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- Erscheinungsdatum
- 1941-03-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-194103135
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19410313
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19410313
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1941
-
Monat
1941-03
- Tag 1941-03-13
-
Monat
1941-03
-
Jahr
1941
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Donnerstag. 18. März 1941 Sächsische Volkszeitung Nummer 82. Seite 8 20. Fortsetzung. t^o^/ »«oe^t V°p7rt«ki tq gar, Köhler L To.. Brrltn-Echmargendorf. tNochdruck verboten.) ..Sie tann nicht» dasilr", erklärt sie mit einer festen Stimme. „Ich wollte, und sie konnte mich nicht hindern. Außerdem bin Ich weder krank noch erholungsbedürftig.' „Man klappt vor lauter Kraft zusammen', spottet der Pro fessor grimmig. „Nein", gibt sie rasch zurück, „vor Grauen. Aber das ist un wichtig. Wo ist Robert?" Die Schwester zieht sich zurück. Ihre Aufgabe ist erfüllt, sie Kat hier nicht» mehr zu suchen; niemand von den beiden bemerkt, daß sie sich entfernt. „Nehmen Sie Plaßl' Der Professor schiebt Luzia mit einer sehr sorgsamen Bewegung einen Sessel hin. Luzia sieht nur einen Aufschub darin, auch Mitleid, auch Ver schleierung. ..Ueberdies — ich weiß alle«', sagte sie. „Was wissen Sir? Darf ich rauchen? Danke. Also — was wissen Sie?' „Sie haben ihn verhaftetl' entgegnet sie mit mühsamer Ruhe. „8a, und —?' „Sie werfen ihm vor, Eugen Darnys Tod beschleunigt zu haben, nicht wahr?^ „3a, und —?' Luzia treten di» Tränen in die mutigen Augen. ,Leisen Sie mir doch!' flüstert sie, „Sie sollen nicht so un- barmherzig mit mir fein/ Weller schaut mit einem unbeschreiblichen Gefühl auf sie nieder. Va flßt also die ffrau, die Troß liebt, und die er ihm, seinem ffreunde, anempfahl, und di« nun selber dasißt und Ihn um Hilfe ansteht. Lr geht mit großen, unruhigen Schritten durch den Raum. Und Luzia» Augen folgen ihm, immer größer werdend, immer entsetzter, in völliger Ratlosigkeit. „Oder', sagt sie mit einem Male, „sind Sie anderer Meinung geworden? Glauben Sie nicht mehr an ihn?' „Unsinn', sagt Weller unwirsch, „natürlich glaube Ich an ihn. Ich habe heute morgen in aller ffrllhe sofort an meinen Bruder depeschiert, daß er Roberts Verteidigung übernehmen solle, ffilr mich liegt die Sache sonnenklar. Nur —' Sir umklammert seinen Arm. Ihr schönes, bleiches Gesicht ist »It einer Spannung sondergleichen zu ihm rmporgerichtet. Der Dust ihres Haare» ist vor ihm, der Atem ihres Mundes. „Nur -?' „Ls wird schwer halten, das alles setzt mit einem Male klar zustellen und festzulegen. Die Sache mit den gestohlenen Papieren wäre sehr einfach gewesen. Nun aber, da der Mordverdacht hinzu- kommt, verdichten sich Verdachtsmomente, die vordem nicht da waren Troß hätte wirklich ein Interesse daran haben können, Barny umzubringen, um sich selber wieder in den Besitz seines Eigentums zu bringen. Er hat cs natürlich nicht getan. Darüber kann bei mir gar kein Zweifel bestehen. Aber das Gericht urteilt da ganz anders, viel skeptischer, viel mißtrauischer, eben, wie gesagt: diese blödsinnigen Acußerungen Ellen Barnys können Troß nm Kops und Kragen bringen, um so mehr, als Hallmann und sein Schwiegervater mit fanatischem Eifer auf feiten des Verunglückten und seiner Gattin stehen.' Luzia sagt, da fie eine Welle Atem holt, mit sehr kleiner Stimme: „Welche Papiere? Um welche Papiere handelt es sich denn?' Weller wendet sich Luzla voll zu. Sein Gesicht drückt maß- lose» Erstaunen