Volltext Seite (XML)
Nr. 27 Ans dem Daterlande. Dresden. Das Ministerium der Justiz bat folgende Bekanntmachung unterm 25. März veröffentlich!: Da wahrzunehmen gewesen ist, daß bei Gerichtsbehörden zuweilen .pflichtwidrige Mittheilungen amtlicher Beschlüsse und solcher Gegenstände, welche Geheimhaltung erfodern, vorkommen, so findet das Ministerium der Justiz sich veranlaßt, die Beobachtung pflichtmäßiger Verschwiegenheit, welche nicht nur allgemeine Oblie genheit eines jeden Angestellten, sondern auch für Staatsdiener in H. 6 des Gesetze-, die Verhältnisse der CivilstaatSdiener betr. vom 7. März 1835, besonder- vorgeschrieben, und deren Verletzung in Art. 323 des Criminalgesetzbuchcs mit Gefängnißstrafe bis zu vier Monaten oder verhältnißmäßigcr Geldbuße bedroht ist, hiermit in Erinnerung zu bringen und zugleich den Gericht-Vorständen die sorgfältigste Be aufsichtigung ihrer Untergebenen in diesem Punkte anzuempfehlcn, mit der Bemerkung, daß bei vorkommenden Pflichtverletzungen der gedachten Art gegen die Schuldigen aufsichtswegen nach Art. 326 des CriminalgesetzbucheS und beziehentlich nach den einschlagenden Be stimmungen des Gesetzes vom 7. März 1835 cingeschritten werden wird. Dresden. Der vurch den verstorbenen vr. Klose aegrünbele Kranken-Hülfs-Verein bierselbst hat seinen 13. Jahresbericht ausgcqebeii. Die Geflimmtzahl derjenigen Personen, welche die Anstalt durch jährliche Geldbeiträge zu unterhalten pflegen, beträgt 29, die Zahl ber Subscribenlen, d. h. solcher Personen, welche wöchentlich 6 oder 10 Pfennige entrichten, um für Erkrankungssälle den Vocrheil der ärzt lichen Behandlung in eigener Behausung und Versorgung mit Arzneimitteln zu genießen, belief sich im vergangenen Jahre auf 114 Die Einnahmen des Vereins betrugen im abgelaufenen Rechnungsjahre 738 Thlr., die Ausgaben nur 196 Thlr., so daß sich ein Casscnbestand von 542 Thlrn. vorfindet. — Der hiesige Abvocat Blöde, wegen Betheiligung an den Maiereignissen in Untersuchung und auf Hand- gelöbniß auS der Hast entlassen, ist durch das erste Er- kenntniß zu zehnjähriger Zuchthausstrafe verurtheilt, hatte sich aber bereits seit ein paar Tagen von hier entfernt. Die in der Umgegend, unter anderm in Meißen, veran stalteten Nachforschungen nach ihm haben indessen zu keinem Resultate geführt; vielmehr wird er bereits steckbrieflich verfolgt. — Die für den zweiten Osterfeiertag angesagle „Erbauungsstunde" der vor einiger Zeil hur gebildeten Freien christlichen Gemeinde ist von der Behörde aufgehoben worden. Die Versammlung Hai sich in aller Ruhe und Ordnung getrennt. — Die Eröffnung der In dustrie-Ausstellung in Lei zig wird am 8. April stattfinden. — Dresden, 28. März. Heute fand die zweihundert, jährige Jubelfeier der hiesigen sogenannten Böhmischen oder Hussitengemeinde statt. In der freundlichen, festlich gesckückien Johanniskirche in der Pirna'schen Vorstadt hielt der Pastor der Gemeinde, 84. Kummer, über I. Kor. 11, 23 sg. eine angemessene Predigt, indem er das zwei hundertjährige Bestehen der böhmischen Erulantengemeinde im Lichte der Einsetzung des Nachtmahls betrachtete. ES ist aber diese böhmische Erulantengemeinde gewissermaßen Verleger: Earl Jehne in Dippoldiswalde. Nedacteur: 3» Commission: vr. I. Schladebach in Dresden. H. H. Grimm L Comp. inDreSdem Freitag. . Nt. 27. 5. April 185^. -Diese- Blatt erscheint 3 »slVnte alter Art durch alle Postunstal- I IHM, I UMD^ 5 HR, U UUUMMUM berechnet und in allen tenund Buchhandlun- dieser gen zil beziehen ist. » Zeitung angenommen. