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Vli^t I.scttttkivkkr-lokkrsii. Ein Museum der Liebesbriefe Wie aus Newyork berichtet wir-, ist dort mit Unter stützung vieler Prioatsammler ein 'Museum -er Liebesbriese er öffnet worben. Die Errichtung war nicht leicht, aber -ie vielen Schmierigkeiten, -le sich erhoben, ivurden schließlich überiv-un- -en, als mehrere reiche Bürger beträchtlicl-e Mittel aufbrachten, mn -en Sammlern, -te geneigt waren, ihr« Schätze zur Ver- sttgung zu stellen, aber auf eine angemessene Entschi-iMng nicht verzichten wollten, «ntsprechenbe Summen zu überiveiscn. Man bars nicht etwa glauben, -atz es sich nur um Liebest,riefe grotzer Persönlichkeiten ober mn solche hanbelt, die durch ihren Inhalt oder ihren Stil besonders auffallen. Eine Newyorker Zeitung hatte vor einiger Zeit «ine Reihe von Briefen veröffent licht. die sie infolge «Ines Wettbewerbes über das Thema: „Wer schreibt -t« schönsten Liebesbriefe?" von ihren Lesern erhalten hatte, und sie hatte damit einen groben Erfolg beim Publikum erzielt; bet dieser Gelegenheit konnte man beobachten, datz Männer und Frauen -es Volkes oft Liebesbriefe schreiben, -le außerordentlich reizvoll sind. Namentlich -le jungen Leute unter SO Jahren sind imstande, wahre Meisterstücke zu liefern. Gerade -er Erfolg, -en dieser Wettbewerb hatte, hatte den Gedanken geweckt, ein Museum der Liel>esbrlefe, die vor allem von dem „Mann auf -er Strohe" geschrieben werden, zu begründen. Daneben fehlen natürlich auch nicht die Liebesbriefe von groben Persönlichkeiten, üle bedeutenden geschtclsiltcken Wert haben und teuer bezahlt werden, wle Briefe von Napoleon, Rousseau. Nelson, Byron Verlaine und Casanova. Im allge meinen zeigen diese Liebesbriefe großer Persönlichkeiten eine merkwürdige Nüchternheit oder auch Gesuchtheit des Stils. Der folgsame Gatte Der grob« Königsberger Philologe Lobeck war -er echte Typ des weltfremden Gelehrten. Einmal reiste er ohne seine Frau, ohne die «r kaum -urecht kam, sechs Woche» in die Se rien. Zum Abschied stopft ihm -le treue Hüterin die Pfeife. „Lobeckchen", sagt sie dabei, „versprich mir: alle Sonntage ziehst dri ein reines Henrd an!" Er verspricht. Als er wtcder- ko-mmt, bemerkt feine Iran: „Lobeckchen, du bist ja ganz dick gewor-en, der Landaufenthalt hat dir wirklich wohl getan!" Belm Auspacken findet sie keine Henrden. „Wo sind sie?" Er weiß es nickt. Aber abends zeigt sich's. Lobeckchen hat in denk Hundotagsferien treulich jeden Soimtag ein reines Hemd an gezogen, aber alle übereinander, ohne daß ihm das mrfsiel. 9. Tnssein hatte in den drei Tagen, die er bereits wieder in Hamburg weilte, noch nicht eine Minute Zeit gesun den, an Anita zu schretven. Sein Kommen war wirklich nötig gewesen. Man hatte tn der Zweigniederlassung in Königsberg zwei In genieure anaefordert und sie von» Stammhaus sofort htnaufgeschtat, weil ungeeignete Kräfte nur fehl am Platze gewesen wären. Nun häufte sich tn Hamburg die Arbeit. Aber dafür war man schließlich bezahlt, daß man überall zugriff, wo eS not tat. — Er kam eben aus der Maschinenhalle und sah eine An zahl Herren ans der Villa des Generaldirektors treten. TS fiel ihm ein, daß heute Ausschuß-Sitzung der „Atlan tic" war. Man munkelte von einer Vergrößerung des Werkes, wie er sie ja schon tn der Zeitung angcdcutct ge funden hatte. Er spielte längst mit diesem Gedanken. Man mußte den Versuch machen, Direktor zu werden. Wenn Anita ihre Kunst opferte, war es seine heiligste Pflicht, ihr alles daö zu verschaffen, was sie sich von einem Leben an seiner Seite erhosfte. Und sie hatte das