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- Erscheinungsdatum
- 1941-01-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-194101154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19410115
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19410115
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1941
-
Monat
1941-01
- Tag 1941-01-15
-
Monat
1941-01
-
Jahr
1941
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Mittwsch, 18. Januar 1941 Sächsisch« Volkszeitung i, Seite 1 Nummer IS, Seit» tt «inL»x».itLcmuc»uir ouirc» vriuxr ornxir NLU7k«.vriZl»u.». I sk fragen hinter der Wand lro^^i ^.sctt^killkk-kokkrsil. bitte ncitteilcn. wo der Du seine Bücher nicht ckchrndieiün. d Hilt» iv,ir mbcr ivurOi i sich nahm, .'rlminalpok- zevdem sikz it> Bedncj> rgericht, vor ichlagiinc; im > der Volkv en »och den r noch i>eui Fcldpostscn dünnen sei! nis und UM ! Gesinnmi-' f Jahre om iriininoinuii hrige Wiri- >e Elisabcilz cige Tvchtcr ret) mehrerr cer auf sein ;r Leipziger wie er die rerer wvlitc worden. Es ?n, in der.» trotze nc- lnei« sich oni f und Bohn eines Güie ruf ein toi, ) e. Die Lok» N der Brüüie hlug aus d c oben hängen inien nnvcc- de niemand tonta,iain id c Mann I>e» nd der B.r> soll er non s i ch t i u i« binann der ctpziner richtete sich r Betriel,r Gedicht war in Die Reich-;. : die Fnilz- März obzc- Adretzbiici,- rund 6504 ! Kellelrlio- dulitenschan Häuser dem (ähren nicht alinesse der in „Steich- usstellunas- Die Reichs- 1920 liäjähria gestorben, am Teo.crnsec lieat er Manghofer Fischt-iNft mit rd nach einen« Laiidivirtschnit dürfen »ruiit» uitlcher Evvri- ,erei nnsnesteüt st zn einem eines ftiiltinen chfieng ans di« dersalrr, nnszn- iderael>end an«- dnisscheine znm jeder eines der im Besitz eine» irfen in diesen ns ziveiinal im en Sorafalt in« en answeisen rstand, edenla ,n Borbchand- ächst in IiaUe« Salz zusebca i sich der sich- artossetn >ver- In etn'a noch Kartalfelbrei ch zu anderen nch Meinii, e >t etwa duich äerdniatte. ?ie v'rsrorensei s neu. das nnm wird das die- on weiter wie ran znni Teü Mu>. Ist ein Karlosseln I>i, vor dein Ikiu< in .Italien <r l> in Fitch, d.-r Qualität eiime- ?ler Fstöi darf kieikrcni Malle« zerstört. Man Um nach dem freundliche 2lntworten für humorige Leute 2. Tnssein hatte bis fünf Uhr eine Unterredung mit einem Lieferanten der Atlantic-Werke angcsetzt. Sie war nm sechs Uhr beendet. Bis einhalb sieben Uhr wid mete er sich einem Bekannten, der seine Zelte in Wann see anfgeschlagen hatte und eigens zu ihm hereingelom- meu war. Es wurde zwar eine kleine Enttäuschung, denn der Bekannte hatte erst vor kurzem geheiratet und zeigte wieder Eile, wegzukommen. Die Einladung, mit nach Wannsee zu fahren, lehnte Tnssein ab. So wie die Dinge lagen, brachte er doch nur eine Störung. Um einhalb acht Uhr sah er wieder auf seiuem Fcn- sterplatz. Zum Erstaunen des Pagen schob er den Stapel Zeitungen achtlos beiseite und suchte die Terrasse ab. Mer der Platz, au dem Anita am Mittag gesessen hatte, war leer. „Fran Gode speist wohl ans ihrem Zimmer'?" fragte er den Ober, der ihm die Suppe in den Teller stillte. „Die gnädige Frau hat bereits gespeist." Reichlich früh, dachte er und begucmtc sich nun doch, das Abendblatt anseinauderzusaltcn. ES fiel ihm erst seht ein, das, er sich mit Anita irgendwohin hätte ver abreden lvnnen. In ein nettes Kaffee, oder in eine Wein diele oder sonstwohin, wo man sich angeregt unterhalten konnte, ohne allzuviel Lärm nm sich zu haben. Er emp fand cs selbst als eine Ungerechtigkeit, das, er den Ober