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- Erscheinungsdatum
- 1941-02-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-194102012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19410201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19410201
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1941
-
Monat
1941-02
- Tag 1941-02-01
-
Monat
1941-02
-
Jahr
1941
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Das Lhristentuin in Japan I. Der „Osservatore Romano" hat vor einiger Zett aus der Feder deo japanischen katholischen Professors Joses Iokibe einen Aussatz über die Entwicklung des Katholizismus in Ja pan gebracht. Zusammen mit noch anderen grundlegenden Be richten der letzten Zeit und unter Berücksichtigung der allge meinen geistesgeschichtlichen Entwicklung Japans geben wir im Folgenden ein zusammenfassendes Bild von der christlichen Kirche im Fernen Osten. Die Hauptreligion Japans ist der Buddhismus, der seit dem 8. Jahrhundert in Japan Eingang sand. Vorher war der Schintoismus vorherrschend, der anch neben dem Buddhismus weiter bestehen blieb, und der die Verehrung der Naturgcwal« ten pflegt. Durch deu sogenannten Sonnenkult und durch die Herleitung des japanischen Kaisergeschlechts von der Sonnen göttin, nahm und nimmt das Kaiserhaus eine geheiligte Stel lung auf Grund des Schintoismus bis heute ein. Dieser ölte Glaube blieb darum auch Staatsreligion, und aus ihm letten sich die feierlichen Zeremonien her, die das Kaiserhaus für sich beansprucht. Buddhismus und Schintoismus zerfielen mit ter Zeit in eine Reihe von Sekten, und schliesslich kam im 17. Jahr hundert noch der Konfuzianismus nach Japan, der insofern Verbreitung fand, als die gebildeteren Stände die konfuzia nischen Lehren im Verein mit dem Buddhismus oder Schintois mus für ihre persönliche sittliche Lebenshaltung verwerteten. Zahlenmässig gibt es heute 82 Millionen Buddhisten aus dem japanischen Inselreich und über 18 Millionen Schintoistcn. Das Christentum drang zum ersten Mal unter Franziskus Xaverius im Jahre 154V nach Japan. Im Verlaufe von wenigen Jahrzehnten gelang es einer sehr kleinen Zahl von Jesuiten, Franziskanern, Dominikanern und Augustinern, zwischen 2—3 Millionen Japaner zu bekehren, und höchstgestellte Persönlich keiten, darunter 38 Daymios (Lehnsfürsten) nahmen den Glau ben an. Dann brach eine der blutigsten Verfolgungen der Welt geschichte aus, die nach 158>ährigem Kampfe mit der äusseren Vernichtung fast der gesamten Kirche endete. Erst Mitte des vorigen Jahrhunderts konnte die Missionierung neu ausgenom men werden, und die Missionare fanden in Japan Reste herr lichen Glaubcnsgutcs, ganz kleine Gruppen von Christen vor, die durch alle Jahrhunderte ihre Religion treu bewahrt hatten, bis dann 1888 eine neue Verfolgung ausbrach, die mit der Erklärung der Religionsfreiheit im Jahre 188V ihr Ende fand. Darauf wurde die Erzdiözese Tokio mit den Bistümern Hako date, Osaka und Nagasaki errichtet, und nach abermaligen Kämpfen wurde aufs neue die Religionsfreiheit verfügt, woraus bis heute die verschiedensten Orden der verschiedensten katho lischen Länder — aus Deutschland besonders die Franziskaner, Jesuiten und Steyler Missionare — am Missioniernngswcrk in Japan teilnehmen. In Tokio wurde noch vor dem Weltkrieg auch eine katholische Hochschule errichtet. Auch die Protestanten missionierten seit Mitte des vorigen Jahrhunderts Japan, und zwar viele Jahrzehnte lang mit weit grösserem Erfolg als die Katholiken, weil ihnen viel mehr missionarische Hilfskräfte und materielle Mittel zur Verfügung standen, wodurch sie vor allem im Schulwesen und im sonstigen kulturellen Leben bedeu tenden Einfluss gewannen. Die östliche orthodoxe Kirche, die ebenfalls seit den 78er Jahren von Russland aus Missionare nach Japan schickte, hatte den geringsten Erfolg. Ganz allgemein gesehen, breitet sich das Christentum in Japan nur