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achsenjugen- Nummer Beilage zur „Sächsischen Volkszeitung" LZ November 1SZ0 Tagungen und wieder Tagungen Tagungen sind ein Zeichen von Lebe», von Lebenswillen und Lebenskraft. Diese Zeichen des Lebens hat die katholische Jugend Sachsens in den letzten Wochen sehr stark erkennen las sen. Der Iungmänneroerband, die Iungfrauenkongregatianen und die Gesellenvereine haben getagt. Ueber die beiden letzteren Tagungen berichtet diese Nummer der Katholischen Sachsen jugend; der Bericht über die Iungmännertagung wird das nächste St.-Benno-Blatt bringen. Möge den Tagungen unserer kath. Ju gend nicht beschiedeu sein, was den Tagungen der Erwachsenen öfters nachgesagt wird: nämlich datz die schönsten Gedanken und Beschlüsse nur aus dem Papiere bleiben, das Leben aber nicht erblicken. Die Schriftleitung. Aus der Kolpingsbewegung In Hoheneiche» veranstaltete am 18. November der Bezirk der katholischen Gesellenvereine Mittelsachsens einen S ch » l u n g s k u r s u s für Vorstandsmitglieder. Als Kursus leiter war der Reichstagsabgeordnete Kolpingsbruder August Winkler von der Zentrale in Köln gewonnen worden. Be reits am Dienstagabend gegen 6 Uhr trafen Mitglieder der ver schiedenen Vereine ein, und als der hochwürdige Herr Bezirks- Präses Kaplan S ch m i tz um 7 Uhr das Wort zu einein Einlei tungsreferat ergriff, konnte er Vertreter aller mittelsächsischen Kolpingsvereine begriitzen. Mit großer Begeisterung, die alle Teilnehmer sofort in Bann schlug, zeichnete der Bezirkspräses die Aufgaben eines jungen katholischen Menschen, die er zu erfüllen hat, wenn er in unserer heutigen modernen Zeit Führer in der Kolpingsbewe- gung sein will. Erster Grundsatz des Kolpingssohnes soll sein: Beherrschung des Kolpingsprogramms: eifriges Studium der Kolpingslektüre, vermittelt diese Kenntnis. Starkes religiöses Empfinden und Erleben, die heilige Bruderliebe ausstrahlen, ver bürgen den Erfolg. Gegen 9.30 Uhr abends traf Verbandssekretür Winkler aus Frankfurt am Main kommend ein. Lebhaft und freudig war die Begrüßung. Für einzelne war der Kursusleiter kein Fremder. Hatte er doch schon vor drei Jahren am selben Ort einen Schu lungskursus gehalten. Obschon von der Bahnfahrt stark ermüdet, zeichnete er noch kurz die Aufgaben für den kommenden Tag. Gemeinsames Abendgebet in der Kapelle beschloß den Abend. Mit einer Gemeinschaftsmesse, die der hochwiirdige Bczirks- >. räses zelebrierte, wurde der folgende Tag würdig begonnen. Rach dem Frühstück begann der Kursusleiter mit seinen Refe raten. Er legte ihnen drei große Zielgedanken zugrunde: 1. F u g e n d g e m e i n s ch a f t, 2. Erziehu » gsgc m e i n s ch a f t, 3. Kampfgemeinschaft. Einleitend wurden kurz die Hauptmerkmale skizziert, die den Kolpingssohn befähigen, seinen Aufgaben im Verein, im ösfenllichen und politischen Leben gerecht zu werden: Sachkennt nis, Liebe zur Bewegung und starke, durch nichts zu erschüt ternde Begeisterung. Der Verein erstrebt ein gesellschaftliches Lebe» unter gleichgesinnten jungen Menschen: das ist der An satzpunkt der Kolpingsbewegung. Von Anfang an wurde der katholisch-soziale Verein erstrebt. Aus dem Gemein schaftsdrange junger berufstätiger Menschen ist der Gesellenver ein erwachsen, und Vater Kolping hat diesen Drang geistig ge formt Ganz bewußt hat er dem Verein den Charakter der ch r i st I i ch e n Familienf o r in gegeben: denn die Urgemein schaft der Gesellschaft ist die Familie Dieses Recht hat schon der große Papst Leo der Dreizehnte dein Verein zugestandcn. der das Wort prägte: ..Der Gesellen verein ist berufen, mitzuarbeiten an der Erneuerung der mensch lichen Gesellschaft." Diese sozialreformatorische Arbeit bedingt eine schlagfertige Kampfgemeinschaft. Wir bekennen