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«»wmer rS!i Sächsische Volkszeilung 18. Dezember «9.48 Brüning-Sieg und Ausland Paris isl überraschl O. ?. Paris, 8. Dezember. Die Entscheidung des Deutschen Reichstages, durch welcl>e die Rechtskrast der Notverordnungen gesichert wurde, wurde in Paris sicher auf ein allgemeines Interesse stoße». wenn nicht die eigene Regierungskrise alle Anteilnahme aus sich vereinigen würde. So blieben nur einige außenpolitische Spalten der großen Zeitungen für die Kommentierung der Ziele der Regierung Brüning übrig. Im Nahmen dieses etwas be scheidenen Interesses aber ist der Eindruck unverkennbar, den sowohl das pcrsünlick>e Auftreten des Reichskanzlers wie auch die Tatsache eine Majorität für das energische Sanierungswerk hcrvorgerufen hat. Das Eintreten der Sozialdemokratie für die Ausrechterhnltung der Notverordnungen gibt natürlich zu den weitestgehenden Erwägungen Anlaß. Der „T e m p s" kommt zu dem Schluß, es sei nicht möglich, die Rückkehr zur großen Koalition zu beschleunigen, denn dies müßte den Abfall des rechten Flügels des Blocks der Mitte zur Folge haben. Es sei aber auch nicht möglich, gegen die Sozialdemokraten zu re gieren. die eben eine Probe des Berständigungsgeistes abge geben. Euvain sieht im „Journal des Debüts" etwas tiefer in die innerpolitischen Zusammenhänge, wenn er feststellt, „die Sozialisten können sich ohne allzilgroße Anstrengung mit der Politik der Unterstützung im Reiche zufriedcngeben, solange ihre Freunde an der Spitze der preußischen Regierung stehen." „Die Persönlichkeit des Reichspräsidenten, die in der Woche seit dem 1-1. September allzu oft mit haltlosen Verdächtigungen in Frankreich verfolgt wurde, findet allmählich wieder die ihr gebührende Würdigung." schreibt der „Tcmps". „In Wirklich keit ist es die Politik des Marschalls Hindcnburg, die darin be steht, mit Klugheit zwischen den Klippen zu steuern, welche sich aus allen Seiten, auf der Rechten und auf der Linken erheben. Am Tage nach den Wahlen des 14. September hatte man nicht gewagt, ein solches Ergebnis vorherznsehen. Mit besorgter Spannung sieht man in Paris das Naben einer großen außenpolitischen Debatte Im Reichstag. Der „Temps" charakterisiert die Unzufriedenheit der Rechten gegen Dr. Eurtius. Man sei in diesen Kreisen der Ansicht, der Minister nutze die neuen Möglichkeiten nicht ge nügend aus. „Es ist ein Thema, das die Nationalisten rechts des Rheins bei jeder Gelegenheit aufnehmen rverden, da sie sich eigenartige Illusionen über die neuen Möglichkeiten machen, die man mit dem Ausdruck zusammcnfaßt: Rom—Moskau—Angora- Bund. der sogenannte Balkanblock, der von Italien geleitet wird, die angebliche Isolierung Frankreichs und die Tatsache, daß England durch seine eigenen Schwierigkeiten erdrückt wird". London, 8. Dezember. In einem Bericht, der sich mit den letzten Abstimmungen im Reichstag beschäftigt, betont der Berliner Korrespondent der „Times", daß das Ergebnis ein Triumvü kür den Reichs kanzler und für leine Arbeit sei. Brüning habe die Ueber- zeugung. daß die Reformen notwendig seien, und er habe des halb auch eine weitsichtige Politik verfolgt, ganz gleich, ob sie mit oder ohne Parlament möglich sei. Wien, 8. Dezember. Die hiesigen Blätter bezeichnen die Abstimmung im Reichs tage als einen großen Sieg Brünings. Die „Wiener Neuesten Nachrichten" schreiben dazu: Das Kabinett hat sich als eine Regierung von wirklichen Persönlichkeiten gezeigt. Ein Führer mutz vor allem auch hart sein können gegen die eigenen Leute, wenn es das Interesse der Allgemeinheit er fordert. Der Reichskanzler blieb fest und hat in der dramatisch bewegten Sitzung mit Worten von höchstem