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- Erscheinungsdatum
- 1930-12-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193012195
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19301219
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19301219
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-12
- Tag 1930-12-19
-
Monat
1930-12
-
Jahr
1930
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^liemnilr, Lvicksu. PIsurn s cki Wünsche der Gtadi Annaberg Plauen, 18. Dezemder. Rat und Stadtverordnete der Stadt Annaberg haben an den Landtag eine Eingabe gerichtet, tu der aus die schwierige Lage des Annaberger Stadt« theaters hingcwiesen und der Landtag gebeten wird. zu be schließen. daß der Stadt Annaberg bereits im laufenden und im kommenden Rechnungsjahr zu diesem Zwecke eine Staats beihilfe von wenigstens 15 000 RM. gewährt wird. tz Brandstifter vergastet. Zn Crimmitschau wurde ein 22 Jahre alter, schon mehrfach vorbestrafter Handarbeiter festgenommen und dem Amtsaerichtsaefängnis zugefiihrt. Er soll die Brände am 24. und 27. Oktober, durch die zwei Scheu nen eingeäschert wurden, vorsätzlich angelegt haben. tz. Ein Stadtrat zu Gesängnls verurteilt. Das Gericht in Falkenstein i. V. verurteilte den kommunistischen Stadtrak Müller, der einen Beamten des Wohlfahrtsamts beleidigt und tätlich angegriffen Izatte. zu fünf Wochen Gefängnis. Kur <ier Lsurilr Heine Bezirfsbeihilfen für die freie Wohlfahrtspflege Bautzen, 18. Dezember. Der Bezirksausschuß lehnte mit den Stimmen der büraerlichen Bertreter ab. den Vereinen der freien Wohlfahrtspflege eine Beihilfe zu gewahren. Die bür« geclichcn Mitglieder bemerkten dazu, daß es al? ein Widerspruch angesehen werden mühte, ivenn in dem Augenblick, da die amt liche Woklfahrtsnsleae aus Mangel an Mitteln sich im Rahmen der Sächsischen Nothüfe an die freiwillige Wohlfahrtspflege wenden müsse, diese noch aus Mitteln des Bezirks unterstützt werden müsse l. Brandstifter am Werk. Zn Callenberg b. Sckirgis- walde wurde ein etwa "nan'.ig Meter langer Schupnen des Wirtschaftsbefitzers Bank dichter durch ein großes Schaden feuer einaeäsckert. Zn dem Schnnpen befanden sich Ackergeräte, landwirtschaftliche Maschinen. Heu- und S^rohnorräte Fast sämtliches Znnentar wurde ein Raub der Flammen. Die da neben liegenden Wirtschaftsgebäude konnten nur mit großer Mühe gerettet werden. Die Entstehung des Feuers wird auf Brand lt ist »ng zuriickgeführt. I Ein Kind ertrunken. Zn Bederwitz ist der zweijährige Sohn der ^art wohnhaften Witwe Kalauch ertrunken Zn einem unbewachten Augenblick hatte sich der Knabe aus der Wohnung entse'-"t Rack längerem Suchen fand man ihn tot im Cune- wald.' Backe auf Ehrung -er deutschen Netteroffiziere Hannover, 15. Dezeinoer. Zu Ehren der deutschen Reiterofsiziere, die nach ihren Er-' folgen in Amerika nunmehr zurückgekchrt sind, fand in den Fest sälen des Neue» Rathauses eine von der Stadt Hannover ver unstaltete schlichte Feier statt. Bei der An- und Abfahrt wur den die erfolgreichen Amerikafahrer von einer zahlreichen Menschenmenge begeistert begrüßt. Zu der Feier im Rathaus hatten sich die Kommandeure der hannoverschen Truppenteile, Bertreter der Behörden und der Sportorganisationen eingefun den. Oberbürgermeister Dr. Menge betonte in einer kurzen Begrüßungsansprache den großen Wert der deutschen Rciter- rrfolge, die nicht nur den sportlichen Ruf