uns zum heutigen Staate, trotz der erdrückenden Noc. Wir sind Bürger Den Toten -er Arbeit Bon A. B r ü n i n g - B a s b o ch. Linker Chor: Und wenn wir werken im dunklen Schacht, Züge geleiten durch finstere Nacht, Mit Kelle und Waage auf schwankem Gerüst Mauern und fugen bis hoch zum First, Rittlings zimmern au fsteilem Dach. Der Tod schaut zu. RechterCha . Und wenn wir löschen des Kokses Glut, Gießen des Stahles fertige Glut, Hämmern das Eisen im Funkensprühn, Erze sieden im brodelnden Glühn, Brücken baun über Strom und Doch, Der Tod schaut zu. «Ile: Und wenn wir ziehn mit dem Pflug durchs Land, Baumäxte schwingen in harter Hand. Greifen in schwerer Maschinen Gestühl, Autos lenken im dichten Gewühl, Und was wir auch werken in jeglichem Fach, Der Tod schaut zu. 1. Sprecher (Heller, lebhafter Stimmklang): Aber einmal, einmal kommt die Stund. Wo der Tod sein „Halt!" ruft mit ehrnem Mund. k in diesem Staat und haben Anteil an Ihm Darum können wir nicht stillschweigend Zusehen, was andere Strömungen aus ihm machen und machen wollen. Wir werden dafür sorgen, daß in unserem Vaterlande neben Hakenkreuz und Sowjetstern und all den anderen Symbolen auch unser stolzes Kolpingsbanner kräftig flattert, das besagen will: Katholisch — Kolping — Kampf. Um unser Wollen und Können dem Staat und damit gleich zeitig wieder unseren Mitgliedern dienstbar zu machen, ist es nötig, daß wir Anschluß suchen an Institutionen, die im heutigen Staate Machtfaktoren darstellen und die uns ideenmäßig nahe stehen. Um unsere wirtschaftlichen Ziele zu verwirklichen, arbeiten wir mit den christlichen Gewerkschaften zu sammen. Sie sind uns Bundesgenossen an dem Aufbau des be rufsständigen Lebens und nicht nur Interessengruppen. Mit den freien Gewerkschaften können wir kein Bündnis schließen, denn sie sind absolut marxistisch eingestellt. Der G e s e l l e n v e r e i n als Kampfgemeinschaft hat auch politische Interessen. Er muß sie habe», wenn er im Staate seine Belange durchsetzen will. Die immer neue Kraft aussprudelnde Lebensstätte des Ver eins ist die Versammlung. Mit zündenden Worten zeigte hier der Redner, wie eine Versammlung gestaltet werden soll. Nur eine Vereinsgestaltung, die richtig geformt, niemals dem Wollen der Bewegung zuwidcrläuft. sichert in unseren Tagen die persönliche Erziehung des einzelnen und die Heranbildung zum echten christlichen Gemeinschaftssinne. Dann vermag keine andere Strömung, mag sie geartet sein wie sie will, den Kol pingssohn zur Untreue zu verleiten. Zwei starke Erziehungsformen geben unserer Arbeit das Gepräge: Beruf, Familie. Allergrößter Wert muß auf die beruf liche Aus- und Weiterbildung gelegt werden. Dazu kommt in unseren Tagen besonders die Arbeit an unseren Erwerbslosen. Praktische Nächstenliebe an den Erwerbslosen. Stellt de» Ar beitslosen. die kein Elternhaus haben, geheizte Zimmer zur Ver fügung, gewährt ihnen, wenn möglich. Essenbeihilfe. Um der seelischen Not der Erwerbslose» zu steuern, empfiehlt es sich, Arbeitsstunden, Lesezirkel u. a. m. einzurichten. Hat der einzelne Verein seine Erziehungsaufgaben erfüllt, erwächst ihm die Pflicht, Kampfgemeinschaft zu werden. Auf Grund seiner sozialpädagogischen Erziehungsgemeinschaft hat der Gesellenverein das Recht und die Pflicht, Mitarbeiter an einer gesunden Lebcnsreform zu sein. Im demokratischen Staate sind die Träger des Volkswil lens die politischen Parteien. Darum haben wir gesucht nach Parteien, die uns weltanschaulich nahe stehen und sind zu der klaren Ueberzeugung gekommen, daß bisher unsere Wünsche nur vom Zentrum und der Bayrischen Volkspartci gewürdigt und in die Tat umgesetzt worden sind. Wir wollen nunmehr klare Front! Konzessionen sind in diesem Punkte zur Zeit un möglich, das hat der Wahlkampf vom 14. September