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Eonnabend/Sonntag. 1./L. Februar 194 Nummer L8, Seite 9 prsktrsüze Derussrsu Dem Frühjahr entgegen Klriderschrank und Kalender — Praktisch« Modernisierung — Spitzen beliebt Nach -cm Kalender können wir uns mit unserem Anzug leider nicht richten, der ist nun mal nach -em bewussten „Schema F" eingetcilt und lässt uns, was das Wetter anbclangt meist schmählich im Stich. Zwingende Anhaltspunkte, an denen wenig zu rütteln ist, geben uns hingegen dkl-beutel und Punkt zahl, die sich weder mn Welter noch Kalender kümmern. Beide ziehen wir jetzt schon für unfern Frühjahrs- und Sommeranzug zu Rate, selbstverstänülich als dritten Faktor unfern Kleider schrank Da gibt es dieses oder jenes Kleid, dessen vordere Rock- k-ahn oben vielleicht nicht mehr ganz eimvandfrei «st Aber dem ist abzuhelfen. Ist das Kleid dunkel und einfarbig, bekommt cs eine Helle neue Blusenvorderpartie, die. oben mit dem Kragen beginnend, unter dem Gürtel hindurch sie Vorderbahn des Rockes noch 20 —25 Zentimeter länger nach unten bedecken kann. Die Aermel erhalten am unteren Rand einen gleichen chinalen vorstotzartigen Streife», einen kleinen Ausschlag oder e nach Schnitt wird ein spitzes Dreieck aufgesetzt. Selbstver- »äildlich kann das einfarbige Kleid auch durch einen Hellen ge musterten Stoff, sofern er sich sarblich harmonisch einfügt ' aus neu" oorgcrichtct werden. Geldbeutel und Kleiderkarte geben dazu den guten Rat. erst nachzuschauen, ob nicht eine etwas -esekte Bluse hierfür noch gute Dienste leisten kann. Zst hingegen das ausbesserunqs- bedürftige Kleid aus gemustertem Stoff, so »>ählt man lieber einen einfarbigen zu seiner Erneuerung. — Soll ein Kleid mit nur leicht geschweiftem Nock am unteren Rairde etivas glockiger und saumbetonter scheinen, lässt sich mit Spitzenstoss leicht Ab hilfe sck-asfen, -er die Vorderbahn deckend, unten in leicht ge- Mit Rai und Tai Der Schlaf des Säuglings Datz der Säugling viel und lange schläft, ist überaus wich- tlg. Menschen, die in ihren frühen Kindheitstagen keinen aus giebigen Schlaf gehabt haben, pflegen in ihrem späteren Leben ost von Nervosität geplagt zu werden. Deshalb mutz die Mutter alles tun. den Schlaf des Säuglings zu sick)ern. Am gesündesten ist es, ivenn der Säugling in einem Raum für sich schlafen kann, dann wird er nicht durch Geräusche gestört. Autzerdem ist die Luft besser als in einem Raum, in dem auch noch Envack). sene schlafen. Besonders mit alten Leuten sollte man kleine Kinder nie in einer Stube schlafen lassen. Zn der Nacht darf der Säugling niemals Nahrung bekomme», wenn der Arzt cs nicht aus besondercn Gründen angsordnc» hat. Ein gesunder Säugling braucht in Ker Nacht ebensowenig Nahrung wie der Erivachscne. Am Tage aber soll die Mutter dem Kinde die Mahlzeiten pünktlich auf die Minute verabreichen, das ist über aus wichtig. Niemals darf man das Kind kurz vor dem Nacht- schlaf »och aufnchmen, um cs etiva Freunden oder Bekannten zu zeigen. Es wird dadurch aufgeregt und sein Schlaf gestört. Was wir bei der Zahnpflege beachten müssen Tie Zahnpflege mutz bei dem Kinde beginnen, sobald es Imstande ist, eine Zahnbürste zu halten. Es mutz frühzeitig dar an gewöhnt werden, die Zähne regelmätzig zu- putzen. Das wich tigste ist, datz abends nach der letzten Mahlzeit eine gründllck)« Säuberung der Zähne vorgenommen wird, das ist wichtiger als zu anderen Tageszeiten Wenn die Zähne lange gesund und stark bleiben sollen, müssen die Gaumen gesund und kräftig sein. Ma» kräftigt den Gaumen durch tägliches Bürsten, zu dem man lauwarmes Wasser nimmt, In dem man einen halben Tee löffel Kochsalz ausgelöst hat. Die -Zaume» brauche» eine kräf tige Reibung, uni genügend al^härtet zu werden. Schon man cher hat