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Mm-Blatt zu Nr. 23 der Weißerttz-Zeitung. Dienstag, den 19. März 1850. Das Briefgeheimnis in -Oesterreich. Ein Correspondcnt der „Deutschen Allgemeinen Zeitung läßt sich über diesen wichtigen Punkt folgendermaßen vernehmen: „Die Sache wird ernsthaft. Ihr« Bemerkung zu dem Artikel aus Wien vom 10. Febr., daß die Briese Ihres -f-Correspondenten seit längerer Zeit die Spuren von Verletzung des Briefgeheimnisses führen, hat wun- derbar eingeschlagen. Die NeichSzeitnng vom 27. Febr. hat in ihrer Weise präludirt, indem sie mit „Verdächtigung, Verleumdung, gif tigsten Schmähungen, gehässigsten Insinuationen gegen die Staats männer in Wien" nuisichwirft. Sie verschmäht aber auch eine logische rustU-lio montik nicht, indem, sie das Trilcmma aufwirft, zu was denn dieser sanjte Einbruch in das Briefeigenihum dienen sollte, und Punkt für Punkt widerlegt. Um die Briefe zu confiSciren? nein! denn sie kämen ja an; nm sie zu verstümmeln? auch nicht! denn daS bliebe nicht unbemerkt; um die Verfasser zu fassen? gleichfalls nicht, denn sic würden wol nicht die Namen daruntersetzcn. Wie schlau und unschuldig zugleich! Als ob man wüßte, was in einem Briefe steht, ehe man ihn geöffnet. Aber die NeichSzeitnng ist in ihrem gouvernc- mentalcn Anfall, und da schont sie auch die Logik nicht. Sie ist ein mal unwirsch und verweigert percmtorisch selbst die ctwanige Forderung einer beruhigenden offieicllen Erklärung. Sie weiß ja, und nimmt keinen Anstand eS zu verrathcn, daß der Gegenstand dieser negativen Erklärung „eine Reihe von keine verläßlichen Merkmale hinterlassenden Fakten" sei. Es ist schade, daß die Behörden selbst sich mit diesem seligen Bewußtsein nicht begnügen. In ter Ost-Deutschen Post steht di. ossiciellc Erklärung.des Obcrpostdirectorö im Namen sämmtlichcr Beamten deö OberpostamlS Wien: „daß hier kehl Brief unter waS immer für einem Vorwand geöffnet wird, und daß bei dem Umstande, daß die Briese nach Leipzig von Wien in geschlossenen Packetcn beför dert werden, die Siegclverlctzuugcn, die in Leipzig bemerkt werden wollen, keineefalls in Oesterreich verübt werden können." Sie sehen, die Sache wird, wie gesagt, ernsthaft; wenn die Siegelverletzungcu, die in Leipzig bemerkt werden „wollen", nicht reine Fiction vonJhrcr Seite sind, so ist cS Niemand Geringeres, als die sächsische Postvcrwal- tung, die hier angeklagt wird. Wir w.llen nicht bei deut merkwür digen Zusammentreffen verweilen, daß wenige Tage früher ein Freund von hier einen Ihrer Leipziger Freunde brieflich aufmerksam gemacht hat, daß cS jedenfalls einer dircctcn öffentlichen Confrontalion beiter Postanstaltcn bedürfe, um den Vorwurf des Bricscrbrcchcnö auoschlic- ßend auf die österreichische fallen zu lassen. Es gibt o viele Zufälle in der Welt und cS ist jedenfalls anzucrkcnncn, daß die Postdireetion b fser sah, was ihre Ehre verlange, als die ReichSzeitung; nämlich eine feierliche Anerkennung deö Grundsatzes. Wenn nur sonst Alles- in dieser Erklärung fcstschlössc. Bemerke» Sie wohl die leidige Re servation, die in dcui Wörtchen hier steckt; und was-soll der Umstand, daß die Briefe in geschlossenen Packeten von hier Weggehen? Geschlossen? mit was ? mit dem k. k. Postsiegel, daS man Loch leichter immer wieder aufdrücken kann, als da» eines Privaten. Und selbst das letztere! Ist der Posibireetor so jung in den Geheimnissen seines Amtes, daß er nicht weiß, was nnü im Rausche der Märztage von einem Kundigen Nachrichten aus Schleswig-Holstein. Berlin. Der Breslauer Zeitung wird aus Berlin geschnoben, beiß Vie Schleswig-Holsteiner Vie Feinv- sellgkeueli wieder beginnen wollen, unv General v. Rauch deshalb nach Vein Norden gereist sei, uni den preußischen Truppen teil Befehl zum Nückinaisch unv den preußischen Offizieren im schleSwig-holsteinischeii Heere den Befehl zur Rückkehr zu überbringen. Englische Blätter unv von keltischen z. B. auch Vie Norddeuischc freie Presse, teeichielen bcreiiS von einem geheimen Vertrage, d mzusolge England sich verpflichlel habe, bei