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- Erscheinungsdatum
- 1930-12-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193012038
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19301203
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19301203
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-12
- Tag 1930-12-03
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Monat
1930-12
-
Jahr
1930
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Notizen Im Kommunistin en Havptblatt „Die rote Jahne" stand am 26 September d. I.: „Für die Herstellung von hundcrt- sünfundzwanzig Zentimterplatten verdient der Arbeiter in stun denlangem Akkordschinden durchschnittlich 2,25 Mark. Der Lieb ling der Ausbeuterklasse, der für ihre Unterhaltung sorgt und sich bei der Arbeiterklasse einer großen Antipathie erfreut, der Tenor Richard Tauber, bekommt für das Besingen einer Schall platte. ohne einen Finger krnmm oder sich dreckig zu machen, für ein paar Minuten 15 666 Mark. Das charakterisiert kräh das kapitalistische Knechtschaftsspstem, das von den Lakaien des Kapitals, den Sozialdemokraten, verteidigt wird." Schön, aber wer bildet denn das Publikum der Ton filme und ermöglicht dadurch die Zahlung der 15 606 Mark, wenn sie stimme»? Und die Sowjetregierung hat, englischen Blätlermeldungsn nach, dem Londoner Dirigenten Albert Cooles den Antrag gemacht, die Leitung der Moskauer Grasten Oper zu übernehmen Sie bietet ihm ein Iahresgehalt von angeblich 56 006 Dollar. Coates beabsichtigt, den Antrag anzunehmen. Na also Der Frankfurter Stndtbaumeister hat auch nicht nur aus ideellen Gründen den Ruf nach Moskau angenommen, son dern er muh für seine Tätigkeit in Rustland entsprechend be zahlt werden. Der Vorwärts veröffentlichte am 22. November eine Ucber- sicht über die Zahl der A u f s i ch t s r a t s in i t g l i e d e r unter den Neichstagsabgeordncten. Seine beson dere „Freundlichkeit" gegenüber dem Zentrum bewies das sozialdemokratische Blatt dadurch, dnst cs bei allen Fraktionen zwischen privatkapitalistischen und öffentlichen Unternehmungen unterschied, bei der Zentrumsfraktion diesen Unterschied aber nicht machte, so dah der Satz „Von den 66 Mitgliedern der Zentrumsfraktion haben 18 Mitglieder 05 Aufsichtsratssitze" einen durchaus falschen Eindruck erwecken muh Die K. V. ha! sich der Mühe unterzogen, das Handbuch der Direktoren und Aufsichtsräte auf die Mitglieder der Reickstngsfraktion der Zen trumspartei hin durchzusehen. Die dort gefundenen Angaben bestätigen, was man ohnehin wustte. Unter den 63 Mitgliedern der Fraktion befinden sich nur zwei Abgeordnete, die wirklich als Vertreter der gröhcren Privatwirtschaft angesprochen wer den können. Ihre Namen sind ohnedies bekannt: Florian Klöck- ner und Geheimrat Bürgers. Drei weitere Mitglieder der Frak tion haben je einen Aufsichtsratssitz in privaten Unternehmun gen, von denen einer bedeutungslos ist. ein anderer die Kali industrie und der dritte die Karstadt AG, betrifft. Alle übrigen 56 Aussichtsralsposten von Mitgliedern der Zentrumsfraktion sind solche, die mit dem, was man sich gemeiniglich unter Auf sichtsrat vorstellt, nichts zu tun haben Es handelt sich um öffentliche, gemeinnützige, genossenschaftliche und gewerkschaft liche Unternehmungen oder um katholische