Stecht, sich viel zu erhoffen. Hier in Hamburg kam man nie zum Zuge. Hier saß neben dem Generaldirektor noch der zweite Direktor, Htlk, und der dritte, Gering. Eine» vierten würde man nicht ernennen. Schließlich mußte es ja nicht gerade Hamburg sein. Vielleicht Königsberg. Auch Düsseldorf öder München. München eigentlich am liebsten. Sie waren beide Süddeutsche. Daö zog einen Immer von der Wasserkante nach den Bergen hinunter. Anita würde sich bestimmt riesig freuen. Direktor Hilk ging eben an der offenen Halle vorüber «nd winkte ihn heraus. Tussein legte sein Notizbuch auf den Mauersockel und grüßte. „Etwas Besonderes, Herr Direktor?" „Kennen Sie Seinsheim?" „Ich batte noch nie die Ebre." wrnxvmr - kLcnirrcnuir omrcn vou^o «ruir«. vrnv-cu.,/r. 11. Fortsetzung. „Furchtbar," sagte sie, legte die Finger um sein Ge lenk und hielt ihm den Mund entgegen. Sie schloß die Augen, bis er sie geküßt hatte, und lächelte dann in feilt starres Gesicht. „Jetzt können wir fahren! Darf ich „Bert" sagen? Norbert ist mir zu lang. — Magst du mich ein bißchen leiden, Bert?" „Leider." Der Wagen machte einen Sprung ans den Gangsteig, rutschte fünf Meter, wurde von Vollmer geistesgegen wärtig wieder auf die Fahrbahn gebracht und glitt dann weiter. „Man soll einem Fahrer nie inö Nad greifen!" ver wies er strenge. „Nicht immer acht es so glimpflich ab wie eben. Kannst du mir eine Zigarette anstecken? Du brauchst nur auf den Knopf zu drücken. Die Zigaretten find in meiner rechten Tasche. Brenn dich aber nicht, wenn du den Anzünder herausnimmst. — Danke." nickte er, als sie die Zigarette von ihren Lippen nahin rmd an tie seinen steckte. „Es ist schrecklich, wenn man seine Ner ven verliert. Seit ich als junger Student den ersten Toten auf dem Seziertisch sah, ist mir -aS nicht mehr passiert." Anitas Lachen war so voll Schadenfreude, daß er mit einem Brummen das Endchen Platz, das ihm noch zur Verfügung stand, von ihr abrttckte. Mit einem wohligen Seufzer rückte sie ihm wieder nach. Hasenjagd mit der Straßenbahn In d«n schwedischen Zeitungen werden jetzt täglich Vor fälle berichtet, -te ansä-aulsch zeigen, wie -i« Tier« der freien Natur, die sonst jede Berührung mit -en Menschen scheuen, durch -le furchtbare Kälte aus den Wäldern fliehen rmd sich di» tnn -I« Straßen -er Städte vorivagen. Die letzt« Geschichte -ie- lIorlb-bung folgt.) 12 „Das wundert mich. Er hat Sie nämlich für Athen vorgeschlagen." „Für Athen?" wiederholte Tussein verständnislos. ^Seinsheim? — Ich hörte heute den Namen zum erstell „In Zukunft werden Sie ihn noch öfter zu hören be kommen," war HIlkS Erwiderung. „Er hat nämlich die Aktien ansgckanst, die Doktor Cornelius auf den Markt geworfen hat. Ein ganzes Drittel. Keine einzige Stimme war gegen ihn, als es bei der AnSschnß-Sitznng zur Sprache kam. Der Generaldirektor hat nur die Befürch tung ausgesprochen, Seinsheim könnte möglicherweise das Werk mit seinen anderen Betrieben verschmelzen wollen. Ausgeschlossen ist es nicht. — Wenn Sie nach Athen als erster Etappe kommen, Tussein, sind Sic ein gemachter Mann. Wer von Seinsheim gefördert wird, hat schöne Ausgaben vor sich. Dieser Mann läßt keinen mehr fallen, dem er einmal sein Vertrauen geschenkt hat. Aber ich glaube gar, Sie freuen sich nicht einmal dar über. Sie machen ja ein Gesicht, als ob Sie übergärigeS Bier getrunken hätten." „Menn ich nur wüßte, warum gerade ich von ihm derart bevorzugt werde —" gnältc sich Tussein. Direktor Hilk meinte, er sollte ein wenig nachdenken, ob nicht vielleicht doch Fäden von ihm zu Seinsheim gingen. „Nicht ein einziger!" war Tusscins Erwiderung. „Es