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- Erscheinungsdatum
- 1941-04-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-194104294
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19410429
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19410429
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1941
-
Monat
1941-04
- Tag 1941-04-29
-
Monat
1941-04
-
Jahr
1941
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n Jahre al; e seit de-' rsche, Knnd- äingsschmuck Betriebsze- itriebsfeicrn, am t. Mat .chsühren, in s Gauleiler; Ausrufs de; mung besor- )areu, Werk- durchgesührl, nrch Freude" cmeinschasl;- cu der DA,'s idencu Thea- hrcn Gefalg- Erlcbuis zu den Souder- oder au den zten Nahmen Ausspanmmq icke und Er- ipzlg — Aer- Ule) — Eatt- »gen. D !'>? ttin; iu üteu- — Warschau )54 ist friil>er Znsterburg - > vorgesehen: 2.00, ab Lis;« Fahre. Am «m die Siadl stag begehen, burtstagskin) n geehrt. Wie der Prä- gibt, ersci>einl >r Reichspost- etwa 6400, rz t. Als aus mder fahrende »nde 15 Jahre d fuhr insolae >as Hinterrae ; er von dem er Stelle e ht. Die Fre rit kochende i ein zwei- m > e des kleine das kochen: -rächt werden i ihnen eria Klinik in ers Dr. Met als ein wich i erhöhte An'- sgung heran eröffnet mer kte Meeran r Landqemeindi ing übergeben tsch en Mn- immlung de; n vberbürger- schulungsleiler rein, sich «ich! ;u beschränken, atz der Bereu, »s in Zwickau Tatsache, das, rag übernahm Helmut Brau dent des Lan- iung des durch en Treugelde; ) Ablauf »an Arbeitsämtern den unverziiq- tzvcrständnissen geld nur vier- und erst siir n darf. Daher igen auf seine frühestens An- >chen wird bet er die Ge mäh lich abgegeben iel das Freund- Der SB vz Bi. n die KSK Ku- doch nach Halb- n. An Neuners- tlengersdarf Die Halbzeit hallen 8 heraus. ,r sind auch die -hballmeislerschasl an diesem Sonn- diese letzte Ve« dsrichter isl der 27. April zwi« leben verlausen« Das Wiederho- mnitzer BC au»< cov>r,«bt d» «art KSHln L Lo, ««rltn Schmargendork , (Nachdruck rerdslerr.) 1. Fortsetzung. „Daß du mir sa unserer alten Bäuerin nichts sagst!" knurrt sie. »Diese soll in keiner Weis« beunruhigt werden! Eie ist ein seelcus- gute» Leut, und tch will nicht, daß auch nur rin Schatten aus ihre «Iten Tage fällt." „Du hast die Mutter gern, bist mit ihr sa direkt verwachsen", rückt List. ,Fch mag sie auch gut leiden. Du brauchst keine Augst »u haben, Katz Ich sie beunruhige. Und das, was wir jetzt geredet haben, bleibt unter uns. Ich bin kein Waschweib, das sofort alles weitertratscht." ,Zck weiß schon!" Vroni schürt im Feuer. Dann richtet sie sich groß auf. „Wär' der Hans so wie seine Mutter, dann hätten wir einen anderen Betrieb! Dann hätten'» auch die Dienstboten leichter. Aber so kann man ihm ja überhaupt nichts recht machen. Und so war er schon als Bub. Garstig und roh. Konnte er irgendwo etwas anstellen, dann tat er es. Kein Vogelnest war vor ihm sicher, kein junges Katzerl, und einmal hat er so einem hilflosen Blccherl die Augen ausgestochen." „So rin Rohling!" entrüstet sich Lisl. „Aber das steht man ihm schon an! Und roh und garstig ist er ja heute noch. So etwas wird sich auch nicht mehr verlieren." „Nein, das verliert sich nicht mehr!" äußert Broni diisier. Dann tritt sie plötzlich dicht an die Magd heran. „Unser Bauer hat schon noch ganz andere Sachen auf dem Buckel!" raunt sie. „Biet schlimmere! Aber ich darf ja nicht reden! Aber wenn ich geredet hätte, Lisl, dann wäre die blonde Eva niemals auf de» Lltlckshos gekommen. Dann hätte sie unfern Bauern mit Abscheu von sich gestoßen, und die alte