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wegen seiner Tätigkeit als Dolksabgeordnetcr öffentlich lind rechtskräftig beschimpft und an den Bettelstab gebracht worden ist. „Wer sich schuldlos fühlt, der hebe zuerst den Stein auf." Posen, 31. Jan. Die Bromberger heule hier ange- kommen? Post ist, wie wir von dem dieselbe bereitenden Postbeamten erfuhren, in der Nähe von Nogasen (5 Meilen von hier) von Wölfen angefallen worden. Mecklenburg. Es circulirt in allen Kreisen das Gerücht, der Slaatsrath Stever habe den Auftrag, in Berlin den Austritt Mecklenburgs auS dem Dreikönigsbündnisse zu er klären, wenn das preußische Cabinet sich auch ferner nicht geneigt zeige, die Rechte seines Bundesgenossen Mecklenburg gegen die Frankfurter Bundeöbehörde in Schutz zu nehmen. Man erwartet eine Bestätigung dieses Gerüchtes, weil man sie gern sehen würbe. Kiel, 29. Jan. In der heutigen Sitzung der Lan des Versammlung wurde eine Petition an die Ctatthal- terschaft auö der Landschaft Schwansen vorgelesen, deren Schluß lautet: Demnach tragen wir kein Bedenken, noch mals aufs inständigste Sie zu bitten, falls nicht begründete Hoffnung vorhanden sein sollte, in allerkürzester Frist einen erträglichen interimistischen Zustand sür die Verwaltung des HerzogthumS Schleswig herstellig zu machen, und zwar einen solchen, wodurch zugleich die gemeinschaftliche Verwal tung beider Herzoglhümer wiederum hergestellt wird, mit Waffengewalt dem Regimente der uns aufgcdrungenen Lan- desverwaltung eine Ende zu schaffen, unter allen Umständen aber schon jetzt unverzüglich die schleöwig holsteinische Armee insonderheit durch Einberufung sämmtlicher Permittirten, in eine solche Lage zu versetzen, baß dieselbe ohne Zeitverlust, sowie der geeignete Augenblick als solcher erkannt ist, zur Wiederbesetzung des HerzogthumS Schleswig verwandt werben könne. Altenburg, 4. Fcbr. So eben ist dem vr. Douai eine Verfügung Seiten der Kreiödirection zu Zwickau unb eine dergleichen der KreiSkireciion zu Leipzig mitgethcilt worden, daß auf ihn durch die sächsische Gensb'armerie ge fahndet werden würde, um ihn zu arrctiren und über die altenburgische Grenze zurückzubringen, falls er eS wagen sollte, das sächsische Gebiet zu betreten, um daselbst religiöse Vorträge abzuhalten und freie Gemeinden zu stiften. Ver anlassung zu dieser NeactivnSmaßregel gegen die neue reli giöse Bewegung in Sachsen hat der Umstand gegeben, raß vr. Douai zur Abhaltung religiöser Vorträge in Krim- mitzschau und Leipzig eingeladen worden war. In ersterer Stadt waren außerdem am vergangenen Donnerstag, wo die beabsichtigte Versammlung stattfinden sollte, alle mög lichen polizeilichen Vorkehrungen getroffen, dieselbe zu ver hindern. Natürlich hatte Douai dies rechtzeitig erfahren. Als Grund dieser Maßregel ist in den erwähnten Verfü gungen die Vcrurtheilung Douai'ö wegen hochverräterischer Tendenzen (??) angegeben. Hoffentlich wird um dcßwillen die freie Bewegung auf religiösem Gebiete in Sachsen nicht stillstehen. (D.Z.) Münster. Es circulirt hier eine Adresse hiesiger Bürger an den Präsidenten des AppellationSgerichteS, mit dem An träge, den Abschluß der Untersuchung gegen Temme be wirken zu wollen. WaS Temme selbst betrifft, so Hal er der früher mitgetheilten Beschwerde an den Justizminister eine zweite folgen lassen, in deren Eingang eö heißt: ,,8w. Erc. bat ich am 1Y Decbr.