verantwortlich machte, die Bratkartoffeln zum Sauer braten seien beute nicht so wie sonst. Ob sie cs übel vermerkte, wenn er im Vorbeigehen an rschasten. Noch iw vergongeww chnst nufncfteili. , 26. Iniiiw« in seht sich wie nli>>rlinnla.il. K KeisdorsAUcn- o Böiiaer Olier» " SN, Kurl St», Kurl K), Erich (S), M? Meinhold' ihrer Tttre klopfte und fragte, ov he bereit wäre, ihn) den Abend zu schenken? Ziemlich lustlos nahm er daö Essen zu sich. Er war irgendwie nnznfrieden. Agnes steckte den schwarzen Wuscln'lkops heraus und strich das Epihenschttrzchen glatt. Die gnädige Frait wäre leider nicht zn sprechen. Er wisse sicher von Fratt Gode selbst, das, sic heute abend tanze. Er hatte keine Ahnung gehabt, und sie war sehr er» staunt darüber; denn wenn Anita Gode tanzte, wnht< das doch die ganze Stadt, wenn nicht die Wett! „Wo?" erknndigte er sich, mit plötzlich gewecktem In teresse. ,^sm Schauspielhaus." „Wann?" „Um acht Uhr, mein Herr." Er sah nach der Uhr. Genau dre.mcnei. „Tanke/ nickte er, besann sich und kam den Schritt, den er bereit gemacht hatte, wieder zurück. Glauben Sie, das, ich noch eine Karte bekomme?" „Ausgeschlossen. Die Direktion hat bereits um ein- halb sechs Uhr angcrufen, das; das Theater ane-verkauft sei." „Könnten Sic mir sagen, wo ich noch eine Karte er« langen könnte?" ersuchte er. „Ich befürchte — nirgends." Das war betrüblich. Aber er versuchte es doch. Ep sehte den Fernsprecher in Bewegung und fragte bei samt« ltchcn Agenturen, von welchen er vermutete, das, sic den Kartenverkauf übernommen hatten, an, ob nicht doch noch etwas zu haben wäre. Vielleicht war zufällig irgendwo eine Karte znrtickgegcben worden. Aber der Zufall wollte nicht. Er setzte den Portier in Bewegung. Das Eden-Hotel tat alles Erdenkliche für seine Gäste. Aber Unmögliches konnte es eben auch nicht möglich machen. Der Direktor gab ihn, schließlich den Rat, sich an der Theaterkasse aufzustellen und abzuwarten, ov nicht eine Karte zurlickgegeben werde. Tie Wahrschein« iichkcit war zwar sehr gering, aber es war jedensittls daS Zweckmäßigste, das sich überhaupt >uu lieh. Tnssein hatte sich noch nie zu einem Tanzabend ver irrt. Er war nicht sonderlich sür Rampenlicht und Ku lissen begeistert. Einzig Schauspiele vermochlcn ihn zu -W 'KM Kommih L. A. in D. — „Wenn einer im Wehrdienst steht, sagt man, er sei „beim Kommitz". Er lht dann Kommitzbrot unc> trägt Koinmthsttefel. Wie erklärt sich das Wort Kommitz?" — Er hat ein ansehnliches Alter, stammt schon aus dem 16. Jahrhundert. Bis zum 18. Jahrhundert sagte man die Kom- mitz, und das war auch sinngemäh richtiger. Denn das Wort kommt von lateinisch „commissio", d. h. Auftrag. Man bezeich nete als solchen Auftrag, als solche „Kommitz" lm 16. Jahr hundert den Befehl an die Bauern oder Bürger, Unterhalts mittel für die Truppe aufzubringen. So liest man in der Zim- merschen Chronik unter dem Jahre 1584: „Do wurden sic (die Soldaten) uf die pauren gelegt, die mussten den Krieg erhallen, einmatzen als so man ein commitz ufgcrtcht hat." Hier wird also der männliche bezw. sächliche Artikel für Kommitz ge braucht, der später den weiblichen verdrängt hat. Bedeutete ..Kommitz" zunächst den Befehl zur Aufbringung von Unter- hnltsmitteln für die Truppe, so bezeichnete man bald auch den so zusammengebrachtcn Vorrat als Kommih. SchNchlich wurde Kommih die Bezeichnung für den gesamten Vorrat an Unter- hnitsmitteln eines Heeres. Man sprach demnach von Kommitz- sleisch, Kommihfutter, Kommihhafer, Kommihhemden usf. Don all diesen Wörtern sind nur Kommihbrot