sehr langsam aus. Zahlenmässig betrachtet, kann die Entwicklung mit keinem anderen Land verglichen werden, und der zahlenmässige Erfolg kann sich mit keinem anderen Missionsgebict messen, denn unter der Aesamtbcvölkerung der japanischen Inselwelt, die sich auf 71 Millionen beläuft, gibt es erst 128 888 Katholiken, und der jährliche Zuwachs beträgt nicht mehr als 2—3888. Wiederholt ist darum die Frage auf geworfen worden, worin eine so langsame Entwicklung in der Christianisierung begründet sei. Von einem besonderen Kenner der japanischen Verhältnisse wurde vor Jahren über diese Gründe Vortreffliches veröffentlicht, was heute noch ebcnfo seine Gültigkeit hat, und was hier kurz wicdergegeben werden fall. Die Angaben stützen sich auf das sorgfältige Studium vieler Missionsberichte, nicht nur katholischer, sondern auch protestantischer, und gerade in protestantischen Kreisen wurde damals sund auch heute noch) die Frage der schwierigen Missio nierung in Japan lebhaft erörtert, zumal für die protestan tische Kirche seit etwa 1938 (damals gab es rund 288 888 prote stantische Japaner) ein bedenklicher Rückschlag eingetretcn ist, wogegen die katholische Kirche seit diesem Zeitpunkt bessere Fortschritte machte. Unter protestantisch ist hier nicht die deutfche protestantische Kirche verstanden, sondern die englisch amerikanische, die bekanntlich in ihren verschiedenen Abarten nicht mit der deutschen übercinstimmt, und die in verschiedenen Sekten Englands und Amerikas die Missionierung seit dem vorigen Jahrhundert in Japan ausgenommen hatte, lieber die Art der Missionierung wurden von unserem Gewährsmann gute Angaben gemacht. Es waren von ihm allein v englisch amerikanische Missionszeitschrtsten zu Rate gezogen worden, um zunächst die Gründe für den Rückgang der „protestan tischen" Missionsarbeit zu erfahren'. In diesen Zeitschriften er hoben die Engländer und Amerikaner gegen ihr eigenes Mis sionswerk den schtveren Vorwurf der Verschwendung. Die un geheuren Geldmittel, die man in das protestantische — prote- flantisch hier immer im Sinne anglikanisch-amerikanisch — Missionswerk stecke, seien nicht vom nötigen Arbeitswillen und der erforderlichen Arbeitskraft der Missionare begleite» ge wesen. Die ganze Arbeit von 78 Jahren (feit Mitte des vorigen Jahrhunderts) sei umsonst. Weil aber keine Aussicht bestehe, dass es besser werde, so folgerte ein amerikanischer Missionar, sollten die auswärtigen Missionare einfach das Feld räumen. Ein so hartes Urteil klang um so überraschender, als noch im Jahre 1938 die amerikanische Mission erklärt hatte, man hoffe in Bälde mindestens eine halbe Million Japaner zum Christen tum zu bekehren. Aber die Hoffnung erfüllte sich nicht, und die verzweifelte Stimmung wurde immer stärker. Schliesslich wurde von den einheimischen (japanischen) protestantischen Mis sionaren öffentlich erklärt: „Die ausländischen Missionare soll- te» Japan verlassen, da ihr hoher Lebensstandard nicht mit den Grundsätzen einer christlichen Lebensführung überein stimmt." Die heidnischen japanischen Tageszeitungen gingen dazu über, die Vorgänge im christlichen Lager zu besprechen und von einer „Revolution im Christentum" zu reden. Und i» der Tat verliess dann eine grosse Zahl englischer und ameri kanischer Missionare alsbald das Land. Zur gleichen Zeit bereitete sich für die katholische Kirche eine neue Zeit vor. Darüber äusserte sich wiederum eine prote stantische Zeitschrist mit den Worten: „Was in unseren Reihen vor 28 Jahren niemand für möglich hielt, beginnt heute lang sam zu werden. Die kath. Kirche findet Beachtung und wach sendes Interesse. Ob nicht eine alte Schuld sich an uns rächt? Als wir noch Einfluss und Geltung hatten, suchten wir die römische Kirche durch Schweigen niederzuhalten, und es gelang, weil sie von sich aus schon ein Einsicdlerdasetn führte. Als sie ober erwachte und an die Oeffentltchkett