Mutter läge längst in der Grube, gkr hätte cs bas Herz abgedrückt. Und jetzt geh, Lisl, und frag' mich nie wieder!" Damit wendet sie sich herum und hantiert mit bleichem Gesicht und fest verschlossenen Lippen am Herd weiter. Die Magd steht mit wett offenem Mund. Tausend Fragen drängen sich ihr auf die Lippen, aber der abweisende Zug in Bronts Gesicht läßt sie schweigen. Broni hat ihr heute etwas an vertraut. Und sie wird dieses Vertrauen zu schätzen wissen. Kein Wort wird mehr über ihre Lippen kommen und auch keine Frage mehr. Wenn Vroni reden will, dann kommt sie schon von selber. Mit diesem Vorsatz verläßt Lisl still den Raum. Eg fegt gerade ein kräftiger Windstoß ums Haus, als die junge Bäuerin ihrem Wunsche Ausdruck gibt. „Willst du mich jenen Brief nicht einmal lesen lassen?" fragt sie mit unsicherer Stimme. „Was für einen Brief?" Der Bauer wendet sich vom Fenster ab, durch das er eine Zeitlang hinausgcstarrt hat. „Den vom Sepp!" klingt cs leise und mit verhaltener Sehnsucht auf. Der Gliicksbauer beugt sich jäh nach vorne. Sein Unterkiefer schiebt sich langsam vor. Ein Zeichen, daß er erregt ist. „Was willst du damit?" schnauft er aufgebracht. Dann richtet er sich straff in die Höhe. Ein gekünsteltes Lachen guillt über seine Lippen. „Den hab' ich ja gar nicht mehr! Meinst, ich hab' mir diesen Wisch aufgehoben?" Um den Mund der Frau huscht ein bitterer Zug. „Warum lügst du? Das hätte Sepp nie getan! Aber du tust das immer!" Der Bauer beißt die Zähne auseinander. Seine Augen funkeln. „Wie ost habe ich es dir denn schon gesagt, daß ich von dem — andern nichts mehr hören will?! Und immer wieder kommst du mir mit ihm daher! Jetzt muß einmal Ruhe werden! Kein Wort will ich mehr von ihm hören!" Eva Grunduer blickt mit großen Augen In das unbeherrschte Besicht ihres Mannes. Da huscht ein Gedanke durch ihren Kopf. Ihre schmale Hand tastet etwas unruhig über die Decke. „Gut", sagt sie fest, „du willst nichts mehr hören. Das soll nun auch geschoben. Ich verspreche dir, das, der Name deines Bruders nie wieder fallen wird, wenn du mir jenen Brief Henle noch aushändigst. Ich möchte Ihn gerne lesen und kann einfach nicht verstehen, warum du mir diese harmlose Bitte nicht erfüllen wirst." Der Pauer lauscht mit finsteren Miene». Daun gibt er sich einen Ruck. „Gut, du sollst ihn lesen!" knurrt er wie ein bissiger Hund, „lind geben wollte ich ihn dir bloß deshalb nicht, damit du nicht von neuem an den ander» erinnert wirkt. Aber wenn du nur versprichst, daß dann eine Ruhe wird, wüßte ich nicht, warum ou den Wisch nicht lesen solltest, zuwnl du den Inhalt ja bereits kennst. Soll ich ihn dir gleich bringen?" Eva nickt. Aus ihrer Brust dringt ein tiefer Atemzug, und in ihre Augen tritt ei» unruhiger Glänz. Dec Bauer geht hinaus, und sie lauscht mit geschlossenen Augen seinen schweren Schritten. Nach einer Weile kommt er zurück. „Ich kann ihn nicht finden!" stößt er unruhig hervor. Dabei vermeidet er de» Blick seiner Frau. „Den ganzen Schrank habe Ich ausgesucht. Und ich hätte ihn dir doch wirklich gerne gebracht. Macht es arg viel aus?" Die junge Glücksbäncrin unterdrückt mit Mühe ein Auslachen. Nur ihre Mundwinkel verziehen sich, und die zarten Nasenflügel beben empört. Sonst ist ihr nichts nnzumerken. Eie legt den Kops mit einem leisen Seufzer zur Seite. „Jetzt bist du natürlich wieder schwer beleidigt", ärgert sich der Pauer. „Wenn ich dir aber doch sage, ich kann den Bries nicht finden! Wahrscheinlich hab' ich ihn doch einmal ins Feuer ge worfen." Er zupst an seinen ranhcn Händen. Dann beugt er sich über