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Sette 8 Nummer r, Sette 7 Donnerstag. 2. Januar 1841 Sächsische Volkszeitung -SP eS war Ratschläge in den Mund. es dem freundlichen Herrn ijWWjWiMIiW Sie . 8.11 Uhr. das Not sich von ihm dann kriegte zu be- hat des Er- ändig vom B. ihren ihre Qual voran und Realismus Die neu« Idol ent- nnals hul- itslehre zu in zu auf« igten Rich- gab. wurde i Leopardi, re Kritiker m Welt st« stmalig ein enene Buch hoch steht, itschwestern ir bekannt, folgte ihr innerungen airigen Ge« Wenn di« erlangt, al» > vor allein stärker mit zu befassen, in sie nach ickkehrte — iht iiber ihr as sie nach «griff nahm hrte: „Erba manche Be- i und Land« i ist. grls erstlich noch an in ssolini-Prei» i ,.Il dono". verzichtend, llerzweiflunq thmen und nieder droht korative ab» ch die Dich- , ihres auf- verziveifelter enheit lang« einem leisen r dahingeellt Jugend schon und im Be ten. weil die , Neori noch Schöne aus ma. ihr ein« Ritsch,vettern v. Frenh. stiftisches hier auf- chreibung jterstatter lchcn Be- ..siir je- manches >eres von halb also ändigkeit alung of- e Hände ü in der cthodoxie, tters zu, Menschen :rken der erde, daß adländern , dah wir Rätsel stands Iglon Haupt s die russischen l-en Men- Menschen erworben« rtlgen, in ischenseele. Ihre Vcr- A mit der ame« ,rt 2249 Kilo« h ist hier die nos Aires in ugzeugen und >ie zahlreichen le Verbindung abbrtcht. «. ». A. Groteske von )o L;anns Rösler „Das beste ist Kognak!", riet T„ „Clikowik Hilst auch, aber Kognak ist besser. Haben Sie Kognak bei sich?" „Neinl", stähnt« ich. Die alte Dame neben mir holte ein Bonbon aus ihreni, Pompadour. , „Lutschen Sie das Bonbon", sagte sie. „der Schnupfen ist wie weggeblasen." Sie steckte mtr das Bonbon Jedoch eg blieb nicht. Beim nächsten Niesen flog gegenüber ins Gesicht. „Es macht nichts", sagte dieser, bevor ick mich noch ent schuldigen konnte, „es hätte auch nichts geholfen — cs gibt nur ein Mittel gegen Schnupfen: ziehen sic nasse Strumpf« anl" „Das nenne ich kiihn behauptet und dumm daher ge« schmäht!", mengte sich da ein Herr ins Gespräch, der bisher vornehm geschwiegen hatte, „von nassen Jähen bekommt man sa gerade Schnupfen! Es gibt nur eines: pressen Cie mit bei den Zeigefingern fest die Nasenflügel zusammen. Das hilft sofort." Ich tat, wie mir geraten. Jetzt nieste ich nicht nur, jetzt donnerte es aus allen Ocff« nungen. , Der vornehme Herr schüttelte mißbilligend den Kopf. „Halten Cie die Luft an!" „Im Gegenteil' Atmen Sie heftig und tief!" Das ganze Abteil war ein Herz und eine Seele. Jeder gab mir einen anderen Mat. Jeder wußte ein anderes Mittel gegen Schnupfen. Nur einer saß schweigend im Abteil und tat, als ob ihn alles gar nichts angiuae. Das fiel mir auf. In meiner' wandte ich mich an ihn und sagte: „Alle wissen ein Mittel gegen Schnupfen — warum rateK mir zu nichts?" Da lächelte der Herr leise und sagte: „Ich bin Arzt!" Ury fein müßte, von diesem jungen Mädchen geliebt zu werden. „Ich bin wohl noch zu früh daran? — Aber ich hatte In der Stadt etwas zn erledigen nnd da ich — nein, ich will nicht mehr lügen: ich bin absichtlich früher ge« kommen, Fräulein