trat, glaubten wir sie durch Verächtlichmachung in Misskredit bringen zu können. Anch das gelang uns, wenigstens bet den Gebildeten. Heute ist die Szene gewechselt. Wir gehen den Weg zurück, den wir der römischen Kirche zu bauen gedachten." Im Gegensatz zu den anglikanisch-amerikanischen Missionaren hat niemals ein katholischer Missionar daran gedacht, die Mtsslonsarbett in Ja pan, weil sie Jahr« oder Jahrzehnte hindurch fast gar keinen Erfolg zeigte, einzustellen und das Land zu verlassen. Er hielt unter allen Umstünden und unter grössten Entbehrungen — er hatte keinen „hohen" Lebensstandard — aus, und sein Bei spiel fing allmählich an zu wirken. So Kain cs. dass ganz in der Stille der Geist des katholischen Missionars sich Bahn brach, und wenn auch die Zahl der Getauften zunächst noch gering blieb, so beschäftigte man sich doch mehr und mehr besonders in den intellektuellen japanischen Kreisen mit der katholischen Lehre. Man diskutierte öffentlich diese Lehre, sah vor allem ihren tiefen sittlichen Gehalt und gestand sich ein. dass dieser Gehalt auch für das japanische Volk von grösster Wichtigkeit sein könnte. In der Tat rang sich die sittliche Idee des Christentums auf diese Weise zu einer gewissen öffent lichen Geltung durch. Oefsentliche sittliche Gebrechen, wie sie iik Lande vorhanden waren, wurden daraufhin von der Prefse öffentlich gegeisselt und an das christliche sittliche Ideal erin nert. So setzte sich auch allmählich die christliche Auffassung von der Frauenivürde und Frauenfreiheit durch, während der Buddhismus sowohl wie der Konfuzianismus „die Minder achtung der Frau als eines Wesens lehren, das nicht eine eigentliche menschliche Würde, wie der Mann sie hat, besitzt^. Auf das Ganze gesehen, entschwand aus diese Weife aus dem öffentlichen japanischen Leben die frühere offenkundige Abwen dung von der katholischen Lehre, „und eine Gegenüberstellung des Japan von 1878 und des modernen Japan offenbart in diesem Sinne einen bebrütenden Sieg des Christentums". Immerhin blieb auch von da an der jährliche wirkliche Zuwachs an Getauften im Vergleich zu anderen Ländern bis Nur 28 Kilometer nördlich vom Bodensee liegt die wun derschöne Stadt Ravensburg in Württemberg. Herrlici)e alte Kirchen, 15 Türme und die Wohnhäuser, ja ganze Strassen züge lassen den Eindruck entstehen, als ab die ganze Zeit hier ihren Schritt angehalten habe und das Mittelalter lebendig geblieben sei bis auf den heutigen Tag. Das Mittelalter ist freilich längst verronnen, doch die gnicklcbendigen Schwaben Ravensburgs sind lebendig wie einst. Eine alte Wclfcnstadt ist Ravensburg, und man ist leicht zu der Annahme geneigt, dass die Gcburtsstadt Heinrichs des Löwen aus der Zeit der Welfen noch ihr altes herrlicl-es Antlitz trägt. Indessen schon gegen Ende des 12. Jahrhunderts fiel Ravensburg an die Staufer und wurde schon im letzten Drittel des 13. Jahr hunderts freie Reick-sstadt. Ganz augenscheinlich trägt diese schöne alte Stadt mit ihren wohlcrhaltenen Toren, Mauern und Zinnen und ihren alten Wohnbauten den Charakter der stolzen Bürger dieser Stadt, die ihren Namen weit hinaus trugen über die schwäbischen, die deutschen Grenzen und mit Kühnheit und Kraft die Meere befuhren, um die Schätze frem der Länder Heimzubringen, sich selbst und damit auch ihrer Heimat und dem deutschen Vaterlands nutzbar zu macl-en. Die grosse Ravensburger Gesellschaft war es. die in Süddeutsch- land, das man auch Oberdeutschland nennen mag, mit grossem kaufmännischem Weitblick, mit Energie und Kraft seit der Mitte des 14. Jahrhunderts die Führung des süddeutschen Han dels in den Händen hielt und bis gegen das Ende des 15. Jahrhunderts behauptete. Während in Norddeutschland die Hanse de» Handel der Nord- und Ostsee beherrschte, >var cs im Süden Deutschlands die grosse Ravensburger Gesellschaft, die hier die gleiche Nolle spielte und sie erst um die Wende des 15. Jahrhunderts