Suche löschen...
- Erscheinungsdatum
- 1941-05-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-194105206
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19410520
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19410520
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1941
-
Monat
1941-05
- Tag 1941-05-20
-
Monat
1941-05
-
Jahr
1941
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Vie seltsame tleimkekr k^omsn von dksrlotte Urlina 2. Fortsetzung. Im nächsten Frühjahr würde ihn ein junger Dauer, der durch ein Unglück sein rechtes Bein verloren hatte, als Knecht in feste Dienste stellen. Das sollte Aegidius' Freude werden; doch bis dahin war es noch ein gutes Weilchen. Aegidius wandte wieder den Kopf aus die Strohe nnd begann,schwer und hart vorwärts zu marschieren. Wo sollte er hin? In diesem Herbste hatten seine jungen Führ kein Ziel mehr zu erreichen. Unter dieser herbstgotdenen Sonne sah ihm nirgends mehr die gute Mutter, die am kleinen Fen ster sehnsuchtsvoll nach ihm ausschaute und mit dem Schür zenzipfel winkte, wenn sie ihn das schiefe Gäßchen herunter, wandern sah. Am letzten Tage eines eisig-kalten Januar hatte man ihm diese gute Mutter begraben. Aegidius stand allein aus der Welt und besah nichts mehr als das Andenken an seine teuren Eltern und die zwei schmalen, windzerzausten Hügel aus dem alten Friedhof, wo auf einem hölzernen Kreuze ihre schlichten Namen in stei len, kalten Buchstaben aufgerickket standen. So golden wie dieser Herbst war — so vetruvt war Aegidius' junge Seele. Er schritt weiter. Der Kopf hing ihm ein wenig seit, lich über die Schulter. Er blickte sich auch nicht mehr um, denn er fühlte, oah es Ihm zu wehe tat, noch einmal das Auge zurückzuschicken, und plötzlich wußte Aegidius auch — warum. Angela! Es lvar um die kleine, liebe Angela, dieses Kind mit den treuherzigen Sternaugenl Da muhte er wieder stehenbleiben, und weil gerade ein Wegstein an der Slrahe stand, warf er den Nucksack von der Schulter und setzte sich nieder. Er zog den alten Filz von der Stirn und wischte mit der Flachen Hand die Schweiß tropfen fort. Dann stützte er die Ellenbogen aus die Knie und drückte den Kops in die Hände und schloß die Augen, und so sah er lange und still und ohne Bewegung, und seine Gedanken kehrten wieder zurück zu dem Kinde. Angela hatte jeden Feierabend vor der Hoftür auf feinem Knie gesessen und sich etwas erzählen lassen. Erwar tungsvoll hatten ihn ihre weiten, runden Augen angeblickt; sie hatte nie genug hören können von dem, was er zu er zählen gewußt hatte. Im Grunde war es eigentlich nur mmer herzlich wenig gewesen. Ein paar armselige Ge- chichtlein, wie er sie irgendwo und irgendwann einmal in einer Kindheit vernommen hatte vom sansten Schäslein üliloh und dem häßlichen Wolfe Neck, oder von der Jung, er Tausendschön, die aber ein steinernes Herze im Leibe >atte und darum keinen Freicrsmann finden konnte, eben weil sie so stolz und kalt und hochmütig tat und immer meinte, ein Königssohn müsse aus einer Wolke hernieder steigen, eigens um der Jungfer Tausendschön seine Hoch, «chtung zu bezeigen und sie seiner Liebe zu versichern. Aber da es keinem Königssohn auf dieser Erde einsallen wollt-', an? einer Wolke berbeiaeleaelt zu kommen und jult «em Fsnsterkein der Jungfer Tausendschön auszustolgen, «m sie in seine