au». „Das willen Sie nicht? Hat Troß Ihnen denn nicht erzählt, »»Ich, Rolle die Barnv» in feinem Leben gespielt haben?' vnzta lchüttrlte den Kopf. „Er hat Ihnen nichts erzählt? Nichts von all dem, was In dieser Nacht wieder lebendig wurde?" „Nein", erwidert sie, „nein, ich weiß nichts.' „Sie wissen nichts? Und Sie glauben an ihn?' Sein Blick forscht in ihrem Antlitz. Sie hält stand. Sie lächelt leise, so, wie wenn die Sonne über eine verregnete Landschaft hmhuscht, um sogleich wieder von Nebel schleiern eingefangen zu werden. „Er hatte", gesteht sie leise, „mich gebeten, an Ihn zu glauben. Und ich glaube an ihn. Ich liebe ihn doch!" Weller faßt nach ihrer eisigen Hand und küßt sie mit fast an dächtiger Gebärde. „Luzia", sagt er, „kleine ffrau Luzla, Sie sind ein wunderbarer Mensch. Sie glauben, ohne zu sehen, ohne etwas zu wissen. Kom men Sie, nun tollen Sie alles wissen. Sie müssen es wissen.' „Wenn ich Sie recht verstanden habe", sagt Luzia nach Wellers langer und ausführlicher Erzählung, „dann gibt es nur einen ein zigen Menschen, der Robert entlasten könnte." „Es wird eine ganze Anzahl Menschen geben, und wir werden den ffall bestimmt zur Klärung bringen. Aber wann? Wann, liebe ffrau Luzia? Bis diele Zeugen alle nusmarschiert sind, bis die Gut- achten gegeben sind, bis die Feststellungen gemacht werden können — ach, wie lange kann das dauern! Es kommt doch jetzt alles zu sammen: die Anfechtung dec Barnyschen Professur auf Grund der Troß entwendeten Entdeckungen — und der Mordverdacht.' Luzia legt die Handflächen gegen dle Schläfen. Sie ist nicht mehr matt, sie ist weder erschrocken noch verwundert über die unge heuerlichen Eröffnungen, dir ihr da durch Weller gemacht wurden, sie denkt angespannt nach. „Von alle» diesen Menschen spreche ich auch nicht", beharrt Lnzla eigensinnig, „ich meine nur einen einzigen Menschen!" „Und der märe?" „ffrau Ellen Varnyl' erwidert Luzia fest. Weller macht eine wegwerfende Handbewcgung. ,,Sie natürlich. Ja, das ist naheliegend. Aber sie tnt cs nicht. Es fallt ihr gar nicht ein. Zum zweitenmal in ihrem Leben stürzt sie Robert Troß in Leiden und Verwirrung. Mein Bruder hat be reits versucht, sie zu einem Geständnis zu bewegen. Sie hat ihn einfach angesehen, keine Miene verzogen und kein Wort gesprochen. Eie schweigt. Die große Schweigern«, die geheimnisvoll Wissende. Oh, es Ist, um aus seiner Haut zu fahren!' Von neuem nimmt der Professor seine Mandernng durch das Zimmer auf. „Sie haben natürlich recht: ein Geständnis der Ellen Barny müßte Troß sofort die ffreihcit zurückgcbcn.' „Eie ist also vernehmungsfähig?' „Natürlich. Mein Bruder hat doch auch bereits — verflixt — sie hat den armen Bob in eine böse Sache hineingeritten.' „Ich möchte jetzt gehen', sagt Lnzia mit einemmal. Sie er hebt sich und reicht Weller, der über den raschen Anfbruch erstaunt ist, die Hand. Lin großer, fester Entschluß ist unabänderlich In ihr. * Draußen liegt strahlender Sonnenschein. Lnzia geht schräg über den Platz, der das große Krankenhaus umrahmt. An der Ecke hat ein Blumenhändler seinen Laden: Luzia tritt zu ihm ein. „Ich möchte von diesem Flieder haben", sagt Ile nnd neigt sich über d. r Nicsenkübel, in dem ganze Bündel der herrlichen Biumen zulammcngepsercht sind, „er duftet nicht, aber er ist wunderbar an- zuschen. Gerade das Richtige siir eine Kranke." „Gewiß", bekräftigt der alte Mann, der sic bedient, „Cie haben es ersaßt. Genau das habe ich auch gesagt: er riecht nicht, und das ist das Nichtige für ein Krankenzimmer. Wieviel