sei» Weib, das mit geschloffenen Augen in den Kissen ruht. „Gelt, Eva, du bist mir doch jetzt nicht ernstlich bös? Ich hält' dir den Brief ja gebracht!" Er lastet über ihre Hände, die still ans der Decke ruhe». Die jimge Bäuerin öffnet die Augen. „Schwöre, daß d» den Brief nicht finden kannst!" fordert sie mit abwesenden Blicken. „Ich kann dir sonst nicht glauben!" Die Lippen des Bauern pressen sich auseinander. In seinen Blicke» funkelt es unheimlich ans. Er denkt an die Stunde, in der ihm dieser verhängnisvolle Brief bereits einen Schwur abnötigte. Und heute fordert er den zweiten. Soll das nun so weiter gehen? Soll er überhaupt schwören? Ihm liegt ja eigentlich nicht viel an dem Schwur, aber wenn er ihn umgehen könnte, cs wäre ihm irgendwie angenehmer. „Seit wann bedarf cs denn eines Schwures, damit das Weib dem Manne glauben kann?" fragt er düster. „Das ist auf dem Glückshof nicht Sitte!" Da richtet sich der blonde Francnkopf ruckartig auf. Das mädchenhaft zarte Gesicht der jungen Bäuerin wird noch um einen Schein bleicher. „Auf dem Glückshof wäre mehr nicht Sitte!" kommt es mit erwachendem Trotz über ihre Lippen. „Hier hat noch immer der Bauer sein Weib geachtet und geliebt. Was bin ich dir eigentlich? Der Spiclball deiner augenblicklichen Launen. Du lügst mich an, wo du nur immer kannst, und da soll ich dir noch glauben können? Nein, Hang, das kannst du von mir nicht mehr verlangen. Und wenn du jetzt nicht hoch und heilig schwörst, daß du den Brief nicht finden kannst, dann weiß ich, daß du mich wieder ange logen hast." Der Bauer beißt die Zähne aufeinander, daß sie knirschen. Seine Stirn färbt sich rot. Aber dann fällt sein Blick auf seinen Erstgeborenen, und schlagartig schwindet alles Düstere und Rohe ans seinen Zügen. „Wenn du's unbedingt haben willst, dann schwör' Ich halt", stößt er hervor. Eva hebt hastig den Kopf. Ihre Hand reckt sich mahnend empor. „Aber nur, wenn du die Wahrheit gesprochen hast! Ein falscher Schwur wäre frevelhaft und tät' uns Unglück bringen!" „Meinst?" Um den Mund des Bauern zuckt ein spöttisches Lachen. Dann kommt es heiser Uber seine Lippen: „Der Herrgott soll mich auf der Stelle strafen, wenn ich jenen Bries noch besitze. Genügt dir's nun?" Die blaffe Frau nickt stumm. Aber in Ihrem Herzen sind immer noch Zweifel. Eie kann einfach nicht glauben. Eie kann nicht! Wen. -« Minuten später steckt Vroni den Kopf zur Tür herein. >,Jst der Dauer da?" „Da bin ich!" Grnndner geht an die Tür. „Was gibt's?" Die Köchin wirst einen besorgten Blick nach der jung.» Bäuerin, die sich um den unruhig gewordenen Säugling bemüht. Dann raunt sie dem Bauern hastig etwas ins Ohr. Dieser packt sie im nächsten Augenblick hart am Arm. „Die Mutter?!" entringt cs sich dabei gedämpft seinen weiß gewordenen Lippen. „Ich komme sofort!" Die alte Glücksbäncrin liegt mit verschobenem Mund aus ihrem Bel«. Der rechte Arm hängt schlaff hernieder, und ab und zu ent- ringen sich Ihren Lippen wirre, unverständliche Laute. Broni führt den Bauern an das Lager. „Wann ist es geschehen?" fragt er mit unheimlich bleichem Gesicht. „Wenige Minuten bevor ich dich holen ging. Ich bin eben bei der Bäuerin gewesen und habe mit ihr über die Kindstause gesprochen, als ihr plötzlich Übel wurde." Der Bauer beugt sich über die Liegende. „Mutter!" preßt er heiler hervor. vie Kranke regt sich nicht. Sie scheint die Stimme ihre« Sohne« gar nicht vernommen zu haben. Still und teilnahmslos liegt sie da. Ihre Blicke hängen leer und glanzlos an der Decke, und nur über die Lippen geht ab und zu ein Zucken. Auf die Stirn