staatsmännischem Ernst und Gehalt die Parteien und ihre einzelnen Vertreter zur Pflichterfüllung gegenüber der Gesamtheit des Volkes und dem Vaterlande nufgeruffu. — Nach der „Neuen Freien Presse" hat die deutsclu: Sozialdemokratie den Reichskanzler gerettet und damit die politisck-e Sühne für den unverzeihlichen Bruch der Koalition im vorigen Frühjahr gegeben. Diese Ret tung Brünings sei. so meint das Blatt, nur aus der faschistischen Drohung und aus dem inneren Vertrauen zum ehrlichen Nepubliknnismus des Kanzlers zu verstehen. Tempel vor der DWpttlmrkammer Der erste Berhan-lungstag Dresden. 9. Dezember. Das Disziplinarverfahren gegen den bisherigen Präsidenten der Laiidesversicherungsanstalt. Gustav Richard T empel, hat, wie berichtet, gestern unter dem Vorsitz des Landgerichtspräjiüenten Dr. Heinz« begonnen. Fast sechs Stun- dcn nahm die Verlesung der Anklageschrift in Anspruch. Die Anklage wirft dem Präsidenten vor, die Pflichten die ihm sein Amt auserlegten, gröblich ver letzt zu haben, insofern daß er zu Maßnahmen, zu dec.en er die Genehmigung der Aufsichtsbehörde hätte einholeu müssen, vor allem zu Neubauten nsw selbständig gehandelt habe. Fenier soll der Angeklagte in dienstlichen Berichten in unge höriger porm Kritik an Sen Anordnungen der Anssichtsbehördcn geübt haben und nicht zuletzt mit Anstallsgeidern insofern nicht pfleglich umgegangen sein, daß er u. a. ohne Genehm.mg der Vorgesetzten Behörde Rendanten des Hauptvsrivaltuiigsgcbäudes im Betrage von 2 900 000 RA!, und zur Vorrichtung seiner Dienstwohnung 64 300 RM. verwenden ließ. Ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren wegen vorsätzlicher Der- mögensschädigung des Versicherungsträgers ist seinerzeit einge stellt worden. In allen ihm zur Last gelegte» Fallen beruft sich Tempel darauf, daß nicht er. sondern ein beamteter Oberregierungsrat das Geld angewiesen habe. Er führt weiter zu seiner Verteidi gung an, das Landesvcrsicherung-ramt habe den Voranschlag 1928 nicht beanstandet, obwohl es die Einsetzung weiterer Vau. mittel aus diesem Voranschlag hätte ersehen müssen. Da das Landesversicherungsnmt die Ueberschreitung nicht beanstandet habe, sei er der Meinung gewesen, daß das Amt mit seinen Maßnahmen einverstanden sei. Er beruft sich hierbei auch noch auf seinen Vorgänger Fräßdorf, der im Jahre 1920 ebenfalls gebaut Hobe, ohne eine besondere Genehmigung dazu einzuholen: dauwls Hab-: die Aufsichtsbehörde keinen Anstoß genommen. <Es muß hier bemerkt werde», daß tatsächlich erst viel später, am 28. Januar 1929 das Neichsarbeitsmiuisterium einen Erlaß herausgegeben hat, wonach Bauten wie die In Frage kommen den, der Genehmigung der Auffichtsbehörde bedürfen.) Tempel betont, daß in diesem Erlaß nicht gesagt sei, daß diese neuen Bestimmungen des Reichsarbeitsministers sich auch auf die Bau ten beziehen, die bereits im Gange sind. Die Anklage wirsi Tempel ein selbstherrliches Verfahren vor, namentlich bei der Errichtung des T u b e r k u l o s e k ra n k e n h a u s e z tu Coswig, das über zwei Millionen NM. gekostet habe. Für diesen Bau sei überhaupt keine Genehmigung eingeholt worden: Tempel findet eine Erklärung in der Meinung, daß es sich hier nicht um einen Neubau, sonder» um eine Erweiterung gehandelt habe. Auf den Vorwurf, daß er wiederholt der Aufsichtsbehörde gegenüber einen unpassenden Ton angeschlaMn habe, erwidert Tempel, dies sei nur das Echo gewesen: denn die Auffichts behörde habe sich unberechtigterweise in die Geschäftsführung der Anstall einzumischen verflicht, obwohl sie nur Aufsichts- und keine Vorgesetzte Behörde sei. Die Anklageschris. geht dann in langen Ausführungen im einzelnen auf die Anklagepunkte ein, sie