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Veeinlrächligung füchsischer Rechte Gegen -le Zerreißung der Reichsbahndirekkion Dresden Kelsl Len Zwinger erneuern! Es scheint fast eine Ironie des Schicksals, daß neben dem wenig schönsten Platz von ganz Dresden — dem Poslplatz — das Kleinod von Dresden — der Zwinger — liegt. Dort aus dem Poslplatz ein wirres Durcheinander nicht nur der Menschen, Au tos, Motorräder und Straßenbahnen, sondern auch von Gebäu den aller Ausmahe, von denen keines auf das andere abge- stimint zu sein scheint. Und hier, nachdem man auf der absicht lich schlichten Brücke die große ruhige Wasserfläche des alten Stadtgrabens überschritten hat! der Zwinger in seinem Eben maß von überwältigender Schönheit. Fontänen springen auf zwischen den Rasenflächen >m Zwingerhof, an den Wänden der Terrassen plätschern die Brunnen. Tagaus, lagein sieht man eine bunte Menschenmenge durch den Hof wandern. Man hört die Fragen: „Wo ist das Nymphenbad?" Man durchschreitet den märchenhaften Wallpavillon, steigt die Treppen empor und jen seits wieder hinunter nach dem Kleinod des Baues, dem Grot tenhof: dem Nymphenbad. Die Kaskade rauscht, die Quellen sprudeln. Die steinernen Nymphen in den Nischen hüllen sich keusch in ihre Gewänder. — Länger als ein Jahrhundert war es hier einsam, verwunschen. Kaum schaute jemand von oben in dieses Idyll, das beinahe zur Ruine geworden wäre. Die Wasser waren versiegt. Wie anders heute, wo wieder Leben in den sterbenden Bau gebracht worden ist. Er durfte doch nicht sterben, der Zwinger, er mußte wieder seiner Bestimmung zu- geführt werden, nicht nur Hülle der kostbaren Museen, sondern auch Rahmen festlich-froher Veranstaltungen zu sein. Wer Glück hatte, konnte hier im Laufe des Sommers Mozart-Serenaden hören und Schäferspiele von vollendeter Schönheit sehen. Aber das Werk der Wiederherstellung dieses Riesenbaues ist noch un vollendet. Gegenüber dem Wallpavi.llon schlicht eine Bauplanke den noch unfertigen Teil ab. Wer hilft in dieser schweren Zeit mit, das große Werk vollenden? Jeder kann es, der Zwin ge r l o s e kauft und für den Verkauf wirbt, damit die 10. Zwin ger-Lotterie wieder ein voller Erfolg für die Vollendung der Arbeiten am Dresdner Zwinger wird. Ziehung der 10. Zwinger- Lotterie findet bestimmt am 11. und 13. Oktober statt. Lose zu 1 RM. bei allen Kollekteuren. vr«5rlen unri Umgebung Die „fliegende" Skraßenbahn Dresden, 17. September. Die Dresdner Straßcnbahn-A.-G. stellt einen ganz neu- artigen Triebwagen in Betrieb. Er ist nicht weniger als 15 Meter lang und sehr schnittig. Der Führerstand läuft spitz zu. Der Führer sitzt in einem geschlossenen Raum vollständig getrennt von den Fahrgästen. Er steht nicht mehr, wie bisher, sondern sitzt genau so wie ein Autobusführer. Die Steuer- ap parate sind neuartig angeorönet Die Wagen entfalten «ine viel größere Geschwindigkeit als die alten Wagen, denn sie sind mit vier starken Motoren ausgerüstet, die vor allem auch ein schnelles Anfahren ermöglichen. Die Wage,, sind mit drei Bremsen — Kurzschluß-, Oeldruck- und elektromagnetische Schienenbremse — versehen. Statt der bis herigen acht oder neun Echaltstufen sind bei den neuen Wagen fünfzehn solche Stufen angeordnet worden. Eine weitere Ver besserung liegt in der Signalgebung durch den Schaffner, die vor dem Fiihrer kleine Lampen aufflammen läßt. Der Wagen wird nicht mehr durch Kurbel, sondern durch eine» Schaltknopf in Bewegung gesetzt. Im Innern ist ein breiter Gang vorhanden, der «in bequemes Vorbeigehen ermöglicht. Die Fenster sind In zivei Hälften geteilt, deren eine nach oben geöffnet werden kann. Eine selbsttätige Dachl üftung sorgt für frische Luft, die man in den bisherigen Wagen oft schmerzlich vermißte. Die S i tz e