnahme, und man sollte doch meinen, ein Ammon hätte solche auch in wettern Kreisen sich wohl verdient und wer ihn ehrte auf dem letzten Etange, der ehre sich selbst! Auch daß der Nachfolger deS Verewigten nicht im priester lichen Ornate dem Zuge sich angeschlossen, fand man unö scheint, mit Recht — auffällig. UnserS Wissens ist daö Erscheinen im Ornate bei öffentlichen, religiösen Feier lichkeiten den Geistlichen sogar vorgeschrieben. Daß man die Tagsatzung der deutschkatholischen und freien Gemeinden in Leipzig durch fortgesetzte Ausweisüngen zur Auswanderung nach Köthen gezwungen, daß — nach, dem schon vorher die Vereinigung zu Stande gekommen, jedenfalls nur weil das Drängen der Behörden zu einem Entschlüsse drängte; sonst wären wahrscheinlich viel euro päische Reden gehalten und Nichts erzielt worden — baß die Versammlung auch in Köthen auf preußische Weisung aufgelöset worben, hat hier selbst in Kreisen, die diesen Be- strebungen nicht eben hold sind, schmerzlich berührt. Man meint, daß durch dcrariige Maaßregeln leickt daS Gegentheil deS beabsichtigten Erfolgs erzielt werden und die Theilnahme an den freien Gemeinden wachsen werde, und man hält es nicht für zweckmäßig, in jetziger, keineswegs gänzlich be ruhigter Zeil einen MeinungSkampf auf religiösem Gebiete zu entzünden oder dock mittelbar zu nähren. Seit langen Jahren weiß man sich auch hier nicht so vieler und so heftiger Gewitter zu entsinnen, als tn diesem Jahre. Schon mehrfach haben dieselben auch bei uns in Dresden eingeschlagen (namentlich scheint es auf die Brau häuser abgesehen zu sein), glücklicherweise dock, ohne erheb lichen Schaden anzurichten. Dresden. Die Maiangeklagten Vergolder Tempel und Schneidergeselle Hahn, beide von hier, sind zum Tode, und zwei andere, Auflader Janke von hier und Schuh mackergeselle Fischer aus Hannover, zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe verurtheilt worden. — In LeiSnig sind die Lehrer Heinrich und Mooßdorf zu zweijähriger, und der ReiiiamtS-Schreiber Ludwig Ackermann zu sechs jähriger Zuchthausstrafe verurtheilt. HennerSdorf, 26. Mai. Nachdem der Blitz im Jahre 1847 in die hiesige Kirche geschlagen und, neben mehreren Beschädigungen nm Thurme, die Decke und Orgel der maßen getroffen hatte, daß beide einen Neu-Bau nöthig machten, wiederholte sich derselbe Fall schon in dem folgenden Jahre, obwohl in verminderter Weise. Als nun hierauf die Kirche mit einem Blitzarbeiker versehen wurde, glaubte man sich vor ähnlicher Gefahr gesichert zu sehen. Da schlug heute, bei einem seit Menschengrdenken noch nie so heftig gewesenen Gewitter — während deS Nachmittags-Gottes dienstes, eben als der Prediger am Altäre einen biblischen Abschnitt verlas — der Blitz abermals in unsere Kirche, glücklicherweise jedoch in den Blitzableiter, und obwohl ein Strahl an einer Stütze desselben durch die Decke drang, und sich an derselben über die ganze Kirche perbreirrte, so