erörtert am Schluß Gehalkskürzung in Sachsen Auf Grund der Verordnung des Reichspräsidenten hat da« sächsische Gesamtmintsterium unter dem 8. Dezember in engster Anlehnung an die für Reichs beamte getroffen« Regelung fiirSachsenbestimmt. daß die Dicnstbezüge de« Beamten des Staates und der Gemeinden, de« Lehrer und der Beamten der unter Staatsaufsicht stehenden Körperschaften, Anstalten und Stiftungen des öffentlichen Rechtes vom 1. Februar 1931 an um 8. v. H. g e k ii r z t wer den. Das gleiche gilt für die B e r s o r g u n g s b e z ü ge der Beamten Im Ruhestand und der Hinterbliebenen. Personen mit einem Einkommen unter 1508 M. jährlich sind von der Kürzung befreit. Die Dienstbezüge und die Dienstauswandsentschädigungen der Minister werden nicht nur um 8 v. H., sondern um 28 v. H. gekürzt. Die sächsischen Minister haben übrigens bereit» vom 1. Oktober an auf diesen Teil ihres Gehaltes freiwillig verzichtet. die Ausstattung der Dienstwohnung Tempels; die Gesamlkosien des Umtmues und der Einrichtung betrugen über 64 OVO RM., die Hülste davon wurde für den Heizkanal ausgegeben. Tempel erklärt, daß auch diese Ausgabe» auf Beschlüsse der zuständigen Stellen geschehen sind. An die Verlesung der Anklageschrift schloß sich der Vor trag einer Reihe von Sachverständigengutachten. Einer der Bausachverständigen, Negierungsbaurat Z ! ller vom Vorstand des Reichsbauamts Dresden, sprach sich in seinein Gut achten ungünstig über Tempels Maßnahmen aus, während Architekt Hoffman n sie als sehr günstig beurteilte und eben so Professor Schneeganz von der Dresdner Technischen Hochschule, sie im ganzen als gerechtfertigt bezeichnet«. — Kurz vor 18 Uhr wurde Tempel noch zur Person vernommen. Er erklärte, daß er das Kind armer Eltern sei und die Volkr- schule besucht habe. Seit seinem 12. Jahr sei er von fremden Personen erzogen worden. Er habe dos Tischlerhandwerk gelernt und sei durch Deutschland und einen Teil des Auslande» geivandert. Durch seinen Beruf kam er zur Gewerkschafts bewegung. Aktiv politisch hat er sich nicht betätigt. Er wurde 1912 vom Holzarbeiterverbauü in Dresden angestellt, machte den Krieg zuerst als Armierungssaldat, dann auf einer Artillerie« Bcobachtungsstatian mit. Nach dem Kriege wurde Tempel Be vollmächtigter des Halzarbeiterverbandes und Vorsitzender der Dresdner Filiale. Dann Vorsitzender der Gesamtheit de« Dresdner Gewerkschaften und schließlich auch Vorsitzender des Gewerkschaflsausschusses für ganz Sachsen. Es sei nicht richtig, daß er politischer Beamter gewesen fei, denn er fei aus der Ge werkschaftsbewegung hcrvorgegangen. Er sei auch nicht auf Wunsch von politischen Parteien, sondern auf Vorschlag der Der. sichertenvertreter der Londesverslcherungsanstolt zu deren Prä sidenten ernannt worden. Damit schloß der erste Nerhandlungstag. — Am heutigen Dienstag wurden die Bauten der Londesversicherungsaustall und die Dienstwohnung eingehend besichtigt und dabei ver- schiedene Fragen geklärt. Nachmittags wird sich die Verneki rn ungTe in pelz zurSache anschließen. Der Prozeß wirb mindestens bis zum Sonnabend dauern, vielleicht noch bis in di« nächste Wach« hinein. Der Protest Sachsens gegen den Remarque-Film. Die Bor- führung des Bildstreifens „Im Westen nichts Neues" hat be kanntlich in Berlin zu schweren Störungen der öffentlichen Ord nung geführt. Da es bei den Aufführungen in Sachsen mit Sicher heit zu weiteren Störungen kommen würde, hat die s 8 ch s i s ch « Negierung bei der Oberpriifstelle in Berlin den Antrag ge stellt, die Zulassung des Bildstreifens zu widerrufen. — Infolg« dieses Widerrnfungsantrages wird sich die Filmoberprüf stelle in Berlin in ihrer nächsten Sitzung am Donnerstag mit