wollen d>e Dame? Eine» ganze» Arm voll? Nehme» Eie nnr, nehmen Sie. Ls steht Ihnen gut, als ob der liebe Gott den Flieder eigens für Sie er funden Hütte." Sie geht festlich einher, mit dem Blumenstrauß lm Arm. Die Blicke der Borübergehenden streifen sie bewundernd; sicherlich hält man sie für eine junge, glückliche Frau, so schön, wie sie ist, und so mit Blumen beladen. Eine glückliche, junge Frau . . . Luzia gehl einen schweren Weg, vielleicht den schwersten Ihres bisherigen Daseins. Aber ihr Herz ist voller Mut, ibre Armen nlänzen, uno ihr Mund kann lächeln. In dieser Stunde muß st« stark sein, so stark wie nie zuvor, denn sie muß einen anderen Men schen besiegen, der Robert Troß nur Böses antat. „Verzeihung, ich darf niemanden zu ffrau Barny lassen. Nur mit Genehmigung des Professors!" Luzia lächelt unbefangen. „Davon weiß ich nichts. Ich komme doch soeben vom Herrn Professor, ffragen Sie Schwester Margarethe, die bei mir in Thorfelden war." „Ach", sagt die fremde Pflegerin, „Eie waren unter den Ver letzten des Unglücks und mit ffrau Barny zusammen?" „Nein, man hat ffrau Barny zu mir hereingetragen; ich bin ffrau Hollern von Gut Thorfelden. Professor Weller sagte mir, daß Frau Darny durchaus besucht werden dürfe. Eie Ist doch heute morgen schon vernommen worden." Die Schwester merkt, daß die Besucherin durchaus im Bilde ist; sie sieht kein Hindernis mehr, die Dame cintrcten zu lassen. „Bitte, Frau Hollern!" Hinter der Eingelretenen schließt sich sanft die lederne Doppeltür. Nun also ist es geschehen, und Luzia steht In dem Raum, den die andere mit ihr teilt, die Feindin, die gefährliche Widersacherin von Robert Troß. Das Zimmer ist imttelgroß, mit znrtgelben Wänden, blütenweißen Möbeln und ebensolchen Bezügen. Sine maigriine Zimmerlinde steht in einer Ecke aus dem Boden, sonst sind keine Blumen vorhanden. Luzia aber steht aus der Schwelle, den ganzen Arm voll Flieder, der nicht düstet, aber in einem zau berischen Dunkelrot erglüht. Die Ruhende, deren Haupt zur Wand gekehrt war, wendet sich. Die dunklen Augen richten sich auf Luzias Helles, klares, von keinen Geheimnissen belastetes Gesicht. „Ich möchte Sie besuchen', beginnt Luzia mit einer kleinen, sanften, fast rührenden Stimme, „ich habe Sie in der vergangenen Nacht bei mir beherbergt." Und damit tritt sie vollends an das Lager heran, öffnet den Arm und breitet den Flieder verschwende- risch vor Ellen auf die Bettdecke aus. „Er gehört Ihnen. Ich wollte Ihnen damit ein wenig ffreude machen. Es ist Frühling.' Die andere starrt dle unbegreifliche Besucherin mit immer größer werdenden Augen an, Augen, die immer dunkler werden, immer wilder. Immer glühender. Ihr Gesicht verzerrt sich. Ihr» Faust schlägt in die Bluten, rasend, hemmungslos, ohne Besinnung. „Frühling? Sind Sie wahnsinnig geworden? Es Ist vorbei, alles ist vorbei — aus, aus, ich habe ihn verloren", und leiser, keuchender, in einem gedämpften Schrei: „ich l)abc ihn doch ver loren —' Luzia hält die ffanst fest, die sich in die Blumen wühlt; ihre ander« Hand legt sich der Tobenden auf die Stirn, eine ruhige, ganz küble Hand, leise, leicht und doch zwingend. Die andere ver sucht sich zu wehren, ergibt sich plötzlich und starrt Luzia von neuem an. „Wer sind Sie?' stößt sie hervor. „Ich kenne Eie nicht. Warum besuchen Sie mich? Was wisse» Sie von mir?" „Ruhial" gebietet Luzia, „Sie müssen ganz ruhig sein, damit Sir begreifen lernen, daß ich es nnr gut mit Ihnen meine. Ich bin gekommen, weil ich Ihnen Helsen will." „Sie wollen mir Helsen?" kommt