Grundners tritt Schweiß. Er wendet sich hastig zu Vroni. „Geh", sagt er hastig, „und laß den Arzt rufen!" „Ist schon geschehen. Er muß jeden Augenblick eintresfen." Der Bauer lauscht sekundenlang ihren sich entfernende» Schritten, dann beugt er sich zu der Kranken nieder. Seine Rechte tastet nach der verarbeiteten, welken Hand der Mutter. Ein schwerer Atemzug erschüttert seine Brust. „Ich bin schuld", stößt er zwischen den Zähnen hervor. „Ich ganz allein! Der Schwur, er war falsch! Ich häll's nicht tun sollen!" Ein jäher Ncucnnfall packt ihn, aber nur für Sekunden, dann richtet er sich auch schon wieder hart auf. „Unsinn!" brummt er. Das hätte auch so passieren können. Die Mutter ist alt. Seine Blicke hängen an dem bleichen Gesicht der alte» Glücksbäuerin. Es isl ihm, als hätte sich in ihren Zügen etwas geändert. Eie scheinen sich langsam zu beleben. Und als sich dann sogar die Lippen der Kranken bewege» und Worte zu formen versuchen, geht ein Ruck der Erleichterung durch seinen Körper. Er beugt sich mit nngchaltenem Atem nieder und lauscht dem etwas unverständlichen Gemurmel. „Wa — rum schreibt — ei — nie? Ich — will — doch wis — sen, wie — o ihm geht." Grundners Hände schließen sich langsam. Seine Züge ver zerren sich. „Sepp", klingt die Stimme der Kranken auf, „Sepp, warum — bist du — eigentlich fort? Ihr — hät — tet — doch — beide Platz — gehabt — auf — dem — Glückshof. Du — und — der Hans, mein — Bub. Es — ist nichts mehr, — seit — du fort bist. Du — hast — das Glück mit fortgc — nommen." Ein schmerzliches Aufatmen löst sich von den welken Altfraucnlippcn. „Ich möcht' ihn noch einmal sehe», bevor ich sterbe", fährt sie müde fort. „Er war ein .guter Kerl. Ich glaub' sogar, er — war bester — als Hans." Die letzten Worte treffen den Bauern wie ein Faustschlag. Er taumelt mit verzerrten, Gesicht einige Schritte zurück. „Also, auch du hältst zu ihm?!" stöhnt er dumpf und mit ge hetzten Blicken. „Auch du?!" Er wankt näher. Seine Knie drücken sich gegen die Bettlade. „Was hast du denn, Hans?" klingt cs Ini gleichen Augenblick an sein Ohr. „Ist es denn gar so schlimm mit mir?" Ein klares Angenpaar ruht auf ihm. Der Bauer zuckt verwirrt zusammen. „Du — bist — schon wach, Mutter?" stottert er bestürzt hervor. Der große, forschende Blick der alten Frau beraubt ihn jeglicher Sicherheit. Er duckt sich unwillkürlich unter ihrer Frage. „Du hast uns alle schön erschreckt", sucht er sich dann aus seiner Verwirrung zu winden. „Ist cs dir nun wieder bester?" Und dann ist er auch schon wieder ini Geleise. Er greift nach ihrem Puls. „Geht verflucht schnell. Wo nur der Doktor so lange bleibt!" „Der Doktor? Braucht man den» einen? Mir ist doch nur ein bißchen übel. Das vergeht nach ohne Arzt. Hab' feiten einen gerufen in meinem Leben und bin immer wieder geworden." Die alte Bäuerin will den Arm heben, sich über die feucht« Stirn streichen, als sie ein jäher Schrecken durchzuckt. „Mein Arm, Hans, mein Arm!" Ihre plötzlich geweiteten Blicke irren zum Sohn. Eie will sich entsetzt aufrichten, aber nur die linke Schulter gehorcht. Die rechte liegt schwer und schlais aus dem Kisten. „Gelähmt!" kommt cs in fassungsloser Verzweiflung aus der alternden Brust. Und dann rollen schwere Tropjen über dir bleichen Wangen der Gliickshosbäncrin. Hans wendet sich stumm ab. Er kann den Schmerz der Mutter nicht ertragen. „Du bist schuld, du allein!" ichreit es ihm au» jedem Winkel und aus jeder Ecke des Raumes entgegen. Ein Auf atmen geht durch seinen Körper, als endlich der Arzt eintritt. Und als es sich schickt, schleicht er hastig