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- Erscheinungsdatum
- 1941-03-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-194103081
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19410308
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19410308
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1941
-
Monat
1941-03
- Tag 1941-03-08
-
Monat
1941-03
-
Jahr
1941
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Sommbend/Sonntag, 8./S. Mörz 1941 Sächsische VolstszeltunK Nummer S8. Seile 7 MM c«e«»Kl s«oe»<t oet^^rj OopFright ty Karl Köhler L Co„ Vektin-Echmaigenbors. kRachdruck verboten.) IS. Fortsetzung. Die Teitnahmvioligkeit sank von thr ad. In ihre Augen »rat »in Ausdruck de» Erstaunens und de» Erkennen»: sie begannen zn strahlen. „Ludwig', sagt sie, und dann noch leiser, noch vertrauter, „du, Ludwig! Was ist denn geschehen? Mao ist denn mit uno allen geschehen?' Nun stürzt er zu ihr hin, kniet neben ihr, umsäugt ihre lchmnle Gestalt. „Gertrud, daß ich dich wieder Habel Daß dir nicht» ge schehen ist! Er hat e» gesagt, der Ar»t, daß ich dich mltnehmen darf, «ornn ich ein paar Stunden Geduld habe, mltnehmen nach Hause, nach Hause, »u Mutter und zu Gisela/ Sie wird noch munterer. Unruhe durchzuckt ihren Körper. „Der Arzt? Ich bin nicht krank. Ich bin doch schon langst nicht mehr krank. Wir wollen zu Giselas Schnell, laß uns zu Gisela gehen.' „Du darfst dich nicht aufregrn', schilt er liebevoll, „sonst dauert «» langer. Du mußt noch ruhen.' Er küßt sie aus dle Augen. Seine Nähe entwirrt dl« Unklarheit ihrer Gedanken. „Du', stößt sie plötzlich mit einem kleinen Schrei hervor, „du bist da, Ludwig, du Lieber/ Sie wissen nicht, wieviel gelt vergangen Ist, wie lange sie ein- ander zu berichten hatten. Da» erste, zage Licht dämmert am Himmel. Will es Morgen werden? Ist diese Nacht der Angst vor- über, diese Nacht der hundert Schicksale, der zahllosen Begeb- niste? Im Osten wird es langsam hell. L» klopft. Gehrke richtet sich aus. Ein Mann in Uniform erscheint Im Rahmen der geöffneten Tür. „Telegraphist Gehrke? Herr Gehrke, wir möchten noch einiges von Ihnen erfahren/ Gehrke legt die Hand seiner Frau auf die Bettdecke zurück. »Schlaf setzt ein bißchen, Gertrud, bi» es richtig hell Ist, fa? Dann fahren wir zusammen Helm/ „Und du?' erkundigt sie sich mit einem fast kindlichen Lächeln um den Mund. „Ich werde fetzt hier gebraucht und muß dich eine Weile allein lasten. Schlaf gut, Gertrud!' Im Hinausgehen wirst er »Inen Blick zurück und nickt Ihr zu. gu dem Beamten, den eine kleine Ungeduld anwandelt, sagt er so nebenher: „Wir haben uns eben erst wiederaesunden. Vor Stunden wußte ich nicht einmal mehr, ob sie noch lebte.' Gertrud Gehrke sieht ihrem Manne nach, bis die Tür sich hinter ihm geschlossen hat. Dann seufzt lle einmal tief auf, aber es liegt keine Qual darin. Die Lider sollen über die Augen, sie blinzelt noch einmal nach dem Fenster hin, vor dem das Morgenlichl zart ausdämmert, dann lächelt sie und schläft ein. s Professor Weller hatte mehrmals während der Nacht In der Klinik des Städtischen Krankenhauses anacruscu und sich nach dem Befinden der einnelieserten Verletzten erkundigt. Assistenzarzt Dr. Hallmann konnte jedesmal eine äußerst beruhigende Auskunft geben. Del keinem dec Patienten bestehe Lebensgefahr. Aber er selber fragte nach denen, die in Thorfelden verblieben waren, er fragte nach Ellen Barnv. In diesem Punkt aber schien der Professor zugeknöpft zu fein und »raing sich nur in dunklen und unbegreiflichen Andeutungen, wie: „Nun, da werden Sie Augen machenl In der nächsten gelt find Eröffnungen zu erwarten, an dle nlemand gedacht hat.' Hallmann war boshaft genug zn erwidern: „Dieser sonderbare Kollege Troß hängt wohl damit zusammen?" „Wenn Sie so wollen", hieb Weller zurück, grimmig und mit gefährlicher Stimme, „Eie müssen fedoch Ihre Bezeichnungen ein wenlg auf dle Goldwaage legen, wenn Sie von meinem Freunde Troß reden.' — lag drüben der Hörer aus die Gabel. Dr. Hnllmaun c.»a ebenfalls nachdenklich «in. Irgend etwas stimmte da nicht. 