an Augsburg und vor allem an die Fugger abgeben musste, wo das Genie eines Jakob Fuggers alles an ders, anch die mächtigen Italiener, in den Schatten stellte. Wer sich in das Mittelalter vertieft, wird doch überrascht von der Grösse dieser Zeiten, die auch auf kaufmännischem Gebiete hinter der Neuzeit nicht zurückstehen, sondern noch heute Vor bild und Führer sein kann. Ja, man wird behaupten dürfen, dass die Welt kaum ein zweites wirtschaftliches Genie wie den Jakob Fugger den Jüngeren hervorgebracht hat, die legenden umwobenen amerikanisäien Milliardäre nicht ausgenommen. Und zum ersten Mai wird manch ein wirtschaftlich interessierter Mann erfahren, dass Jakob Fugger eine angeblich moderne Form wirtschaftlicher Organisation, die sogenannte doppelte Buchführung, nicht nur in seinen Unternehmungen einführte, sondern zu hoher Blüte entwickelte. Vor den Fuggern, den Welser» und anderen grossen Wirt schaftsführern des Mittelalters indessen steht die Navensburzzer Gesellschaft die Organisation Ravensburger Kaufherren, die zu stolzer Blüte entwickelt wurde und ihrer Stadt Ansehen, Glanz und Reichtum verschaffte. Diese grosse Ravensburger Gesellschaft ivar ein rein händlerisches Unternehmen ohne eigene Fabriken. In Ravensburg, aber auch in Konstanz und St. Gallen, die auch politisch zusammenqchörtcn, hatte sich di« Leinenindustric stark entwickelt. Flachs und Hanf wuchsen üppig in nächster Nähe, in den drei Städten blühte die Leinen weberei empor und verbreitete sich auch weit über die Land bevölkerung. Stadt- und Mauweber wuchsen gewaltig empor, weil sie in grosser Fülle über den Rohstoff verfügten und konn ten naturgemäss ihre Fertigivare nicht im Lande selbst oder in den Nachbarländern absetzen. Daher musste eine Organisation gefunden werden, die diese Leinenschätze vertrieb. Aus der Notwendigkeit, die grossen Leinenschätze zu vertreiben, ergab sich auch von selbst dir Form für einen ausgedehnten Handel. Da ein einzelner die Warenmengen nicht ankaufen, das soge nannte Verlcgersystem nicht handhaben, zugleich auch noch auf die Messen oder an andere wichtige Verkehrsplätze fahren konnte, musste eine Gesellsü)aft, und zwar eine offene Handels- gesellscholt oeoründrt werden. Die Verhältnisse brachten es zudem mit sich, dass der Transport der Waren gesichert, die Transporte also begleitet iverden mussten. So wurde die grosse Ravensburger Gesellsclmft gegründet, und ihre Mitglieder fassen zunächst in den Städten Ravensburg, St. (Callen und Konstanz. Aber nicht nur einige wenige Familien, sondern auch tüchtige Freunde, ja die Biiraer der verschiedenen Städte taten sich zusammen, um die Gesellschaft so kraftvoll wie möglich zu maäurn. Der Gefahr, dass viele Köck>e den Brei verderben, begegnet« man durch die kluge Einrichtung, dass die (Cesell- schaft eine zentrale Leitung erhielt, die entweder der Tüchtigste und Fähigste, oder doch nur einige ivenige der Fähigsten inne hatten. „Regierer" wurden diese leitenden Führer der Ge- fellsämlt genannt, ein oder zwei, nur in seltensten Ausnahmen drei „Regierer" standen an der Spitze. Die einzelnen Mitglie der der Gesellschaft mussten sich, wie Jakob Strieder und Alans Schulte Nachweisen, selbst am Handel beteiligen, mussten also ihr« persönllcl)« Arbeitskraft zur Verfügung stellen und durf- t"n nicht ihr Kapital allein arbeiten lassen. Sa kmtte jedes Mitglied der Gesellsämft «In dringendes Interesse daran, den Handel und Wohlstand der Gesellschaft und damit den eigenen Wohlstand zu fördern. Kraftvoll entwickelte sich die Lclnenindustrie Schwabens. Und so angesehen und kapitalkräftig mar diese erste ober deutsche Handelsgesellschaft, dass auch andere Städte sich zu ihr drängten: Memmingen, Ulm, Nürnberg, Augsburg usw., ja sogar eidgenössische Städte wie Zürich, Bern und Luzern. Sie sprengte auch sachlich insofern Ihren Rahmen, als sie sich spä ter durchaus nicht auf da» Leinen