Arme zu heben, so wurde die Jungfer vom Wen Warten und Hoffen traurig, und aus der Traurig- Wst schlick schließlich ein garstiger Griesgram wie eins -vaue, kette Schnecke aus Ihrem Gehäuse, Da bekam die Jungfer Tauscndschön häßliche Fallen in Hr goldenes Eelock; und als endlich eines Tages ein spin deldürrer Kaminkehrer mit Namen Echwarzbiirste kam, der gerade Witwer geworden und Batcr von sieben kleinen Kin dern war, da tat Jungfer Taufendschön sehr mitleidsvoll «U dem armen Alaun und veraoü logar ob aller Nübruna ihre schönsten zwei Tränen, also raß varob dem Kaminfeger Echwarzbiirste wirklich und wahrhaftig nichts anderes übrig blieb, als der Jungfer einen dankbaren Kuß auf die Wange zu hauchen. Doch dieser Kuh war schwarz, wie eben alles am Kaminfeger SchlvarzbUrste kohlrabenschwarz war; aber Jungfer Tausendschöns Svange war noch bliitenweiß, und io hob sich dieser Nuß höchst seltsam auf ihrem Gesichte ab, baß man eg gar bald im ganzen Städtchen herausgeschniiffelt hatte, der Kaminfeger Schwarzbürste habe die Jungfer Taufendschön geküßt . . . Oder die Jungfer Tauscndschön habe sich vom Kaminfeger Schwarzbürste küssen lassen..., was schließlich und im letzten Grunde ein und dasselbe ist. Und was nun folgte, wär so klar wie der Svassertropscn in der lieben Sonne. Die beiden muhten Hochzeit machen, und es war eine schöne Hochzeit und eine höchst lustige Hoch zeit, mit vielen duftenden Braten und leckeren Kuchen und einer dicken Flasche Wein, die schon hundertnndsieben Jahre in einem dunklen Kellerloch gelegen hatte, also daß es wirklich an der Zeit war, ihr bei so glücklicher Gelegenheit den schlanken, grünen Hals zu brechen ... Bei dergleichen schönen und meist ein wenig absonder lichen Geschichtlein hatte Angela Janssen fast immer ge weint. „O Aegidius, erzähle weiter! Bitte, noch weiter!" Und der brave Aegidius war wirklich in Verlegenheit ge raten, um neue Geschichtlein; denn er war nun ein Mensch nüchternen Geistes, ein Knecht zwischen Ochs und Kuh und Schwein und Pferden, mit der Mistgabel und den Futter- «imern, der sich noch niemals viel um das bekümmert hatte, was seinem schlichten, anspruchslosen Geiste ein wenig Nah rung hätte bieten könne». Nun aber hatte ihn das liebe Kind Immer wieder und immer inständiger um eine Geschichte gebeten, und plötz lich hatte er angesangcn, die eine und die andere selber zu spinnen, ein wenig dürftig zwar und knapp und ohne alles Himmelblau und Rosenrot einer üppigen Phantasie, aber es war doch eben ein Geschichtlein gewesen! Ein Geschichtlein und zwei und drei von Florentin, seinem Batcr, dem buckligen Schusterchen, der neunundvierzig Jahre am Fenster seiner armen Werkstatt gesessen, geflickt, gestopft und genagelt hatte, klein und gebückt, aber immer voller Fleiß und guten Glaubens an die Güte und Liebe und väterliche Barmherzigkeit Gottes. Dieser Schuster Florentin hatte den süßen Hauch aus der Seele eines Franz von Assisi gespürt, des Liebhabers der Frau Armut, des großen Herrgottsmusikanten, des treuen Bruders aller Vögel und Fische, aller Blumen und Sterne, aller Tiere und Winde. Der Schuster Florentin mit seinem verkrüppelten Rücken und der Magerkeit seines schmächtigen Leibes hatte nie eine Klage gegen den Him mel geschickt, keinen Vorwurf gegen die Menschen ob ihrer gröblichen Lieblosigkeit, die er nur zu ost