7, schaut« auf seine Armbanduhr. Es war zwei Uhr durch, etwas 'oät »war, aber Immerhin: vielleicht traf man Rechtsanwalt Bor chert, den zukllnstigen Schwiegervater, doch noch an, und schließlich war «» Hnllmann darum zu tun. Ihn allein zu sprechen. Er wählt« die Nummer. Eine Weile war nichts zu ver nehmen al, da, Meldezeschen. Tut — tut, klang es friedlich, tut — Icck. aber dann wurde der Hörer abaenommen. ja, Meller, dein Ches. Leitete er den mich damit. Er selbst blieb in Thor- Zustand der Verletzten zu ernster Be- „Iaaoa?" EK.« uiu»ic>che Stimme, verärgert durch den späten Anrul „Wie? Was? Du, mein Sohu? Wirtlich der Herr Bräuti gam. Warte, ich verbinde mit dem .Budowahr'. Nicht? Du willst Marlon nicht sprechen? Na, weißt du, mit einem Arzt möchte ich auch nicht verheiratet sein au ihrer Stelle. Nicht einmal aus dem Polierabeud zu erscheinen. Bist du denn morgen bei der Trauung zur Steile, oder müssen wir abblasen? Scherz beiseite: wir hatten doch wirklich damit gerechnet, daß du noch nachkämest. Marion hat sich fa sabelkakr gehalten. Aber eine Enttäuschung war es doch wohl sür sie — nee, mein Junge, daß du nicht mal aus einen Sprung hereingekommen bist. Es war wirklich nett, wirklich —' Endlich gelang es Hallmann, den Redefluß seines Schwieger vaters zn unterbrechen. „Tut mir schrecklich leid, Papa, aber Ich bin immer noch im Dienst." „Aaaas, du bist noch im Krankenhaus? Ist ia unglaublich!' „Kanu mich gleich hinlegen. Zum Glück sind die Verletzungen nicht lebensgesährlich." „Junge, ja, da» Unglück, erzähl mal, wie snh's denn ans, als ihr hinkninl? Hier laufen schon tolle Gerüchte um. Attentat und so — hast dn nichts gehört?" „Nein, Papa, aber was anderes", er dämpste seine Stimme un willkürlich, „sprich zu keinem davon, vor allem nicht zu Marion; ich mochte nicht, daß es ihr den morgigen Tag verdirbt." „Nann, Junge", die Stimme am anderen Ende de» Drahtes verriet Erstaunen und Besorgnis, „etwas geschehen? Bist du — bist du etwa verlebt?" „Keine Sorge, Pa, aber ein lieber Bekannter von dir, ein Be freundeter habt ihr Eugen Barny nicht vermißt?" „Barn», wieso?" Rechtsanwalt Borchert begreift durchaus nicht sofort. „Natürlich haben mir ihn erwartet. Aber vermißt? Nöööl Bei so berühmten Leuten kann immer im letzten Augenblick etwas dazwischen kommen. Menn er nur morgen zur Trauung anwesend ist! Und das wird schon klappen, das wird er schon machen. Wir haben uns Jahre hindurch nicht mehr gesehen. Nein, vermißt haben wir ihn also nicht. Und du, alter Junge, freue dich doch, daß die Ueberrnichung erst zu morgen bevorstehl. Heute häticst du doch so wieso nichts von Barny gehabt." Der ahnungslose Schwung in der Rede des alten Herrn macht Hallmnnn die traurige Eröffnung nur noch schwerer. „Du mußt wissen, es hat sich so manches geändert, es ist sozu sagen nicht mehr so, wie dn erwartest. Es ist etwas geschehen, das alles umgelchmissen ha». Kurzum: Barny ist mit dem O-Zug gestern abend verunglückt.' Drüben bleibt eine bange Meile hindurch alles still. Dann