müßte denn sein, daß jemand mich ihm empfohlen hat." „Nun," schlug Hilk vor, „heute abend ist doch ein kleines Essen beim Generaldirektor, da können Sie ihn ja fragen." Die Frage unterblieb dann allerdings; denn als ScinS- heim sich am Abend die Herren vorstcllen ließ, legte er Tussein, während sie in den angrenzenden Musiksalon gingen, die Hand ans die Schulter und entwickelte ihm in so kurzer Zeit und in so festen Umrissen alles, was er mit ihm vorhatte, daß Tussein, förmlich erschlagen von so viel Wohlwollen, nur zu danken vermochte. Dann mar Seinsheim schon wieder bei einem anderen Herrn gelandet und Tusscins Wieso und Weshalb war unaesprvcheu geblieben. Anita bekam, während sie gerade die Koffer für Buda pest vackte, einen stürmischen Brief voll Tnssein, in dem er mlttciltc, daß er einen Nus nach Athen erhalten habe. „Glänzende Stellung mit ebensolchen Einnahmen!" schrieb er. «Versuche doch, ob Du Dich nicht von Deinen Verpflichtungen freimachen kannst. Außer einem Fixum stehen mir auch noch eine Menge Tantiemen zu, so daß wir spielend auskommen werden. Ich hosse sogar, daß noch etwas ttbrigbleibt." Anita schüttelte den Kopf und sah eine Weile ins Leere, ehe sie wcitcrlaö: „Ich möchte dich nun so bittergerne noch einmal sehen, liebes Mädel, ebe ich abreise. Zn Dir kommen, geht nicht. Ich habe zuviel zu erledigen. Nun fliegt morgen einer unserer Piloten nach Berlin; ich habe ihn ersucht, Dich mitzubringcn. Kommst Tn? — Ich weiß. Du wirst kom men, wenn es Dir ein bißchen möglich ist. Es wartet in Sehnsucht Dein Tick." Am Abend sprach sie Vollmer und sagte ihm, daß sie am nächsten Mittag nach Hamburg fliege. „Zu wem. Anita?" „Zu Dick Tussein." „Mer ist das?" fragte er ahnungsvoll, bekam eine bis ins kleinste zergliederte Antwort und sah sie forschend an. „Ich kenne ihn leider nicht, Anita, sonst würde ich dir raten können, ob er Seinsheim vorzuziehen wäre." „Fängst du schon wieder an?" seufzte sie. Er beklagte sich, daß sie undankbar sei. „Ich meine es doch nur gut," behauptete er. „Es ist mir doch nicht gleich, gültig, in welche Hände du gerätst. Eine solche Jugcnd- frcnndschast, wie sic zwischen Dick Tnssein und dir be steht, ist immer gefährlich. Wiesen, die ein zwcitcsmal grünen, locken doppelt. Damit ist nicht gesagt, daß es sich nicht auch ganz gut auf solcher Wiese liegt." „Komm -och mit," schmeichelte sie, „schau ibn dir an!" „Icy rann nicht, Anita. Meine Kranken! Ich yavS Vater heute viel schlechter gefunden." „Gefährlich?" fragte sie erschrocken. „Soll ich nicht flie« ,,Tn cö ruhig," entgegnete er, „ich bin ja da. Tu mußt mir nur hinterlassen, wo ich dich erreichen kann, weil» sich die Notwendigkeit ergeben sollte, dich schnell zurück-, zurusen. Aber eS wird kaum der Fall sein." Eie reiste in großer Unruhe ab. Nur der Gedanke, daß Vollmer sich um den Vater kümmerte, gab ihr einiger maßen das Gleichgewicht wieder. Sie vertrug sonst daS Fliegen sehr aut. Diesmal warfen starte Böen de» kleinen Vogel hinaus und hinunter, so daß sie Augst bei kam, auf der Erde zu zerschellen. Der erste, der ihr ans dem Flugplatz in Hamburg ent« gegentrat, war Seinsheim. „Welche Uebcrraschnng, Frack Anita," sagte er, sich über ihre Finger neigend. „Sie sind! doch nicht etwa krank? — Schlechten Wind gehabt? — Ich komme eben von Borkum herüber. Branchen Si«l mich? Wollten Sie mich aussnchen? — Nein? — Eick kleiner Abstecher nur? Ist cs unbescheiden, wenn ich Sie diese paar Stunden, die Sie hierznbleiben gedenken, zck mir bitte? Mein Heim in Blankenese wartet längst auf Sie. Und ich selber warte auch, Anita mit Sehn« sucht." Ehe