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Ue 16 zu hören, daß ein wirklich parlamentarisches Ministerium gewiß längst zurückgclreten sein würde. Wer wir brauchen kein parlamentarisches, wir brauchen in jetziger schweren Zeil ein Ministerium der „rrtlenden Thal", und das zu sein, ist unsre gegenwärtige Negierung seit dem Mai vorigen Jahres sich bewußt. Deshalb weicht und wankt eS nicht in edler Selbstaufopferung und starker Selbstverleugnung, und läßt alle, auch die bitterste» und schmerzlichsten.Hngriffe ruhig und geduldig über sich ergehen. Solche kamen denn auch in der Debatte über die deutsche Frage, in welcher bekanntlich die Regierung eigentlich die Volksvertretung ganz vornehm ignoriren wollte, mehrfach vor, und namentlich zeichnete sich der Abg. v. Carlowitz in scharfen, geistreichen und schlagenden Angriffen auS. Seine Reden bei dieser Gelegenheit sind vielleicht die besten, welche die jetzige Diät aufzuweiscn hat. Schade, daß der Minister v. Beust sich hinreißen ließ, die Debatte auf das Feld der Persönlichkeit hinüberzuspielen — das war nicht diplomatisch, und rief natürlich Seitens des Hrn. v. Carlowitz sehr lief treffende und scharf bezeichnende Gegenäußerungcn hervor, welche denn Hr. v. Beust gern als „unparlamentarisch" bezeichnen wollte. Wo rin Angriff erfolgt, muß aber auch Veriheidigung gestattet sein; waS dem Einen recht, ist dem AnderN^billig. DaS Resultat aller jener Verhandlungen aber war — Nichts,! Alle Anträge, alle ohne Ausnahme, wurden abgeworfen und die Schlußbemerkung dcS Präsidenten: sonach sei eben gar nichts beschlossen (und baS hat den Steuerpflichtigen manchen blanken Thaler gekoster), war rührend-komisch ober Kammern scheint die entgegengesetzte Eigenschaft Vorbehalten zu sein: auS Etwas, und aus einem sehr bedeutenden Etwas, gar NichlS zu machen. DaS ist eigentlich die Anwendung beS chemischen ProcesseS der Verflüchtigung. Reiche Ver schwender verstehen ihn eigentlich am besten: sie verwandeln ihr positives in negatives Vermögen, v. h. in Schulden, und im besten Falle verflüchtigen sie zuletzt sich selber. Ob's mit unfern Kammern auch so gehen wird? Man spricht ein mal wieder sehr stark von einer Vertagung, welche zu Ostern staltfinden und bis zum Juli andauern solle. Nun, möglich ist cs schon; während dreier Monate, kann sich Viel ändern, und wenn auch die Kammern nach Möglichkeit mit der Negierung gehen, so bekommt dieselbe bei allen Gelegen heilen und mitunter selbst auS dem befreundeten Lager so Verleger: Carl Jehne in Dippoldiswalde. ,we yrage. > ff. In der 2. Kammer, hab am 19. d. M. der Abg. .Otto eine Interpellation gerichtet, in Betreff der in Leipzig "' >' - -!v . Redakteur: In Commission: Vr. I. Schladebach in Dresden. H. H. Grimm L Comp. in Dresden» Freitag» Dieses Blatt erscheint Dienstags u. Freitag« und kostet vierteljühr- lich 10 Ngr., wofür e« durch alle Postanstal- tettund Buchhandlun gen zu beziehen ist. 22. Februar 1850. .uz. '''-.J.ns>r-Üte aller Leißcritz-Zeitimg.ZW » .'