sammelt sich Borcherts Stimme wieder, lucht nach Worten, formt Sätze. Lr schluckt, stößt es von sich: „Mas lagst du, Barny wäre ?' „Pstl" kommt Holtmanns beschwörende Stimme. „Sprich es nicht ans! Ich möchte nicht, daß Marlon es ersährt, wenigstens nicht jetzt erfährt. Es ist ein io schmerzliches Ereignis vor einer Hochzeit, es verdunkelt den Tag." Borchert erwidert: „Beruhige dich vollkommen, Junge, wir sind allein und ungestört. Oben lchläst bereits alles. Zum Glück war das Telephon noch nicht umgeleitet, weil ich in meinem Arbeits zimmer noch etwas zu tun hatte, war darüber ein bißchen eiugc- döst. Ist ja nebensächlich — Aber, Barny? Mein alter Vetter Eugen? Verunglückt ist er, lagst du? Ist es schlimm?" „Er ist tot, Papa/ „Mein Gott — das ist furchtbar. Aber er war doch nicht allein, er hatte dach seine Frau bei sich. Wo ist denn seine Frau?" Hnllmaun holte tiek Atem. „Ja, Papa, seine Frau. Sie ist der Grund, weshalb Ich noch in der Nacht bei dir angernfen habe, sonst hätte ich dir wohl nicht deine Nachtruhe geraubt. Aber diese Frau liegt verletzt aus Thorseldcn, einem Gutshause unmittelbar an der tinglücksslelle, und sie wurde — als einzige — auch dort zurückbehallen. obwohl der Prosessor Auftrag gab, sämtliche ande ren Verletzten hierher in das Krankenhaus zn überführen." „Der Professor? So, Transport?" „Nein, er beauftragte seiden zurück." „Vermutlich, weil der sorgni» Anlaß gab?" „Dao weniger. Elleii Barny Ist nicht lebensgefährlich verletzt. Eie hätte ganz gut mit dem HUsszug und im gesonderten Kranken wagen hierher nach Mergenstedt gebracht werde» können." „Mao willst du damit lagen?" fragt Borchert am anderen Ende des Drahtes, und seine Stimme Ist geladen mit Spannung und Heilhörigkeit. „Ich will damit sagen, daß sich In dieser Nacht allerhand er- eignet hat. Nicht nur, daß «in Unglück geschah. Aber etwas anderes: kennst du vielleicht «inen Arzt Dr. Tro»?' „Trotz? Völlig unbekannter Name. Rem, warum meinst du das?" „Es Halle doch lein können, daß du, als Baruys Verwandter, dem Manne einmal begegnet wärest. Barny muß ihn gut gekannt haben, und es muß sich zwilchen diesen drei Menschen, zwischen den beiden Bacnyo und Troß, etwas Geheimnisvolles abgespielt haben. Ich möchte gern mit dir darüber sprechen, Papa, und deinen Rat hören, ehe ich die Polizei benachrichtige." „Die — was? Junge, was ist denn los? Ist es nicht genug daran, daß der arme Barny tot ist?" „Nein, daran ist nicht genug. Es hat sich vordem noch etwa» anderes getan, denn Ellen Hiarny schrie in Ficberträumen, Troß möge ihren Mann nicht morden." Deutlich war von drüben das heftige Atmen des alten Rechts anwaltes zu vernehmen. „Wag sagst du da? Barny sei ermordet worden?" „Nein, das kann ich nicht sage». Aber ich möchte mit dir unter vier Augen reden, Papa, man kann das nicht am Fernsprecher. Und ich darf hier nicht weg. Nachtbereitschnst. Aber wenn du auf einen Sprung herllberkämest? Ich konnte daun mit dir be- sprechen, ob wir die Polizei aurusen. Es eilt vielleicht, denn er gibt genug Verbrecher, die sich der Gerechtigkeit durch Flucht ent ziehen. Noch befürchtet Troß nichts, er wähnt mich im Dienst und unabkömmlich." Borcherts Stimme kam hart und befehlend: „Mein Junge, rufe sofort einen Kollegen au und laß dich vertreten. Der be sondere Umstand heiligt die Mittel. Nein, das ist keine Pflichtver letzung. Ich hole den Wagen aus der Garage, und wir fahren nach diesem Thorfelden. Halte dich also bereit. Ich ziehe mich nur schnell um." Ohne Hallmnnn» Antwort abzuwarteu, legte er den Hörer