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Dienstag. M 15. 19. Februar 1850. Ditsr» Blatt erscheint Dienstags n. Freitags und kostet vierteljähr-. llch IVNgr., wofür«- (I durch alle Postanstal- tenund Buchhaudlun- -eu j« beziehen ist. . ' > f ') . - « Inserate allerArt ' werdrn mit 6 Psea- nkaen für 1>le dreimal gespaltene Petitzeilr ^. berechnet und in alle» ^Expeditionen dieser Zeitung angeuomNir». zeWM-DWM Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landman». Verleger: Redakteur: In Commissi»«»? ' Carl Jehne in Dippoldiswalde. vr. I. Schladebach in Dresden. H. H. Grimm L Conrp. in Dresden. l >> '« Aus dem Vaterlande. ,,, * Dresden. Heute (d. 17. d.) predigt bei dem Got tesdienste der deutsch, katholischen Gemeinde wiederum der Pfarrer Ruf, und eS muß, sonach Vie neulich erwähnte Regierungsverfügung gegen denselben zurückgenommen worden sein, Wir freuen uns dessen, da cs ein Zeugniß geben würde, daß die Regierung gern bereit ist, bessern Raihschlägen Gehör zu leihen, wen» die erforderlichen Vorstellungen ihr. in geeigneter Weise gemacht werden. Auch die geselligen Zusammenkünfte der deutsch-katholischen Gemeinde sind nun gestattet worden. — Neulich war der bekannte Prediger Belher auf einen Tag hier anwesend,-wohl in der Absicht, über die Angelegenheit der freien christlichen Gemeinde sich zu unterrichten. Ob er sonderliche Befriedigung gefunden, wissen wir nicht. Jedenfalls wünschen und hoffen wir, daß die hiesige freie evangelische Gemeinde sich nicht auf Belyer'S^ Standpunkt stellen werde, der ja in der reinen Negation beruhet und ein specistsch christlicher zu sein, längst auf gehört har. UebrigenS steigert sich die Therlnahme an der Gemeinde durch BeittittSerklärUngen und sonst in verhält« nißmäßig sehr bedeutender Weise, und die von gewisser Zette her gegen sie erhobenen unwürdigen Schmähungen werden ihr nur Nutzen bringen. Wie daS so zu gehen pflegt! Leipzig. Oesterreicher in Sachsen. Leser der österreichischen und sächsischen Zeitungen werden sich erinnern können, daß im Herbste vorigen Jahres ein Prager Pro fessor, Namens Arnold, in Leipzig verhaftet und später an die österreichischen Behörden in Prag abgeliefert ward. Außer anderen politischen Verbrechen wird ihm besonders die Herausgabe einer czechischen Broschüre zur Last gelegt, die in Leipzig gedruckt, von ihm nach Böhmen fpedirt worden sein soll. Wir wissen nicht und haben nie erfahren können, waS diese Broschüre enthält, daS aber wissen wir, daß seil fünf Wochen eine österreichische UntcrsuchungScom« Mission in Leipzig sitzt (aus dem Oberappellationspräsidenten und einem Accessisten bestehend), die mit Zuziehung eines Leipziger CrimjnalactuariuS täglich um dichs einfachen PreßvergehenS willen Leipziger Bürger, Buchhändler, Schrift steller, Studenten, Handlungödiener und Arbeiter mit einer Hartnäckigkeit und in einer Weise verhört, die unS nicht legal -erscheint. Ganz abgesehen davon, daß die Fragen dieses Herrn sehr oft von dem Gegenstände der eigentlichen Untersuchung abschweifen, indem sie mehr die Privalver- hältnisse hier verweilender österreichischer Flüchtlinge und Leipziger Bürger berühren, abgesehen davon, vqß man die Nachforschung so weit treibt, daß man von einem Leipziger Restaurateur Bericht darüber verlangte, wie oft und wann «in gewisser Buchhändler, der ebenfalls in der Untersuchung Verwickelt ist, , sein Local besuche, wie und was und mit wrzn er dort spräche, daß man vieje junge Leute stundenlang ausforschte, wanN iUNd wo sie Mit diesem oder jenem Oester reicher spazieren gegangen, und waS diese Oesterreicher dqhei über Politik und österreichische Zustände geäußert, ganz ab gesehen davon, so ist auch die Art und Weise, wie dies geschieht, so befremdend, daß wir Unmöglich glauben können, es geschehe dies mit Genehmigung deS sächsischen Justiz ministeriums. So viel wir wissen, haben derartige aus wärtige UntersuchungScommissionen nur das Recht, l deck Verhören beizuwohnen, ohne sich selbstthätig in dieselben einzumischen; der jetzt in Leipzig anwesende kais. Appellations präsident begnügt sich aber damit keineswegs, sondern stellt theilS seine Fragen direkt an die Zeugen selbst, theilS dictirt er dieselben im Verlaufe des Verhöres dem fungirenden Actuariuö, der sie dann weiter an die Zeugen zu richten genöthigt ist. Ja eS ist vorgekommen — und zur Recht fertigung des dabet fungirenden Leipziger Criminalbeamteü müssen wir dies ausdrücklich hervorheben — daß, als der CriminalactUar gegen einzelne von den kais. Beamten ge stellte Fragen als nicht in ver Requisition begründet, protestirle, der kais. OberappellationSpräsident sehr energisch erklärte, der Herr Aktuar möge die von ihm dictirte Frage auf seine (deS Präsidenten) Verantwortung an die Zeugen stellen, und falls er eS für nöthig erachte, dies aus drücklich in dtm Protokolle bemerken. Die gefährlichste Verschwörung gegen Kaiser ünd Reich konnte keine pein lichere und hartnäckigere Untersuchung Hervorrufen, alS dieses Bagarellpreßvergehen, daS man nur zum Vorwande genommen zu haben scheint, um andere Zwecke energisch zu verfolgen. Wie dem auch sei, wir halten eS für unsere Schuldigkeit, ein Factum der Oeffentlichkeit zu übergeben, welches eben nicht geeignet ist, ein vortheilhaftes Licht auf die Unabhängigkeit SachsenS zu werfen. So berichtet die Dresdner Zeitung, und, wenn daS so wahr ist, wie soll man ein solches Verfahren würdig bezeichnen?! /X Dippoldiswalde, 18. Febr. Die in den beiden ' letzten Nummern dieser Zeitung so humoristisch angekündigte Aufführung der „Gesellenfahrten" hat ihren doppelten Zweck erreicht; sie hat bei überfülltem Saale nicht nur eine zufriedenstellende Einnahme ergeben, sondern auch vor den Zuhörern ein heiteres, gemächliches Bild.deS deutschen HandwerköburschenlebenS aufgcrollt. Der ausgezeichneten Dichtung und Composition, der überhaupt so ganz gelungenen Aufführung deS Ganze» unter Herrn Rector Nadler'S waökerer Leitung war eS zu danken, dqß Jedermann mit größter Befriedigung, in der gemsithlichsten Stimmung den Saal verließ, und sicher in den Dank einstimmi, den sich alle Mitwirkenden so reichlich verdienten! — Um so nothwendiger erscheint die Ditte, daß die „Gesellenfahrten" möglichst bald wiederholt zur Aufführung kommen möchten; denn Einsender bemerkte, daß ganze Schaaren von GesangSfreunden wegen Mangel an Platz ztm'ick- gewiesen werden mußten; so Mancher, j/o Viele, Alle werket die „Gesellenfahrten" gern zweimal, hören, und namemllch möge man den Gewetbtreibenden ein« Gelegenheit, sie,,.Pt hören, Nicht versagen! — , - r u