.I » ,. . Leitung angenommen Ein unterhaltendes Wochenblatt fiir den Bürger und Landmann. Aus dem Vaterlande. * Dresden. — Sagten wir im neulichen Berichte (Nr. 14), daß biS dahin von dem Resultat« der gegen den Hauptmann v. Teulscber eingeleiteien Untersuchung nichlS verlaute, so können wir heute auS glaubwürdiger Quelle mittheilen, daß die Untersuchung geschlossen ist und daS Ur- theil vorliegt. Letzteres soll auf eine dreimonatliche Festungs strafe, Verlust der Epauleiten und Streichung aus der Ar- meeliste lauten. Darin liegt ohne Zweifel eine Genuglhuunq für das bürgerliche Publikum, welche dasselbe in diesem Maaße kaum erwartet hatte, da die öffentlichen Aeußecungen mehrerer Offiziere bald nach jenem Vorfälle: er habe, ganz recht ge handelt und in keiner Weise seine Befugnisse überschritten, , , wenig Hoffnung auf Strafe anzudeuien schienen. Wir sind . mancherlei von wenig wahrem Vertrauen zeugende Phrasefl begierig, waS Vie „Freimülhige Sachsenzeilung" (die zwar niemals verlegen ist) sagen wird, wenn der Inhalt jenes NrtheilS sich bestätigt. Hal sie doch keinen Augenblick ange standen, daS Benehmen des Hauptmanns Deutscher (sie schien ihn, trotz oder vielleicht wegen ihrer sonstigen Vorliebe für den Adel, durchaus zum Bürgerlichen stempeln zu wollen) möglichst zu rechtfertigen. Vielleicht bejammert sie jetzt die „Nachgiebigkeit" der Regierung, denn das Unheil hat ja keinen Demokraten getroffen! ES ist diese Parteilichkeit eben so thöricht, inhuman und unbillig, wie die von anderer Seite hier und da gehörten Acußerungen: Herr von Deutscher würde gelinder beunheilt worden sein, wenn nicht sein Weib- nachtSattentat zum größten Theile gegen „gutgesinnte" Bür ger und Einwohner gerichtet gewesen, und man doch die conservative Partei nicht habe vor den Kopf stoßen wollen. Hält man den wirklich ünsere Zeil für so durch und durch sittlich verdorben, corrumpirk und erniedrigt, daß man selbst den Glauben an Vie Möglichkeit einer unparteiischen Rechts pflege verloren hat? Wir wollen zugestehen, daß einzelne hier und da vorgekommene Fälle jenes Vertrauen wohl dem Anschein nach etwas wankend haben machen können. Aber kennt man sie denn bei dem geheimen Verfahren in ihrem Zusammenhänge? Kann also der beschränkte. Untertbanen- verstand darüber ein vollgiliiges und sicheres Urtheil haben, waS die Behörde in ihrer Weisheit beschließt und unter obwaltenden Umständen für recht und angemessen erachtet? DaS wäre eitel Anmaßung und vor der soll namentlich in dieser Beziehung jeder gute Staatsbürger sich hüten. Er soll und muß Vertrauen haben; und ^ß daS Volk Ver« — sehr ärgerlich! So betrachtet unsere I. Kammer, chie trauen hat, das hat eS gewiß in 35 Jahren neuerer und Standrecht und Belagerungszustand und weiß Gott, waS neuester Geschichte sattsam bewiesen. Und wie wohl Hal es sonst noch Alles, freundlichst sanctionirt, die hochwichtige sich dabei befunden! Es ist unglaublich und unsere Feber deutsche Frage. ist zu schwach, eS würdig zu beschreiben. — I _. .. Die. Debatten in der 1. Kamme,r über die deutsche Wigand an die Miniff^ti peS Auswärtigen und der Justiz Frage haben nach mehrtägigen, sehr lebhaften Verhand- eine Interpellation gerichtet, in Betreff der in Leipzig langen zu einem merkwürdigen Resultate geführt. AuS Nichts tagenden und souverän verhandelnden österreichischen Unter- Etwas, und zwar etwas recht Großes und Schönes zu suchungScommission. Sonach ist — der Abgeordnete b^- machen, ist bekanntlich eine göttliche Eigenschaft. Den hauptete daS nach eingezogenen näheren Erkundigungen Menschen, und namentlich den deutschen konstitutionellen ausdrücklich — die m Nr. 15 d. Bl. unter „Leipzig" rs>