sind ledergepolsterte Stahlrohrmöbel. An den Fenstern sind kleine Tische angebracht wie in den D-Zugwogcn. Die Wagen haben 30 Sitz- und ebensoviel Steh plätze, so daß der zweite Anlzängewagen, den man jetzt bei starkem Verkehr braucht, wegfallen kann. Es kann eine .Höchst- gesckwindigkeit bis zu 60 Kilometer erzielt werden. Die Wagen wurden in der Waggonfabrik von Christoph und Unmack in Niesky nach der Konstruktion des Obeibaurats Zohnder und des Oberingenieurs Dockenmühl hergestellt. Die Arbeilsslrecknnq bei der Straßenbahn Zwischen der Direktion der Dresdner Straßenbahn- ZI.-G. und den Gewerkschaften fanden am Dienstag, 16 9. 1930, Verhandlungen statt, um Stellung zu nehmen zu der durch den Verkehrsrückgang und durch die Vetriebseinschränkungen geschaffenen Lage hinsichtlich der Beschäftigungsmöglichkeiten für das im Arbcitsverhältnis stehende Personal Es wurde schließ lich, um Entlassungen zu vermeiden, eine Vereinbarung getrof fen, die ab 1. Oktober 1930 die Arbeitszeit für alle im Betrieb Die Nachrichtenstelle der Staatskanzlei teilt mit: Die Frage der endgültigen Regelung der Leipziger Bahn hofsverhältnisse, die auf die Dauer dergestalt, daß zwei Reichs- bahndirektionen, nämlich Halle und Dresden, gemeinsam die Verwaltung haben, nicht fortbestehen können, hat seit langem schon die sächsische Öffentlichkeit beschäftigt. Es liegt eine vom Reichsminister Oeser unterschriebene vertragliche Verpflichtung vom 5. April 1924 vor, wonach Aenderungen der Direktions grenzen des Bezirks Dresden nur im Einvernehmen mit der sächsischen Regierung vorgenommen werden dürfen. DieNeichs- bahnhauptverwaltung hat überdies bei einer eingehenden Aus sprache über die Frage in Dresden ausdrücklich zugesichert, daß sie eine Acnderung nicht ohne Einvernehmen mit der sächsischen Regierung vornehmen werde. Mit Schreiben vom 13. September hat nunmehr der Gene raldirektor der Reichsbahn dem sächsischen Wirtschaftsministe rium eröffnet, daß die Zuteilung Leipzigs und damit zusammenhängend eines Teils des nordwestsächsischen Netzes zur Direktion Halle umgehend vorgenommen werden soll. Die sächsische Regierung hat gegen dieses Verhalten, das gegen die abgeschlossene Vereinbarung verstoßen würde, nachdrück lichste Vorstellungen bei der Reichsbahnhauptverwaltung und bei der Reichsregierung erhoben. Sie wird gezwungen sein, um gehend den Weg der Klage zu beschreiten, wenn die Reichs bahn bei ihrer vertragswidrigen Haltung beharrt. Dazu erfährt der Telunion-Sachsendienst: In den letzten Wochen sind im Auftrag der Reichsbahnhauptverwaltung Er mittlungen geführt worden darüber, ob überhaupt Ersparnisse für die Reichsbahn erzielt werden könnten, wenn die zur Zeit bestehende Doppelverwaltung für die an sich einheitlichen An lagen und den Betrieb des Leipziger Hauptbahnhofs durch eins zentrale Einheitsverwaltung ersetzt würde. Das Schreiben der Hauptverwaltung an das sächsische Wirtschaftsministerium Ist wohl auf Grund dieser, von den beiden Reichsbahndirektionen Dresden und Halle gepflogenen Ermittlungen zu ihrer befremd lichen Stellungnahme gelangt. — Aber allein schon die Tatsache, daß die Reichsbahnhauptverwaltung sich vertragsmäßig ver pflichtet hat, vor der letzten Entscheidung die sächsische Staats regierung anzuhören, bedeutet, daß das letzte Wort in der An gelegenheit noch nicht gesprochen ist. beschäftigten Arbeiter zunächst um 1 Tag auf je 4 Wochen herab- sctzt. Bei weiterem Rückgang der Beschäftigungsmöglichkeiten müßten unverzüglich neue Verhandlungen ausgenommen wer den. Die Straßenbahn-A.