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Befähigung Mß Ehrenhaftigkeit in seinen frühem wie in se.ikM setztgett Wirkungskreise weiß, ist seine Wahl zum erM'MttpräsivkNlen al- eine glückliche zu, bezeichne«, ganz abgesehen davon, datzben mit Preu-tn verbunden«» Neinern StNtner» durch diese'M»hl ein CMpltiMrr genntchk wird, dessen stch diese wohl fteucn werden. Hauptsächlich auS diesem letzten Grunde scheint auch die Berufung des Abg. Grafen v. Colms.Laubach zum zweiten Vicepräfidenten beliebt worden zu sein. Grftrrt. In der heutigen Sitzung des Volksdausts wurde Simson mit 98 von j»72 Stimmen zum Präsidenten gewählt. Fürst Hohenlohn erhielt Sgl. Bovelschwingb 9 Stimmen. Erster Viccpräsibcnk ist von Schenck mit 97, Rüder aus Oldenburg zweiter Vicepräsidenk mit 101 Sr. Der Görlitz'sche Proceß.*) Die erste Woche des Görlitz'schen ProcesseS liegt hinter unö. Wir wollen von Glück sagen, wenn er i« den beiden folgenden, also bis Ostern, beendigt' ist. 30 Zeugen sind bereits abgchört, darunter freilich' dir wichtigsten, abcr85 sind noch abzuhörcn, und auch von jenen werden gar manche, namentlich die Hauptzcugen, wie der Gras selbst und seine Diener, noch LftsrS vernommen werden. Dann kommen die Gutachten der Techniker, der Acrztc und Chemiker, worunter bedeutende Autori tät^, wie Bischoff, Liebig, Merk re., das Verhör der Angeschuldigten, die Debatten des Staatsanwaltes und der Vcrtheidiger, das Resumv dxS Präsidenten, das Verbiet derGcschworncn re. — welche ungeheuere Pfaffe noch zu bewältigenden Stoffes Immer aber ist der Proceß, der das Asfisengcricht schon ungefähr 40 Stunden lang beschäftigte, so weit vorgerückt, daß eS nicht unangemessen erscheint, einen Rückblick darauf z« .Herfen; wenigstens ein vorläufiges Urtheil über diesen schauerlichen und geheimnißvollcn Fall darf man sich schon jetzt erlauben. Einiges, was sein «nd was nicht sein kann, ist uns bereits klar geworden. ES steht fest» dafür liegen zu viele Beweise vor und stimmen alle Aussagen überein, daß der Haupthecrd deö Brandcö in dem untern Thcile des SchrrtbpulteS war, Laß dieses von unten nach oben brannte; hierüber ist auch nicht der mindeste Zweifel, damit aber zugleich auch die Ansicht beseitigt, wenn sie noch irgendwo bestehen sollte, daß die Gräfin am Schnibpulte sitzend cingeschlafen und so, etwa durch ein Licht,-daS sie zum Siegeln eines Briefes gebraucht und daS den Brand veranlaßt hätte, verunglückt sei. ES ist Dies rein unmöglich, denn die Gräfin ist nicht von unten nach oben, wie das Feuer ging, verbrannt, sondern der untere Körper gerade unversehrt nnd sie nur von der Herzgrube auf wärts verbrannt und verkohlt; der Brand an der Leiche ist von oben nach unten, der Kopf ist am stärksten verbrannt und so abwärts immer weniger, bis er unter terHerzgrubc ringsum ziemlich gleichförmig ganz mlfhört. Allerdings deutet Dies sehr darauf hin, daß die Gräfin cr- Mdwet und dann über ei» Feuer gehalten**), und oben, wo wohl die Sparen des Mordes sich befanden, an Kopf und Hals namentlich, verbrannt, zuletzt das Schrcibpult angezündct wurde, um die Meinung eines unglücklichen Zufalls zu erzeugen. Auch stand daS Pult noch in vollem Brande, die Leiche war aber schon am Kopfe, mit dem sic nicht gegen daS brennende Pult, diesem auch gar nicht so nahe lag, verkohlt; — Wie hätte DaS durch dieses Feuer geschehen können ! Die (Überzeugung, daß ein Verbrechen begangen worden, steht also wohl ziemlich allgemein fest; denn die Annahme der Selbstverbrennung von snnen heraus dürfte kaum noch Anhänger finden; wäre sic auch auf *) Unser« Lesern wird der Gegenstand dieses Proceffes Wohl noch qtis j-ein Jahr« 1847 in Erinnerung sein. Wie geben dieses Resumo vkt Men Verhandlungen.nach der .deutschen Zeitung", ohne für jetzt wenigsten« noch die Ansichten ganz thcilen zu können, »nd werden daüUt s. Z. fortfahren. Die Neoaelion. ") Einer der Zeugen hat auch eine Zeit lang dicken Rauch au« einem der Schornsteine steigen sehe». ' ' - Die Getrennten. Novelle von Theodor Mügge. (Fortsetzung.) Nach einigen Augenblicken kam Grimnitz, von Seiler begleitet, und während der nächsten halben Stunde hatte AUtvm'e Gelegenheit, seine Vorzüge in