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. Freitag. Nr. 4. 11. Januar 1850. Dieses Blatt erscheint DienstaqS ».Freitags und kostet vierteljähr lich 1ü Ngr., wofür es durch alle Postanstal- te.nund Buchhanvlun- grn zu beziehen ist. WetßertH-Zettmlg. Inserate allerAtt werden mit k Pfen nigen für dir dreimal gespaltene Petilzeile berechnet und in allen Erpeditlonrn dieser Zeitung angenommen. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. Verleger: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Redacteur: In Commission: vr. I. Schladebach in Dresden. H. H. Grimm L Comp. in Dresden. Aus dem Vaterlande. Dresden. Man tbnt unstreitig wohl daran, sich auf die eine oder die andere unvorhergesehene Maßregel in der innern und äußern Politik gefaßt zu machen. Der Befehl zur Mobilmachung eines Tneiles unserer Armee ist zwar noch nicht gekommen, allein in das Bereich der Unmöglich keilen gehört er nicht mehr, zumal gestern, wie man hort, die Jnfanleriebrlgade Prinz Alben die Weisung erhalten haben soll, sich für einen eventuellen Marschbefehl in Bereitschaft zu hallen. Dies aber würde, wenn eS wirklich begründet ist, auf eine Expedition außerhalb Sachsens bindcuten. Die gleichzeitige Anwesenheit des Fürsten Adolph v. Schwar zenberg aus Wien Hierselbst gibt dem Publicum — ob mit Recht ober Unrecht, wollen wir dahingestellt sein lassen — einen neuen Anlaß zu allerlei Bermulhungen, namentlich in Betreff dcS Einmarsches der Oesterreicher in Sachsen. Bärenstein a. d. M. Wenn auch unsere Alten alle wilden Bare, so viel ihrer ehedem hier waren,*) erlegt und ausgerotlek baden, so läßt sich in neuerer Zeil dennoch manch mal ein anderer grimmiger Bär bei unö gewahren. Ein solcher ist jetzt die so .furchtbare Blalternkrankheit, welche nun bereits schon seit fast einem Jahre hier in vielen Fa milien herumschleicht, und wovon viele Erwachsene und Kin- Ver bereits schon beimgesucht worden sind, oder noch davon befallen werden. Auch andere umliegende Ortschaften sind von dieser Krankheit heimgesucht, aber nicht in der Maaße wie hiesige. So daS äußere Ansehen der Genesenen ent stellend wie vor älteren Zeiten zeigt sich jedoch diese Krank heit gerade noch nicht; obgleich derartige Patienten und deren verpflegende Angehörigen Wochen lang viel, sehr viel dadurch erdulden müssen. Auch sind noch keine Erwachsenen daran hier gestorben, sondern nur kleine Kinder >m Alter von ein oder zwei Jahren; und zwar nur solche Kinder, welche leider ungeimpft gelassen worden waren. In einem Hause iu unserm Dorfe lagen ohnlängst rils Personen an dieser Krankheit darnieder, wovon auch zwei Kinder starben. Wenn nun auch mitunter selbst solche Personen, welche früher geimpft worden sind, davon befallen werden und desgleichen unverschont bleiben, so zeigt sich doch die große Wohlthäligkeit der Einimpfung dadurch, daß die geimpften Kleinen von dieser Krankheit fast gänzlich verschont bleiben, und daß diese Krankheit nach geschehener Einimpfung bei weitem nicht die Macht und Nachiheile mit sich führt und Lebensgefahr bringt, wie man von frühem Zeilen her hört. Die hohe Nützlichkeit des baldigen Einimpfens der Kinder, wie die Nichtigkeit der Vorurtheile gegen das Impfen stellen sich insofern immer deutlicher heraus. Wollten doch nie Aeliern versäumen, ihre Kleinen impfen zu lassen! Diese Krankheit scheint jedoch