und Kommihsiiesel bis heute lebendig geblieben. Und sie sind nur noch geschicht liche Ueberbleibsel. Denn seit dem Entstehen der Volkvhcere im 19. Jahrhundert werden die Untcrhaltsmittek für diese gewaltigen Truppenkörpcr längst nicht mehr durch „Kommih", d. h. durch Umlagen und Rcquifitionsbefchle, aufgebracht. Zur Geschichte Dreodner Kirchenbauten st. R. in D. — „Ich wühte gern, in welchen Jahren die katholischen Kirche» Dresdens gebaut bezw. geweiht worden sind." — Die Hofkirche ist am 29. Juni 1751 durch den Nuntius Erzbischof Albert von Archinto geweiht worden, ihr Grundstein mar am 28. Juli 1739 gelegt worden. Sie trat an Stelle der seit 1768 benutzten Hofkapekle. die in dem ehemaligen könig lichen Schauspielhaus am Taschenberg eingerichtet worden war Noch früher fertig als die Hoskirche war die St. Michaclskirche in der striedrichstadt: sie wurde am 6. Januar 1749 benediziert, eine Konsekration ist bis heute nicht erfolg«. Die Kapelle des ssosefinenslifts wurde 1765 geweiht, als der Neubau des Stifts fertig geworden war. Der alte Bau des Stifts war 1769, bei der Beschickung Dresdens durch die Preuhen im 7jährigen Kriege, ein Raub der Flammen geworden. — Aus dem 19. Jahrhundert stammt nur eines der kath. Gotteshäuser in Dres den: die stranz.-Akaverlus-Kirche in der Neustadt. Ihr Grund stein wurde am 24. S. 1852 gelegt, die Benediktion erfolgte am 30. 11. 1855, die Konsekration am 8. 12. 1859 durch Bischof starwerk. Für die Garnisonkirche Dresden erfolgte die Grund- Ganghoser A. M. in L. — „Kannst Du mir Schriftsteller Ganghofer lebt? stinkest lebenswahr und wertvoll?" — Ludwig Ganghoser ist am 24. Juli Aus dem Friedhof von Egern-Rottach neben seinem Freunde Ludwig Thoma begraben hat sehr viel geschrieben: seine Werke umfassen mehr als 40 Bände. Da ist natürlich nicht alles gleichwertig. S ine besten Sachen, insbesondere seine ersten Romane, sind naturuab nnd frisch: sväter wird sein Stil allzu rouliniert und leine Senti mentalität künstlich, stür die Güte seiner besten Werke zeugt, dah sie bis heute lebendig geblieben sind und neue Auslagen erlebt haben. Sagar gewannen Kat Ganghosers Volkstümlich kett im lebten Jahrzehnt, da eine ganze Reihe seiner Merke — u. a. „Der Jäger von stall", „Dos Schweigen im Walde". „Schloh Hubertus" — verfilmt worden sind. Immerhin bars man Ganghosers Werke nicht als arohe Dichtung werten wallen Er selbst hat das nicht getan. Aber als Unterhaltungsromane hochstehender Art dürfen sie bezeichnet werden. Für den Unter haltungsroman der Vorkriegszeit nimmt Manghofcr eine ähn liche Stellung ein wie Karl Ma» sür den Iugendroman sener Zeit. Weniger bekannt, aber künstlerisch wertvoller ist Gang- Hofers Srlbstbiographie „Lebenslauf eines Optimisten". Marabu. Arkadien geboren." Den Sinn des Satzes kann man nur au» dem Inhalt erschlichen. Wie kommt Schiller auf Arkadien?" — Arkadien ist die Kernlandschast der Peloponnes, ein rauhes Gebirgsland. Die einfache Lebensweise der arkadischen Hirten war schon im Altertum das Ideal der des Stndilebens müden Dichter. Die Schäferdichtung, die von der Antike bis zur Romantik immer wieder Vertreter fand, sah in Arkadien ihre geistige Heimat. — So ist die Inschrift zu verstehen, die der italienische Maler Bartolomeo Echidone (4 1615) ons einem Gemälde anbrachte, das heute lm Palast Scinrra Colonna >n Nom hängt: „Et egö In Arcadia". d. h. „Auch ich war in Arka dien". Das Motiv übernahm der französische Maier Nicolas Poussin ss 1665). Sein Bild, das ein Grab mit dieser In'christ zeigt, wurde in den Jahren 1765 bis 1780 als Radierung in ganz Europa verbreitet. Es war eine Mode, die verglichen werden kann mit der Beliebtheit, deren sich die Toleninaske der „Unbekannten aus der Seine" in den Jahren vor dem Kriege erfreute. In der Literatur jener Jahre kehrt dann der Satz „Auch ich war in Arkadien" immer wieder. So 1769 in I. G. Jacobis „Minterrcise". 