Volkmer, weil ich mit Ihnen noch ein bisichcn plaudern wollte — von Dingen, die nur Sie und mich angchen! — Oh, sooo große Augen! Nein, nein, eS kommt letzt keine Liebeserklärung, sondern ganz etwas anderes." Er zog seine Notenrolle heran?, strich sie glatt nnd legte sie auf das Harmonium. Nachdem er ihr sei» Paketchen in die Hand gedrückt hatte, setzte er sich an das Instrument und begann zn spielen. Eva war seinem Tun staunend gefolgt. Sic hielt daS Paket mit beiden Händen an die Brust gedrückt und näherte sich danu langsam, und zwar derart, daß sie alle paar Minuten, ie mehr sie von seinem Spiel ge fesselt ward, leise auf dcu Zehenspitzen einen einzigen Schritt tat. Nun stand sie neben ihm, sah bald auf seine Finger, wie sie in die Tasten griffen, und spähte dann wieder von der Seite her aus sein Gesicht. Etwas später wandte er, ohne daS Spiel zu unter brechen, den Blick zn ihr, nnd da bemerkte er, daß sie die Augen geschlossen hatte nnd immer noch sein Paket mit beiden Händen an ihre Brust gedrückt hielt. Er spielte aus dem Stegreif weiter, fein Blick konnte sich nicht von Ihr trennen. . - Sie mochte aber den Blick sühlen, denn sic vssnete die Augen und nun sah sie ihn an, ohne Befangenheit und voll freudigen Stannins. Und so, während ihre Blicke ineinander ruhten, Organisation sie damit die » letzten Ge- ann die Ita- ben gerufen, te allwöchent- chrt von Rom Rast gemacht um dort die aufzunehmen, n Tag weiter ht es sich mit 34 Kilometer) Das Fahrzeug hat als ivesentlichstcs Merkmal eine ge schlossene Karosserie in Hartaluminium, einer neuen Erfindung, die widerstandsfähiger ist als Stahl, und es sicht daher wie ein gewöhnlicher Kraftwagen aus; es hat auch fünf Sitzplätze. Statt aus Rädern ist cs jedoch auf zwei Paare Stahlschneeschuhc ge setzt. von denen das eine Paar vorn, das andere hinten ange bracht ist Ein Explosbmsmotor, der sehr geschickt hinten im Wa gen angebracht ist. treibt mittels Lcderriemen eine zweiflügelige Sckraube. die von einem Strahlenkranz von Metalldrähten ge schützt ist. Die Lenkung wird durch ein Steuer ausgeübt, das durch ein Getrlcdc mit dem vorderen Schneescimhpaar verbun den ist. Das Innere wird durch einen Wärmespeicher geheizt. Die Probefahrten sind außerordentlich günstig verlaufen. Mit einer geivöhnlichen Last von 50V Kilogramm ist dieser neue Ich saß in der Eisenbahn und hatte Schnupfen. „Hatschi! Haischi!", macht« ich in «inemfort. Es klang wie Posaunenstöße. Ich konnte nichts dafür. Es kam aus mir. Die Mitreißenden schauten zunächst beleidigt. Es geht nicht an, In einem öffentlichen Verkehrswesen so laut zu niesen! Ja. wenn ich mir einen Sonderzug bestellt hätte! Aber so? Unter asten Leuten, die für ihren Platz genau so viel bezahlt hatten wie ich? Wo kämen wir denn bin. wenn feder so laut seiner Leidenschaft fröhnen möchte? Diese Ge danken sah man den Umsitzenden deutlich am Gesicht an. Ich fühlte mich von dieser Feindschaft förmlich eingekreist. Mein Glück war nur, daß keiner keinen kannte und feder sedem mißtraute. Sonst wäre man über mich Hergesasten und hätte mich bestimmt zerfleischt Nun, mir waren diese frommen Wünsche ziemlich