beschränkte, sondern auch mit allen Waren handelt«, di« Nutzen abwarfen. Ihre Fak- hcute äusserst gering. Wie erklärt sich das? „Es wäre eine schmerzende Kränkung", sagt unser Gewährsmann, „behaupten zu wolle», die Missionare von heute seien weniger geschickt und opferfreudig als jene Missionare, die vor 488 Jahren so herrliche Erfolge in Japan hatten." Die Zeit hat ein anderes Gesicht. Die Lcbensverhültnisse sind verwickelter geworden. Die Ideenwelt des modernen, noch nicht christlichen Mensche» ist verworrener als früher. Skeptizismus und Tech nizismus mit der Blickrichtung auf die greifbaren Dinge dieser Welt — die zwei grossen Importartikel aus der Neuen Welt — streiten um die Seele auch des sernösllichen 'Menschen und stel len die Dinge der Welt tagtäglich. Stunde sür Stunde ja, jeden Augenblick in de» menschlichen Gesichtskreis, wodurch der Zweifel an das Ueberdingliche geweckt wird. Das wahre Chri stentum dagegen lehrt den (gebrauch der Dinge unter dem Gesichtspunkt des Ewigen: cs lehrt eine niedere Rangordnung der Dinge. So musste also durch die moderne Entwicklung im östlichen Menschen ein schwerer Kampf entbrennen, ein Kampf, wie ihn die Menschen vor 488 Jahren gar nicht kannten. Das Wesentliche bei all dem aber ist nun, dass das heutige Japan In einem nicht zu unterschützenden Teil seiner führenden Schichten sich gegen die skeptizistisch-technische Importware im Innersten auflehnt und das Wertbeständige will. Die Besten rind Vorwärtsstrebenden wollen das. lind bei diesem Wollen kommt die katholische Kirche dem heutigen Japan in entschei dender Stunde entgegen. Die Kirche sieht deshalb in Wirklich keit ein grosses Arbeitsfeld vor sich. Es bestätig» sich auch sür die Japaner, dass das Christentum den Vorzug unbedingter sicherer llcbcrlegenheit in allen Lebensfragen besitzt. Das muss der moderne Japaner In all seinem Suchen und Ringen an erkennen. So dringt der Glaube zwar langsam vor und zu nächst fast nur in die Kreise der Intelligenz, aber er dringt vor. (Teil ll folgt.) A taren fassen nicht nur in den grossen deutschen Städten und in der Hansestadt Lübeck, sondern auch in Flandern, in Lnon und Avignon, in Mailand, Genna rind Rom wie auch in Ali cante, Barcelona und Valencia in Spanien, in Bidassoa im Baskenlande und in Lissabon, um nur einige Namen zu nen nen. Venedig interessierte die Ravensburger sehr wenig, da die Lagunenstadt eifersüchtig über ihr Schifssmonopol wachte, dagegen um so mehr Genua, aus deren damals berühmtem Hafen eigene Schiffe der Ravensburger Gesellschaft liefen, di« deulscl>en Waren den Mittelmcerländern brachten und die Schätze des Auslandes zurückführten. Von dieser glänzenden und mächtigen Gesellschaft lernten die anderen, vor allem die Kaufleute Augsburgs, die Fugger und Welser, die in der Wirt schaftsorganisation und Wirtschaftsführung der grossen Ra vensburger Gesellschaft die besten Vorbilder jur ihr eigenes Schaffen, sür ihren Weg zu unerreichter Grüsse sanden. Wi« gewaltig der Einfluss dieser Gesellschaft in Slwnien war. mag die Tatsacl-e erhellen, dass zu Anfang des 15. Jahrhunderts in den Zollregistcrn der damals bedeutenden spanisclg'n Städte, z. B. Barcelonas, die Ravensburger Gesellschaft an der Spitze der Abgabenzahler steht. Drei Geschlechter, die Mnntvrat in Konstanz, die Möttell in St. Gallen und die Humpiss (Hnndbiss) und ein Glied dieser Familie von Ankenreute in Ravensburg, führten die grosse Narrensburger Gesellschaft zur höchsten Blüte. Ans ihren Reihen kamen die „Regierer", die die Gesellschaft ausdehnten, den Handel gewaltig vermehrten und vor allem anch mit den Schätzen des Auslandes den Wohlstand auf gewaltige Höhe hoben. So stark war die Kapitalkrast dieser Gesellschaft, dass wahrscheinlich sogar die Fugger anfangs mit ihnen in Ge schäftsverbindung standen und bis gegen Ende des 15. Jahr hunderts das Geschlecht der Humpiss selbst die Fugger und Welser an