zu kosten bekom men hatte wie gallig bittere Tropfen. „Erzähle mir wieder von Florentin! Von Florentin!" hatte das kl.ine Mädchen gebettelt, und Aegidius batte feine Seele ausgeschüttelt und von seinem Vater erzählt, daß ihm die Begeisterung Feuer in den blauen Blick gezau bert hatte. Ja, dieser Vater! Dieser kleine, unbedeutende Mann mit dem großen, guten, warmen Herzen! Nicht alle, die einen geraden, starken Rücken tragen, haben ein so gerades und blitzsauberes Herz! Nicht alle, die in schönen Nocken und allerseinstcn Westen spazieren, haben eine so schöne Seele wie das arme Schusterchen in seinem geflickten Werktags kittel! Und längst nicht alle, die feingebildet von den hoben Schulen daherspazieren und ans den allerbesten Stühle» Platz genommen haben, dürfen sich rühmen, ihren Charak ter lo peinlich gepflegt und nach so ritterlichen Vorbildern gebildet zu haben! O nein! O nein! O ganz gewiß nnd dreimal nein! Während Aegidius so von seinem Vater Florentin geplau dert batte, war ihm selbst über dergleichen zum ersten Male ein Helles Lichtlein aufgegangen. Er hatte versucht, die Welt zu beschauen, die Menschen einzuschätzen und ihren Wert kn der Tiefe und Verborgenheit und nicht an ihrer schönen Häuserfront oder am tadellosen Nockschoß zu meßen. Aegidius hatte in dielen stillen Feierstunden mit dem Kinde auf den Knien und dem Drängen um seine Geschicht- chen vom Vater Florentin seine eigene Seele bereichern dürfen und seinen Blick öffnen. Er hatte nachdenken müssen und suchen und spinnen. Er hatte die dnnkelen Abende, während die Kleine längst in ihrem Veilchen ge legen, in seiner Knechtkammer am Fenster gestanden und in die funkelnden Sterne geblickt und gegrübelt. Und etwas Unruhiges war in ihn gekommen, das er wohl gefühlt, aber sich nicht zu erklären gewußt hatte. Angela! Angela! Aegidius spürte einen Schmerz. Es war ihm so schwer geworden, von der Kleinen zu scheiden, daß er es nicht ein mal übers Herz gebracht hatte, ihr am gestrigen Abend vor dem Schlafengehen Lebewohl zu sagen. Sie hatte nichts erfahren, daß er heute in der Herrgottsfrühe, wenn sie noch schliefe, wieder seiner Wege ziehen mußte, um wohl nie mals mehr in diese Gegend, geschweige auf den stolzen Janssenschen Hof zu kommen. Aber bevor er fortgegangen, hatte er heimlich an das Fensterchen der schmalen Kinder kammer treten müssen, sich auf die Zehen gereckt nnd ver« sucht, durch den Spalt der weißen Vorhänge zu blicken, wir ruhig sie noch schliefe, die kleine Angela. Aber er hatte nichts sehen können, der Spalt war zu enge gewesen, und so hatte er Abschied genommen ohne ein Wort. Dann war Jupp Janssen, der Bauer, gekommen, hatte ihm seinen Lohn ausgezahlt und noch ein kleines, hübsches „Weggeld" beigeschossen, ihm kräftig die Hand geschüttelt und gesagt, er sei mit ihm zufrieden gewesen, und wenn er einmal wieder für einen Sommer in die Gegend käme, dürfe er getrost wieder an die Haustür klopfen. Auch dis Bäuerin rvar gekommen, hatte ihm eine „Wegzehrung" in die Tasche gedrückt, Speck und Wurst und Käse und oben drein noch einen ganzen Laib Brot für seinen dürftigen Nucksack. Ja, sie waren gut gewesen, diese Bauersleute. Und die ganze Sommerzeit, die er bei ihnen hatte arbeiten dür fen, war überhaupt so schön gewesen — jo schön — ach, so schön — Aegidius hätte nicht einmal sagen können, wie