diesem Film befassen. Erfolgt kein Verbot, so bleibt der Film weiter auf dem Spielplan des Kinotheaters am Nollendorf- platz. Sollte die Freigabe der Vorführungen widerrufen werden, dann würde die Universal-Film-Kesellschaft Beschwerde oinlegen. Thealer und Musik Zentraltheater. Euch „schlepp ich durch das milde Lebe», durch flache Unbedeutenheit". Mit diesem Rezept hat der Kreis Ser zeitgenössischen Operettenfabrikanten bei der heutigen Generation noch immer Glück gehabt. Warum soll man dann de» guten Geschmack init dieser Medizi» nicht weiter zu Tode Kurieren? Die große Messe braucht zur kurziveiligen Unter haltung nichts Besseres. Und drum „bedenkt, ihr habet weiches Holz zu spalten, und seht nur hi», für wen ihr schreibt!" Diesem alten Spruch folgten auch A Grünwald und Dr. Fritz Löhner- Beda, als sie das Libretto zu ihrer Operette „Viktoria und ihr Husar" zimmerten. Sibirien — Flucht — sazxmischer Frühling und exotische Hochzeit — Botschafterfestlichkeit in Pe tersburg — Winzerfest in Ungarn, dazu Rührseligkeitewürze. etwas Nervenkitzel. Tanzr>erreiikungen, de» nötigen Operetten- imsinn und »ich, zu vergessen die unvermeidlichen Zweideutig, keilen (die in dieser Operette aber schon mehr Unflat sind) und: „Solch ein Ragout, es muß euch glücken: leicht ist es vorgelegt, so leicht alz ausgedacht!" Die meisten Besucher krümmen sich vor Behagen. Aber auch nachdenkliche und ernste Mienen Konnte man beobachten, tslarallel zu dein Gehalt des Stoffes läuft die Musik von Paul Abraham. Sie ist eine Mixtur von Puccini- nud Kalmaun-Anlcihen, jauchzende» Saxophoukonsilüren, Iazzrummel und blechgeixmzerten Bären. Eine schmalzige Wal zerweise agiert für rosenrote Stimmung. Man hat alles ähnlich irgendwo schon gehört. Vier Stunden lang gab es solch Ergötzen und Genießen. Für Amüsement ist halt noch viel Zeit übrig. Die Aufführung selbst konnte sich sehen lassen. Die Spielleitung Carl Fischers, flott und flüssig, sachte zu mildern und in möglichst erträgliche Bohnen zu lenken. Heinrich Kunz. Krause war bemüht, der musikalischen Linie Geschmack zu verscl)affen. Oskar Schott gab den Bühnenbildern Stimmung und Farbenfreude: um die erwünschten Tanzgelüste zu erfüllen, trugen Gertrude Baum-Gründig und Adolf Gassert Sorge. Als „Viktoria" lernte man in Carla Tarifen eine scharmante Künstlerin keimen, die a.angnolle und vornehme Stimmittel mit einer vortrefflichen und viffseiligen Tarstel- lungskunst vereinigt Ein geivandter und situationssicherer Partner erwuchs ihr in Herrn Felix. D>e heilere» Paare wu- »v mit Charlotte Schaedrich, Marey B rion und den Her- ren Wörtge und Mörbitz vorzüglich besetzt. Mahner. Langer die weiteren Mitwirken den und der Chor standen wirkungsslä auf 'hren Posten Es gab Blumen und Beifall zur Genüge. Zum Kulturaufbau trage» jedoch derartige Biihneniverke nicht bei. Man frönt nach wie var dem Geiste der Zeit. - Ist - Beckers Bunte Bühne, Dresden. Im Dezember-Programm ist Pani Beckers der Träger der Hauptrollen in zwei Schwänken. In der Burleske „So ein Cse l" charakterisiert er einen etwas trottelhaften und vergeßlichen Osfiziersburschen. Seine Dumm heit beschwört die komischsten und heikelsten Situationen herauf. Aber zum Schluß geht doch alles gut aus. Doch die unnachahm liche Komik Beckers gleicht das Unwahrscheinliche der Handlung in etwa aus. Das Lachen will kein Ende nehmen auch im zwei ten Stück „M einFrennd Löm e". Hier verkörpert Beckers den guten Onkel Viehhändler vom Lande, der seinem Freunde und dessen Familie und deren Anhab immer aus den finanziellen Nöten hilft, immer mit der stoischen Bemerkung: „Verkaffsch am baar Ochsen!" und damit ist die Sache abgeschlossen. Liesl Streich als