sich seine Zähne nur dadurch verdorben, datz er immer rundeten, breiten Streifen mn den ganzen Rock herumläuft, selbstverständlich -en Saum mn zweifingerbreit überragt, um ein solches Kleid vollkommener zu nwchen, kann man die Schul- terlmsse und vielleicht auch den Aermel, bis zum Ellenbogen aus dem Spitzenstoff arbeiten. Bedürfen jedoch diese Teile keiner Erneuerung, -an» arbeitet man «in oder zivei Spltzensätze als Ouerstreiscn in die Bluse ein. Ebenfalls kann man durch eine bunte Ornamentstickerei der oberen Rockpasse, die sich noch über die Hüite nach unten etwas verlängert und am schmalen Kragen ihre Wiederholuig, findet, einen, Kleid zu völlig ver ändertem Aussehen verhelfen. Ucberhaupt — Handarbeiten — durch sie lassen sich so reizvolle Effekte erzielen. So nehmen sich beigefarbene oder Ecrustickercien, auch aus Bändchen, spitzenartlg gearbeitet, sehr gut aus. Ausgestickte bunte Perlen wandeln ein Kleid völlig. Es ,nässen ja nicht immer sehr mühsame Arbeiten sein, die für ein altes Kleid nicht lohnen »vllrden. Mit leichten, offenen Mustern, einige bunte Striche diese aber gut, bet geschmackvoller Färb- stellung, anfgestickt, wirken autzerordentlich hübsch. Eine grotzc Hilfe kaim es bei Modernisier,um eines Klei des bedeuten, arbeitet man di« Pcrlstlckerei aus Stoffrest«, die dann an-, auf- oder eingesetzt ,verden, vielleicht auch nur zwei Taschen mck ein kleines Krägelchen, das such oft schon der Aenderungen genug. — Aus der Kleidertaille lätzt sich zuweilen ein kleines ärmelloses Rolero fertigen, das einen solchen be stickten S'rcifen als Umrandung bekommt. Oben am Hals hält man es mit einer bunten, in zwei Quasten endigenden Sckm'.-r zusammen. Darunter lassen steh dann die verschiedensten leich ten Sommerblusen tragen und wirken ungezogener, als Bluse und Rock allein. — So manckte ruhige Abendstunde bleibt uns für derartige Handarbeiten, wir müssen nur rechtzeitig damit beginnen, nicht erst, wenn die Frühllngssonne die Schäden an der Winterkleidung unbarmherzig beleuchtet. nur weiche Nahrungsmittel zu sich genommen hat. Ein Apfel nach den, Essen ist ein vorzügliches Zahnreinigungsmittel. Richtlinie,, beim Stricken Das Stricken «st eine Lieblingsbeschäftigung der Frauen «n ihren Mutzestunden geworden, vielleicht auch deshalb, wett sich mit Stricknadeln und Wolle so allerliebste Sachen Herstellen laffen. Wenn man sich einen Pullover oder ein anderes Klei- dungsstück stricken will, soll man tmmer nur gu-t« Wolle kau- fen, weil sich sonst di« Arbeit nicht lohnt. Di« Mehrkosten Kon,- men dadurch wieder herein, datz so ein Kleidungsstück sich viel besser trägt und viel haltbarer ist als eines aus mindenver- tiger Wolle, und datz es sich auch viel besser ,vkischt. Beim Ein kauf der Wolle mutz man darauf achten, datz man eine kleid same Farbe wählt. All,zu grell« Farben sind nicht praktisch, weil nmn sie leicht satt bekommt. Wenn man nach einer Vorlage strickt, mutz trau sich genau an die gegebenen Richtlinien hal ten. Man .nutz auch darauf achten, datz Nadeln und Wolle an Stärke gut ,Zusammenstössen. Anlegen darf man niemals in der Mitte der Reihe, sondern stet« an Ser Seite. Wenn alle Telle fertig gestrickt sind, mutz man sie mit einem feuchten Tuch be decken und mit recht heitzem Eisen bügeln. Di« Nähte ,verden mit überwendlichen Stichen auf der linken Seit« zusammen genäht und auch wieder mit heitzem Elfen sauf feuchtem Tuch) gebügelt. Nein, Stricken von weitzwollenen Sachen soll man möglichst farbige Stricknadeln venvenden. da das für di« Augen eine Erleichterung bedeutet. Natürlich müllen sie Hände, ehe man zu stricken beginnt, sehr sauber geivaschen werden. Die Strickerei soll man. wenn man nicht daran arbeitet, immer in einem welken Beutel ausbewahren. Sehr praktisch