Zeitungen. Eine amtliche Liste der Aufsichtsratsmitglieder des Reichs tags hätte also die Zentrumsfraktion in keiner Weise zu be fürchten. Man könnte eher den Schlust ziehen, dast in einer alle Bcrufsstände des Volkes umfassenden Partei, wie cs die Zeu- tcumspartei ist, Handel und Industrie in der Zusammensetzung der Fraktion reichlich kurz abschnciden Es scheint, dast Fricks Antrag auf Auflösung dos Reichs banners Gera eine recht ansehnliche Blamage werden soll. Der Tatbestand scheint nämlich so zu liegen, dast die angeblich „dem Friedensvertrag widersprechende militärische Ucbung" nichts anderes war, als das harmlose Geländespiel „Fuchs und Jäger", ein unseren Jungen bestbekanntes Spiel. Das Reichs banner Gera hielt am Freitagabend eine Protestkundgebung wegen des Vorgehens des thüringischen Innenministeriums ab. In ihr teilten die beiden Redner, darunter der Führer der Geraer Ortsgruppe unter stürmischer Heiterkeit der überfüllten Ver sammlung den wahren Sachverhalt mit. Seit Jahren unter nimmt das Reichsbanner am Busttage einen Ausmarsch ins Freie, wo dann ein geignetes Geländespiel abgehalten wird, und zwar entweder die „Schnitzeljagd" oder „Fuchs und Jäger". Liegen die Dinge wirklich so, dann wird sich mit Recht ein homerisches Gelächter von Köln bis Königsberg erheben über den nationalsozialistischen Minister, der in Ausführung des Frie- densocrtrages von Versailles harmlose Iugendspiele verbieten will. Vielleicht wird es „in Ausführung des Friedensvertrages" künftig den Kindern in Thüringen verboten, „Räuber und Sol daten" zu spielen. * Erschossen ansgesunden wurde Sonntag nacht in Hamme! bei Augsburg der Dahnagent Weinberger in seinem Dienst- raum. Da Barschaft und Kalse»beflond fehlten, dürste er emem Raubmord zum Opfer gefallen sein. Von den Tätern fehl, jede Spur. „Ritter Nereslan" Uraufführung im Leipziger Schauspielhaus. Schauspiel in 3 Akten (14 Bildern) von Christa Winsloe; Inszenierung: Gertrude Langfeldcr. Eine Frau hat dieses Schauspiel verfastt. Eine Frau hat es in Szene gesetzt. Und sämtliche Rollen wurdene von Frauen gespielt. Und der Erfolg? — Rauschender Beifall des voll- besetzten Hauses bei jedem einzelnen der 14 Bilder. Und am Schlust eine innerste Teilnahme, die den vollen Beweis lieferte, daß das Bühnenstück nach Inhalt und Darstellung durchweg und bis aufs letzte befriedigt hatte. Eine Erziehungsfrage. Ein Drama aus dem Leben. Ci» adeliges Mädchen-Pensionat in Norddeutschland. Mit allen Eigenheiten dieser Anstalten für Gemeinschafts-Erziehung. So lange diese Einrichtungen bestehen, ist die Klage über die see lische Unzulänglichkeit dieser Hilsserzichung nicht verstummt. Der einzelne Zögling kommt in seiner ihm angeborenen Eigen art, wenn er eine solclie zu besitzen das Glück hat, nicht zu seinem Recht. Ja, es werden Gegenstimmen laut, die der Mei nung offen Ausdruck geben, dast auch die dürftigste häusliche Erziehung immer nach besser sei als Gcmeinschiftserziehui'g,,,, In einer literarischen Auslassung erklärt die Verfasserin, dast jeder der dorgestellten Vorgänge aus dem Leben, wie man cs zum Teil noch heute finden könne, genommen wäre. Jedoch keiner sei so dargestellt, dal, ein« Nachforschung nach dem Ort und Namen zwecklos bliebe. Aehnlich wie Goethe bekennt von seiner Lebensgeschichte „Wahrcheit