sie überhaupt noch Zeit hatte, etwas zu erwidern, saß sie auch schon in dem schweren Lurusivagen, den ev herbeigeivinkt hatte und fühlte einen kräftigen Luftzug über ihr Gesicht gehen. ,/Soll ich das Verdeck schließen lassen?" fragte Seins« heil» und legte ihr fürsorglich die Samtdecke um de» Leib. „Wie bin ich glücklich, Anita. Ich wollte sci >n nach Budapest vvrausfliegen, um Sie dort als erster begrüßen» zu können. Und nun begegne ich Ihnen hier io uncrivar« tet! Frieren Eie auch nicht? Soll der Chansseur nicht halten und doch besser schließen?" „Tanke," sagte sie nnd zerguälte sich, wie sie es anstel« len sollte, sich von ihn» frei zu machen. Tnssein warietq sicher mit Ungeduld. Mit welcher Ungeduld, das bekam der Pilot zu spüren, der Anita nach Hamburg gebracht hatte. Tussein hatte sich etwas verspäte« und prallic nun an? Eingang des EchalterplatzeS mit ihm zusammen. „Nicht mitbekommen?" rief er enttäuscht, als er den Fliege« allein sah. „Doch? Wo ist sie denn daun! Hai Fra» Gode noch etwas zn erledigen? — Warum haben Eis denn nicht ans sie gewartet? Sie haben ihr doch gesagt, wo ich zu finden bin — ?" „Ich dachte, Eie wüßten Bescheid," wnnderte sich dev Pilot, „und hätten irgendeinen bestimmten Tres'pnnlk vereinbart. Darm» habe ich mich anch nicht mehr in» die Dame gekümmert und aus einmal war sie dan» verschwunden." „Herrgott," sagte Tnssein, „das ist ia wieder neu! Nch« mell Eies nicht übel, daß ich so ausgeregt bin, Möbius. Um drei Uhr geht mein Zug. Jetzt ist es zehn Minute» nach eins. Wo in aller Welt soll ich ne jetzt juchen!" „Vielleicht im Werk?" vermutete Möbius. «Tort wirk man ja sicher Auskunft geben, wo Eie wohnen." DaS war verständig gedacht, nnd Tniiein sprang ick die nächste Taxe und ließ sich zum Wert fahren. Aber? Anita war nicht hier gewesen. Ueberhaupt hatte in der? Zwischenzeit niemand nach ihm gefragt. Blieb noch die Wohnung! Aber auch hierher war sitz nicht gekommen. Mit jeder Viertelstunde schwand di« Hoffnung eines Zusammentreffens immer mehr dahin. Dann, als er gerade seinen Koffer im Gepäcknetz ver« staut hatte nnd den Stapel Zeitungen, den er sich sür dis Reise ausgewählt, ans seinen Sitz warf, riß eine Hand» die Tür auf. „Dick! —" Anita ließ die Nosen, die sie mitgebracht hatte, über seine Knie rieseln und sprang wieder zurück« Denn die Rüder begannen sich bereits zu drehen. ser Art han-elt von einem Hasen, -er in Upsala mit -er Stra- ßenbahn erlegt wurüe. Das verängstigte Tier ivar durch -en Hauptbahnhof gekommen und hatte auf einer -er Hauptstraßen -er Stadt den Weg zur Universität genommen, um sich schließ lich vor eine Straßenbahn zu sülchten. Der Führer -es Wagens sprach gerade mit einem Polizisten non -er Ja-'-, und er beeilt« sich, -em unglücklicl)en Hasen -nrck seinen Wan n ein böse» Ende zu bereiten. Da aber -ie Sckmed-'ii sehr Tierlreundtz sind und sehr strenge Tierschickaelebe habe > -er Slraßem bahner ivahrscheinlich gerichtlich belangt werden. Professoren und Studenten Kleine Geschichten von Musensöhnen und -Vätern / von Adolf Veß Zu dem einstigen Berliner Professor Christian! kam ein blutjunger Student, dem der Genuß der neuen Freiheit keine Zeit zum Besuch der Vorlesungen gelassen hatte, um sich über «tn bet dem Professor nicht gehörtes Kolleg den vorschrifts mäßigen Vermerk cintragen zu lassen. Der Professor betrach tete nachsinnend den jungen Mann nnd bemerkte, daß er ihn niemals in der Vorlesung gesehen habe. Der Student errötete und erwiderte, indem er auf die oberste Bank des terrassenförmig ansteigenden Hörsaaies zeigte: „Ich habe immer dort ganz oben