ist es auch, sich beim Stricken eine weitze Serviette auf den Schatz zu decken, damit der tumkle Rock die Molle nicht anschmutzt. Doppelkohlensaures Natron al, Hilfsmittel lm Haushalt Viel zu wenig bekannt ist, wie nützlich das billige doppel kohlensaure Natron im Haushalt ist. Man kann es z. B. gut als Backpulver verwenden und braucht nur einen gehäuften Teelöffel a,f 1 Kilo Mehl. — Hartes Wasser wird weich und angenehm, wenn man z. B. bet», Kock>c» von Erbsen und Boh nen ein ivenig kohlensaures Natron zusetzt; alle Hüisenfrücht« werden viel schneller weich. — Beim Kaffeekochen, besonders ivenn man ihn nicht duach Trichter oder Beutel giesst, sondern den gemahlenen Kaffee gleich in die Kanne tut und das heitze Wasser darauf giesst, ist eine Messerspitze doppelkohlensaures Natron ausgezeichnet; cs hilft den Kaffee klären. — Zähes Fleisch wird weicher, wenn man beim Kocknm etivas doppel kohlensaures Natron hinzutut. — Milch setzt man mit etivas doppclkohlensaurem Natron aufs Feuer, — sie wird dann nicht gerinnen, selbst wenn sie vielleicht schon ein klein wenig an gesäuert war. — Gemüse behält seine schöne grüne Farbe. wenn man beim Kochen doppelkohlensaures Natron hinzutut Kleine medizinische Rundschau Abhärten auch heitz? Wenn man von Abhärten spricht, dann verstehen di« Menschen darunter wohl immer eine mehr oder wcntgcr um fangreiche Kaltwasserbehandlung. Und wenn die Abhärtung unseren Kindern zuteil werden soll, dann stellt man sich vor. datz mau diese morgens roh und rücksichtslos aus dem warmen Bett herausziehen und sofort unter die Kalle Brause stellen soll. Und viele, die ein solches Verfahren entweder i„ ihrer Jugend selbst oder an ihren Kindern erprobt haben, ivcrden es zweifellos lolwn. Husten, Schnupfen, Grippe und ähnliche Erkältungskrankheiten sind ihnen Dinge, die sie nur von, Hö rensagen kennen. Kaltwasser ist also richtig. Aber wie über all in der Heilkunde, darf man auch hier die Brause nicht zu weit aufdrchen. Denn es gibt andererseits sehr viele Kinder, die nach einer solchen Behandlung erst recht krank werden würden. Bei diesen Menschen liegen Verhältnisse der Haut regulation vor. die gerade eine entgegengesetzte Abhärtung not- ivendig mack)«». Sie vermögen sich nach Kaltwasserbehandlung auch dann nicht zu erwärmen, wenn sie anschlictzend gebürstet und trocken gerieben werden. Es sind Menschen, bei denen der Arzt eine Abhärtung mit heitzem Wasser vornehmen mutz. Diese Art der Wasserbehandlung ist übrigens durchaus nicht etwas Neues. Vielmehr stellt sie sogar die übliche Art der abhärten den Behandlung bei den Russen und Zapancrn dar und ist in Deutschland wohl zuerst unter dem Begriff des russisck-en oder finnisck)en Bades bekannt geworden. Hierbei werden etiva 40 Grad heitze Voll- oder Brausebäder genommen, die etwa 3 Minuten dauern dürfen, anscheinend pflegen sich Russen und Japaner sofort ins Freie zu begeben etiva im Winter mit Schnee zu beiverfen — dann abzutrocknen, die Haut zu frot tieren, bis diese rot wird, und sich anschlictzend schnell zu be kleiden. Da die Hauterwärmung durch das heitze Wasser min destens 10 Minuten anhält, hat man zu letzteren Matznahmen ausreichend Zeit, denn erst dann, wenn die Haut sich wieder abgekiihlt, die Rötung abgeklungen und die Hantgesätze sich wieder verengert haben, ist die Gefahr einer Erkältung gege ben. Bis dahin ist mau bei den, beschriebenen Vorgehen aber langst durch die Kleider geschützt und warmgehaltcn Da es bei der Abhärtung an sich nur auf das Training der Haut- gefäke und die Regulierung ihrer Reaktion ankommt, können aber auch solche Heisstvasserprozeduren einen durckmus abhär tenden Einflutz entwickeln und werden in der letzten Zeit aanz besonders von den Kinderärzten empfohlen, die mit der