gleichgültig, ich war mit meinem Schnupfen so beschäftigt daß mir zu anderen Dingen keine Zeit blieb. Ich mußte niesen und ich nieste. Als ich aber eine Viertelstunde so fortaeniest hatte, be gann die Feindseligkeit gegen mich in «in« astgemeine Heiter keit umzuschlagen. Es kam daher, daß ein Herr, der mir ge genübersaß, mtr mehr empört als freundlich „Prost!" zurief, so, als wollte er damit sagen: „Nun ist es aber genua! Schluß damit!". Ich tat «hm nicht den Gefallen und niest« weiter. Er wiederholte sein energisches, kurzes, sachliches „Prostl", ich nickte ihm verzweifelnd zu und jetzt besannen aste mir nach jedem Hatschi ein fröhliches Prost zuzurusen. Einmal ich nnd einmal sie. Es wurde «in herrlicher Ehor und ich war der Vorsänger. Einer der Mitreisenden wollte sich besonders hervortun. Er klopfte mir vergnügt auf das Knie und sagte: „Wenn Sie bis Zehn wieder niesen, Kriegen Sie eine Mark." „Das Mittel nützt nnr beim Schlucken!", stöhnte ich. Er wiederholte die Wett« nicht. Ich hatte wieder dreimal geniest. . Jetzt aber hatte scder ein Mittel an der Hand. „So etwas kenne ich!", rief P., „da hilft nur eines — sofort ins Bet« gehen!" , „ , - . . „Mein Bett steht in München und wir sind im Egerland! Fernöstliches Neujahr In Japan wird der Neujahrstag feierlicher begangen als in irgendeinem anderen Lande. Am letzten Tag des alten Jah res geht niemand zu Bett, und die Glocken läuten die ganze Nacht hindurch. Am Neujohrstag darf nicht gekehrt und abge- paubt werden, da man sonst da» ganze Glück wegsegen würde Aste Haustüren sind mit Strohseilcn. Orangen und Hummern geschmückt. Die Hummern gelten als ein Snmbol der Lang lebigkeit Vom 1. bis 3. Januar, den drei Haupttagen des neuen Jahres, finden asterlei Famillengesellschasten statt, bei denen man ein Gericht aus Fisch, Gemüsen u>cd Reis zu sich nimmt. Die Feierlichkeiten daneru ossiziell bis zum. IS. Januar und Nu tzen ihren Abschluß mit einem „Fest der Rückkehr zur Arbeit". Kathederblüten Ein Insektenforscher leistete sich eines Tages die folgend« Sprachmerkwürdigkeit: „Aus der wertvollen Sammlung, die unser Museum besitzt, wird Ihnen zunächst der persische Riesen floh ins Auge springen." Ein Philosoph entschuldigte sich einmal bei seinen Hörern, di« sein« Ausführungen offenbar nicht gut verstanden hatten, mit den Worten: „In bezug auf meinen letzten Vortrag möchte ich bemerke», daß meine Werke überhaupt schwer verständlich sind. Gewiß, aber ich schreibe ja auch nur für einen beschränk ten Leserkreis." „Ja. meine Herren, es ist wirklich traurig", klagte ein Professor der Medizin. „Heutzutage wist astes auf die Univer sität, und jeder hält sich für berufen, Medizin zu studieren. Zu meiner Zett ivar das ganz anders. Da studierte nicht jeder Schafskopf, in meiner Heimatstadt war ich der einzige." HauvilchrlsUeiler: Georg Winkel: EleNverlreier: Dr. Gerhard Desczaki Verlag«, und Anzeigenlelter: Theodor Winkel, sämtlich Dresden. Druck und Verlag: Germania Buchdrucker»« ». Verlag, Dresden, Polirrsirob« 17. - Preisliste Nr. b Ist gültig. Propellerschlitten auf schwierigstem Terrain, das hoch mit Schnee bedeckt war, und auch über starke