hinaus. Draußen, im Freien, wird er etwas ruhiger. Und als dann zufällig oder auch mit Ab- ficht der erste Knecht sich zu ihm gesellt und etwas vom Altwcrden äußert, kehrt seine Ruhe vollends zurück. „Sie hat halt doch schon ihre siinsundsechzig Jahre aus dem Rücken", nickt er zu den Worten des Knechtes. „Und ausfallend stark ist sie halt auch. Das mag auch dazu bciactrnqen haben, meinst nicht?" „Sicher!" Poldi macht einen tiefen Zua aus seiner Pfeife. „Unsere Bäuerin ist keine mehr von den jüngeren, wenn man s ihr auch nicht angesehen Hal. Aber ein Schaden wär's für den ganzen Hof, wenn sie jetzt schon gehen müßt! Sepp soll halt zurückkommen", brummeln seine bärtigen Lippen. „Dann wär's vielleicht auch bester." Die dunklen Brauen des Bauern schieben sich finster zusammen. Seine Augen bohren sich im Gesicht des Knechtes seit, das vergilbt und treu ans der Dämmerung leuchtet. „Was wär' dann bester?" knurrt er gereizt. „Tu' ich vielleicht nicht mcink Pflicht? Mack ich was nicht recht?" '^i'tkebuna tolat.) Literatur und Politik Zu Beginn der sechziger Jahre war das Verhältnis zwl- säM der preußischen und der kaiserlich-österreichischen Diplo matie kein erfreuliches. Die Gesandten beider Monarchien wurden um ihre heiklen Posten von niemand beneidet. Zn, Fahre 1860 wurde der bisherige preußische Geschäftsträger in Wien durch den Freiherrn von Werther erseht. Als der säch sische Minister von Beust, der nicht im Rnfe der Preußen freundlichkeit stand, sondern entschieden in seiner Politik zu Oesterreich hinneigtc, von dieser Ernennung erfuhr, bemerkte er zu einem seiner vertrauten Mitarbeiter bissig: „Hm, also plötzlich Goethe in der Politik." „Goethe, Exzellenz? Wie soll man das verstehen?" „Nun, es liegt doch auf der Hand, daß sich da iu Wien «ine neue Auflage von Werlhcrs Leiden cinlcitct." Die Vorstellung im pianissimo Als einmal der italienische Kapellmeister Tango eine Wagneroper dirigierte und gerade im Vorspiel eine längere Pianissimo-Stelle erklang, der das Publikum mit andächtiger Aufmerksamkeit folgte, hörte man plötzlich in die Stille hinein das Schlagen einer Tür in einer Loge, und die Stimme eines Mannes sagte laut: „Ich gestatte mir vorzustellen: Eommcnda- tnrc . . Sofort klopfte Tango mit seinem Dirtgentenstab auf das Pult und brachte so das Orchester zum Schweigen, dann drehte er sich um, verbeugte sich tief gegen die Loge, aus der man die Stimme gehört hatte, und rief nun seinerseits, ois ob der Herr da oben ihm vorgestellt wäre, nut sanier Siinnne: „Es ist mir ein Vergnügen . . ." Publikum und Orchester erhoben sich von ihren Sitzen und bereiteten ihm eine stiirmisck)e Ovation. Das Hindernis Die Affgemeine Zeitung verbreitete um die Mitte des varigen Jahrhunderts das Gerücht, um dem notorisck-en Geld mangel des Kaisers von Oesterreich abzuhelsen, hätten sich die reicheren unter den Erzherzogen entschlossen, der Majestät Ihre Apanagen zu Füßen zu legen, und die aristokratischen unter den höheren Beamten wollten mit ihren Staatsgehältern «In gleiches tun. Als das Bismarck erfuhr, dem gerade viel daran lag, in b-stimmten polltiscl-cn Fragen den österreichische» Kaiser, der sich nicht recht entschließen konnte, voranzubrlngen, sagte er mißgelaunt und grimmig zu seiner Gattin: „Wenn sie dem Kaiser natürlich so viel zu Fußen legen, sieht er sich wieder verhindert, vorwärts zu gel-enl" Unwahrscheinlich Als Garibaldi der Interessante Mann In der enropäisclien Poliiik mar, liefen über ihn die unsinnigsten Gerüchte nm. Aus den Damenbezirkcn irgend eines Hofes oder Höschens jener Zeit wurde