es erstaunt zurück, ein leiser Spott liegt in den Worten, Unglaube, Berbittcrung. „Wirklich helfen? Die anderen kommen und fragen, fragen und quälen mich. Sie können sich zugrunde fragen. Ich sage cs ihnen nicht, ich tage es nicht, nein, niemals, niemals gebe ich es zu." Und, als habe N» schon zuviel verraten: „Wer sind Sie überhaupt?" „Ich sagte Ihnen doch schon: ich habe Sie beherbergt; ich habr mich um Sie gekümmert.' „Eie sind von dem Gulshause, in das man mich gcbrackst hatte?" erinnert sich Ellen Barny nun. „Ja, ich erkenne Sie. Eie ivoren —" „— mit Doktor Troß an Ihrer Seite." Die Kranke zerpflückt eine ffliederdolde, ihre ffinger zittern, ihre Augen weichen dem Blick Luzias aus. „Mit Doktor Troß", wiederholt sie dann verloren, „mit Robert Troß —', und plötzlich ausschanend, mitten hinein in Luzias Gesiebt, „Troß? Sind Sie lelnetweaen hier?" s Schluß folgt) Lin vergeßlicher Millionär Er findet seine versteckten Schätze nicht wieder Der Newyorker Millionär Roe Welles befindet sich in emer argen Verlegenheit. Er wußte schließlich kein anderes 'Mtlel, als sich an die Polizei von Star Island in Florida zu wenden, wo er eine fürstliche Villa besitz». Er kann sich durchaus nicht mehr erinnern, wo er in diesem Hause eine Kassette versteckt hat, die 775 000 Dollar in Juwelen und ein Paket Banknoten und Wertpapiere im Werte von weiteren MltOO Dollar enthielt. Es ist nach seiner Meinung aus geschlossen. daß der Schatz gestohlen wurde, denn im ganzen Hause findet sich keine Spur von einem Einbruch, und seine Dienerschaft ist nach seiner Meinung über jeden Verdacht er haben. Er selbst gibt zu, daß es sich um eine Gedankenlosigkeit handelt. Er hat die Kassette immer an verschiedenen Stellen versteckt, einmal im Geheimfach eines Schrankes, ein andermal In einem Schrank im Ankleidezimmer, in dem seine Frau ihre Schuhe auszubewahren pslegic, nicht selten wurde der Schatz auch in das Klaviergehäuse gestellt oder hinter die Bücher eines Faches seiner Bibliothek. Nun hat er für Geld und Ju welen einen neuen Versteck ausfindig gemacht, aber er kann sich ans keine Weise erinnern, wo dieser war. Ein Privatdetektiv, der den Auftrag erhielt, die Kassette wlcdcrzusinden, hat im Hause das Unterste zu obcrst gekehrt und doch nichts gefunden. Unterdessen gibt die Mrs. Welles Ihrem Manne keine Ruhe, da sowohl die Juwelen wie das Geld ihr gehören Sie erbte von ihrem ersten Manne ein gro bes Vermögen und heiratete Welles im Jahre 1028. Damals hieß es, sie wäre 70 Jahre alt, aber sie wies, da ihr Geburts zeugnis bei einem Rathausbrande verlorenging, durch einen notariellen Akt nach, daß sie erst 40 Jahre alt wäre. Der Beweis Das Fach der Salondame ivar in der Vorkriegszeit in den meisten Theatern eine sehr kostspielige Angelegenheit. Die Gc- lellschistskomödien verlangten einen großen Garderobensi.ndus, den die Scl-ausplelerin ans ihrer Tasche bezahlen mußte. Es wurden daher für dieses Fach vielfach junge, elegante, von Hause aus reick-e Damen engagiert, die niehr aus Lieblmbcret zum Theater gingen und mit einer kleinen Gage zufrieden waren Aus Talent wurde erst in zweiter Linie gesehen. Als einmal eine solche junge Salondamc vom Finanzamt ousgesardcrt wurde, die Höhe ihrer Gage anzngebcn, ging sie Mn Direktor und sagte' „Liclwr Herr Direktor, was soll ich nur machen? Wenn die Leute bei der Steuer meine elegante l^arderobe sehen, glauben sie mir doch Im Leben nicht, daß ich «Ine so Kleine Gage beziehe." „Ach", antwortete der Direktor mit Ironie, „sprechen Sie den