und Dichtung". Die alte Klage hritt immer wieder auf. wonach fast jede Erzieherin „ihre" Lieblinge l)abe. Eine ehrenvolle Ausnahme macht Fräulein von Bcrnburg. <Mit überzeugender Treue bezwingender Natnr- n-ahrheit dargestellt von Gertruds La n g fe Ide r.) —Sie allein hat ein Herz für ihre Pflegebefohlenen. Ihr wirft sich die ncueintretende Halbwaise Manuela von Meinhardis rück haltlos in die Arme. Sie ist nun einmal kein Durchschnilts- mädel. Daher stößt das mutterlose, sich nach Liebe verzehrende, scharfsichtige, an einer Ueberfülle seines Innenlebens leidende Kind seine einflußreichsten weiblichen Vorgesetzten ab. Bei einer öffentlichen Schulseier mit Theatervorstellung — Manuela vr. Blüher tritt in den Ruhestand Am ZI. Mürz 19Z1 Dresden, L. Dezember, Die Stadthauptkanzlei teilt mit: Oberbürgermeister Dr. Vlllher hat am 1. Dezember sein Gesuch um Versetzung in den Ruhestand für den 31. März 1631 eingereicht. Bekanntlich hat er schon vor Monaten seine Absicht angekündigt, gegen Ende des Jahres in den Ruhestand zu treten. Er hat sich schließlich für den 31. März 1631 entschieden, um zu vermeiden, daß die im kom menden Winter zu erwartenden großen Schwierigkeiten durch einen Wechsel in der Leitung oder durch ein zeitweises Unbesctzt- bleiben des Oberbürgcrmeisterpostens noch gesteigert werden. Dr. Blllher hatte schon vor den Gemeindewahlen von 1629 seinen Rücktritt für 1636 augckündigt. Die letzten politischen Er eignisse, vor allem die Revolte der Deutschen Volkspartei gegen ihn, deren langjährigen Führer, dürften seinen Entschluß be festigt haben. Dr. Blüher hat nicht weniger als fünfzehn Jahre das Amt des Dresdner Oberbürgermeisters verwaltet und in dieser Zeit stärksten Einfluß nicht nur auf die Geschicke der Landes hauptstadt, sondern auch des ganzen Sachsenlandes ausgeübt,— Blüher ist ein Sohn der Nachbarsladt Dresdens, Freiberg, wo er 1864 als Sohn eines Rechtsanwalts geboren worden ist. Er studierte die Rechte in Leipzig und Berlin, übernahm dann die Anwnltspraris seines Vaters in Freiberg. Er wurde dort zum Stadtverordneten und 1869 zum Bürgermeister gewählt. 1609 folgte er einem Ruf ins Oberverwaltungsgericht. 1915 wählte mau ihn zum Oberbürgermeister von Dresden als Nachfolger Dr Beutlers. Als Oberbürgermeister von Dres den wurde Dr. Blüher gleichzeitig Mitglied der Ersten Kammer. 1916 wurde er dann in den Landtag gewählt und hat dort als Fraktionsfiihrer der Volkspartei einen außerordentlich gro ßen Einfluß ausgellbt. Man hat ihn scherzhaft als den „unge krönten König von Sachsen" bezeichnet, und er hatte tatsächlich überall die Hand im Spiel und verstand es vortrefflich, alles nach seinem Willen zu lenken. Auch die Gemeindekammer stand sehr stark unter seinem Einfluß. Zweifellos hat sich Dr. Blüher große Verdien st e um Dresden erworben. Als wenig glücklich freilich ist die Finanz politik zu bezeichnen, die während seiner Amtszeit in Dresden geführt worden ist und zu einer nicht unerheblichen Schuldenlast für die Stadt geführt hat, — Im Deutschen Städtetag war Blüher Vorstandsmitglied: er hat es verstanden, auch dort eine führende Rolle zu spielen. Die Technische Hochschule Dres den ernannte ihn anläßlich ihres Jubiläums zum Dr. ing c. h. Da nun der Termin des Ausscheidens Dr. Blühers feststeht, wird die Frage der