Steigungen mit einer mittleren Geschwindigkeit von 79—80 Kilometer in oer Stunde gefahren. „Heizen mit Steinkohlen verboten" Es ist noch keine 300 Jahre her. daß man die Steinkohle als Brennmaterial anerkannt hat. Nach im Jahre 16i'> ersuchte der Londoner Bürgermeister dos Parlament, ein Verbot gegen das Heizen mit Steinkohlen zu erlassen, da man es sur aesund«. heitsschädlich hielt. Auch in Frankreich existierte ein ähnliches Verbot. Erst nm das Jahr I75>0 wurde die Verwendung von Kohle als Heizmittel allgemein Verkehrsstratzen des Altertums Ein« der bedeutendsten Straßen des Altertums führte von der Küste Kleinasiens über Persien bis Ehina. Während des Krieges der Griechen gegen die Perser wurden vortreffliche M- litärstraßen angelegt, und auch die Aegypter waren Meister im Straßenbau. Den größten Ruhm als Straßenbauer genoßen aber die Römer, di« ja hervorragende Ingenieur« ivaren. Meh rere der jetzigen Eisenbahnlinien Italiens sind auf den alten römischen Straßen angelegt. Die erste gepflastert« Straße soll in Aegypten gebaut worden sein, und zwar legte der Pharao Cheops sie an, als di« große Cl)«opspnramtde gebaut wurde. Die Straße wurde gebraucht, um die mächtigen Steinblöcke für die Pyramide heranzubesördern. Die Erbauung der Straße nahm 1V Jahre in Anspruch. Der Propellerschlitten In den nördlichen Gegenden Skandinaviens und Ruß lands, wo es nur wenige Eisenbahnlinien gibt, ist das übliche Verkehrsmittel für lange Strecken noch immer der üdn Pferden oder auch von Renntieren gezogene Schlitten. Die Kraftwagen zu benutzen, bietet sich nur in den wenigen Monaten des kur zen Sommers Gelegenheit, so daß die Bewohner des Landes hinsichtlich der Schnelligkeit ihrer Verkehrsmittel nicht ver wöhnt sind. Der norwegische Ingenieur Kyndal hat nun ein Fahrzeug konstruiert, das bestimm« zu sein scheint, den Verkehr ni den nördlichen Ländern völlig umzuwälzen. Woher wissen Sie, daß eS ein Mädchen war?" iwa blickte ihn verwundert an. „Ich — denke es mir U«ukvkN-kkcnri5<.«vn vcmcu vi«c>o vLtc^k gaeiVLa.v/eao/W/L 24. Fortsetzung. Es wurde em ziemlich langer Brief, denn es war ja auch von ihrem neuen Leben vieles zu berichten, von der Arbeit im „Tageblatt", von Herrn Bibliothekar Dllrrbötzl und seinen Freunden, von dem gestrigen Konzert, daS von einem gewissen Engen Bccherkamp veranstaltet worden sei. Sonst aber stand von diesem vecherkamp nichts in dem Brief. Darüber ging die Zeit hin, nnd als Eva sich an- gezogen, den Brief zur Post gegeben und ihre Einkäufe fitr den Sonntag besorgt hatte, war es später Nach- Mittag geworden. Nun konnte sie ein bißchen auf dem Harmonium Kielen und sich auf den Abend freuen. Eie nahm die Noten vor. die sie vom Bibliothekar mitbekommen hatte. ES ging aber noch ein wenig holprig, besonders im letzten Teil war eine knifflige Stelle, bet der sie regelmäßig umschmiß, aber es machte ihr große Freude — und bi- -um Dienstag mußte es klappen. vielleicht spielt« sie deswegen nicht gut, weil sie nicht det der Sache war. Eie wußte nicht, ob sie sich mehr aus die Over freute, die sie aus München hören würde, oder mehr darauf, baß sie Herrn Becherkamp Wiedersehen