Deutschlands, sondern darüber hinaus auch das allgemeine deutsche Ansehen in Ame rika stark gefördert hätten. Mit Worten des Dankes überreichte Dr. Menge den vier Offizieren, Major Freiherr von Waldenfels, Oblt. Freiherr von Nagel, Oblt. Hasse und Oblt. Momm, Ehrengeschenke der Stadt Hanno ver in Form von silbernen Pokalen. Der Führer der deutschen Ezpeoition, von Waldenfels, dankte der Stadt für den herzlichen Empfang und gab eine kurze Schilderung des Aufenthalts in Amerika so Jahre Heilung Germania Ein slttles Jubiläum Die Zeitung ..Germania" in Berlin, das Organ der Katholiken in der Reichshauptstadt, hat am 17. De zember auf ein 6 0 j ä h r i g e s B e st e h e n .zurückblicken können Die Redaktion der Sächsischen Volkszeitung, deren Druckerei seit 1027 dem Germania Verlag als Filiale Dresden anoegliedort ist. hat der ..Germania" an diesem Tage ihre Glückwünsche übermittelt Mir wieder holen untere Glückwünsche an dieser Siebe und geben im folgenden clnen Auszug aus dem Artikel wieder, den die Germania <Nr. 585) aus diesem Anlaß veröffentlicht hat. Zum Festefeiern ist die Zeit zu ernst und die Lage, in der sich das dcutiche Bott befindet, zu schwer. Und so begeht die „Germania" diesen ihren Gedenktag in ihrem ereignisreichen Leben mit einer beabsichtigten Zurückhaltung. Mag dem auch so sein: wir sind uns dessen voll bewußt, was diese sechzig Jahre für uns bedeuten und was sie für uns gewesen sind. Es ist durchaus kein Zufall, daß unser Geburtstag fast auf das Datum genau zu- sammenfällt mit dem Geburtstag der Preußischen Zentrumspartei. Am 13. Dezember hatten wackere, mutige und für ihre Sache begeisterte Männer sich zu einer Partei zusammengeschlossen, die, auf den Idealen unseres Glau bens aufgebaut, sich mitten in das politische Leben unseres Volkes hineinstellte, um von dem Fundament ihrer festen Grundsätze aus für die bedrohte Freiheit der Kirche, für die Rechte des katholischen Volksteils und für Wahrheit und Gerechtigkeit im Staatsleben zu streiten und zu kämpfen. Die Fahne, die damals unsere Führer entrollt haben, weht heute noch sieghaft über unfern Hüupten. Immer ist sich die „Germania" dieser Tradition und dieser Verbundenheit mit der großen Partei des Zentrums bewußt gewesen. Sie hat unbekümmert um die mitunter wütenden Angriffe der Gegner rechts und links von ihrer weltanschaulichen Warte aus in den Kampf der öffent lichen Meinung eingegrifsen: sie hat zusammen mit den Männern des Parlaments gekämpft und gestritten. Stolz und erhobenen Hauptes sind wir durch die schweren Zeiten des Kulturkampfes hindurchgeganaen. und obwohl wir Oie Katholiken und der Film Berlin, 17. Dezember. Die „Ged eff" (Gemeinde der Filmfreunde Berlins) ver anstaltete unter Leitung von ?. Kohlen 8. ck. vor kleinem, geladenem Kreis im Herkuleshaus einen Filmabcnd. an dem das Problem „Katholiken und Film" von verschiedenen Seiten her diskutiert wurde. Prälat Wienken gab in seiner Ein führungsrede an. daß die Arbeit der „Gedess" wohl noch ganz m den Anfängen stecke, daß sie aber bewußt dem Ziel einer großen katholischen Aktion auf dem Gebiete des Filmwesens zustrcbe. Dazu gehört auch di« Fühlung nahme mit Lehrern und Geistlichen, die mithelfen können, Ge danken, Wünsche und Erkenntnisse in breitere Schichten hinein zutragen. Denn wenn die letzten Jahre uns durch den Ton film auch große technische Fortschritte brachten, so gingen 75 