aus die Gabel, wandte sich und sah feine Tochter im Nahmen der laut los geöffneten Tür stehen. „Marion", sagte er unwillig und erschrocken, „warum schläfst du nicht? Wag tust du noch hier? Geh doch zu Belt, Kleine!" Sie zitterte in ihrem dünnen, laugslietzenden Nachthemd, ihr Gesicht war blaß; unter ihren schönen Augen lagen tiese Ränder, „Warum hat Herbert angernfen? Ist etwas geschehen? Und wohin willst du jetzt noch, Pa?" „Aber das war doch nicht HerbertI" Er sucht zerstreut tu einem Schubfach noch einem Gegenstand, richtet sich aus und blickt seine Tochter an. „Du solltest schlafen gehen, Mädel, morgen ist dein Hochzeitstag, und das ist ein wichtiger Tag im Leben einer Frau. Du solltest dazu schön ausseheu; wenn du dir aber die Nacht in dieser Weise um die Ohren schlägst, wird nichts draus. Also, Nacht, Mädel.' Aber sie wich nicht von ihrem Posten an der Tür. Die Angst, di« sie zu überwinden versuchte, gab ihr etcro» Rührendes. „Du mußt es verstehen: eben ries jemand an. Eine dringende Sache. Mord vielleicht, wenn du so willst. Der Mann will sich mit mir beraten", erklärte Borchert. Entsetzt und kindlich flüsterte sie: „Mein Gott, der Mörder?" „Nicht doch", fast mußte er lächeln, „der Mann, der den Mord entdeckt zu haben glaubt." Borchert warf einen Blick auf seine Uhr. „Es ist bereits Morgen, Kleine, lind Beruf ist Berus, gu deiner Trauung sind wir alle wieder zur Stelle. Und daß du der Mama nichts verrätst! Ehe sie aufwacht, bin ich zurück. Wieder sehen, Marion." Er schob sie ein wenig beiseite und ging schnell und lautlos durch die Diele und die Treppe hinaus, um sich um zuziehen. In Thorfelden gehen die Ermittlungen weiter. Die Staatsan waltschaft ist eingetrosfen. Sicherheitspolizei Hut das ganze Ge lände abgesperrt. Es wird geniessen, photographiert, Fingerabdrücke werden abgenommen; man versucht unablässig, die Person de» Selbstmörders festzustellen. Und die Suche nach Doktor Lauterbach, dem Ueberbringer der wichtigen Papiere, nimmt man nach allen Richtungen hin verschärft aus. Endlich wird Luzia Hollern sreigegcbcn. Eie halte als Be sitzerin des Gutes und al» Augenzeugin, di« das Unglück von An- fana an milerlebte, die wichtigsten und wertvollsten Aussagei» zu machen. Luzia Hollern verläßt nach dem Verhör den kleinen Raum, der neben dein großen Wohnzimmer liegt, und tritt In die Halle hinaus. Zur gleichen Zeit wird die Tür des Eingangs aufgecissen. Richard Hollern, der Bruder ihres verstorbenen Galten und kommende Be- sitzer von Thorfelden, steht Luzla gegenüber. Nie ist seine Gegenwart ihr so willkommen gewesen wlc in diesem Augenblick. Sie streckt beide Hände nach ihm äu«. „Ls Ist nut, dak du oekommen bist. Richard." ^"tb'tzuua folgt) Anekdoten um berühmte Leute Gegenseitig: Liebe Bekanntlich hatte Brahms van der Musik Bruckners keine gut« Meinung. Er hielt einfach nichts van ihr. Sie ivar Ihm, wie er überall behauptete, zu konstruiert, zu asfektiert, ahne jede Natürlichkeit. Namentlich die Sinfonien bezeichnete er als Alach werke, die bald vergessen sein würden. Ewigkeitswerte? Zum Lachen! Als er das alles rinmal Bruckner selbst gegenüber i.uum wunden aussprach, hörte dieser seelenruhig zu. ohne eine Miene zu verziehen und meinte dann freundlich: „Aber, i bitt Fhua, Herr Doktor, wenn Sie das sagen, das macht mir halt gar nix. Wissen'», mir geht'» mit Ihren Sachen ja akkurat genau so!" Vorbereitung Der berühmte Wiener Komiker Alexairder Mirandl saß in einein kleinen Kaffeehaus und stierte mit todernstem Gesicht vor sich hin. Da «rat ein Verehrer des