durfte. Ueoer diesem Nachdenken glitt sie wieder in ihren ge liebten DonauwalAer hinein. Eie war gerade beim dritten Latz, da klopfte «S ziem lich kräftig an die Tür. Eva hielt erschrocken inne, und eS gab ein paar gräß lich pfeifende Töne, weil sie die beiden Füße auf die Pedale stellte und zu gleicher Zeit die flache Hand auf die Tasten legte. »Ja?" rief sie zaghaft. Kam etwa die Frau Dürrbößl lchon wieder, um sich wegen der Musik zu beschweren? Nein, diesmal war eS nicht Fran Dürrbößl. Eva starrte den Eintretenden mit weit aufgerissenen lklimen an. Es war Eugen Becherkamp. > L8. Der Einfall war ihm während des Essens gekommen, tzlS er. noch ganz unter dem Eindruck seiner Schöpfung, Aber -en Beginn seiner Verwandlung nachdachte. ' Er mußte sich eingektehen, daß er alles diesem jungen Mädchen verdankte, diesem mütterlichen Kinde — ja, jder Ausdruck paßte zu ihr. War sie nicht ein Kind, ein harmloses, entzückendes kleines Mädchen? Und doch war auch wieder etwas von einer Mutter in ihrem Wesen. Man konnte sich sehr gut vorstellen, daß man knit seinen Nöten und Sorgen zu ihr flüchtete, und daß man geborgen war, wenn sie einem die Hand gab. k Ah, wie wäre eS, wenn er sie abholen würde? Er spürte das Verlangen, ihr von dem zu erzählen, was «bm heute widerfahren war, denn sie hatte einen wesent. sichen Anteil daran. k Nach dem Essen zog sich Eugen Becherkamp in sein Nimmer zurück und stand, eine Zigarette rauchen-, slange Zeit gm Fenster 'M. es wäre sehr hübsch, Eva Volkmer in ihren vier Wanden aufzusnchen, zn sehen, wie sie lebte, noch tiefer ßn ihr Wesen, in die Gliederung ihres Herzens einzu dringen ... - Aber — er überschritt damit die Grenzen, in deren Bereich seine Begegnung mit Eva Volkmer eben nur eine Begegnung, eine harmlose und zu nichts verpflicht tende Angelegenheit blieb. In dem Augenblick, da er über die Schwelle ihres Zimmers trat, gab er ein Ver sprechen, schuf eine Gemeinschaft zwischen sich und ihr. Sollte man es also doch nicht lieber dabet bewenden lassen, sie lediglich bei Wiesner zu treffen? Es ließ sich zweifellos etnrichten, daß man sie nach Hause brachte; man konnte ihr dann erzählen, was man ihr zu sagen wünschte — nnd blieb doch frei. In dem Augenblick aber, als Eugen Bccherkamp wie« oer nach den Notenblättern griff, wußte er, daß seine Kraft nicht mehr ausreichte, sich der Gewalt des über ihn hereinbrechenden Schicksals entgcgenznstemmen. Und auf einmal, als hätte ein Blitzstrahl sein Inneres erleuchtet, wußte er Die Wahrheit, die ungeheure, sein Lebe» entscheidende Wahrheit: — er brauchte Eva Volk mer, wenn er dies neue Leben verwirklichen und vollenden wolltel . . . Er griss sich au den Kops, preßte die Hände an die Stirne, alö bemühte er sich, eines tollen Spukes Herr zn werden. Er dachte an Berlin, beschwor mit astcr Kraft die Bilder der Vergangenheit herauf — aber er vermochte nichts mehr zu erwecken, zu mächtig schon war der Um- brach seines Wesens vorgeschritten. Da gab Eugen Becherkamp den Widerstand auf, ließ sich treiben, frohen Sinnes vertraute er seinem guten Stern. Er rostte die Noten ein, barg sie in der Tasche und machte sich aus den Weg zur