Nachfolge für den Posten des Dresdner Ober bürgermeisters aktuell. Als die wichtigsten und aussichtsreichsten Bewerber um den Posten des Dresdner Stadtoberhaupts kom men jetzt der frühere Ncichsinnenminister und Bürgermeister a. D. von Dresden Dr. Külz und der unbesoldete Stadtrat Dr. Krüger, Direktor der Braubank, in Frage, während der gegenwärtige sozialdemokratische Bürgermeister Dr Bührer kaum irgendwelche Aussichten hat Dr Külz gehört der Staats partei, Dr. Krüger der Deutschen Dolkspartei an. Dr. Blüher hat sich begreiflicherweise für die Kandidatur seines Parteifreun des Dr. Krüger eingesetzt, doch darf diese Kandidatur keines wegs als gesichert gelten Der Gssun-Hettszustarr- in Sachsen Nach einem von Oberregierungsmedizinalrat Oppelt dem Landesgesundheitsamt erstatteten Bericht Uber die Gesundheits- Verhältnisse im Freistaat Sachsen im Jahre 1929 hat die im Jahr 1928 beobachtete Besserung auch im Berichtsjahr angehal- tcn. In der Stadt Chemnitz war bei Arbeitslosen und Unter stützungsempfängern vielfach mangelhafter Ernährungszustand sestzustellen. Als Folge der Wohnungsnot wurde aus verschiedenen Medizinalbezirken eine Zunahme der übertrag baren Krankheiten und seelischer Krankheitszustände gemeldet. Ein wirklicher Mangel an Kleidung ist in dem früher beobach teten Umfang nicht wieder ausgetreten, dagegen fehlte es häu fig an Raum zur Aufstellung von Betten. Die Sauberkeit des Körpers und der Wohnungen wird in dem Bericht im allgemeinen recht gut bezeichnet. Die Sauberkeit der Kreise, die in ihrer Tätigkeit einer starken Verschmutzung ausgesetzt sind, laßt dagegen zu wünschen übrig. Insgesamt wurden im Berichtsjahre 66 (1928: 106) Fälle an spinaler Kinderlähmung fcstgestellt. Davon ver liefen 9 (15) tödlich. Von epidemischer Genickstarre wurden 75 (40) Erkrankungen und -19 (18) Todesfälle bekannt. An Tn vH ns erkrankten 340 (268) Personen, von denen 36 (371 starben. Ferner wurden 295 (227) Ruhrerkrankungen mit 63 (37 Todesfällen, Milzbrand mit 15 (161 Erkrankungen ohne Todesfall (1) und 5 Fälle von Papageienkrankheit verzeichnet. Die Ziffer der Scharlacherkrankungen hat von 12679 auf 9177 obgenommcn. Tie Slcrblichkcitsziffer betrug 0,45 (0.39) v, H, An Diphtherie erkrankten 1994 (1924) Per- sonen, von denen 108 (97) starben. An Tuberkulose starben 3481 (3272) Personen. Die Nachrichten über die Geschlechts- Krankheiten lauten aus den einzelnen Medizinalbezirken vor- schieden. Die Zahl der Selbstmorde hat mit 1919 (1940) Keine wesentliche Slbnahme erfahren. Die Todesfälle an Krebs sind absolut wieder gestiegen, in einigen Bezirken auch relativ. Kropf kommt nur in wenigen Bezirken so zahlreich vor, dast bei den Schulkindern eine Iodprophylaxe durchgeführt wird. Von Kretinismus infolge Kropfs kann nirgends gespro- chen werden. Der Alkoholmissbrauch nimmt teils zu. teils ab. Die Zahl der Abtreibungen ist noch sehr groß. Tödliche Unfälle ereigneten sich 1364 (1338). Ter Ernährung?» und Gesundheitszustand der Säuglinge ist all- gemein gut gewesen. Gleich Günstiges ist von den kleinen Kindern zu sagen, die allerdings stark von Keuchhusten und Lungenentzündung betroffen wurden. Der Entwicklnngs. und Ernährungszustand der Schulkinder wird überall als zu friedenstellend angegeben. Auf 1660 Schulkinder kamen 20 Sprachgcbcechliche, 