dem Wreverauöbruch von Feinbselig- auS der schwarzen Cabinetschule auSgekchwatzt worden: wie leicht und sicher man im warmen Wasser Oblaten löst, mit heißem Messer Siegel, wie hoch die Technik im Abdrucke von Petschaften ausgebildet ist? Aber schon vor der Constitution vom 4. März waren Verordnungen in Oesterreich gegen Verletzung des Briesgeheimnisses, die hciliggehalten wurden! Der Herr Postdirector versichert cS. Seltsam nur, daß die geschwätzige Wiener Zeitung bei Anlaß der Untersuchung gegen die Staatskanzlciofsicialen Fiseo und TscheremiSkh es kurzweg sagte, daß der Verdacht gegen dieselben in Folge der „nothwendigen Überwachung" ihres Briefwechsels entstand. Seltsam, daß ein hiesiger Dichter und Exredactcur auf die Polizei citirt wurde, nm über den Inhalt eines verdächtig klingenden Briefs wenig Stunden nach Empfang desselben Rede und Antwort zu geben. Noch vor wenig Wochen lasen wir im Wanderer eine de- und wchmüthige Erklärung vom Welser Postamte, daß die gerügte Eröffnung eines Briefes an die Redaktion nur in der Ucberzeugung, er enthalte eine Pränumerantcnrcclamation, stattgcfunden. Genug der Einzelheiten! Es wird, wie die ReichSzeitung mit angemessener Befriedigung bemerkt, schwer bleiben, „die keine verläß lichen Merkmale zurücklassendcn Facta" der schwarzen Postcabinete einem Gouvernement oder dem Einzelnen mit gerichtlicher Präcision zu beweise». In dem vorliegenden Fall ist dazu die Frage eine poli tische geworden; die Ehre der sächsischen Postvcrwaltnng verlangt, daß sie sich vom Vorwurfe reinige, der ihr indircet von Wien gemacht wird. Wir wollen abwarten und zur einstweiligen Orientirung aller Parteien nur Weniges beifügen. Vor Allem ein paar Stellen aus dem Buche: „Kaiser Franz und Metternich" von Hormayr. Er sagt S. 7K von der Behandlung der Wiener Briefe durch die Beamten des Wiener Chiffcreabincts, in welchem auch der ganze Reichthum der Chemie, Mechanik und sinnreichsten Kochkunst auf der Retorte entfaltet war: „UebrigenS wurde Wiens HaupthofSchlag 7 Uhr geschlossen und ging scheinbar ab; die rcspeetivcn Felleisen fuhren aber rasch zum Chifferca- binet in den Hof der Stallburg. Hier wurden die verdächtigen Gc- sandtschastS-, Bankiers- und sonstigen auswärtigen Corrcsvondcnzen blitzschnell und umsichtig ausgesucht, geöffnet und abgeschricbcn re." Ebenso S. 80 von der Expedition der preußischen Curierc an der böh mischen Grenze: „An der Einbruchsstation bei Pirna war ein eigens nach allen möglichen Rücksichten erbautes Häuschen, ein nur den Post beamten zugängliches Filial des Wiener ChiffercabinetS, von mehren Beamten desselben bewohnt, die sogleich den mit Ungeduld erwarteten Berliner Postcuricr und sein Felleisen in Beschlag, letzteres gleich mit ihm in ihre Postchaisc nahmen, im raschesten Fahren cs öffneten, lustrirten, copirten. So ging es fort bis in ein dergleichen gehcimnißvolles soge nanntes MauthhäuSchen anßcr der letzten Poststation von Wien --7- Langcngcrsdorf —, wo das unkenntlich wieder geschlossene Felleisen dem Curicr znrückgegcben wurde" :c. Wir wollen nicht boshaft sein, aber gewiß, jene Priester der schwarzen Briefgöttin würden es einen wesentlichen Vvrschritt in der Manipulation genannt haben, wären schon damals Eisenbahnen und auf ihnen die ambulanten Postbnreaux gewesen, wie sie der Minister Ritter v. Bruck auch in Oesterreich ein geführt hat. keilen sogleich eine Flotte in die Ostsee zu senken, um jedwede Blockade deutscher oder dänischer Häfen zu ver« Hintern, unv so einerseits ven ungestörten Fortgang VrS Handels zu sichern, andererseits aber Vie Fortdauer der Feindseligkeiten mit Energie zu untervrücken; wir sind heute un Slanve, zu berichten, daß diese Nachricht eine begrünvete war, denn es sinv nunmehr dein hiesigen Ministerium Eröffnungen in diesem Sinne gemacht worden. Eine gleiche Note hat nun aber auch der russische Gesandte, Baron v. Meyenvorff, Vein hiesigen Cabinet Übermacht, unv es soll sogar zwischen dem Letzten! unv dem Minister v. Schleinitz zu einer persönlich n Erörterung gekommen sein.. Die l