schön! Aber das hatte Angela gemacht, die kleine, zarte Angela mit den kastanienbraunen Krauslöckchen und den lieben Augen, mit ihren kleinen, molligen Händchen, die ihm so ost einen Apfel oder ein Stück Koriuthenbrot in den Stall gebracht und in die Jackentajche geschoben hatten. Aegidius war, abgesehen von der Kleinen, der Jüngste im Hauje gewesen, eigentlich noch ein jchmächliger Bursche, und der alte Eroßknecht hatte ihn darum auch nie anders als „Psifserling" gerufen — Pfifferling hu! Pfifferling Hou! Es halte zwei runde Wochen gedauert, bis er dem Groß knecht hatte beweisen tonnen, daß er trotz feiner schmalen Schultern und der noch herzlichen Bescheidenheit seines Wuchses etwas zu schassen und zu werken verstand und Kräfte besaß, die man nicht leicht vermutet hätte. Doch das mar nun vorbei. Aegidius' Gedanken schweiften zurück in den Sommer — zurück aus den stolzen Bauernhof — zurück zur kleinen Angela. Aber was nutzten schon alle diese Gedanken? Weiter! Weiter! kommandierte sich Aegidius selbst. Und nicht und nirgends stehenbleiben, wo kein Platz mehr ist für den Hilfs knecht Aegidius. Geschweige denn gar auf der Landstraße zu sitzen und Umschau Z» hallen nach dem, was zurückliegt. Vor. würts! Vorwärts, Aegidius! Einerlei wohin! Ein Menfch, der fleißig ist und geschickt, wird schon wieder zu Arbeit kom men. Vielleicht bei Thomas van Laaken, wie in jenem Winter? Anfragen muß man. Und wenn der Herbst und der Winter vorbei sind, ei, Aegidius, dann wird die gute, sichere Stelle beim jungen Bauern Cornelius Lejeun ange- treten dem Armen mit dem einen Bein' - 'oial.Z / Llaus Buck Das Echo als Trommelfeuer Eine der merbwiirdigsten Episoden der Kriegsgeschichte spielte sich im fpanisch-amerikanischen Kriege in der Gegend von El Corri) vor der Einnahme von Santiago ab. Mitten in tief- duntzler Nacht hörte ein einsamer spanischer Soldat auf Poften «in verdächtiges Geräusch, und als er dem nachging, tauchte ein zerlumpter spanischer Junge vor ihm auf, der ihm meldete, daß eine starke feindliche Armee anrückttc und nur nach etwa k Kilometer entfernt wäre. Der Poften wollte sich vergewissern, was daran märe, und schlich sich weiter vor. Plötzlich war der Feind dicht vor ihm. eine Vorhut der Amerikaner van -1500 Mann, Roosevelts „Rough Riders". Anstatt Alarm zu schlagen, blieb der Mann wie an den Boden gefesselt liegen und begann zu feuern. Es wurde wieder geschossen, dach er blieb und feuerte so rasch er konnte, und bald schien ein richtiges Trom melfeuer im Gange zu sein. Obwohl nur die Salven einer Flinte ihr Schnellfeuer erwiderten, machten die Amerikaner Halt, schwärmten aus und nahmen Stellung, als ob sie sich be trächtlichen feindlichen Kräften gegenübersähen. Das dauerte «Ine ganze Stunde, bis die weiter hinten liegenden Spanier, durch den Kampflärm geweckt, ihrem einsamen Kameraden zu Hilfe kamen und sich nun erst eine regelrechte Schlacht ent wickelte. in der 620 Spanier die Ucbermacht der Amerikaner neun Stunde» lang aushiclten. Erst lange nach Kriegsende hat man durch einen Versuch festgcstellt, wie es möglich war, daß ein einzelner Soldat eine ganze Armee in Schach halten kannte. Die Situation der „Schlacht" gegen den spanischen Pasten wurde aenau registriert, «In Mann feuerte von der Stelle aus. wo der Pasten gestanden hatte, eine Anzahl Schüsse, und