- also vor vier Wochen, eine Beschleunigung meiner Voruntersuchung bewirken zu wollen. Ich habe eine Antwort daraus nicht erhalten. Auch meine Untersuchung scheint seitdem keinen Fortgang 66 genommen zu haben. Zwar ist am 5. Decbr., seit fünfte- halb Monaten zum ersten Male wieder, ein Verhör mit mir abgehalten. ES wurde mir aber hlos die Frage vor gelegt, ob ich nunmehr über meine Thätigkeit als Abgeord- neter mich auslassen wolle ! Es verstand sich von selbst, daß ich mich einer Inkonsequenz nicht schuldig machen konnte. Weiter habe ich kein Lebenszeichen der Untersuchung ersah- ren." Indem dann Temme auf das Unbegreifliche der gegen ihn eingeleitcten Procedur näher eingehk, bittet er schließlich: „diesem Verfahren endlich ein Ziel zu setzen." Bacharach. Seit 27. Jan. steht daö Wasser in hiesigem Städtchen, unb zwar seit 30. Jan. Morgens 4 Uhr in einer Höhe, wie solche seit 1784 nicht erlebt worden. DaS Wasser kam so plötzlich, daß viele Leute davon in den Betten überrascht wurden und froh waren, die obern Stockwerke zu erreichen, alle Mobilien, Vorräthe rc. den Fluten über lassend. Slockwcrkhohe EiSmaffen ducchtreibcn die Straßen, von denen nur noch eine mit 20 Häusern vom Wasser ver- schont geblieben. Die meisten Gebäude der untern Straßen sind von den Bewohnern verlassen, da daS Wasser in das zweite Stockwerk drang, unb man den Einsturz vieler be, fürchtet. Maßlos ist das Elend, dessen Ende nicht abzu sehen, denn die EiSmaffen sind bis 50 Fuß hoch. Seit gestern Abend 5 Uhr geht der Rhein nicht mehr. In der evangelischen Kirche stehen die Postpferde und vieles Rind vieh. Schon vor 1632 stand ein Häuschen auf der Rhein- insel vor unserer Stabt, jeder EiSfahrt trotzend, — jetz ragt nur noch eine Wand hervor! In der Apotheke sind die meisten Medikamente durch die Fluten verdorben; Mo bilien schwimmen in den Straßen herum. Die Feder ist zu schwach, daö Unglück zu beschreiben, von dem wir be troffen sind. München. DaS bairische Ministerium hat (nach der A. Z.) unlängst amtliche Erforschungen anstellen lassen, was die Ursachen der zunehmenden Auswanderung in,Bai ern seien. Wir sollten meinen, die Ursachen lägen klar am Tage für Jeden, der sie sehen will. Unter den Auswan derern deö nächsten Frühjahres ist der Fabrikant Sattler in Schweinfurt mit seiner ganzen Familie — einer von den reichsten Männern in Baiern. Aus Baden. Das standrechtliche KleidungSreglemcnt hat bekanntlich insbesondere ein scharfes Auge auf die rothe Farbe geworfen. DaS macht namentlich im Schwarzwald böseS Blut, wo dic rothe Farbe zur Tracht gehört unb die rothen Westen der Männer und rothen Röcke der Frauen, in denen wenigstens ein paar Mal im Jahre an hohen Festtagen Staat gemacht werden muß, nun plötzlich außer Gebrauch gesetzt sind. Von standrechtlichen Verordnungen, die bis jetzt an den verschiedenen Orten deö Landes er schienen sind, ließe sich eine hübsche Sammlung zusammen stellen. ES kommen da zuweilen ganz sonderbare Dinge zum Vorschein. So hat es dem Herrn Commanbanten in Offenburg gefallen, das Tragen der Holzschuhe zu verbieten, da ihm der Lärm, den kürzlich einmal die etwas muntere Schuljugend mit ihrem Fußwerk beim Nachhausegehen ver ursachte, anstößig erschienen.war. — In einem anderen Orte dcS Oberlandes wurden beim Einmärsche von Erecu- tionStruppen die Bewohner mit der Bekanntmachung begrüßt, sich künftig ja nicht -zu mehr alö drei Personen in einem Wirthshause betreffen zu lassen, mit dem Bedeuten, daß, wenn ein Vierter hinzukomme, sie sich zu verständigen hätten, wer von ihnen daS Local verlassen solle. — Neben derlei Geschichten gehen die Prügeleien, Verurcheilungen, Verhaf tungen ihren gewöhnlichen Gang fort. So wurden kürzlich auS dem einen Orte Ettenheim (zwischen Lahr und Freiburg) 43 verurtheilte Bürger ins Zuchthaus abgeführt und 17 neu verhaftet!