Kalt wasserbehandlung keine besonders guten Erfahrungen machten. Kümmeltee. Da sehr viele Menschen unter Darmblähunarn zu leiden haben, ohne datz sie sich sonst Irgendwie krank fühlen oder ihr« Verdauung wesentlich gestört ist, darf wohl auf ein besonder« gut wirkendes Mittel gegen diese Bläbungen hinaewiese» wer den. Es Ist der Kümmel- oder Fencheltee. Bei beiden Tee sorten werden etwa ein halber Kaffeelöffel voll der käuflichen Kerne abgckocht und der hierbei entstehende Tee. etwa ein« Tasse voll, abends getrunken. Die lästigen Blähunaen werden nach kurzer Zeit dieser Behandlunaen verschwunden sein. Gleichzeitig hiermit geht häufig auch das begleitende Völle gefühl verloren. Verdunkelung vom 1. 2. 17.45 Uhr bis 2. 2. N.42 Uhr. Verdunkelung vom 2. 2. 17.47 Ukr bis 3. 2. P.4N Uhr. „Die Ewigkeit?" Zsegrimm schüttelte den Kops. „Das möchte ich denn doch nicht wahr haben. Die Zeit mag man in Schnipsel schneiden oder zu Brenuholz hacken — die Ewigkeit wird dadurch überhaupt nicht berührt. Die Ewigkeit geht durch alle Zeit hindurch. Sie wird von unseren kleinen Sorgen und Nöten gar nicht erreicht. Zeil ist sa nur bezogen auf uns ver gängliche Wesen eine Wirklichkeit, während alles Dauernde zeitlos gedacht werden mutz." Zeiteinteilung nach Matz „Das ist Philosophie und blasse Theorie", wehrte Chry- sostomus ab. „Da bin ich wahrhaftig kein Freund davon. Di« Aufgaben, die wir zu lösen haben, werden uns in der Zelt gestellt, und in der Zeit müssen wir mit ihnen fertig werden. Da braucht kein Engel hinter Wolken zu sitzen und uns die Zeit zu zerschneiden — wir selber müssen sic uns eintcsten und uns daraus Stücke zurechtschneiden. So wie der Schneider aus den, Stoff die Stücke schneidet, aus denen er dann seine An züge zaubert. Wahrhaftig, ein Meister im Zuschneiden müsste man sein, um den Rohstoff Zeit, der einem gegeben ist, richtig zu verarbeiten. Wer jede Stunde seines Lebens für sich und andere so nützlich auswertet, als es überhaupt möglich ist. von dem könnte man wahrhaftig sagen: Ein Leben nach Matz!" „Das wird sich wohl nie ganz verwirklichen lassen", zwei felte Zsolde. „Denn die Zeit eintcsten und anmenden — das ist eine Kunst, die man erst lernen mutz. Ehe man richtig begreift, wie viel Zeit man nutzlos vertrödelt hat. laufen schon ein paar Iährlein ins Land." „Um so wichtiger", stimmte ihr Chrysostomus zu. „datz die Zugend rechtzeitig lernt, den Wert der Zeit zu beareifen und mit der eigenen Zeit haushälterisch und planvoll um- zngchen. In diesem Punkte ist die Erziehung früher etwa» sorglos gewesen. Heute wird es Gott sei Dank besser. Da ganze Volk wird einen gewaltigen Nutzen davon haben, wenn jeder einzelne seine Zeit von Anfang an richtig anzuwenaen lernt." Ein letztes Wort „Und doch will alle Zeit als bedingter Wert verstanden sein", beharrte Zsegrimm, „eben im Lichte der Ewigkeit. Ich erinnere mich an den Bericht über dcnTodStanleys, des berühmten Afrikaforschers. Dieser rastlose und erfolgreiche Mann, der wahr haftig seine Zeit ausgekaust hatte, bis zum letzten, erwacht« kurz vor seinem Hinscheiden noch einmal aus der Agonie, al» die Uhr in seinem Zimmer die vierte Stunde schlug. Er begriff den Vorgang nicht mehr und fragte, was es denn gebe. ,E» hat geschlagen. Sir', sagte der Diener, .vier Uhr.' .Vier Uhr?' flüsterte Stanley — und das waren seine letzten Wort« — .Zeit? Wie seltsam . . .'