Künstlers teilnahmsvoll an Ihn heran: „Na, mein lieber Meister. Sic schauen ja Heu: nimmer lustig aus. So traurig' Warum denn nur?" Da antwortete Girardi mit einer Grabesstimme, das; dem Frager eine Gänsehaut über den Rücken lies: „Mein lieber Freund, Ich bereite inich vor!'" „Um Gottes willen, woraus denn?" stotterte erschreckt der Angeredete. Knurrte Girardi: „No, cn.l's Lustigsein und Fnrerln« machen!" Hlts« in der No» Lucien Guitry, der Nater Sachas, hatte einen Spaziergang gemacht. Mit einem Mole begann es äußerst Hesdin zu regnen. Es blieb dem Spaziergänger, wollie er nicht bis auf dle Haut durchnäßt werden, nichts anderes übrig, als in eine gerade vor- iikersahrende leere Drosckke zu steigen. Am Ziele angelangt, mußte Gultrn zu seinem Schrecken seststellen, daß er seine Börse nicht rlugksieck« Halle. Mas tun? Nach kurzem Uebrrfegeu libg er aus n.id bat den Kutscher „Mein Lieber, seien sie dock) so gut und geben Sic mir ein Zündholz. Ich habe im Wagen eine üüN-Franc-Note liegen lassen." Noch Halle Guitry Kanin das letzte Wort ausgesprochen, do hieb der Knlsck-er wie mild ouf die Pferde und raste ans Nim merwiedersehen davon — und Lucien Guitry lächelte zufrieden über den genialen Einfall. Er w>N nicht General Knbn, seiner Zeil Kommandant von Graz. l)«lle lick durch seine Ofsenherziokell bei den höchsten Herrsckmstcn in Wien sehr, sehr mißlu-IIrbt gemacht. Man wollte ihn nun nicht ostentativ absetzen. sondern gab dein alten Erzherzog Albrecht den Auftrag, den Sünder zum freiwilligen Rücktritt zu vcran- lassen. Der Erzhe^ga fuhr also los nach Graz und Inspizierte die Garnison. Er snchie dar! förmlich Gelegenheiten zu Tadeln, >var ungerecht in seinen BecikfkarsNchgen. und schließlich richtete er es so «In, daß er allein Nilt dem Gei:?ral Ivar: „Man wird halt al«, mein lieber Kühn/ Kühn blleb richtg t!"d antwortete nicht mit dem erwarteten Rücklriltsgesuch. Da wiederholte der Erz herzog noch einmal mit betonter Schärfe: „Man mird alt, mein lieber Kulp»!" Woraus Kuhn sich chrsürchtig verneigte und verbindlich meinte' „Und blöde, Kaiserlickp! Hoheit!" Der Erzherzog n»».ßlr, ohne seine deliliale Ausgabe erfüllt zu haben, wieder nach Wien zurückreifen. Nur «tn Wort Ais Friedrich der Große nach einer gewonnenen Schlacht die Front eines Regiments abritt, trat plötzlich ein Mnslielicr Freund Müller ist uerheirntet. Glücklich verheiratet sogar. Nur ... ja also ein Nur gibt cs eben doch meistens. In Müllers Ehe gab es auch eines, lind dieses „Nur" war die wunderbare Halskette, die seil einigen Tagen im Schaufenster des Juweliers Edlinger ausgestellt war. Nun wäre ja nichts dabei gewesen. Es liegt ja so manche Halskette in vielen Schaufenstern der Iuweliergrschoste. Aber diese Kelte hatte es Frau Müller angetan. Für diese Kette gab es auf der ganzen Welt nur einen einzigen Platz, aus den sie gehörte. Und dieser Platz war Frau Müllers Hols! Wenigstens behnuptcte es Frau Müller und sie ließ keine Gelegenheit vorübergchcn, Ihren Mann non der Richtigkeit dieser Behauptung zu überzeugen. Nun wor Freund Müller ein wahrer Mustergatte. Ein anderer hätte vielleicht seine Fran ansgelacht, er hätte versucht, seiner Frau zu beweisen, daß Ihre Behauptung nur Einbildung wäre und daß die Kette ja gar nicht zu der Farbe ihrer Haare passe. Oker zu Ihren Angen! Manche Manner sind da ja von ganz unglaublicher Engherzigkeit. Anders Freund Müller. Er gab seiner Fran recht, und zwar rückhalttosi Und so wäre alles in bester Ordnung ge wesen, wenn ... ja wenn Fran Müller nicht mit der manchen