Herren einmal etivas vor, dann glauben Sie es Ihnen be stimm!'" Line Biesendame Im Alter von 80 Jahren ist. wie aus Newyork berichtet wird, die berühmte Riescndame Amanda Siebert, allgemein die -lustige Irene" genannt, gestorben. Sie trat zuletzt auf einer Kämubühne von Eorny Island auf. Sie wog in ihren besten Tagn 270 Kilogramm, aber in der letzte» Zeit hatte sie abge- iiomnien nnd wog „m.r" noch 225. Während ihres ganzen Le bens »>ar sic «ins der beliebtesten Sci-austücke auf Jahrmärkten u:id Rummelplätzen. Dabei war dle dicke Amanda, wie schon der Delname zeigt, eine überaus fröhlich Natur und nahm di« kleinen Zwisck>enfälle, die Ihre Dicke hervorrief, selbst mit größ ter Heiterkeit auf. Wenn sie in einen Laden kam und man ihr einen Stuhl anbot, dann nahm sic lackpmd die Einladung an, und das Ergebnis n>ar immer, daß sie gleich darauf mit dem Stuhl znsamwenbrach. Diese Szene wiederholte sich sogar ein mal in einem Gerichtssaal, wa sie als Zeugin erschienen war. 'Auch hier folgte sie der srennd'.iclnm Anssorderung des Richters, Platz zu nehmen, nnd um den Stuhl war es alsbald gesckrehcn. Mie oft der deutsche Groß städter m's Aino? Das Jahr 1010 hat den deutschen Kinos eine starke Stei gerung der Vesuchszisscr gebracht, die Angaben, die dem „Film-Kurier" aus 27 Großstädten vorlicgcn, zeigen im Durch- fchnitt ein Anwachsen der Besucherzahlen im Vergleich zu 108k um fast .81 n H. Einige wenige Städte gehen erheblich dar über hinaus, so Dessau mit 46,7, Maing mit 48.0 und Würz burg mit 47 v. H., während nach weniger Städte ausfallend dahinter Zurückbleiben, so Hamburg mit 16,0 und Düsseldorf mit 6.7 v. H. Interessant ist dabei die Reihenfolge der deutschen Groß ¬ städte nach der Häufigkeit des Kinobesuchs im Vergleich zck der Einwohnerzahl, wobei die Volkszählung von 10ü> zugrunde: gelegt ist. Die Filmfreudigkcit ist in den einzelnen Städten! durchaus nicht gleichmäßig entwickelt: an der Spitze siebt die Reichshauptstadt: jeder Berliner ging 1!>lo 20.8 mal ins Film theater, und die Zahlen senken sich bis 18.8. die inr Oberhausen angegeben wird. Ueber 20 Besuche pro Einwobner verzeichnen noch: Kiel 20,5. Leipzig 20,2 und Köln 20.1. Zwischen 20 und 15 folgen: Dessau 10,7, Rostock t!>,I, Frankfurt a. M l8.5, Hamburg 18,1. Königsberg 17.8. Dresden 17.6. Braun schweig 17,6. München I7.I. Mainz 17. Augsburg 16.1. Darm- stadt 15.8, München-Gladbach 1'5. Aacken ! > !. Bremen 1.7.2, Lübeck 15. 1 und Essen 15. Noch darunter bleiben: B'mppertal 14,6, Bochum 11.5. Plauen ! !.2. Dübeldors 11,1. Wurzburg 1.8,7, Nürnberg 18,4 und Oberhausen 18,8. Ein Kenner „Kennt einer von euch das Lied von: brav:.'. Mann?" kragt der Lehrer. Einer meldet üch aus der letzt'n Bank Nun, Fritzel-en, dann fag «s mal aal." lind mit lauttr Stimme beginnt Fritz zu deklamieren: „Wer niemals einen Ra -leb a.-habk, der ist kein braver Mann." Aus dem Gedächtnis Der berühmte französiscl)e Bildhauer Jules Thomas ver fügte über ein ganz bedeutendes Talent, aus dein bledächtnis zu bilden. Nach einem einzigen Blich auf sein Modell war er im stande, eine in jeder Beziehung ühnlickw Büste herzustellen. Eines Tages besuchte ihn ein junger Mann, der ihm mit trauriger Miene erzählte, seine Schwester sei sckpvindsüchlig, man ziveifle an Ihrem Aufkommen, deshalb möchten die Ellern nm jeden Preis ihre Gesichtszüge in Marmor sestgehatten wis sen. Aber dem Künstler zu sitzen, sei sie zn schvach, auch fürchte man, durch die Aufregung, die eine solcktz! Sitzung der Kranken vevursackum würde, eine Verschlimmerung