Prozent der Aufführungen über den Kitsch leider nicht hinaus. Zudem werden die Wünsche, die wir hinsichtlich reli giöser Darstellungen haben, trotz guter Arbeit der Filmprüf stelle nur in sehr geringem Umfang erfüllt. In Köln, Mün chen und Berlin hat man zwar katholische Organisationen ins Leben gerufen, aber die Fragen, wie wir aus die Filmproduktion und den Filmverleih größeren Einfluß gewinnen können, sind noch ebenso dringend. Ueber die katholische Filmverantwortung hielt Pfarrer Grosse! einen sehr lebendigen, wumen, tapfe ren uird aufrichtigen Vortrag. Er war vor allem auch von jener leidigen Selbstgenügsamkeit völlig frei, jener bequemen, le>der heute noch anzutreffenden Meinung, daß man nur irgendeine Prozession naturgetreu abzukurbeln brauche, um bereits den katbolilcken Film zu haben. Alle diele uns beute bslcbäitiaen- damals vas von ver vlegterung bestgehaßte Blatt waren, konnten uns nicht Verfolgungen und Nachstellungen davor zurückhalten, den Kamps um unsere religiöse Freiheit mit allen erlaubten Mitteln zu führen. Gegründet an der Schwelle des geeinten Deutschen Reiches, haben wir uns trotz des inneren Kampfes immer als vollwertige deutsche Bürger gefühlt, haben wir immer unsere deutsche Aufgabe vor uns gesehen und unsere Pflicht erfüllt. Wir haben nicht den Staat bekämpft, sondern die Unfreiheit, die er aufzurichten drohte; denn wir stehen zu dem echt christlichen Grundsatz, daß wir dem Staate geben, was des Staate» ist. Nachdem wir unseren Frieden mit dem Staate ge schlossen hatten, wurde das Zentrum zeitweise die stärkst» Stütze der Regierung und einer ausbauwilligen Mehrheit. Schon damals. Diese Haltung hat auch die Arbeit der „Germania" bestimmt. Der Krieg hat uns unter denen gesehen, die aus einer tiefen Liebe zum Vaterlande heraus den Kampf um unsere Existenz als eine notwendige und hohe Aufgabe angesehen haben. Und als die Zeiten immer furchtbarer und schwerer wurden, haben wir un» für den gerechten Frieden eingesetzt. Den Umsturz habe« wir verurteilt. Als aber die Nationalversammlung neue» Recht geschaffen hatte, waren wir bereit, dem Vaterland die Kräfte zur Verfügung zu stellen, die es brauchte, um vor dem Zusammenbruch, dem Zerfall und der voll- kommenen Niederlage bewahrt zu werden. Wieder in einer schweren, ernsten Zeit begeht di» „Germania" dieses Jubiläum. Zwölf Jahre nach dem Kriege ist der Friede immer noch nicht eingekehrt, weil ein ungerechter und törichter Vertrag die Völker auseinander« reißt, verbittert und nicht zur Ruhe kommen läßt. Zwölf Jahre nach dem Kriege muß das deutsche Volk durch eine neue schwere wirtschaftliche Krise hindurch. Es muß von neuem eine Prüfung auf sich nehmen, die es nur bestehen kann, wenn es sich seiner ganzen inneren Kraft und Stärk« bewußt ist und bewußt bleibt, wenn es einen unerschütter lichen Willen zum Leben entfaltet und wenn es schließlich die Krankheiten überwindet, die sich im Laufe der Jahre in seinem Körper eingenistet und eingeschlichen haben. Die Grundsätze, die wk von den Vätern übernommen haben, stehen unverbrüchlich fest. Sie gipfeln in dem Willen zur katbolischen Tat. Und von da aus führen sie zur politischen Tat. den Fragen, sagte Pfarrer Grosieck, hätten «n» schon vo», 15 Jahren beschäftigen müssen. Jetzt ist es eine Herkulesarbeit, die verrammelten Tore aufzustoßen. Eine Arbeit, di« «der dennoch geleistet werden muß! Ist der Film doch