tatsächlich hörte es sich an dem Ort, an de» die Amerikaner herangcrückt waren, so an, als ab ein ganzes Trommelfeuer im Gange wäre. Es war ein so lautes Echo, daß die Schüsse ununterbrochen zu hallen schienen, so daß es gar nicht verwunderlich mar, daß die Amerikaner starke feindliche Kräfte vor sich zu haben geglaubt hatten. Der Epanier hatte In einem Hohliveg gestanden, und die gegenüber liegenden Fellen hatten das Echo Immer wieder zurückgeworsen. Bedenklich Ein Patient kommt zu dem Arzt nnd klagt über Schmer zen im Halse. „Das sind die Rachenmandeln, die müssen raus", melnt der Doktor. Nach einiger Zeit erscheint der Mann wieder und klagt über Schmerzen im Unterleib. Der Arzt untersucht ihn gründlich und stellt dann fest: „Das ist der Blinddarm, der muß raus." Als nach längerer Zett der Patient wieder kommt, macht er ein sehr ängstltck-es Gesicht. „Ich weiß gar nicht, ob ick Ihnen das überhaupt sagen kann, Herr Doktor." meint er zögernd, „aber ich leide an so furchtbaren Kopfschmerzen." Gute Aussichten Seine Frau hatte ihn mit Zwillingen beschenkt, und er mar darüber derartig entzückt und erregt, daß er an sein« Sckpviegermutter telegraphierte: „Soeben Iwillimge. Morgen mehr." Fünf Jahre hatte der junge Ingenieur Herbert Waidner gewartet, gearbeitet und gesucht, bis er den Posten fand, der ihn als Lebensaufgabe befriedigte Vier Jahre lang war Karin als Sekretärin tätig gewesen, nun gab sie die Stellung ans. „So!" sagte Herbert „da wären wir ja soweit!" Sie standen beide allein. Sie feierten ihre Hochzeit still mit Freunden. Doch erst geraume Zeit später bekam er Urlaub. Ein kleines Aula stand vor der Tür. „Jetzt machen wir mal drei Wacken lang Sonntag!" sagte Herbert. Sie lachten wie Kinder. Sie wußten beide, was es hieß: Ausspannen und keine Soracn haben. Im Wagen schloß Karin hin und wieder die Augen. Sie spürte den Mann neben sich und sang leise in den Wind, daß niemand cs hären konnte: „Nun ist alles gut . . . nun ist alles schön . . nun ist alles Leben Friede und Glück . . ." Sie legte die Hand auf seinen Arm Er lachte sie an und nickte: „Jetzt gehören wir uns und mir uns!" Der Motor brummte sonst und warm Das Fahren mar ein lichter, lieblicher Traum. Sie reiften durch Schlesien, durch Sachsen, durch den Thü ringer Wald. Nirgends blieben sic lange. In Erfurt stiegen sir eine mächtiac Freitreppe 70 Stufen empor, hinauf zu der sieben- türmiaen Kirchenaruppe. Sie betraten den Hellen, weiten Dom und sahen sich Wider und Gra'.cdenkmäler an. Auf einem Ne benaltar stand ein silberner Leuchter. Herbert Waidner ent deckte darauf eine Widmungsschritt in verschnörkelten Buchsta ben. „Karin!" ries er erstaunt. Sie den Namen Herbcrtus Waiü- ncr, darunter die Jahreszahl 1-t!M. Der Küster, der aus- und abging, fragte: „Ist Ihnen die Persönlichkeit bekannt?" — „Nein, aber ich heiße auch so." — „Vielleicht ein Nachkomme?" — „Kaum! Soviel ich weiß, stam men ivir aus der Lausitz." — „Wenn Sie die Kirchenbücher nach sehen wollen", meinte der Küster, „will ich Ihnen gern helfen." Herbert nickte. „Ach, Kamm dach!" Karin zog ihn am Arm. Sie sah einezi Sckxttten über ihr junges Glück aufziehen. Etwas Fremdes, Uraltes stieg aus den Gräbern und gesellte sich ungebeten zu ihnen. Herbert zögerte noch. Dann sagte er: „Gut, ich Kamme morgen wieder!" Drei Tage blieb Karin