gesessen!" Thristioni zeichnete lächelnd seinen Namen tu das An meldebuch nnd sagte: „Ick muß Ihnen eine Geschichte erzählen, die ich In meinen Studentcnjahren erlebte. Damals schrieben die Professoren anch noch Urteile über den Fleiß ihrer Hörer tn das Anmeldebuch. Da kam ich einmal zu einem meiner Lehrer, der mir „fleißig" einfchricb, an das Wort aber einen langen Strich machte, der über die ganze Zette des Heftes ging und mit einem langen Schwanz eine entfernte Achnlichkeit hatte. Ich sragte, was das zu bedeuten habe. Kurz antwortete mein Lehrer: „Fleißig — geschwänzt!" Das nennt man Eifer! Im Jahre 18SS erhielt der Rektor der italienischen Universität Pisa folgenden von 2V0V Personen unterzeichneten Brief: „Erbormen sich Eure Mognificenz in gütiger Einsicht und Gerechtigkeit der armen Bewohner und geplagten Bewohnerinnen der Straße Santa Maria. In dieser sonst so ruhigen Straße hört man jeden Morgen, sobald die Sonne am Horizont erscheint, furchtbare, laiiggezogene Trom petenstöße ähnlich denen, welche die Mauern Jerichos zu Fall brachten. Der dieses barbarische Instrument bläst, ist ein Stu dent, und er weckt mit diesen Schreckenstönen seine Kollegen auf, welche tn der Masse wohnen und gemeinschaftlich eine amerikanische Weckeruhr für ersteren gekauft haben. Es kom men setzt nämlich bald die furchtbaren Tage der Prüfungen, un- dl« Studenten müssen die verlorene Zett wieder einholen. Der gottlose Störenfried bläst nun so lange, bis alle siebzehn Aufzuweckenden mit kleinen Handirompeten ihr Ausslehen ge meldet haben. Steuern Eure Magntficrnz diesem furchtbaren Unfug, der uns unsere Ruhe raubt, und seien Sie unsere- ewigen Dankbarkeit versichert." * Die Vorlesungen des Königsberger Botanikers Casgarl) waren zu Beginn eines jeden Stndienholbsnhrcs ost so stark besucht, daß ein Teil der Hörer ans dem Korridor un:crg bracht werden mußte. Daß diese Fülle nicht allzulange anhallen würde, mußte der alte Hochschullehrer, der, wie er selbst er zählte. in seiner Jugend sehr gern „geschwänzt" hatte, sehr wohl. Deshalb begann er seine Vorlesungen stets mit -ei wohl wollend gesprochenen Bemerkung: „Meine Herren! Es ist heute hier ein wenig eng, aber es wird sich schon macken Sehen Sie, hier hat mal vor Zeiten ein alter Professor. Moler hieß er, den Grundsatz ausgestellt: Zeit ist Raum! — lind mit -er Zeit werden Sic hier auch Raum haben!" * Ein aller Herr, der cs zu hohen Würden gebracht Hatto, kam nach vierzig Jahren wieder einmal in seine alle Hochschul stadt und lieh sich das alte, ihni lieb gewordene Nniversitäts- gebäude zeigen. „Ach. dieselben alten Gänge!" rief er ent'.ückt beim Betreten -es Gebäudes aus. „Dieselben alten Gonge!" Man öffnete einen Hörsaai. „Und dieselben allen Hörsäle!" schwärmte er weiter. „Dieselben allen Hörsäle." Beim Verlassen des Hauses begegnele dem hohen Herrn ein sunger Student. Arm in Arm mit einer snnaen Dame. „Derselbe alte Brauch!" sagte der alte Herr gerührt „Derselbe alte Brauch!" Der Student trat ans ihn zn: „Enischul-igen Sie, mein Herr, diese Dame ist meine Schwester'" Da glitt ein Lächeln seliger Erinnerungen über das Ant litz des alten Herrn. „Ach, und dieselbe alte Entschuldigung!" Houvlickriltleller- Georg Winkel: ktellverlreler: Lr. Gerkard Desczak; Verlag», und Anzeigenleller: Theodor Dinkel lSmtllch Dresden. Druck und Verlag' Germania Vuckdruckerel n Verlag. Dresden, VoNerltroke 17 - Prelslllle Nr k> IN oilNlg Fflemirst'sckie Kon-els-Schnle — <«» vrrufrtchul« - Nr. 5 „ e^chwkrevanl« rton irntg. -an»,»«»nie - VeeMr,!« c«hr,»U. letfrUngeschm«. .. Z^rEirfn« N>r »ernlehhulkrl« räucher.