Stadt. Als er vor dem Hause m der Höllgasse aukam, hatte er ein kleines Paketchen unter dem Arm, denn er wollte dem Mädel eine Freude machen. Ans ihren Gesprächen erinnerte er sich, daß sie im obersten Stockwerk wohnte, und er stieg die Treppe empor, übermütig und voll freudiger Erwartung. Auf halber Höhe schon vernahm er den Klang des Har moniums, er -rauchte nnr den Tönen nachzugehen, um sicher aus Ziel zu gelangen. Nun erkannte er die Melodie des DonanwalzerS, und seine zuversichtliche, fröhliche Stimmung war einfach nicht mehr zu steigern. Oben angekommen, verweilte er eine Zeit vor der Tür und lauschte ihrem Spiel. — Wahrhaftig, sie konnte etwas. Mit welcher Beschwingtheit sie dem ernsten In strument die fröhliche Weise entlockte! Er klopfte an, vernahm ihre zaghafte Stimme und trat ein. In seinen Angen stand ein Helles Leuchten. „Sie spielen ja schon wieder den Donanwalzer, Frän- lem Volkmer! Ist er Ihnen so sehr ans Herz gewachsen oder — haben Sie an gestern abend gedacht?" Eva drehte sich langsam um, stand auf und machte ein paar zögernde Schritte auf ihn zu. Ihre Augen waren groß und staunend auf ihn gerichtet. Sie war ihm noch nie so schön erschienen, ja, ihm gerade, als sähe er sie zum erstenmal. „Herr Becherkamp!" stammelte sie endlich. „So überrascht?" lächelte er und drückte ihr die Hand. In der gleichen Sekunde mußten sie beide au die gestrige Nacht denken, an den Augenblick, da er beim Abschied ihre Hand in der seinen festgehalten hatte. Engen Becherkamp sah sie erröten, scheu den Kopf senken und mit der Fußspitze irgendein unsichtbares Hindernis üeiseitesckieben. Und er kühlte, daß «s kost- spielte er sein Werk zu Ende. Er dachte daran, wie EvaS Bild daS Werden dieser Schöpfung bcg eitet und gleichsam behütet hatte. Daß sie leibhaftig da tand und bas Geschossene hörte, dünkte ihm wie ein Geschehnis von tiefer Bedeutung. Der letzte Ton verklang, er ließ die Hände sinken, und beide verharrten eine Weile in einem besangcnen Schweigen. „Hat es Ihnen gefallen?" fragte er sie endlich. Sie nickte langsam, wie in tiefen Gedanken. „In eS war, als wenn ein junges Menschenkind ans einer sonnigen Wiese dahinschritte, um Blumen und zierliche Gräser zu pflücken. Man konnte sie richtig sehen, die schönen Farben, die grüne Wiese, den blauen Himmel nnd alles. Und dann kam ein Wind und ließ ihre Röcke flattern und — —" Awa blickte ihn verwun so!" „Nnd — was geschah weiter?" „Zuerst spielte sie mit dem Wind, ließ jagen und hatte ihren Spaß daran. Aber sie es wohl mit der Angst: sie versuchte zu fliehen, hatte aber doch auch wieder Lust an ihm und freute sich, den Kampf mit ihm aufzunehmen. Uud daun — daS weiß ich nicht mehr, das habe «ch wohl nicht ganz verstanden, aver es war das Schönste von allem . . . Tas ist gewiß ein rechter Unsinn, was ich da znsammcngcdichter habe?" „Es ist gar kein Unsinn, Fräulein Volkmer!" er widerte er mit großem Ernst. „Tas soll eine Sym phonie werden, und dieser erste Satz soll die Begegnung eines jungen Mädchens mit dem Manne schildern. Sie haben es wundervoll herausgchörl!" „Schön!" Sie sagte es scblicht, voll Ergriffenheit. (Fortsetzung folgt.)