ihres Zustandes her- bciznführen. Kurz, er erbat mit beivcglichen Worten die Hilfe des Bildhauers und dieser sagte zu. Am anderen Tage twrichtete der junge Mann seiner siechen Echivester, er hmbe in der Auslage eines Juweliers einige rei zende Sckmnckfackzen gesellen, von denen er ihr eine scksenken wolle, aber ihm falle die Wahl zu schwer, er habe deswegen den Händler mit den Sachen herbestcllt, damit sie selbst ivählcn könne. Der Bildhauer kam in der Rolle des Iuiveliers ins Krankenzimmer und während die Selnvcrkranke unter den Schmu cksack-rn wählte, beobachtete sie der.Künstler und prägte sich ihre Gcsicktsznge so fest ein, daß er, in sein Atelier zurück gekehrt, «ine Büste schuf, die durch Ihre spreckwnde Aehnlichkeit die Eltern der Inzwischen Verschiedenen entzückte und In ihrem herben Scknnerze tröstete. Ein Jahr darauf kam der Vater des toten jungen Mäd- chens zu den, Künstler und teilt« ihm mit, daß auch sein einzi ger Sohn, derselbe, der vor einem Jahr das Bildnis der Sch.ve- ster bestellt hatte, der tückischen Krankheit erlegen sei und fragte den Bildhauer, ob er sich der Gesichtszüge des Iünglln-gs genau genug erinnern könne, tnn ans der Erinnerung eine Büste zn- modellieren. Auch diesen gewiß schwierigen Auftrag übernahm der Künstler und führte ihn zum Trost und zur un« anssnrechlichen Freude der beklagenswerten Ettern mit großem Erfolg ans. Aber nicht iinmer hatte er das gleiche Glückt. Eines Tages Non Ferdinand 5-iIberc'isen trug ihm rin schwerreicher Engländer aas. die Baste seiner jungen Frau anzuserti-zen. Da ledocll die Vn:: in G b:n taos- aescknmk siir sie sein solle, womit er sic üb rralcken wolle, so sei es ganz ausc»eschlossen, daß sie ihm sitzen könne. Ob er die Dame dann wenigslens einen Augenblick schcn könne, fragte der Künstler lachend. „Dakcim würde es nunallen, aber sie b eucht rea.Imäßig dreimal wöck-eutlich eine alte Freundin und benutzt dabei tun Omnibus, der zur Bastille fährt", antwortete der Engländer. „Wenn Sie sich illr geaenübersetzen. haben Sie die nnaussä'ligslc Nelegenycit, sich ihre Gesichtszüae einzupräaen." Der Bildhauer nahm auch diesen Auftrag an und nackdem er einige Male im Omnibus die Gelegenheit wahrn>"ommen batte, fiihrte er ihn auch ans. Am Abend vor dem v' !> :!s!ag lieferte er sein Kunsttverk ab. das verllüttt in das Frnä luck- < ziunner gestellt wurde, damit die Herrin des Hauses ti. erste sei, die es am Morgen zu sehen bekäme. Der denlnvürdlae Augenblick rückte heran. Hände: eib.nd, In freudiger Erwartung g!na der aufmerksam" Ena" Inder im Zimmer vor der vcrbüllten Büste seiner zärtlich geliebt.» Gal- tin mif nnd ab. Da trat die Holde ein Mit herzi'chen Worlcn sprach der Ehemann seine Glückn'ünttlle ans, dann führte er seine Fran vor das Bildwerk. Der umhüllende Schleier iiel. nnd mit einem Ausruf köckstcr Empörung stürmte die „G.ck rtslag feiernde" Dame des Hauses ans dem Zimmer, die Tür mit einem Knall znschlagend, daß das Hans in sein:» Grundfesten erbebte. Sprachlos und vrilllüstt starrte der zurückgebttedene Eh en: an» auf die schimmernde Marmorbüste und abwechselnd auf die verschlossene Tür. Der Künstler hatte ein Meisterwerk geschaffen, nur war ihm dabei ein kleiner Irrtum unterlaufen, denn anstatt die Gc- sichtszüge der Herrin des Hauses in Marmor zu meißeln, hatte er die Züge der überaus hübschen jungen . . . Zofe der Englän derin. die ihre Herr'» ans ihren Fahrten stets begleiten mußte, tn seiner genialen Art In Mannar verewigt.
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