1780 in Wielands „Pervonte", 1785 in Herders „Ideen zur Geschichte der Menschbeil". 1786 in Schillers „Resignation", stür seine „Italienische Reise", die 18t6 erscheint, wählte Goethe den Satz als Motto lind als Satire daraus überschreibt E. T A. Hoffmann >820 den zweiten Teil seiner „Lebcnsansichten des Kaiers Murr": „Lebenserfah rungen des Jünglings. Auch ich war in Arkadien." Der Sinn des Sahes bei Schiller wie bei den anderen genannten Künst lern ist also: „Auch ich war sür ein einfaches, natürliches Glück geboren." stcinlegung am 28. «0. 1895 durch König Albert, die Weihe des kath. Teils (St. Martin) nahm Bischof Wuschanski am 19. 11. 1905 vor Der gleiche Bischof weihte wenige Tage daraus, am 26. 11. 1905, die Herz-Jesu- Kirche in der Iohannstadt, deren Grundstein am 4. 1i. 1903 gelegt worden war. Die Maricn- kapelle in Striesen war schon einige Monate vorher, am 25. Juni 1905. geweiht worden; ihre Grundsteinlegung war am 9 November 1904 erfolgt. Vor dem Weltkriege wurden noch gebaut: die Licbsrauenkirche in Cotta sGrundstein 1. 10. 1905, Weihe 9. 9. 06) und die St. Iosesskirche in Pieschen (13. 6. 09 — 2. 10. 10). In den Jahre» nach dem Weltkrieg entstanden: Et Antonius in Löbtau s19. 9. 22 — 18. 3. 23), St. Paulus in der Bernhardstrahe f23. 9. 24 - 6. 12. 25), HI. Familie in Zschnchmitz (benediziert 18. 11. 26) und die St. Hubertuskirchc auf dem Weihen Hirsch sgeweiht am 31. 1. 37). Ein kleiner Schönheitsfehler H. K. in D. — „In dem Bismarch-stilin, der gegenwärtig so grohcn Erfolg hat, kommt auch ein „König von Sachsen" vor. Seine Rolle wirkt nicht ganz ernst, zumal er gelegentlich ein wenig den „sächselnden" Tonfall anklingen läht. Welcher sächsische König soll das sein?" — Gemeint ist König Johann von Sachsen, dessen Denkmal Du auf dem Platze vor der Dresdner Oper sichst Es ist aller dings richtig, dah König Johann von Sachsen vor dem Frank furter stürstentag 1863 in Baden-Baden die Teilnah-ne König Wilhelms von Preuhen an dem Fürstentag zu erreichen ver suchte. Bismarck berichtet darüber in „Gedanken und Erinne rungen" (17. Kap): „Dort (in Baden) finden wir den König von Sachsen, der im Auftrag oster Fürsten die Einladung nach -Frankfurt erneuerte. Diesem Schachzug zu widerstehn, wurde meinem Herrn nicht leicht. Er wiederholte mehrmals die Er wägung: .Dreihig regierende Fürsten und ein König als Ku rier!' und er liebte und verehrte den König von Sachsen, der unter den Fürsten für diese Mission auch persönlich der Beru fenste war. Erst nm Mitternacht gelang es mir, die Unter schrift des Königs zu erhalten für die Absage an den König von Sachsen." Bismarck selbst stellt also dem König Johann ein sehr ehrendes Zeugnis aus. Er stimmt in diesem Punkte überein mit wohl allen Zeitgenossen jener Tage. König Johann war unbestritten nicht nur eine tautere nnd edle, sondern auch sehr würdige und smpathischc Persönlichkeit. Er, der als „Philaletes" sich als erster an eine Dante-Uebersefzung wagte, war gcwlh frei von „sächselnden" Sprachschivächen. Die ein wenig schiefe Befeuchtung, in der König Johann von Sachsen sn dem Bismarck-stilm steht, ist also ein kleiner Schönheits fehler dieses im übrigen vorzüglichen, ja grahartigrn