-G. verpflichtete sich, die Arbeitsstrek- kung automatisch entsprechend zu verringern, wenn dem Betrieb mehr Arbeit Zuwachsen sollte. : Abbau der Elbbäder. Bereits am Montag ist in alle» Orten mit dem Abbruch der schwimmenden oder auf dem Lande errichteten Elbbadcanstalten begonnen worden, die sich meist in städtischem oder gemeindlichem Besitze befinden. Einige Privat bäder bleiben noch einige Zeit über den offiziellen Schlußtermin hinaus geöffnet Trotzdem in der letzten Zeit die Witterung er heblich besser war, vermochte sich kein nennenswerter Vade- betrieb mehr zu entwickeln. : Die billige Wurst. In der Nacht zum Dienstag erkrankte ein« auf der Böhmischen Straße wohnhafte 60 Jahre alte Ehe frau nach dem Genuß billiger Blutwurst unter schweren Ber- giftungserschcinungcn. Tie Frau verblieb nach erfolgter ärzt licher Behandlung in ihrer Wohnung. Die Neste der Wurst wurden dem Laboratorium des Schlachthofes zur Untersuchung überwiesen. : Einbrüche am Wohlsonntag. In der Zeit von Sonnabend abend bis Montag früh wurde am Altmarkt und in der Wall straße in Anwaltskanzleien eingebrochen: es fehlen Uhren und Münzen iin Werte von einigen hundert Mark. Auch in der Geivondhausslraße wurde versucht, in Kontorräume einzu brechen. Beim Einbruch in eine Schankwirtschaft auf der Gro- ßenhainer Straße wurde ein halber Zentner Fleisch- und Wurst waren gestohlen. d. Zahlungseinstellung. Tie altangesehene Fabrik land wirtschaftlicher Maschinen Ernst Grumbach u. Sohn, A G. in Freiberg hat ihre Zahlungen eingestellt und erstrebt ein gerichtliches Vergleichsverfahren. Am 24. d. M. findet eine Gläubigerversammlung statt. d. Unfall beim Talsperrenbau. Beim Bau der Talsperre Lehnmühle kippten drei vollbeladene Wagen um. Sieben Arbeiter verunglückten dabei, die meisten glücklicherweise nur leicht. Der Arbeiter Werner aus Frciberg, Vater von zwei Kindern, wurde von den Steinen erdrückt. d. Tödlicher Sturz aus dem Schnellzug. Am Montag stürzte bei Seeliastadt ein Reisender aus dem Zittauer Schnell zuge und zog sich tödliche Verletzungen zu. Der etwa fünfzig Jahre alte Unbekannte trug außer deutschem Geld auch Tsche chenkronen bei sich, stammt also möglicherweise aus der Tschecho slowakei. Bei der Leiche wurden keine Ausweispapicre vor gesunden. Beschwerde gegen einen Dürgerenlscheid Am Sonntag hat in Wachwitz bei Dresden gleichzeitig mit der Rcichstagswahl eine Abstimmung der Einwohnerschaft stattgefunden, die sich gegen die Eingemeindung richtete. Vor dem Wahllokal hotten Sozialdemokraten und Kommunisten Ausstellung genommen, di« den Zugang zum Wahllokal gerade- zu zu einem Spießrutenlaufen gestalteten und jeden, der sich an der Abstimmung beteiligen wollte, durch Beleidigungen wüstetcr Art sowie durch Drohnungen mit Gewalttätigkeit von der Teilnahme an der Abstimmung abzuhalten versuchten. Da infolgedessen die Wahlbeteiligung sehr gering geworden ist, hat der Bürgerverein von Wachwitz bei der Amtshauptmannschaft Beschwerde eingelegt und gebeten, die Abstimmung unter aus. reichendem polizeilichen Schutze erneut stattfinden zu lassen. Die Ausnahme in höhere Abkeilungen -er Volksschule Bei der Besprechung der Aufnahmeprüfungen für die Klassen der höheren Abteilung der Volksschule wurde in einem Bezirkslehrerrat die Frage aufgeworfen, ob Schüler auch ohne Rücksicht auf ihre Leistungen in der Grundschule auf Wunsch ihrer Eltern oder Lehrer zur Prüfung zuzulassen feie» oder ob nicht vielmehr durch die Ausführungsbestimmungen über die mittlere Reife eine Grenze gezogen sei. Dort heißt es nämlich: „Angenommen werden begabte und leistungsfähige Schüler und Schülerinnen, die das Ziel der Grundschule . . . mindestens gut erreicht haben." Das Ministerium für Volksbildung wurde ge beten zu entscheiden, ob dieser Satz der Verordnung so verstau, den werden müsse, daß sich an der Aufnahmeprüfung nur Schü ler beteiligen dürfen, deren Leistungen von der Grundschule im Durchschnitt mit mindestens 2b beurteilt worden