in letzterer Zeit etwas im Abnehmen begriffen zu sein. *) Diese Orte St. Bärenstein und D. Bärenstein, wie Bären hecke, Bärenklau, Bärenburg, Bärenfels und Bärensprung haben ihre Namen durch diese Bestien erhalten; so wie Bärenstein, der älteste von diesen Orten, durch eine Bärenjagd seinen Ursprung genommen hat. «ssss—»MSSSM»SSSSS—sssssssssss»»««» Die Straße und Winterbahn zwischen Dippoldiswalde und Reichstädt. ES war am 5 Januar d. I. ssrüh, als ich die Straße von Reichstädt nach Dippoldiswalde zu passiren genöthigt war. Ich hatte den Fuhrmann Fleischer aus Reichstädt, welcher wbst einer Klafter Scheitholz meinen, zu jetziger Zeil geringen Handelskram an Butter und Kä,en mit auf geladen hatte. — Bon Hause aus ging Alles gut bis än den Dippoldiswaldcr Berg; als wir da ankamcn, konnten wir nicht mehr fort. — Die Straße, welche, dort durch einen Hohlweg führt, war ganz mit Schnee zugeweht; wir mußten uns also auf die, neben der Straße abgesteckte Winterbahn verfügen. Allein diese ist so ungeschickt und schlecht, wie sie wohl selten zu treffen sein möchte. Sechs, viertel« bis zwei Ellen hohe Feldränder und holprige Stürz, äcker hat man dabei zu überfahren. — Als wir an den zweiten Rand kamen, blieben wir stecken. — Mittlerweile kommt anderes Fuhrwerk, ein leichter Schlitten mit einem Militär. Den Fuhrmann, wie den Soldat riefen wir um Hilfe an; sie waren auch beide bereitwillig dazu, aber trotz- dem konnten wir doch nickt von der Stelle. WaS blleb UNS also übrig? — wir mußten abladen. — Der Fuhrmann Kadner, Dienstknecht beim Gutsbesitzer Kneife in Ulbern dorf, wie der Soldat Ziegncr der 2. Compagnie deS Leib- RegimenlS werden als Zeugen mit ihren Aussagen dies bestätigen können. — ES ist übrigens auch nicht das erste Mal, daß mir^S so gegangen ist. — Bor einigen Jahren blieb ich ebenfall- eimnal mit einem Reichel'scben Fuhrwerk auS Reichstädt im Schnee stecken. — Nachdem wir unS nun eine Zeit lang im liefen Schnee herumgesielt hatten, hatte auch mittlerweile dessen Pferd verschlagen, und fiel, als wir in Dippoldis walde ankamen, todl nieder. WaS ist wohl auch Anderes F zu erwarten, wenn man auf einer solchen steilen Anhöhe in den kalten Morgenstunden, wer weiß wie lange, im liefen Schnee sich herum quälen muß. Menschenleben ist dabei gefährdet, um wieviel mehr daS Leben der Zugthiert, die sich vorher erst erhitzt haben, und dann stille stehen-müssen. Wie ich schon früher einmal gehört habe, besteht in Dippoldis walde ern Thierquälervercin! Zu welchem Zwecke be stehl derselbe?? Gegen ThicrqUälerei doch wahr ¬ haftig nicht, denn sonst würde derselbe doch die sogenannte Scklnverbahn wohl schon längst abzuschaffen gesucht haben. — Man trete nur hin und sehe zu: kommt ein nur mittel, mäßig beladener Lastschlitten an einen solchen hohen Rand, und die Zugthiere sollen ihn darüber hinwegziehen, so sieht man, waö für Kräfte dazu erforderlich sind, zumal wenn die Deichsel zum Himmel empor weist, und den Pferden die Krimpte am Halse in die Höhe zieht; wie soll bann ein Zugthier seine Kraft brauchen können, wenn's ihm die Pulsadern zuzieht? — oder man läuft Gefahr, wenn man ein sehr gutes Zugthier hat, daß sich dasselbe zersprengt. Die benachbarten, diesen Weg zu passiren genöthrgten Gemeinden haben schon mehrmals Klagen und Beschwerden an die König!. Amtshauptmannschaft gelangen lassen; aber