der Unterhaltung fbnnrn zu lernen. — Grimnitz schien Gefallen daran zu finden, kk blieb bei dem Fräulein fitzen, welche wohl die geheimen ÄeMssihen Blicke mancher Anderen über diesen Vorzug be. Atetr^. — Sie lächelle darüber» denn sie sagte sich, daß sie solche Weise möglich, was nicht denkbar, so bliebe iS doch rein unbe greiflich, wie die Gräfin mit ihrem brennenden Kopfe daS Pult sollte angezündct und dann wieder mehrere Fuß davon in anderer Richtung, parallel mit dem Pulte, auf dem Boden gelegen haben? Nimmt man aber, wie man kaum anders kann, Mord und Raub an, so liegt wieder gegen Niemanden auch nur der entfernteste Schein des Verdachtes vor, da von allen Personen, von denen die Rede sein könnte, das rrlibi er wiesen ist, als gegen den allein bei der Gräfin im Hause befindlichen Bedienten Johann Stauff, gegen welchen die Jndicien allerdings sehr stark sind. Am Klarsten und Bestimmtesten über daS ganze unglück liche Ereigniß und alle damit in Verbindung stehenden Verhältnisse deponirte bis jetzt der Kammerdiener deS Grafen, Friedrich Schiller. Dieser schon ältere Mann, verheirathct, Vater mehrerer Kinder, seit 18 Jahren (1834) im Görlitz'schen Hause, war am Nachmittage deS Uir- glückStagcS, zum Theil noch auf Zureden des Johann Stauff, der nö- thigenfalls am Abende seinen Dienst zu versehen versprach, mit seinem Söhnchen nach dem ^/i Stunden von Darmstadt entfernten Dorf» Ebcrstadt spazieren gegangen. Unterwegs im Walde überfiel ihn, wa8 sonst nie bei ihm der Fall war, eine bange Ahnung; er dachte, da auch- die Köchin einen Spaziergang nach der eine Stunde entfernten Lud wigshöhe gemacht hatte, wenn Stauff den Grafen mit dem Kutscher bei Hofe abholt, so ist die Gräfin ganz allein im Hause und cS kann ihr Etwas zustoßen; cS war ihm, als wenn eS ihn mit den Haaren hcimzöge. Nur den angelegentlichsten Bitten seines Söhnchen, dem er doch die Freude nicht verderben wellte, gab er nach nnd setzte seinen Weg fort; doch die „Anwandlung", wie er sagte, kam ihm zum zweiten Male, und er stand noch mehr in Versuchung umznkehren, als es den Bitten deS Söhnchens abermals gelang, den Vater zur Fortsetzung seines Spazierganges zu bewegen. Es istDicS ein merkwürdiger Um stand, denn gerade um diese Zeit, zwischen 4 und 5 Uhr Nachmittags, muß die unglückliche Gräfin ermordet worden sein, da Stanff, von'der Begleitung deS Grafe» ins großherzoglichc Palais zurückgckehrt, jetzt ganz allein mit der Gräfin im Hause war, indem auch der Kutscher fortgegangen war, einem Musikvcrein zu besuchen. Stauff war so ganz sicher, nicht überrascht zu werden. Schiller gab eine große Menge inter essanter Details über daS tragische Ereigniß und Alles, was damit zusammenhing. Zn bemerken ist, daß Stauff viel laS, Romane, wie die Geheimnisse von Paris, daß er die Geschichte deS Herzogs von Prasliu kannte, ebenso das schreckliche Ende deS OheimS der Gräfin, des alten, reichen Herrn Schulz zu Frankfurt, der das Jahr zuvor (1840) von seinem Bedienten erdrosselt und beraubt wurde re., daß er (Stauff) selbst schon allerlei Schwindeleien gemacht hatte. Auch war cs besonders verdächtig, daß Stauff acht Packcte Zündhölzer gehabt hatte, wovon sich nur noch zwei vorfanden, die am Phosphor verkohlt waren re. Ebenso war sein Benehmen auffallend; er wich immer aus, wenn man, was so natürlich, zumal in der ersten Zeit, von dem schreck lichen Ende der Gräfin und den Ursachen ihres Todes sprach, namentlich auch, wenn Dies der schmerzlich klagende Graf that. keinen Grund darin finde, stolz zu sein. Der feine Herr wurde von ihr nicht höher betrachtet, als jeder Andere, sie behandelte ibn um kein Haar besser, doch gerade diese Un gezwungenheit, von Selbstbewußlsein unterstützt, mochte den Diplomaten mehr fesseln, als alle Bewunderung und daö Entgegenkommen, daS ihm so oft zu Theil wurde. — Er hatte von Seiler gehört, daß die- Fräulein aus der Provinz unabhängig und reich sei; der Gebeimrath hatte es mit einer gewissen ausdrucksvollen Pfiffigkeit gesagt; er fand nun, daß die Erbin keineswegs bkoS Geld habe, sondern daß ihr Gesicht, wenn nicht schön, doch pikant sei, Geist verrathe und die sterile Blödigkeit der Damen vom Lande ihr durchaus