sind. Das Dolksbildungsministerium hat darauf geantwortet, -aß zu den Aufnahmeprüfungen für jene höheren Abteilungen der Volks schule nur solche Schüler zugelassen werden können, die in ihrer Gesamtleistung von der Grundschule mit mindestens 2b beurteilt worden seien. Dank der Regierung an die Polizei. Von der Nachrichten stelle der Staatskanzlet wird mitgeteilt: Die Vorgänge der letz ten Monate, insbesondere während des letzten Wahlkampfes, haben eine überaus starke Inanspruchnahme der gesamten staatlichen Polizeikrüfte mit sich gebracht. Mit großer Hingabe und starker Körpergnspannung haben die Vollzugsbeamten aller Dienstgrade voll und ganz ihre Pflicht getan. Nur so mar es möglich gewesen, überall im Lande Ruhe und Ordnung aufrecht- zucrhalten. Das Ministerium des Innern hat deshalb namens der Regierung allen Vollzugsbeamten der Schutzpolizei und der Landesgcndarmerie durch die Dienstbehörden Anerkennung und Dank für das Geleistete aussprechen lassen. Jahre 1921 gab cs aus der ganzen Welt 1206504 Kilo meter Eisenbahnen und davon entfielen auf Amerika 613 782 Kilometer, auf Europa 361 065 Kilometer, auf Asien 123 9^-6 Kilometer, aus Afrika 60 651 Kilometer, aus Australien 47 017 Kilometer. Die Eisenbahn hat nicht nur In technischer Beziehung Groß taten vollbracht, sondern auch für Kultur und Zivilisation viel geleistet. Sie erschloß in aller Welt einen bedeutenden Teil,. Her weiten Landstrecken, die vorher abseits vom Strom des Lebens gelegen halten. Sie sorgte für eine schnellere Verteilung der Güter, sie schloß die Menschen enger aneinander. Die Welt ist durch sie kleiner geworden, weil sie die Entfernungen ver kürzte. Und sie wird trotz der neuen Vcrkchrsinstrumente, des Autos, des Flugzeugs, des Luftschiffs, deren Gcburtsstunde wir Heutigen erlebten, auch im zweiten Jahrhundert ihres Bestehens im Leben der Menschen eine nicht unwesentliche Nolle spielen. In dem Buch der Technik wird aber immer am Anfang des Kapitels über die Geschichte der Eisenbahn der Name George Ctephenson steten. L. ä. Lellzvarr. Bon der Landesunioersität. Der nichtplanmäßige außer ordentliche Professor in der Philosophischen Fakultät der Uni versität Leipzig Dr. Wien Haus ist vom 1. Oktober 1930 ab zum planmäßigen außerordentlichen Professor der organischen Chemie in dieser Fakultät ernannt worden. — Der ordentl.che Professor an der Universität Groningen sHollands Dr. van der Waerden ist vom 1. Mai 1931 ab zum ordentlichen Professor der Mathematik in der Philosophischen Fakultät der Universität Leipzig ernannt worden. — Der nichtplanmäßige außerordent liche Professor in der Iuristenfakullät der Universität Leipzig Dr. Lutz Richter ist vom 1. Oktober 1930 ab zum planmäßigen oußeröldentlichen Professor inil dem Lehrauftrag für Arbeits- rccht sowie für ergänzende Vorlesungen aus dem Staats- und Perwnllungsrechl in dieser Fakultät ernannt worden. Erfolge Otto Kollsleins Teplihev Musikbries Auf dem Programm des 9. Sinfonie-Konzertes des städtischen Kurorchesters, das Musikdirektor O. K. Wille leitete, stand „Die versunkene Stadl" von Otto Holl- stein-Dresden. Wem Otto Hoilsteins schöpferische Einstellung etwa bekannt war, aus früheren Werken, den nimmt es nicht wunder, daß gerade die Vinela-Sage den Komponisten anziehen und zur Traumdichlung begeistern mußte. Es gibt der Aus lassung mehrere. — Diejenige Hoilsteins macht sich den ganzen Orchesterapparat in neuromanlischer Art zu eigen. Selbst Adiophon und Orgel — eine solche besitzen wir leider nicht — werden zur natürlichen Ausmalung des hochdramalischen Bildes herangezoge». Um das Hauptmotiv, welches in vielsachcn Llariationen die lebendige Schilderung dnrchklingt, schwingen zwei Nebenthemen, deren unentbehrliche Beigabe der musika lischen Bearbeitung