7 Schwerbörige und 30 Augenleidende Kur der l-Sstrilr Oie Hochwasserschäden im Jitiauer Bezirk Der Bezirksausschuß der Amtshauptmcmuschaft Zittau hielt dieser Tage >n Ostritz eine Sitzung ab, in der über die Hoch wasser- und Uuwetterschüden im Zittauer Bezirk berichtet wurde. Die der Landwirtschaft erwachsenen Schäden werden auf 42 000 Mark, die Schäden an Uferbaulen auf 52 000 M., die an öffent lichen Wegen auf 10 000 M, und die Gebäudeschäden auf 7000 M. geschätzt. — Im Anschluß an die Bezirksausschutzsitzung fand eine Besichtigung der Gruppenwasserversorgung im Ostritzer Gelände statt. l. Die Projekt« des Kanalbauers Wirst,. Aus Pan sch witz wird uns geschrieben: Der „Kanaibaudlrektor" Wirth ha! das Feld seiner fragwürdigen Tätigkeit nachdem Kamenzer Bezirk verlegt, nachdem ihm die Behörde das Abhalten öffent licher Versammlungen in der Amtshauptmannschoft Bautzen verboten hat Somit sind seine großzügigen Pläne, nämlich der kanalmäßigc Ausbau der Spree, dez Albrechtsbachcs und des Schnmrzwasscrs, zu Wasser geworden. Um so größere Sorge macht ihm nun der Klosterwasser-Kanal, ein altes Projekt, das im buntfarbigen, meterlangen Zeichnungscntwurf einer Ver sammlung von „Interessenlen" am Sonnabend im Panschwitzer Gasthof vorlag. Und schon wieder macht man ihm Schwierig keiten, Diesmal sind es die Burkauer Fleisck,er. die durch Einfuhr von Gefrierfleisch aus dem neuzuerbaucndeu Kanal eine arge Schädigung ihres Gewerbes erblicken. Der Herr „Direktor" weih sich Rat: da wird der Anfang des Kanals eben einige Ortschaften tiefer gelegt. Jeder trug sein Bestes bei. damit das Projekt für den ^Landeskultur- und Echiffahrts- kanol am Klostcrwasser" von Oskro bis an die Landcsgrcnze unter-, und oberirdisck in technisch vollkommenster Art aus- gebaut werde. Das gab einen Heidenspaß und Mordsspektakel. Aus deni ne »gewählten Vorstand trat der Kassierer sofort in als „Ritter NOreston" verkleidet — reißt sie alle hin durch ihr starkes Theatertalent, In, Jubel ihres Herzens Uber den »ner- waneten Erfolg trinkt die jugendliche Heldin — man weist ja, wie sehr Kulissenluft die Kehle ausdörrt — «in und wohl auch zivei Gläschen über den Durst. In ihrem Rausch hält sic an ihre sie umschwärmcnden Freundinnen eine Ansprache. Vom Tisch aus, auf den sie gestiegen ist, um sich bester verständlich zu machen. Die Oberin, «ine adelsstolze unverheiratet geblie bene ältere Dame — das Ideal eines weiblichen Feldwebels der alten Schule — kommt hinzu. Das Schicksal des armen Kindes Ist besiegelt. Man kennt ja die Praktiken solcher Anstaltsherrscher zur Genüge, Ein Exeinpei „must" und soll statuiert werden, Die Ahnungslose wird zunächst in Acht und Bann getan. Die einzige Hoffnung der zu Tode Erschreckten ist das von ihr in tiefstem Glauben und abgrundloser Liebe verehrt« Fräulein von Bernburg, Merkwürdig — und hier verstell«» wir diese Seele von einem Menschen doch nicht — die Erzieherin bringt es fertig und weist die Hilf« und Trost suchende Manuela von sich. In ihrer äußersten Bcrziveislung verfällt die nun völlig Heimat lose der Verzweiflung, Ein Sturz aus dem Fenster des dritten Stockes macht sie „frei" — wie Schiller es die Frau Staus fachers sagen läßt. Zuvor hatte sich die Aermste noch das Um schlagtuch ihrer über alles geliebte» Erzieherin aus der«,, unver