englische Gouvernante ist eine Sehenswürdigkeit für sich. Im Beiprogramm zeigen Doris Krüger und Franzi Marne gut gelungene Tänze, Hubert Marquart singt zwei Chan sons, Liesl Streich und Paul Beckers bringen nach zwei drastische Duette zu Gehör, so daß alle, die einige Stunden unbeschwerten Humors verleben wollen, auf ihre Kasten kommen. Gewcrbehauö. Leo Blech lredentet nicht nur für di« Ltzoer, sonder» auch sür den Konzertsaal eine Persönlichkeit. Seine musikalische Belebungskrast und sein künstlerischer Impuls weckicn in der Schubertschen Sinfonie Rr. 7 in C-Dur. der Sme- tanaschen „Moldau" und der Oberon-Ouvertüre von Weber die volle schöpferische Gedankenwelt und alle orchestralen Reize. Die Dresdner Philharmoniker gingen mit Musizier- freude und bewährter Künstlerschaft mit, sodaß die Werke eine glänzende Wiedergabe sanden. Solistisch brachte der Abend einen ncuaufgeheiidcn Kunststern. Lubka Kolessa. Diese jugcnd- licl>c Pianistin, die das Lisztsche Klavierkonzert in Es-Dur tnter- pretierte, dürste in Kürze die gesamte Musikwelt in Spannung erhalten. Wenn man diese junge Blondine als echte, hock>- musikalische Vollblütkünstlerin bezeichnet, so dürfte olles, was über hervorragende Anschlagskultur, blendende Technik, mei sterhafte Schulung und intelligentes Gestaltungsvermögen sonst zu sagen ist, damit umfaßt sein. Und gerade bei einem derartig ausgesprochen KIavieristisck>en Werke wie bei dem Lisztschen Klavierkonzerte kann dem kunstverständige,, Zuhörer kein Saich In die Augen gestreut werden, wie cs bei den bluffenden moder- ner Erzeugnissen nur zu leicht möglich ist. Die Künstlerin wurde begeistert gefeiert. — Ist — Studentenhaus. Die Einstellung gegen Pressevertreter ist doch manchmal recht spaßig, aber auch lehrreich. War da am Dienstagabend im Studentenhaus S e m e sie r k o n z e r t. Das übliche Bild eines Kanzertsaalcs mit numerierten Plätzen nwr erhallen. Aber in der linken vorderen Saalccke stand dicht neben dem Flügel ein iveißgedeckter Tafeltisch mit Stühlen. Für die Prcffe. Der Fall ist sicher ebenso merkwürdig als tragikomisch. Tragisch, indem die Kritiker durch diesen exponierten Platz den Besuchern sichtlich gekennzeichnet werden — und komisch, da im Kanzertsaal der Musikschriftstellcr zum Schreiben keinen Tisch beuöugt. Es wäre also wünschenswert, wenn sür spätere Ber- aifftaiuingen im Studentenhause dieser Pressetisch wieder un- sich'bar würde. Im übrigen gab es einen recht genußreichen Abend mit einem feinsinnigen Musizieren des Hock ichul- orchesters und einen klangschöne» Chorgesang des Hochschul, chores unler der geivandten Stabführung Edwin Lindners. Mitglieder der Staats aper brachten Höhepunkte. Helene Jung schenkte durch ihren satten, dunklen und mar- men Alt dem „Ständchen" van Schubert einen köstlichen Reiz. Erna Berger ließ ihren Hellen Kolaratursovran leuchten und jubeln. Waldemar Staege mann gab „Hektars Bestat. lung" mit Musik von Sigwarth packende und erschütternde Wirkung Hanna Köhler s.Harfe). Marianne Seile (Violine I und Wolfram Zeller Manier) leisteten den Solisten trefflich, Sekunrantendienste. Man feierte alle Milwirkenden mit große. Her/! chaeit. — Ist — Kaufmannschaft. Bon dem dritten Konzert des Wach aus-Chores. das unter „Adoent und Weihnachten' eine Reihe A-capclla-Ehöre von Wenzel. Bcrdi. Niedt und stim< mungsreickie, geschickte Bearbeitungen von Advent- und Weih- nachlswcisen aus verschiedenen deutschen Gauen von Rudolf Ochs brachte. Hörle ich eine» Teil. Uu'cr der feinmusikalische» Leitung von Rudolf Ochs hat der Chor sich zu einer sehr er- frculichcn Höhe emporgeschwungcn. Eine trefslickze Schulung hat dem Chorklang angenehmen Wohllaut und dynamische Biel-