da» dernste und vielleicht tauglichste Mittel zur Verbreitung een. Zu gering wird im allgemeinen di« Intensita irrt. Der Erlebens eines einfachen Filmbesuchers eintaxiert. Der fache Mann hält die Welt des Kinos für die Welt der T lichkeit. Und es ist eine ganz besonder« Tragik, de« ein« Wirk- lichkeit. Und es ist eine ganz besonder« Tragik, daß wir den Generalangriffen des liberalen Neu« Heidentums und des Bolschewismus nichts entgegenzusetzen haben auf dem gleichen Ge biet. Unser« Filme sind da bisher nicht anders als wolle man einer wohlausgerüjteten Armee mit ein paar Hinterladern «ntgegentreten. Wohl Laben wir schon katholilche Filmaesell« lauglen, aber noch teinen katholischen Film. Denn es genüge nicht, das Fehlen bestimmter Dinge anzustreben. Der kath'o- lische Film, den wir wünschen, mutz künstlerisch und technisch erster Qualität sein! Dieser Forderung haben die Filme bis her nicht entsprochen. Sie waren Limonade für anspruchslos Seelen und den Autzenstehenden nur ein Beweis für ihre Be hauptung. datz katholisch immer noch inferior heißt. Wir lehnen solche Filme ab! Wir wünschen auch nicht nur verfilmte Heiligenleben, sondern den Griff in die Proble matik des modernen Menschen, positiv die katholische Idee, Ethos heraus st eilen. So wie die bolschewistischen Idee getragen sind. — Pfarrer Grosse! im Vortrag sowohl als in der Diskussion, der zum Teil anderen Meinung klar entgegenstellte, datz die Pfarr- kinos wohl ihre Aufgabe zur Belehrung und zur Belebung der Vereine batten, aber nNr eine kccirentte. Der Film mutz das katholische Russenfilme von der Sehr gut war, datz » O V' Die Basilika ohne Pfeiler Eine neue Herkommerkirche in St. Wendel. (Siehe S.V 290) Ist so das Portal der Kirche durch die Monumentalmalerer Oesers bereits unmittelbar mit dem Wesen und der Feierlichkeit des neuen Gotteshauses verbunden, so ist beim Eintritt in den weiten, hohen Raum das Auge durch das mächtige Altarbild, der personifizierten heiligen Dreifaltigkeit gebannt. Hier, wo im pieilerloien Raum jeder Blick notwendig zum Altar geht, wirkt dieses Bild doppelt stark, eindrucksvoll und gewaltig. Her kommen läßt den Destichcr der Kirche in keinem Augenblick un beteiligt an der Wirkung des Raumes und an dem Einfluß und Ausdruck seiner knltiichen Ausprägung. In seinen Kirchen ruht jeder Enekt selbstsicher aus dem anderen, ist jede Einzelheit unter das Gesetz der künstlerischen Ordnung gerückt, sind darum der Teil und das Ganze aus dem Geist unserer Zeit empfunden, gestaltet und erlebt Tatsächlich ist denn auch die stärkste Wirkung der neuen St.-Annen-Kirche in St. Wendel daß hinter ihr die große Verantwortlichkeit eines ick-afienden Künstlers gegen das Werk im weitesten Ausmaße sichtbar wird. Auch unsere Zeit hat ja schließlich, io verworren im einzelnen die künstlerischen Ziele durcheinanderlauicn mögen, dennoch ihr persönliches und ur eigenes Erlebnis, das im sakralen Bau bisher nur selten zur vollen Auswirkung gelangt ist. Man darf allerdings nicht so rigoros sein, zu sagen daß unsere Zeit um so mehr ihre Note, ihren Stil gefunden hätte, je weiter sie von der Ueberlieserung abgewichen wäre. Das ist nicht die Absicht Herkommers und nicht sein Anspruch, seine Kirchen sind vielmehr wieder ganz auf den gläubigen Gehalt und Geist der christlichen Lehre ab- gestimmt und gestellt. Der liturgische Gedanke ist für leinen Kirchen»», immer