« Die Zeit vergeht wie nichts Plauderei am Mochenende l?on Marabu. „Erstaunlich, wahrhaft erstaunlich", bemerkte Zsegrimm, „an diesem Sonntag haben wir schon den 2. Februar. Der Januar 1011, der erste Monat des eben begonnenen Jahres, ist sang- und klanglos schon ins Meer des Vergessens gesunken." „Mir ist auch, als wäre erst gestern Weihnachten gewesen", stimmte ihm seine Frau Isolde zu. „Wenn man sagen sollte, wie diese Wochen so rasch herum gegangen sind, ich könnte wahrhastig kein« Antwort geben." „Im Grunde ist cs doch sehr einfach, meinte Ehrysosto- mus. „Wir haben halt alle genug zu tun, sodatz wir keine Stunde lange Weste haben. Da» ist da» ganze Geheimnis. Wenn man lange genug hackt, dann wird auch der dickste Stamm zu Brennholz. C» geht ein Tag nach dem anderen herum. Ehe wirs uns versehen, Isi s eine Woche, und nun schon wieder ein Monat." Es geht einem wie dem anderen „Das Ist vollkommen richtig", nickte Isegrimm. „Ich sehe das ja jeden Morgen. Wenn ich in meine Kanzlei komme, dann liegen gewöhnlich schon ein paar Anrufe vor. Kaum datz man durch die Post durch ist, mutz man aus» Gericht. Die Mittags pause hält man so kurz wie möglich — dann kommen die Besucher, dazwischen möchte man noch diktieren, lind abend» nimmt man einen Stotz Aktendeckel mit nach Hause, um sie als Nachspeise durchzustudieren." „Uns Aerzten geht es auch nicht besser", tröstete ">» sostomus „Komm nur einmal zu mir früh in die Sprechstunde da kannst Du sehe», was Bevölkerungsdichte ist. Und >eder Fall fordert doch die ganze Verantwortung, nicht anders als bei Euch Wenn es dann Mittag schlagt, weitz man, was man getan hat. An, Nachmittag aber mutz manlosziter. se ne Besuche zn machen. Und auch nachts st man seiner N"'ench sicher. Jeden Augenblick kann das Telefon lauten und »men zu einer dringenden Hilfeleistung rusen." Auch den IZauofrauen ... „Das ist wohl jetzt in allen Berufen l°'' Mmm da» Fazit. „Die Maschine, an der wir alle läuft aus hohen Touren, da .nutz jeder ein.,eine sch so Ick' > um und um drehen, als er nur vermag. Da brmicht man Ick nicht zu wundern, wenn die Zeit vergeht wie nichts. Höchste unsere lieben Hausfrauen leben noch auf einer Insel der Glück lichen . . ." „So naiv kann nur ein gut verheirateter Mann sein", sagte Isolde nicht ohne Stolz. „Wenn heute jemandem die Zeit knapp ist, dann gewitz uns Ehefrauen. Der Haushalt läuft doch nicht von allein. In aller Frühe kommt die Auf wartung; da heisst es fest zupacken, damit alles rasch fertig wird. Denn sie hat noch andere Arbeit und ich mutz noch am Vormittag meine Besorgungen machen. Datz das heute nicht einfach ist. i^tzt Ihr Männer ja schltetzltch auch. Dann da» Mittagessen kochen — und es soll doch jeden Tag richtig schmecken, nicht wahr, mein guter Isegrimm? — kurzum, ich habe manchmal Not, rechtzeitig fertig zu sein, bis der Gute hungrig zu Tisch kommt. Alles andere bleibt für den Nach mittag . . . Nein, glaubt nur nicht, datz uns Hausfrauen die Zeit lang wird!" „Glauben wir ja gar nicht!" beruhigte Chrysostomus. „Besonders da viele Frauen neben der Sorge für den Haushalt noch einen Beruf ausfiillen. Und Du bestätigst nur die Erfah rung, die wir alle machen — datz uns eben die Zeit durch die Finger hindurch rinnt, und datz unser Gedächtnis kaum im stande ist. von den vielen eilenden Minuten die eine oder die andere sestzuhalten." Der klein« Engel „Ich las einmal ein Gedicht, in dem das ganz hüb" be schrieben war", erinnerte sich Isolde. „Es fing an: .Hinter den Wolken, irgendwo wett, Sitzt ein kleiner Engel und zerschneidet die Zeit Mit einer grotzen Schere, Als ob's eine Zeitung wär« . . / Richtig!" besann sich Isolde nun, „es war von Siegfried von Vegesack." Sie holte das Buch und las den Schlutz des Gedich tes vor: „Was bleibt von der Zelt? Was bleibt Dir und mir? Was bleibt, was bleibt uns allen? Lauter kleine Schnitzel Papier, Die in Gottes Naplerkorb fallen . . . Hinter deu Wolken, irgendwo weit. Sitzt eln kleiner Engel und zerschneidet die Zeit Mit. einer grotzen Schere, Er zerschneidet das Glück, er zerschneidet da» Leid. Er zerschneidet die ganze Ewigkeit, Als ob's eine Zeitung märe . .