und erst recht die Zeit danach gezeigt. Halbheit schwächt und lähmt unsere Bewegung. Von den 68 Mitgliedern der Zentrumsfraktion im Deutschen Reichstage sind 13 aus dem Katholischen Gesellen verein hervorgegangen. — Am Schluffe' seiner Ausführungen sprach August Winkler nochmals Worte der Aufmunterung und des Ansporns, die Helle Begeisterung auslösten. Bezirkssenior Fritz Widerstein dankte mit warmen Worten dem Referenten für seine Ausführungen, der trotz Ar beitsüberlastung sich nickt abhalten ließ, nach Sachsen zu kom men. Im Namen aller Kursusleilnehmer gelobte er Treue dem Gesamtverein und deren Führern und konnte unter dem Bei falle der Anwesenden auf das gute Verhältnis Hinweisen, das zwischen der Zentralleitung in Köln und dem Bezirk Mitlelsach- sen besteht. Dank stattete er aber auch dem Bezirkspräses Ka plan Schmitz ab, der die Tagung bestens vorbereitet hatte. Besonderen Beifall lösten auch seine Dankesworte aus. die er dem Hause Hoheneiche» und besonders den ehrwürdi gen Brüdern zollte, die in liebevoller Weise für das leibliche Wohlergehen gesorgt hatten. Mit einer gemeinsamen Schlußandacht wurde der arbeits reiche und doch anregend verlaufene Tag beendet. Ein Balken stürzt. Eine Leiter knickt ein. Falsch hebelt etn Mißgriff Signal und Schein. Ein Riemen springt ab. Es reißt ein Seil. Ein Rad fliegt fort. Es trifft ein Beil. Giftschwaden sein züngelnd Verderben mischt. Ans prasselnden Gluten ein Flammenstrahl zischt. Steine zerschmettern. Bremsen versagen. Ein Fehltritt — du mußt in die Tiefe schlagen. Elektrische Funken. Explosion. Es bebt durch Sekunden ein schauriger Ton. 2. Sprecher (dunkler, weicher Stimmklang): Du weißt nicht, von wannen er kommt und dräut, Du hörst nichts, hast nur im Ohr ein Geläut Wie von Glocken, von Glocken, die schwingen im All, Ganz weich, ganz fern, mit dumpfem Schall. Und sonderbar schwer in den Pulsen es klopft, Und dein Blut, dein Herzblut sacht vertropft. Alle: Das sind in Werkstatt und Arbeitsstätte Die Helden der Arbeit! Wer die nicht hätte, Der wüßte nicht, wie man ehrt und liebt Sein Werk, dem Muskel und Seele man gibt! 1. Sprecher: Sie legten die roten Rosen hin. Die Rosen des Blutes zu des Werkes Sinn, Tie weißen Rosen der bleichen Wangen. Und Freunde und Helfer kommen gegangen. Aufglüht zu Gott ein ewiger Glaube. Ehrfürchtig nieder zum Arbeitsstaube Arbeitstagung -er Iungsrauenvereine und Kongregationen des Bezirks Dresden am 15. u. 18. No». Eine stattliche Anzahl Führerinnen hatte sich am Samstag abend erwartungsvoll im Konferenzzimmer des Kolpingshauses eingefunden. Mit Gebet und Lied ging es an die Arbeit. Die Referent!» der Tagung, Fräulein Dr. Peerenboom (M. d. R.), ließ sich zunächst von den einzelnen Gruppen durch kurze Berichte einen Einblick in deren Tätigkeit geben. Dann führte sie selbst etwa folgendes aus: Ursprünglich war die Kongregation eine Stätte zur Pflege rein religiöser Belange. Heute muß sie alle Bezirke des Mädchenlebens umfassen und pflegen. Die Arbeit gruppiert sich um zwei Hauptpunkte: 1. Sorge für die Gesundheit unserer jungen Mädchen durch vernünftigen Sport, soweit es angängig ist (Turnen, Spielen, Wandern. Schwimmen). 2. Sorge für die sittliche Ertüchtigung und Erstarkung durch vertiefte religiöse Beeinflussung und durch gründliche Vermehrring ihres Wissens und K ö n - nens auf allen Gebieten des Berufes und des Lebens. Auf Heranziehung der noch die Schule besuchende» Mädchen muß besonderes Augenmerk gerichtet werden. Ernste Sorge er wecken manche unserer jungen Mädchen durch zu frühen Verkehr mit jungen Burschen. Derartig vorzeitige, aussichtslose Verhält nisse wirken auf beide Teile entnervend und entsittlichend. In diesem Punkt erwarten wir besonders verständnisvolles Vor gehen der Eltern. Die genannten