entscheidend. Und so ist die ungewöhnliche Betonung, die in seinen Kirchen der Chor, der Altar finden, im wahrsten Sinne das Bekenntnis eines gläubigen Menschen, der das kiese Gefühl dafür hat, daß in unserer Zeit eine andere Be wegtheit die Erde erfüllt, ein anderer Rhythmus die Menschen durchströmt und datz dieser Rhythmus nur durch die Bewältigung der neuen Dauformen und unter Benutzung aller vorhandenen technischen Möglichkeiten. Konstruktionen und neuen Materialien in der Bauidee aufgefangen werden kann. tgeni S Meter hohe Bild der Heiligen Dreifaltigkeit auf der Altar- " ' in " wand ist von dem Stuttgarter Maler A. Kuhn, ln der alten ^araffito-Technik ausgeführt, ein« Technik, die bereits In den raffyrischen Vorbildern ihre unbegrenzte Haltbarkeit bewiese« hat, und die bekanntlich auch in der Renaissance, in Italien, vor allem in Florenz uns Siena, aber auch in Dentichland weite Verbreitung gehabt hat. Die Sgrnssito Malerei vereinigt die Äusdrucksniöglichkeit und Monumentalität des Mosaiks mit der in unserer Notzeit unumgänglich gebotenen wohlfeilen Herstel lung. Bon Maler Kuhn stammt auch die reiche Glasmalerei der neuen Kirche. Einundzwanzig Fenster sind es, die in Form langer, schmaler Wandeinschnitte den Raum gliedern und ord nen und ihm zugleich die klingende Atmosphäre, den gesättigten Ton. die zur Andacht rufende Weihestimmung geben. Man mutz sich die Aufgabe, die dieser Künstler vorbildlich gelöst hat. an den folgenden Matzen vorstcllen: die Fenster sind rund 8 Meter hoch und 60 Zentimeter breit. Jedes Fenster stellt nun einen der zwölf Apostel oder einen anderen Schutzheiligen der Kirche und der saarländischen Bevölkerung dar. Der Künstler mußte also in diese unnatürliche Proportion seine Figur geradezu hin einzwängen. Datz ihm das geglückt ist und daß die Figur voll im Fenster und voll im Nähmen steht, daß sie den schmalen Raum, in den sie gestellt ist, wie selbstverständlich sprengt und machtvoll über ihn hinauswächst, ist eine unerhörte Leistung, der in der modernen Glasmalerei kaum etwas Ebenbürtiges an die Seite gestellt werden kann. Die Klassenster sind nach den Ent würfen Kuhns von der Firma Oidtmann in Linnich ausgeführt worden. Ein paar Hinweise noch auf die übrige großzügige und großartige Ausgestaltung des Jnncnraumes Die Färben der Kirche kulminieren in dem Drciklang Gold. Schwarz und Nickst. Vom goldenen Untergrund hebt sich klar und prächtig das Sgrassito-Gemälde im Ehor. Gold, schwarz und meist ist die dekorative Betonung des nach Entwürfen von Herkow.mcr in schönstem Stuck gearbeiteten Altartisches und der ebenso origina len Kanzel und Kommunionbank gehalten. Auch die Seiten altäre sind diesem selben starkwirkenocn einheitlichen Prinzip der Kirche untergeordnet. Eine konsequente Durchführung des Baugedankens wie in dieser Kirche ist heute mehr als selten, sie ist einzigartig. Die Seitenaltäre werden im übrigen demnächst durch figürliche Darstellungen der bekannten Bildhauerin und Dichterin Ruth Schaumann ihre endgültige Form erhal ten. Nicht nur die Ausschmückung der Kirche ist in diesem Sinne einheitlich und farbig lebendig. Auch die hohen Wände sind diesem Gesamtton der Kirche durch nbwechselungsvolle, kontrastreiche Farbgebung angenatzt. Der moderne Kirchenbau meister erweist seine Berufung durch nichts mehr und deutlicher als dadurch, datz er den Dankörper durch die sinnvolle und in jeder