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! N" 1 Verleger: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Redncteur: In Commission: vr. I. Schladebach in Dresden. H. H. Grimm L Comp. in Dresden Dieses Matt erscheint . Jnsttelt« kchrr ADt Dienstags u. Freitags G /W » O I G.I werde« mit Ü Pstt» ^r.'LRL: T- L'L.'Ü gen zu beziehen ist. ) » Zeitung üngtaoMMIr. Ein nntrrhaltcndes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. Weltfchau Frankfurt. Es möchte einem Sachsen angst und bange werden, wenn er nun auch Preußen an die sächsische Grenze, wenn auch vor der Hand erst in den Zeitungen, rücken sieht. Soll oder wird Sachsen preußisch oder öster reichisch werden? Ich glaube, es wirb preußisch und öster reichisch werden. Mein Orakel sind die Artikel deS ehrlichen BlitterSdvrs, der so schön versteht, im Vordersätze zu ver, neinen und im Nachsatze zu bejahen. Er gab vorgestern die Möglichkeit zu, daß Sachsen von Oesterreich und Preußen besetzt werben könne. Die bairische Regierung zeigt sich picirt über die nahe Nachbarschaft österreichischer Truppen, und in höheren Stuttgarter militärischen Zirkeln spricht man vom AuSrücken deS eigenen Militärs inö Oesterreichische und vom Einrücken österreichischer.Truppen in Würtemberg. Sicherlich liegt alle dem nichts AnlidynastischcS, sondern nur Antidemokratisches zu Grunde. Nach dem heutigen Frank« furter Journale will sich der König von Preußen durch ein Gesetz das Recht überiragen lassen, die Hälfte der 1. Kam mer zu ernennen und die Hochverrathsprvcesse an einen StaaisgerichiShof verweisen. Tie Beschwörung der Ver fassung hat er in Aussicht gestellt und will erst von dem verfassungsfertigen Preußen den Erfurter Reichstag beschickt wissen. Nehmen Sie hierzu noch den Frankfurter Verfas- sungöbruch, und wer dann noch keine Wetterwolken sieht, der gleicht mir, als ich auf den kärnlbncr Alpen einen kun digen Freund auSlachtc, der aus einem winzigen Wölkchen am Gipfel der Vertatscha einen baldigen Platzregen pro« phezeihle, der auch bald kam und mir meinen Unglauben gründlich abwusch. Fünszehnhunberttausenv Soldaten sind ein solches Wölkchen. Darmstadt. Abg. Müller.Melchiors reichte mit mehren Andern einen Antrag auf allgemeine Amnestie für I alle politischen Vergehen aus den Jahren 1848 und 1849 ein. Auch interpelliere er wegen mehrfacher Ercesse hessi scher Soldaten in Rheinhessen, namentlich in Oberingclheim. — Der Rest der Sitzung wurde mit Giltigerklärnng ver schiedener Wahlen zugebrachi. Es enistand dabei eine lange Debatte, indem man von Seiten der Minorität sich gegen sofortige Giliigerklärung der Wahlen der verhafteten Herren Schmitz und v. Wjttmann erklärte, da erst noch näher ge prüft werben müsse, ob diese Haft sie nicht persönlich wahl unfähig mache, während die Majorität darauf beharrte, daß sie bloS sich um die Form der Wahl nach den Acten zu bekümmern habe, nicht aber um daö momentane Hinderniß der Haft. — Minister Jaup verlangte einen kurzen Auf. schub, um erst noch die Regierung darüber zu hören, von der schon eine desfallstgc Erläuterung ausgesertigt sei, und Gagern wollte Rückverweisung der Sache an den Aus schuß zur näheren Erörterung des Faktischen» die noch ganz fehle. Die Majorität ging auf nichts ein, und erklärte ohne weiteres die Wahlen beider Verhafteten für definitiv giltig. Karlsruhe. In badischen Blättern ist Nnu auch der pensionirte HofgercchlSrath Jtzstein auS Mannheim zur Fahndung ausgeschrieben und die Beschlagnahme seines Ver mögens erklärt. Er steht „wegen verschiedener hochverräte rischer Unternehmungen und Bethelligung an Wegschaffung der auS der großherzogl. GeneralstaatS- und Amortisation-- raffe geraubten Gelder^ in Untersuchung und wirb aufge fordert, sich binnen drei Wochen bei dem Stadtamte Karls ruhe zu stellen. Rastatt. Vor einigen Tagen sind einige Gefangene, worunter ein zu 20 Jahren Zuchthaus vom Kriegsgerichte verurtheilter Soldat, von der Arbeit, zu der sie verwendet waren, entkommen. Der Fall machte dadurch nicht un verdientes Aufsehen, weil der sie bewachende preußische Füsilier mit ihnen durchging. Vier andere wurden heute früh bei einem Befreiungsversuche im Spitale der Äastjon XXX entdeckt, als sie eben eine verschlossene Schießscharte eines der unteren Räume öffnen wollten. ,1 Stuttgart. Aufsehen macht die vor Kurzem stattge. fundene Gründung eines Klosters der barmherzigen Schwestern zu Ehingen, während früher ausdrücklich die Bestimmung getroffen war, daß in Würtemberg kein Kloster errichtet werden dürfe, und noch im Jahre 1847 die Kammer der Abgeordneten, zum Theile auf Römer's An trag, die Zulassung der barmherzigen Schwestern verworfen hatte. Die Regierung gibt sich alle Mühe, die Sympathien der Katholiken zu gewinnen. Tübingen. Der Sohn des Spitalvaters Kober, Lin 22jährigcr junger Mann, der daS Bäckerhanbwerk erlernt halte, war schon seit einiger Zeit außer Arbeit zu Haufe und wurde hier zu allerlei sonstigen Geschäften angehaktett. Daß ihm das Eine oder Andere nicht gefallen haben mochte, ließ sich an seinem verdrießlichen Hinbrüten bemerken und an den Drohungen, die er einige Mal au-gestoßen haben soll, daß er sie Alle ersteche. Dies hat er nun auf eine schauderhafte Weise auSgeführt. Er hat seinen Vater, seine Mutter und seine I9jährige Schwester, erstochen. Eine jün gere, etwa 12jährige Schwester war so glücklich, den Händen deS Wüihenden zu entrinnen und rief Hilfe herbei. Dem Krankenwärter deS SpttaleS und seiner Frau, die zuerst Hur Hilfe erscheinen, brachte er mehre Wunden bei, und erst al- mehre Nachbarn noch herbeieilten, die ebenfalls Nicht ohne Verwundungen davonkamen, gelang eS einem derselben, den Rasenden niederzuschlagen und so unschädlich zu mache«. Seinen Vater und seine Mutter fand man in der Kammer neben der Stube, wohin sie sich wahrscheinlich nach den er haltenen Stichen noch geflüchtet hatten, todt. Seine Schwe ster soll noch gcathmet haben, als die Nachbarn in die Stube drangen. Rach seinen Aeusserungen scheinen Händel mit seinem Vater, der ihm Mit Schlägen gedroht hatte, die Ver anlassung zu dieser That gewesen zu sein.