sttlms. „Auch ich «ar in Arkadien . . M. U. in B. — „Du kennst sicher Schillers „Resignation", das mit den Worten beginnt: „Auch ich . K. , K. i (L, Ihen Kurt , Fritz Schädlich- k), Willi Werg- 1. Fortsetzung. „Unnütz schon/ meinte sie, drückte die Zigarette ans nnd lies; sich wieder in ihrer Sofaccke nieder. „Dn hast ja unfern Besitz gekannt, Dick," fuhr sie fort. „Nett ab- gerundet, nicht wahr? Gewissermaßen ein kleines Nit- tergnt. Meine Stiefmutter hat es jedenfalls als solches betrachtet und daranflosgewirtschastet. Erst merkte man das nicht so. WaS liegt bei dreihundert Tagwerk daran, wenn hier eine Wiese abbröckelt und dort ein Feld. Es fällt kaum auf. Als der Wald an die Reihe kam, war cs schon schlimmer. Da wachte selbst Vater ans. Ich darf nicht mehr an diese Tage denken und an den Unfrieden und an die Auftritte, die jede Stunde daheim zu einer Hölle machten. Meine Stiefmutter hat ein Organ, das einer Trompete gleicht. Und diese Trompete erscholl vom Morgen bis zum Abend, vom Keller bis zum Giebel. Dazu die Holzhändler, die Biehauskänfer! Und -er Wal- wur-e ein Brachfeld! Die Ställe leerten sich! — Das Sn-e war -te Versteigerung/ .Arm« Nita/ sagte er und getraute sich nicht sie an« zusehen. „Ja! — Du sollst auch wissen, wie eS weltergiiig. Mein Vater zog mit seiner Frau in die Stadt. Eine Mausar- denwohnung konnten sie gerade noch erschwingen. Ich war natürlich überflüssig. Meine Stiefmutter hat niir zwar prophezeit, sie würde mich noch auö der Gosse holen wüsten, aber den Gefallen habe ich ihr nicht getan. Man braucht auch als Tänzerin nicht in der Gosse zu landen/ „Verzeih, Anita/ sagte er. „Es war sehr unüberlegt von mir/ Er streckte die Hand über den Tisch und war dankbar, daß sie ihre nicht zurttckzog, sondern sie von der seinen streicheln ließ. „Ich habe drei Jahre gebraucht/ erzählte sic weiter, „um die Schulden, tu die ich durch meine Ausbildung ge- Mrzt wurde, abzuzahlen. Jetzt bin ich längst frei. Ein Mann kann sich nicht ehrlicher ernähren als ich, nnd nicht sauberer. — Darf ich lur noch nachschenken, Benedikt?" „Bitte/ Er hatte eigentlich danken wollen, weil er kein Bedürfnis zu trinken mehr verspürte. Aber er wollte sich die Gelegenheit nicht entgehen lasten, noch zu blei ben. „Und seither hat sich niemand mehr um dich ge kümmert, Anita?" „Niemand mehr. Ich habe meinem Vater noch längere Zeit geschrieben, aber nie eine Antwort auf meine Briese bekommen. Da gab ich eS auf, in Verbindung mit ihm zu bleiben. — Traurig, nicht?" „Gewiß/ war seine Erwiderung. „Wenn ich geahnt hätte, daß die kleine Anita Nodcgg von damals die Tän- zerin Gode ist, hätte ich längst einmal etwas von mir hören lassen." Er verstand ihr zweifelndes Lächeln und wandte ver legen den Blick von ihr ab. „Sag, ist es nicht ab und zu sehr schwer?" „Zu tauzen, meinst dn?" „DaS weniger. Ich dachte eher an daS Alleinsein." „Oh —" meinte ne, „das brauchte ich ja nur zn ändern, wenn ich wollte! So wie ich meinen Namen ans persön lichen Gründen änderte und mir den Künstlernamen Gode znlcgte. ES ist ganz einfach." „Aber du willst nicht?" Nein/ wartete auf eine Erklärung, aber sie kam nicht. DaS reizte ihn. War dieses „Nein" etwa ein Wink, den sie Ihn, geben wollte? .Bitte, bemühe dich nicht! Was hätte ich für einen Grund gehabt, gerade auf dich zn warten? Zch bin fünfzehn Jahre meinen Weg ohne dich gegangen und küble auch welterhin kein Bedürfnis nach Ankcblns,/ Sicher gav es mesir als ein Dutzend andere, vle ty- näher standen und die sich vielleicht auch schon in schweren Zelten bewährt