die Neuigkeit nusgesprengt, Garibaldi hätte die Absicht, sich zu verheiraten, und sicherlich wären viele Prin zessinnen bereit gewesen, den kühnen Mann zu freien. Auch Eavour hörte das Gerücht rind lächelte. „Freiers gedanken? Die wird er wohl kaum haben", meinie er „Eben erhalte ich die Nachricht, daß unser Freund schwer mit dem Pferde gestürzt ist. Er steht zur Zeit auf an» keinem Friß, also wohl auch nicht aus Freierssüßen". Nalmthcater Vor achtzig Jahren hieß es auf einmal : - Mü".k.'n, der „Friihlingsgarten" sollte fortab .S siilleiga : '' beißen. /Be greifen Sie, warum?" fragte ans der Straße ein Nengicrigck den Dichter Lingg. „Nun", erwiderte der, .ich nebnre an. weil in Frühlings» tagen dort viel „Kabale und Liebe" ansgesnhr: werden wird." Als England noch eine Insel war Historische Erinnerung von Richard Larstensen „Lassen Sie den Mann cintretcn", befiehlt Napoleon dem Adjutanten vom Dienst; „ich habe wenig Zeit." Er sitzt über Akten und Zeichnungen gebeugt, er mißt und vergleicht rind berechnet — wenn es doch nur möglich rväre, dem verhaßte« Insclrcich den hoffärtigen Stolz und die Macht zu brechen! Wahrend das Festland sich in den endlosen Kriegen verblutet und unter den Kriegslasten verarmt, häufen die englischen Kansieutc und Fabrikanten Reichtümer nach Millionenwertcn. Rücksichtslos nützt der Brite feine Macht auf der See aus und kapert neutrale Schisse, weil sie angeblich Konterbande führen. Was nützt der Blockadezustand, wenn die eigenen Länder am schwersten unter der Handelssperre leiden? Die Nachricht aber, die der Kaiser vor wenigen Tagen erhielt, hat das Maß voll gemacht: Mitten im Frieden haben die englischen Piralcnschissc das wehrlose Kopenhagen in Brand geschossen und die gesamte dänische Floitc als Raub entführt! Wie kannte das kleine Dänemark auch wagen — der Kaiser lächelt bitter vor sich hin ob seiner eigenen Machtlosigkeit — dem Verlangen des Eng länders zu widersprechen? Tragisch liegt der Schatten von Trafalgar über der französischen Seewasfc. Hinter ihm räuspert sich leise der Offizier. „Sire", meldet er, „Herr Fulton ist da." Der Kaiser blickt nur kurz zu dem amerikanischen Besu cher aus und wendet sich erneut seiner Arbeit zu. „Was führt Euch zu mir! Aber saßt Euch kurz, denn ich habe wichtige Dinge zu tun." „Ich weiß, Sire", entgegnet der fremde Ingenieur unbeirrt. Der Kaiser sährt auf seinem Sitz herum: „Ihr wißt? was wißt Ihr?" ,Hch verrate kein Geheimnis, Majestät, wenn Ich wieder hole, was die Spatzen von den Dächern von Paris pfeifen. Es geht gegen England — lind ick will Euch !: !ien dab/ -ivc", greift er schnell zu. als 'Napoleon empört anlbsocbcen will. „Er ist ein Narr", sagt der Kaiser obenhin, „aber ipreche Er immerhin." Fulton entwickelt dem Kaiirr sein Angebot. Gr will Schisse bauen, die nicbi von Segeln getrieben werden, sondern durch Schrauben die ihre Kraft ans einer Dampfmaschine er halten. „Tie Schisse, die ich bauen werde, sind weder von W.ud noch von Wellen, noch von Wasser oder Lnitströwnng ab hängig, Sire. Mit solchen Fahrzeugen seid Ihr der Herr Englands." Der Korse hat länger und etwas geduldiger zngcbörl, als es seine Art ist. Welch ein Gedanke, das Inselland in Besitz zu nehmen und ihm endlich das Gesetz des Handelns zu gebe», dein es bisher zu euiivcicheu verstand! Welch eine Möglichkeit — Napoleon ist ein Mann der Wirklichkeit. Ohne die Wirk» Die Natur gab u«o keine« Zah« zuviel. Wir müsse» deshalb auch alle erhalte« und pflegen. eki o r o o n t Hveis! cksn r»r picbtigs» FaKnpNe u
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