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. ein historisches Denkmal gewesen. Als nämlich nach der Schlacht am Weißen Berge 1620 in Böhmen daS katholische Princip zur Herrschaft gelangte und über die Protestatttm daselbst die Zeit der religiösen Verfolgung hereingebrochen war, wendeten sich 1639 Viele derselben nach Sachsen, namentlich auch hierher. Im Jahre 1650 wurde ihnen die 1519 begründete kleine Begräbnißcapelle auf dem Johannis- kirchhofe zur Abhaltung deS Gottesdienstes in czechischer Sprache eingeräumt und symbolisch am Grünen Donnerstage dieses Jahres die erste AbendmablSfeier von ihnen darin begangen. Ihre jetzige Gestalt erhielt die JohanuiSkirche in den Jahren 1788 und 1795. In dem KriegSjabre 1813 war sie Vie einzige von den Dresdner Kirchen, welche nicht zu kriegerischen Zwecken verwendet worden war, und eine Zeit lang konnte für die gesammte Einwohnerschaft Dresdens bloö hier noch Gottesdienst abgehalten werden. Bis vor ungefähr fünfzehn Jahren wurde in der genannten Kirche abwechselnd auch in czechischer Sprache gepredigt, und der Cantor der Gemeinde batte die Verpflichtung, den Kindern der Erulantengemeinde in dieser Sprache Unterricht zu er- tbeilen. Beides hat jedoch aufgehört, indem die Zahl der Mitglieder derselben bis auf wenige Personen herabgesunken ist, weshalb man auch schon vor mehreren Jahren an die Auflösung der Gemeinde gedacht hat. Der letzte wirklich czechische Pfarrer war der durch seinen mystischen Partiell» lariSmuö und sein Conventikelwesen berüchtigte Martin Stephan, welcher bekanntlich mit dem größten Theile seiner Anhänger in der ersten Hälfte deS vorigen Jahrzehentö, nach Nordamerika auSgcwandert ist. Freiberg. Die hiesige Bergakademie gedenkt den hun dertsten Geburtstag deö berühmten Werner in würdiger Weise zu feiern Jetzt ist eine öffentliche Einladung zur Theilnahme an dieser Festlichkeit erschienen. Sie lautet: Hundert Jahre sind verflossen, seit Abraham Gottlob Werner ge boren ward, ein Mann, dessen Ruf sich weit über die Erde Hin ver breitet hat. Freiberg war der Mittelpunkt seiner Thätigkrit, der Bau der Erde der Gegenstand seiner Forschung. Hundert Jahre find nur ein kleiner Zeitraum in der Geschichte der Erde, aber diese hundert Jahre sind ein sehr großer geworden in der Geschickte der Wissen schaften, welche die Erde erforschen. Auch Freiberg hat'seinen Theil zur Ausbildung dieser Wissenschaft beigetragen, und die Schüler Wer ner'- sind in alle Theile der Erde ausgezogen, „um die Natur in seinem Namen zu befragen". Gin wissenschaftliche- Netz hatte sich über die Erde gespannt, dessen Mittelpunkt eine Zelt lang Werner war; auch nach seinem Tode hat Freiberg nicht aufgehört, in solchem Streben zu beharren und ist durch die Natur seiner unterirdischen Schätze eine Art Mittelpunkt geblieben für die bergmännische Welt. Man möge e« darum Freiberg nicht verargen, wenn r» jetzt, sich seines Werner erinnernd, am 25. Sept. I85V den hundertsten Jahrestag feiern will. Beauftragt von einer großen Zahl der Verehrer Werner « in unserer alten Bergstadt, haben wir es unternommen, zu einer solchen Feier einzuladen, nicht nur die Schüler Werner'«, sondern alle Zöglinge der Freiberger Bergakademie und überhaupt alle unsere bergmännischen Bcrufsgenoffen. Da« Fest soll am Abende de- 24. Sept, mit einer Vorfeier am Grgbe Werner'« beginnen, am folgenden Tage dir Haupt feier stattfiuden und Gelegenheit bieten zu einer Vereinigung lang und weit getrennter Studiengenoffcn, zur Erinnerung an die einzelne« LebenSperiaden der Bergakademie und zu gegenseitigen Mittheilungcn