hatten. Und er hatte kein Verdienst als das, eben die Kindheit mit ihr geteilt zu haben ... „Bist du nie mehr nach Hause gekommen?" fragte ey unsicher. „Nein. Ich kann mich auch nicht entschließen, miv selber irgendwo ein ständiges Heim zu schaffen. Viel leicht habe ich durch meinen Berns den Sinn für die Seß haftigkeit verloren. Es hält mich nirgends. Kaum bin ich irgendwo abgcstiegen, so warte ich schon wieder auf den Augenblick, wo ich die Koffer packen und reisen kann." „Hier auch?" fragte er mit geschärftem Ohr. „Hier genau so wie überalll Nächste Woche ist hier, Schluß. Dann wartet Hamburg schon! Dann Budapest, Nom!" Sie fühlte, wie er ihre Finger losließ und zog sie langsam zurück. „DaS ist dir unbegreiflich, nicht wahr?" „Eigentlich schon. Und wo verbringst dn deine Ruhe pause?" „Wo es sich gerade trifft," sagte sie und drehte spiele risch an ihrem Ehering. „Das letztemal war ich in Swinemlinde. Diesmal ist es wahrscheinlich der Schwarzwald." Er gab sich alle Mühe und fand sich doch nicht mehr zurecht in ihr. Aus dem Kinde von damals war eine Fran geworden, die gewohnt war, selbständig zu denken nnd zu handeln. Früher hatte er beides für sie besorgt. Und war immer ihrer Gefolgschaft sicher gewesen, ob es sich nun nm Spiel oder Ernst gehandelt hatte. — Fünfzehn Jahre... dachte er und sah sich nach Agnes um, die eben einaetreten war. „Herr Doktor Aigen ist gekommen," meldete sic. „Mein Pianist," erklärte Anita. „Ich habe sür einhalb fünf Uhr oie Ucbnnasstunde angcsctzt. Aber Aigen war tet gern ein paar Minuten. — Sagen Sie dem Doktor, ich ließe um einen kleinen Aufschub bitten, Agnes. — Willst du nicht fertig trinken. Dick?" „Danke." Er sah nach der Uhr und schüttelte den Kopf. „Gäste wie mich sollte man nach einer halben Stunde hinanSwerfen. Von selber gehen sie nämlich nicht mehr." Sie mußte lachen, als er sich verabschiedete, denn sein Gesichtsausdrnck erinnerte sic an sein Mienenspiel in der Kindcrzcit, wenn er ein Loch in die Hose gerissen hatte. sprach, sie tauzen zu si „Ich Esel I" brummte > , , . lachenden Angeiipaar von Anitas Zose. Jetzt trat er von einem Fuß aui den andern, sah Wagen um Wagen Vorfahren nnd hörte Stimmen und Seide um sich rauschen. Mau brauchte gar kein schlechter Mensch zu sein, um zu wünschen, es möchte einem der glücklichen .uarteu- vesilzer ein kleiner Unfall zngcsiosien jein. — Aber auch dieser unfromme Wunsch schien sich nicht erfüllen zn wollen. In Abständen von einer Minute drehte er sich unmer wieder nach dem kleinen Fenster um, Himer welchem der Mann an der Kasse saß und mit unbewegter Miene Geld in Empfang nahm und die Karten verabreichte, die be stellt worden waren. Mit dem Achtnhrschlasi war die letzte Hoffnung voibei. So berühmt also war die kleine Anita von damals, daß nicht einmal ein Stehplatz für ihn nbrigblicb . . . Ein Wort nur und sie hätte gewiß Rai geschasst. Vielleicht hatte sic sogar daraus gewartet, daß er den Wunsch aus sprach, sie tanzen zu sehen. „Ich Esell" brummte er vor sich hin und begegnete dem Ach Gott, da find Sie ja," sagte sie erleichtert, „und . lause seit zehn Minuten alles ab. nin Sie zn finden! Fran Gode hat noch einmal angernfen; da sagte ich ihr, daß Sie so gerne eine Karte gehabt hätten lind alles auöverkanft sei. Sie hat mir durch einen Lohndicner den Schlüssel zn ihrem Schreibtisch geschickt, weil sie darin noch eine Freikarte halte. Ritte, hier! Machen Sic rasch! SS läntct kcbonl Viel Vcranügen, mein Herr!" (Forisclznna folgt.) //V
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