Weise künstlerische Ausstattung-des Jnncnraumes wirklich erschließt und für den kultischen Gebrauch und für die gläubige Hingabe lebendig macht. Man null, es deshalb dem Stadt- vfarrer von St. Wendet, Dechanten Heibges. hoch anrechnen, vast er nicht nur das Projekt Herkommers akzeptiert, sondern sich «uch rückhaltlos für di« Exklusivität dieser Kirche und di« Exzeptionalität der gesamten künstlerischen Arbeit, die hier ver wirklicht worden ist. eingesetzt hat. Aus der überreichen Fülle der Erfindungen unseres techni« schen Zeitalters ist hier, in der neuen St.-Annen-Kirche in St. Wendel, vom Baumeister alles Beste ausgesucht worden. Der kleine Ort von 11 000 Seelen an der äußersten Grenze des Reiches im Südwesten hat eine der modernsten Kirchen der Welt erhalten. Das ist, wie schon angedeutet war. um so verivunder« lickzer. als hier gleichzeitig aus den kleinen engen, alten Gassen der frühgotische Dom mit dem Sarkophag des Heiligen Wenda« linus hoch über die Stadt ragt. So ist in St. Wendel alte und neue Zeit innigst verbunden. Herkommer aber hat sich in dieser Kirche als der erfolgreiche Verfechter eines neuen Kirchen stils erwiesen, der sich dürchgesetzt hat und durchsetzen mußte, weil er in der Gesinnung der Zeit, in ihrem inneren Gehalt und im Sinn und Geist der Menschen von heute seine tief« Rechtfertigung findet. Die neue Kirche ist in ihrer Identität zwischen äußerem Nahmen und innerer Ausstattung ein Beweis, daß unser sakrales Kunstschaffen, ohne sich an den Gedanken der Sachlichkeit um jeden Preis zu hängen »nd zu verschwenden, doch so weit im Jdcenkreis und Arbeitsrhythmus unserer Generation seine Basis finden mutz, daß von hierher sein lebendiger Aus» druck erkennbar wird Die künstlerische Bauform mutz, wenn fit schon aus dem engeren System der Ueberlieserung Herausgenom» men wird, dann doch in sich die Harmonie des Vaugedanken» mit der sakralen Zweckbestimmung tragen. Das bedeutet über die liturgische Formgerechtigkeit hinaus, datz sie den christo« zentrischen Geist unseres Glaubens mit dem strömenden Gesetz unserer Gegenwart, unseres architektonischen und künstlerischen Empfindens in einen heilsamen Einklang bringen mutz. In dieser Beziehung ist auch bemerkenswert, datz Orgel und Sänger« bühne entsprechend den neuen liturgischen Bestrebungen un mittelbar neben dem Altarraum« liegen und daß dadurch zu gleich der Turm der Kirche eine neue Lage, Bestimmung und Bedeutung erhält. Für das äußere Bild der Kirche, die Fassade, wird damit eine bewegtere Gliederung erreicht und di« Mög lichkeit gegeben, den Baukörper durch sie Ausbalancierung de» Gegengewichte, der Horizontalen uns Vertikalen, in eine ge schlossene Form zu gießen. Herkommer gelingt es dadurch gleich zeitig. in elementarer Weise einen Kunstgriff, wie den der kubischen Grundform, ohne Nest in den kultiscknm Bezirk lebens voll einzuglicdcrn. Seine Kirchen find sinnfällig »nd durchblutet vom Sinn der Erde, und wack'en dennoch zum Trotz aller Ge walttätigkeit in das uralte Erlebnis der christlichen Menschheit hinein. Wer einmal in der barbarischen Plumpheit der goti schen Backsteinbauten im Norden Deutschlands vas unerhört» Kraftbewutztsein einer großen Zeit empfunden hat. der wünscht und ahnt, datz aus dem Herkommerschen Kirchcntyp einmal ein« ähnliche Entwicklung hervorgehen mag. ' Vr. kirnet hieunler.
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