Kapitalkrast überragte. Wie stark dieses Beispiel der cinl-eitlichen Geschäftsführung, das System der „Regierer", die neuaufstrebendcn Handelshäuser überragte, geht daraus hervor, dass die Fugger und Welser es in ihren eigenen Unter nehmungen einführten, Jakob Fugger sogar eine ausgesproäiene Diktatur ausübte und noch dafür sorgte, dass diese Diktatur unter seinen Nachfolgern, zumal in Anton Fugger, erhalten. blieb. Mit dem Wohlstand wuchs sie Ausdehnung, wuchs aber auch die Gefahr für den erworbenen Reichtum Infolgedessen sorgten bedeutende Handelsfamilien wohl dafür, dass erheblicl)er Landl»esitz, aber auch Renten und Gefälle erworben wurden, die ihrer Familie In unsicheren Zeiten als sicherer Rückhalt dienten. Das gleiche erleben wir auch bei den Fuggern, di« sich heute noch einen Teil ihres damals erworbenen Grund besitzes erhalten haben. Das gleiclx.' Bestreben finden wir ebenso in der Neuzeit, wo viele Grossindustrielle im Grund besitz eine weniger gefährdete Kapitalanlage sucl»en und auch für ihre wirtschaftlich-industrieller Arbeit »reuiger geeignete Nachkommenscl)aft eine sicher« Lebensgrundlage sclmfsen Reckt häufig erlebe» wir auch bei diesen Handelsherrn die lreute oft beklagte Erscheinung, dass der Sohn des Mannes, der den Ruhm eines Hauses begründete, wohl noch In den Fussstapfcn seines Vaters ivandelt, dessen Nachkommen jedoch weniger zur Ar beit als zum Genuss und iin Genüsse des grossen Reichtums erzogen iverden. Das Streben nach Adel, nach aristokratischer Lebensführung kommt hinzu, um die Kaufmanns und Indu- striearbett vergessen zu machen, die die Familie über alle an- oeren emporhob Auch damals waren Töchter reicher Kauf- lp>rren schon im Adel erwünscht, um in diesen Zeiten des ster benden Rittertums dem Wapzrenschilde neuen Glanz zu ver- leil>en. Wohl wuchsen damit die Teilhaber, doch nicht in gleichem Masse geeignete „Regierer", die mit Kraft und In telligenz den Handel nicht nur welterzuführen, sondern noch zu mehren vermochten. Nur ivenige Nachkommen einst kapital mächtiger Kaufmannsfamilien l-aben ihren Besitz über die Jahrhunderte bi» In unsere Zeit hlnwcgretten können, den ihre Ahnherren aus den Früchten ihres Handels gewannen. Dem deutscl»en Kaufherrn folgte ins Ausland, und da» müssen wir besonders lgirvorheben. auch die deutsci>e Kultur. Ihr« unbestechliche Redlichkeit und Zur>crlässigkeil, die Güt« ihrer Waren waren die Empfehlungsbriefe ins Ausland, ivo es noch Sprichwörter gibt, die das holie Ansehen erkennen lassen, das einzeln« deutscl>e Kaufleute und die deutschen Kauf- mannsgesellschaften im Ausland« genossen. Ihnen folgten auch deutscire Künstler, deutsclre Kunstwerke, und in ihren aus ländischen Stiftungen kamen deutsche Künstler zu Wort. Nicht nur ihre ernste Lebensführung, sondern die Klarheit und Ehr lichkeit ihrer Arbeit wurden das Vorbild für die eigene Wirl- sclmft der fremden Länder, die sich an ihrem Beispiel entwickel ten. Und zu Hause selbst l»etrachtcten sie es als selbstverständ- licl>e Pflicht und als ihre Ehre, auch noch aussen hin ihren Reichtum und Ihre Macht erkennen zu lassen. Die herrlichsten Kirck)en und Dame, Klöster und Kapellen verdanken wir der mirtschaftlicl)en Kraft dieser grossen Männer des Mittelalters, für die auch Ihr Reichtum und ihre Erfolge mit einer mora- lisclien, mit einer religiöse» Verpflichtung verbunden ivaren. Ihre eigene holp! Kultur schritt mit dem Anwachsen ihre» Reichtums fort, und so können ivir an den öffentlichen und privaten Bauten der alten süddeutschen Städte, an ihren ivehr- yaften Mauern noch heute die Kraft und den stolzen, wehr haften Sinn unserer Vorfahren erkennen. Die Ravensburger Gesellschaft ging iin Anfang de» 18. Jahrhunderts an Bedeutung immer mehr zurück und wurde schliesslich aufgelöst. Da» Jahr lässt sich nicht genau feststellen. Die Ravensburger Gesellschaft
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