Frauen elgentümlick)en Beharrlichkeit >n gemissen Dingen dar auf bestanden hätte, daß diese Kette endlich eben den richtigen 'Platz um ihren Hals erhallen müsse! Freund Müller lachte immer noch nicht! Er schimpfte auch nicht. Er sagte nur mit liebenswürdigem Lächeln: „Gerne, lieber Schatz! Aber ivo soll Ich das Geld hernehmen?" Diese Frage ivar eigentlich voll kommen brrcchtlgtt Denn die Kelte kostete rund tINü Mark, und Freund Müller hatte als kleiner Beamter nur ein Monats einkommen von ebenso runden, viel zu runden, M> Markt Nun Hütte ja seine Frau sagen müssen: „Da hast du recht . . . es geht leider nicht!'' Freund Müller ivar überzeugt, daß jede andere Fran so gesprochen haben würde. Seine Frau »vor anderer Meinung: „Du mußt dir eben das Geld dazu verdienen . . .!" Und dann sagte sie gleich, wie sie sich die Sache varftelltc: „Du mußt einen Roman schreiben, oder rin Filmmannskript . . . oder ein Gedicht machen!" lind dann wnrde sie ganz böse und sagte: „Aber das kannst du natürlich nicht!" In, und dann ging sie mit einer schriftlichen 'Bille um die baldige Verleihung des Leut- nanlspatents an den König heran: „Majestät, auf ein Wort!* „Gut — aber nur aus ein Morl Beim zweiten laß ich dich hängen!" „Unterzeichnet!" sagte der Mann c.nd hielt das Sehriitstück hin. Dav Gesuch wnrde ob der Geijlrsgeaemvarl de-' Bittstel lers bemilltgt; denn Friedrich meinte zu seinem ihm begleiten den General: „Der Mann mird fick) im Augeubiick der Gefahr zn bewähren wissen!" aus dem Zimmer. Freund Müller aber blieb zuccick und über legte, begann mit ..vielleicht" und „am Ende" . . und seine wirren Gedanken begannen sich allmählich zu ordnen: ..Film .. . Roman ... ist nalürlich Unsinn . . . ober dickten marum nicht? Das konnte doch nicht so fchmer sein! Das hotte,, doch schon so viele vor Ihm znsammengebrochl! Freund Müller begann zn dichten! Und zu rechnen! Sa ein Gedicht schickte mau an eine Zeitung und daun an noch eine und an noch eine . . . und dann machte man noch ein Gedicht . . jeden Tag ein Gedicht und sonntags virilr-chl -,»ei Gedichte . . .1 Und daun ivar das Gedicht fertig' Es ivac »hm ganz wunderbar gelnugeu! Menn er es gleich aufgab. Konnte es am Sonntag schon in Ker Beilage erscheinen' Na. seine Frau würde Augen machen! So nugesahr halte er ja recht damit' Also am Sonntag stand zwar sein Gedicht noch nicht in der Zeitung! Abe»- dafür machte sein»' Fran au» Montag nm so größere Augen. Da kam nämlich ein Vries von der Schrift- leituug des „Souutagsboieu". Au Herrn Müller. Frau Müller strahlte. „Schau, schau!" dachte sie, „mein Mann ... da hat er mir ja gar nichts gesagt ... er wollte mich bestimmt über raschen, der Gute!" Und sie begann oenießerisci» >uil dr» Fin gern die Hülle »bzntasten, ob sie nicht die Vaukuoicu durch fühlen könne! Nichts! Aber sie tröstete sich Sie wrrdrn das Honorar in Form eines Scheck-- beigelegl hoben! Bonn riß sie »nii raschem Enischinß den Umschlag aus Sir hielt ein Blatt Papier in Händen. Ein Gedicht ..Warum lebe ich nach?" Das hatte ihr Mann geschrieben lind darunter stund non srcmder Hand die Antmart gekritzelt' ..Weil Sie mir das Gedicht nicht persönlich überbracht hoben!" Und das Halle der Echrislleitcr geschrieben! HnupIIchrlttleiler: Georg Minkei: Cleilverlreier: Dr. Gerhard Desezyk! Verlags- ,,„d Aozei-ienicNer: Theodor Winket, fänitllch Dresden, trug, und Be-Ing: Germania Bcichdruäierei u Veilag. Dresden, Polierstcohe 17. — Preisliste Nr. kl ist gültig Unerwartete Antwort /
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