schlossenem Zimmer geholt. Als wollte sie damit sich ein letstes- >"oi ihrer Lieb« zu ihrer mütterlichen Freundin stark machen für ihre letzte, verzweifelte Tat, (Uebrigens. ein echt weiblicher Einfall der Verfasserin.) Alles läuft erschreckt zusammen. Der erbarmungslose Anstaltc-drache kneift die Lippen zusammen. Ganz nach Ibsens Vorbild schließt das erschütternde Drama mit den alles bezeichnenden Worten der adeligen Dame „Es war ein Unfall! ..." Einen ernsteren Stoff zu einem Drama kann es nichi geben als Meuschenschicksal, Und größere Schuld ist nicht denk bar als: dem andern zum Schicksal werden. Seinem ticssten Wesen nach liegt darin das furcktbai-e Geschehnis de? non Gott verfluchten Aergernisgel-ens. Der ganze Wert oder Un wert eines Menschen drückst sich noch immer aus in seinem Ver hältnis zum Mitmenschen. Die Liebe wird hier zum Go!d wasser der Nochvrüsung des Wertes der Menschen um uns. Und darin mar die Welt von jeher arm. hitlerarm. Und sie ist es noch heut'. Die eine Frage Manuelas an ihre geliebte Er zieherin weist hin auf einen der tiefsten Zusammenhänge dieses Lebens: „Waren Sie nicht einmal in Ihrem Leben unglücklich?" — „Wo Leid dem Leid begegnet — und sei «s noch so fern — dort kennt ein .Herz das andere. Dort weilt die Liebe gern.".... Die Darstellung war hinreißend. In ihren fröhlichen Teilen herzerquickend. Allen voran Herta Thiele als Manuela, Sie wies sich aus als ein« große Künstlerin. Den Arm voll Blumen hatte sie reichlich verdient. Prächtig in ihrer mädchenhaften Tollheit und Unbekümmertheit gab sich Nora Nibisch. Und die herzlose Vorstandsdame brachte M, Krüger. Michaelis zu einer unh^mlichen Wirkung. Das Ganze zu er leben erschütterte tief. Wie cs zum Schluß die vernichtete von Bernburg getan — auch wir verhüllten unser Antlitz mit den Händen. Und vor uns stieg ans das Bild einer guten — guten Mutter. Dr. Hugo Löbmanu Um den Fortbestand des Bautzener Stadttheaters Die Ortsgruppe Bautzen der Genossenschaft der Deutschen Bühnen- angehörigc» Hai an den Rat und das Etadtverordnetenliolle- gium zu Bautzen eine Eingabe gerichtet, ln der angesickts der Notlage der Bühnenangehörigen und der Berufsmusiker die Bitte ausgesprochen wird, für die Beibehaltung des Stadt- theatcrs Bautzen in der jetzigen Form besorzst zu sein und einen Mibau der Subvention oder eine Umn'andluug des Theolcrs in ei» Toufilmtheatcr zu unterlassen, damit Bautzen als aner- kannle Kunslstäste erhalten bleibe. Guter Stand der Plauener Iheaterfinan.ze,,. Der Aktions ausschuß zur Erhaltung des Plauener Stadtthealcrs nahm in einer Versammlung Kenntnis von dem guten Stand der Theater- sinanzen mst, faßte einstimmig eine Entschließung «in den Rat der Stadt Plaue» und an sänstlicke Stadtverordnetenfraklionen, in der der lleberzeugnng Ausdruck gegeben wird, daß eine Fortführung des Theaters ülier den 31. März 1931 hinaus in jeder Weise gerechtfertigt werden könne. Der Aktionsausschuß erstickst daher die städtische» Körperschaften, die Fortsührung des Städtischen Theaters zu beschließen. Dos Zeichenbuch von Rudolf Koch, das nur kür,stich an dieser Stelle besprochen, ist im Flerlage von Wilhelm Gerstung, Osfenbacha, M. (nicht, wie seiner Zeit irrtümlich angegeben: Frankfurt a Ai.) erschienen.
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