Aufgaben und deren Ver wirklichung sollen uns geeigneten Stofs bieten für die Vorstands- sitzungen der einzelnen Kruppe» und des ganzen Bezirks. Ernst und still klang der Abend aus in der Bitte an ,/Maria, den Mee resstern", „eins allen", besonders aber unserer Jugend, aus der „tiefen", seelischen und sittlichen „Not" der Zeit zu helfen. Sonntag früh, 9.30 Uhr, fanden wir uns im großen Saale des Kolpingshauses wieder zusammen, verstärkt durch eine Schar treuer, interessierter Mitglieder. Die Liturgie des Tages paßte so gut zu unserer Arbeit, hörten wir doch in der Epistel von den beiden eifrigen Mitarbeiterinnen des heiligen Paulus und im Evangelium vom Töchterlcin des Iairus. — Fräulein Dr. Pce- renboom sprach zunächst — das war noch vom Vorabend nach- zuholcn — über Gruppenarbeit. Vorteil der Gruppenarbeit sei, daß man sich im kleinen Kreise zu gemeinsamen Interessen zusammenfinden und darüber austauschen könne. Dadurch wachse man innerlich zusammen. Die betreffende Führerin müsse die Seele der Arbeit sein. Eine Gefahr der Gruppen- bildung liege in der Möglichkeit, sich zu stark von den anderen abzusondern. Dann hörten wir den Vortrag über: „Berussaufgaben und Berufsauffassung der katholischen Frau". Beruf ist die Lebensaufgabe, die jeder so gut als möglich erfül len soll. Der katholische Mensch sieht im Beruf eine ihm von Gott angewiesene Aufgabe: deshalb müßte er also doppelt tüchtig sein. Die Frau ist nun in fast alle Berufe hinein ge kommen — oft ohne Rücksicht auf ihre Frauenart. viel fach nur vom Gesichtspunkte materiellen Gewinnes aus. Diesen Masseneintritt der Frauen ins Erwerbsleben kann man mit Recht als die „größte Revolution" bezeichnen. Aufgabe der Frau ist es nun. ihre natürliche Veranlagung in Harmo nie mit der Berufsarbeit zu bringen. Bekanntlich ist es die Eigenart der Frau, alles vom menschlichen, p e r s ö n- lichen Standpunkt aus zu beurteilen D i e n st a m M e n - scheu liegt ihr: Dienst an der unpersönlichen Sache hemmt sie. Sie ist stark abhängig von den Menschen, mit denen sie arbeitet: d. h., wird sie gut behandelt, dann arbeitet sie gern und opferfreudig: andernfalls ist sie lelckt innerlich ver letzt: ihre Arbeitsfreude wird dann sehr beeinträchtigt. Diese Abhängigkeit der Frau von ihrer Umwelt kann sie einerseits sehr fördern und ihre besten Kräfte in st ä r k st e m Maße ent falten: jedoch besteht darin auch eine nickt zu unterschätzende Gefahr für die Frau. Die Frauenseele ist für eine Idee st ä rker veranlagt wie der Mann: sie denkt ideal und null gern los von materieller Auffassung. Bei manchen jungen Mädchen kann man allerdings leider — durch die große Not der Zeit verur sacht — schon eine recht starke materielle Haltung beob- Sinsit man. drin Tropfen um Trapsen verrinnt Vom Menschenleben, das leise verglimmt. A Ile: Das sind in Werkstatt und Arbeitsstätte Tie Helden der Arbeit! Wer die nicht hätte. Der wüßte nicht, wie man ehrt und liebt Sein Werk, dein Muskel und Seele man gibt! 2. Sprecher: „Was soll die Not? Was soll der Schmerz?" Aufschreit in Qual so Herz an Herz. Bis plötzlich wir alle erfassen tief. Daß Gatt selbst den Blutenden zu sich rief. Denn jedes Menschen Geschick sich vollendet, Ob früh, ob spät, wenn Gott es wendet. Und fallen auch Tränen, erschüttert, bekümmert — Der Leib nur ist es. der zertrümmert. Und wo wir Geheimnis und Rätsel sehen, Läßt Gott das ewige Leben erstehen! Alle: Das sind in Werkstatt und Arbeitsstätte Die Helden der Arbeit! Wer die niclzt Hütte, Der wüßte nicht, wie man ehrt und lrfbt Sein Werk, dem Muskel und Seele tnan gibt! Sie legten die roten Rosen hin, Die Rasen des Bluts zu des Werkes Sinn, Die weihen Rosen der bleichen Wangen — (ganz langsam gesprochen): Und sind in das ewige Licht gegangen! Werkjugend.