allein. Sie »moderte In der Stadt umher. „Fertig?" fragte sie dann. — „Herbertus Waidner ivar Kaufherr. Sein Vater Johannes Anselmus Waidner war auch schon Kaufherr!" — Wieder vergingen drei Tage. Karin seufzte und blieb im Gasthof. „Bist du mm endlich fertig?" — „Fertig, du liebe Zeit! Es geht erst los! Sein Großvater ,var ein ausge wanderter Waidner, ein Waidpflanzenbauer. Die Waidpflanze nmr im Mittelalter ein Blcrusärbemittel. Verstehst du?" — „Nein!" antwortete sie trotzig. — Als eine Woche um ivar, fragte sie verzweifelt: „Kannst du denn das nicht stmter einmal zusammcnsuchcn? Unser schöner Urlaub ist bald vorbei!" — „Warte, warte!" erwiderte er abwesend, „bis 1075 bin ich schon gekannnen. Es fehlen mir noch 80 Jahre bis zu meinem frühe sten Lausitzer Vorfahren. Ob die Verbindung hergestcllt werden kann, >vclß ich nicht. Vielleicht war alles umsonst!" Zwölf Tage waren sie schon in Erkort da kam Herberi abends ins Gasthaus. Er hatte rin feierlich er» b- '">/» i. trat groß vor Karin und sagte: „Jetzt ist alles da' Bon 1139 bi» 1930, ein Geschlecht von 15 Waldners! '-on Jahre. Narin'" Die Dämmerung kam. Es wurde finster im Zimmer. Plötz lich begannen Glockcn zu tönen. Herbert stand 'm Baum und griff zaglmtt i.m sich. Ihm war. als walle ein duraler 'Mantel um seinen Körper, ein Mantel, den 5,00 Jahre die Waidners ge tragen hatten,Und den sie nm Herberts Schultern gelegt hatte», damit er ihn weitergebe. Herbert kühlte ibn web u und sah sein bleiches Gesickt im Spiegel Ehrnircht ersiillte ihn vor dem eigenen Leben. „Was ist ein Menick . ." — .Was i>t eine Frau!" sagte Karin im Stuhl. Sic lauschten b id: du Glocken und rührten sich nicht im Dunkeln Sic glaubten 'm würden nie »cieder froh. Grabkalt war di" Vergangen''.üt Dm Akne» rechten sick ans in langer Reihe. Sie hatten ecke todernste Ge fickter. Sie traten zn Herbert und reichten Bn ibre uralten Hände und bildete» eine Kelte. Aber die Frau bubm Keiner an. „Herbert!" slälmte sie, doch er antwortete nickt Treuen 'liegen ihr in die Auoen. Sie glaubte ihn verloren. Er gehörte zu sei ne» Ahnen, nicht mehr zn ihr! Unversehens fuhr sie mit einem nn'erdrückten Sckrei I» die Höhe. „Herbert!" knisterte lie außer lick, .komm ''m> Komm her!" Er tat einen Schritt und neiate den Kon' Und mit ikui neigten sick 11 Aknen über die Fran und laukck'en dem Ge heimnis. dos sie zu verkünden Kalle. Dm "iter^ci'dnnb^z^t Köpfe bewegten sich bin und Ker. als sei ein Windstoß zivisWn die Blätter eines Baumes aelahren. Sie sachelten. nicktcn. und Michael Waidner. der Maidboner. lecke segnend die 'teinbarls Hand auf Karins gesenktes Haupt. Und während die Aknen langsam, langsam, einer dem anderen nach, befriedigt wieder zur Ricke gingen, zog Herbert die sunge Frau zu sick empor und küßte sie. „Du gebärst nicht nur nur. du gehörst im» allen! Du schenkst der Kette ein neues Glied!" Mit dem Morgenlickt stieaen glänzende, luftige Wett» auf, helleuchtend und inna in der früken Sonne. Sie riesen Oerbcrt und Karin ans dem Schlafe und sangen froh und voll Hoffnung von einiger Zukunft. Ihr entgegen rollte eilig das kleine Nulo. Kumpf dem Berdcrbr gilt vor allem für unsere Zähne, denn von ihrer Gesundheit hängt die des Körpers ab. O K jo f o cj 0*0 1 w t>! <1 g o Vck- q rar oiLbIig 8 v ^sbvpNsgk!
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)