besonderes Interesse abgewinnen läßt. — Einsam träumt im schwanken Kahne ein Fiselzer in der Ostcrnacht. Irgendwo in der Nähe liegt Usedom die sagen umwobene Insel, deren Nordivestspitze dereinst das Sodom der Ostsee triig. Mitternacht ist's und schwarze Nebel liegen aus den schwerbewegtcn Wassern. Endlich küßt der Mond sie. — sBrcite Quinten der Streicher.) Qualvoll steigt Sehnsucht aus den Tiefen, wüste Bilder drängen sich heraus und zerreißen fast den Traum. Zwölf Glocken schlüge und dann hebt die Malcdcile, hebt Vincta sich im Mondlicht. Der Choral: „Jerusalem, du hochgebenedeite Stadt" ^Hauptmotiv in DesDur) leuchtet mäch- lig in die Lösung des dramatischen Knotens. Dieser Abschluß zeugt zweifellos für die tiefe und geistreiche Religiosität seines Erfinders. Unter der Leitung Musikdirektors Wille hat von den Musikern jeder sein Teil zum Gelingen dieser Vineta-Sinfonie beigetragen. Mit besonderer Anerkennung sei der Streicher, gruppe unter Führung Konzertmeister Löwenthals gedacht. Ein« vornehme Pflicht gebietet auch der Aeußerung des an wesenden Komponisten, dessen musik pädagogische Kapazität außer Zweifel steht, über die Auffassung des Dirigenten Raum zu geben. Hollstem war von der Wiedergabe des anerkannt schweren Werkes durch das Tepliher Kurorchester und ins besondere von der vorzüglichen Nachdichtung Willes, der selbst die gefühlsmäßigen Tcmpis erriet, geradezu begeistert und zögerte incht, diese Ausführung neben seine besten Erlebnisse durch großstädtische Orchester zu stellen. Hatte dieser Hollstein höchste Anforderungen an Dingen- ten und Orchester gestellt, so tat es die zweite Erstaufführung, ein Konzert für Violin cell in D-Moll von Lalo nicht minder. Der Coloccllist A. Spieler vermittelte die vier schwierige» Sätze des Konzertes in gleichmäßiger Schön heit. die technisch reif und gewissenhaft verankert, reichlich die vorbehaltlose Anerkennung der Zubehör verdiente. Der Solist versteht es ebenso, de» leichtbeschwingten musikalischen Gedan ken leichtfüßige Gewähr zu bieten, wie er die dunklen Farben tief und warm erfühlt. Das Orchester beteiligte sich vorbildlich an dem anmutigen Spiele, dessen Thema eine Harlekiniade sein könnte. Eine Wiederholung von Peter Tschaikow- skys P a t h e t i g u e - § i n f o n i e Nr 6. derselben, die uns Heuer den Frühling eingeleilet, bildete aus Wunsch den geival- tige» Beschluß der schöngeistigen Saison in Teplitz Schönau. Heinz Eber!. End« der Sächsischen Landesbühne? Ein schivcrer Sei,lag droht dem Kulturleben der kleineren Ort« Sachsens. Seit 12 Jahren bringt die Sächsische Landesbühne ihnen alljährlich eine Reil)« ivertvoller klassischer und moderner Theaterstücke und verbindet sie dadurch aus dem Gebiet des Theaters mit der geistigen Entwicklung in de,, Kulturzentren. Jetzt aber hat der Zweckverimnd der 12 Städte, der bisher die Landesbühne sinan- ziert hat, seine Auflösung zum 30. April 1931 beschlossen, weil die Städte — mit Einwohnerzahlen von 7000 bis 13 000 — die Kosten nicht mehr allein ausbringen können. Sie belaufen sich für jede Vorstellung in jeder Stadt auf 300 bis 900 RM Das ist bei acht bis 12 Vorstellungen eine im Haushalt dieser kleinen Orte natürlich sichtbare Ausgabe. Es handelt sich Insgesamt um ebva 200 000 NM., die erforderlich wären, um dies« Wunder, bühne zu echalten. Via» muß dringend wünschen, daß der sächsische Staat, der für seine beiden Theater in Dresden 2 Mil lionen RM nufwendet. wenigstens 200 000 RM. übrig hat. um auch den Bewohnern kleinerer Orte den Theaterbesuch weiter, hin zu ermöglichen. Trotz der Nollage des Staates gibt es ge. miß noch Möglichkeiten, um das Kulturwerk der Sächsische» Landesbiihne, das in 12 Jahren seine Dasei»sl>«rechtiguiig voll- aus bewiesen hat, zu retten.