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Parteien, die nach dem Zerfall heute den Wählern der Rechten zur Beifügung stehen. Die Zentrumspartei wird durch die Unruhe und die Neugestaltung, die nun auch auf die Mitte übergreift, nicht berührt. Wenn hier erneut versucht wird, eine Kruppe zu schaffen, die sich unter Anlehnung an alle Volksschichten als eine Partei der Volksgemeinschaft und eine Staats partei betätigen will, so dürfen wir darauf Hinweisen, daß die Zentrumspartei, solange sie besteht, eine solche Staats partei gewesen ist. Und weil sie es war und ist, gehen die umwälzenden Bewegungen im Bereiche der Parteien an ihr vorüber. Das ist die Folge und der Erfolg ihrer von jeher auf volksgemeinschaftliche Arbeit und staatspolitisches Streben eingestellten Haltung. Wenn die neue „Deutsche Staatspartei" im Bereiche der liberalen Mitte wirklich zu einer Sammlung und zu einer Abwendung von der Jnteressenpolitik und zu einer Stärkung der Staatspolitik führen könnte, dann wäre sie auch von unserem Standpunkte aus durchaus zu begrüßen. Allerdings wird man nicht damit rechnen können, dafz die Deutsche Staatspartei mit einer sehr großen Anzahl von Mandaten in den Reichstag einzirhen wird. Die Demokratische Partei hatte bisher 26 Mandate, von denen sie auf Grund des seit 1928 eingetretenen Rück ganges der Partei noch etwa auf 14 rechnen konnte. Durch den Zumarsch der Kräfte der Bolksnationalen Reichsvereinigung und der Iungliberalen dürfte höch stens der Verlust der Demokraten ausgeglichen werden, so daß die Deutsche Staatspartei im günstigsten Falle mit einer Mandatszah! in den Reichstag einziehen dürfte, die der Stärke der bisherigen demokratischen Fraktion entspricht. Killers Wahlparole Schärfste Offensive gegen die „Hounqparteien". München, 29. Juli. . Eine Führertagung der Nationalsozia- . listen unter dem Vorsitz Gregor Straßers hat über die tak tische und technische Durchführung des Wahlkampfes beraten. Rach dein „Völkischen BeÄmchtcr" sprach Adolf Hitler über die Angriffstaktik der Portei, wobei er u. a. äußerte, mit der Annahme des Poungplanes seien Marxismus und Bürgertum in gleicher Weise belastet. Das ermögliche den Nationalsozia listen, im Wahlkampfe von Anfang an zur schärfsten und rück sichtsloseste,, Offensive gegen die gesamte Front der Boung- parteien iiberzugehen. Wenn dabei die bürgerlichen Parteien zerrieben würde», so sei das an sich nicht Ziel und Zweck des nationalsozialistischen Kampfes, sondern nur unvermeidliche Voraussetzung für den Haupt- und Endkampf. Georg Nauheim ^ Ganz plötzlich werden wir von der traurigen Nachricht über rascht. daß der Peichstagsabgeordnete Georg Nauheim einem Herzschlage erlegen ist. Diese Nachricht ist um so erschütternder, als niemand den schnellen Tod auch nur im geringsten ahnen konnte. Denn Nauheim verließ nach Auflösung des Reichstages Berlin in voller körperlicher Rüstigkeit und Frische. Allerdings rvar Nau heim seit Jahren herzleidend. Die Aufregungen der letzten Wochen scheinen nicht ohne Schuld an dem plötzlichen Hinscheiden - Georg Nauheims zuZein. l^ <-Jn idem' Verstorbenen verliert die Zentrumspartci einen treuen Freund und aufrichtigen Bekenner. Nauheim war am 3. April 1871 in Essen geboren. Er besuchte zunächst die katho lische Volksschule und dann sechs Jahre die höhere Bürger schule. Sein Jahr diente er in Berlin beim Königin Augusta Earde-Erenadierregiment Nr. 4 ab. Er verließ das Regiment mit der Qualifikation zum Reserveoffizier. Nauheim wandte sich dem Bäcker- und Konditorgewerbe zu. Im Jahre 1897 übernahm er das elterliche Geschäft. In seinen Kreisen erwarb er sich bald eine führende Stellung. In den Berufsorgani sationen und dem gewerblichen Genossenschaftswesen nahm er führende Stellen ein. Seit 1915 war er Stadtverordneter der Zentrumssraktion in Essen, seit 1923 deren Vorsitzender. In den Reichstag wurde er für den Wahlkreis Düsseldorf-West in der letzten Wahlperiode, also im Jahre 1928, gewählt. Wenn auch Nauheim nur zwei Jahre der Reichstagsfraktion des Zentrums angehörte, so hat er in Mittclstandsfragen sich sehr bald bleibende Anerkennung verschafft. In dieser kurzen Zeit hat er es auch verstanden, sich überall Freunde zu er werben. Der stellvertretende Vorsitzende der Fraktion, Abg. Esser, nahm aus Anlaß einer gerade heute in Berlin tagen den Konferenz der Landesvorsitzcnden, der Parteibeamten und der Presse, Gelegenheit, dem Verstorbenen einen herzlichen Nach ruf zu widmen. Kilfe für Neurode Berlin. 29. Juli. Heute hat im Regierungsgebäude zu Breslau eine Besprechung über die weiter zu treffenden Maß nahmen zur Unterstützung von Witwen und sonstigen untcr- stühungsberechligten Angehörigen der tödlich verunglückten Bergleute im niederschlesischen Steinkohlenrevier stattgefunden. Teilgenommen haben der Obe «Präsident, der Regierungspräsi dent, der Bcrghauptmann, der Präsident des Landesarbeits amtes Schlesien und Vertreter des Neichsarbeitsministeriums. Die Verhandlungen ergaben ein erschütterndes Bild von der Notlage, i» die die ohnedies schon wirtschaftlich besonders be drückte Bevölkerung des njedeZchlefischen Kohlenreviers durch das Unglück geraten ist. Wenn auch bereits namhafte Sum men für die Notlage gezeichnet sind, so reichen doch diese Sum men bei der Größe des Unglücks und der allgemeinen Not bei weitem nicht aus, um dos Elend zu beseitigen. Es ergeht hier mit nochmals der dringende Appell an alle Bevölkerungskreise, weiter« Spenden zur Verfügung zu stellen. - Tarifkamps im österreichischen Druckergewerbe. Am Sonnabend ist die 14tägige Kündigung des Personals in un gefähr 400 Druckereien und graphischen Anstalten Wiens und in über 230 Druckereien in den Bundesländern durchgeführt. Bon der Kündigung sind vorläufig die Zeitungsdruckereien ausgenommen. * Im Liller Industriebezirk herrscht nach einer Meldung des „Excelsior" in der Textil- und Metallindustrie General streik. Es feiern 15 000 Textil- und ca. 11 000 Metallarbeiter. ' Professor Dr. H. Otto (München), einer der Mitbegrün der der Dcutschnationalen Partei, hat seinen Austritt aus der Deutschnationalen Bolkspartei erklärt. ' Ein Hamburger Droschkenchauffeur ist am Montag von zwei Burschen während einer Fahrt niedergeschossen und be raubt worden. Einer der Täter ist bereits verhaftet. Taröieus Parlamenis-Krilik Neue Rede gegen die Unbesonnenheiten -er demokratischen Instanzen »Syndikat der Verschwendung^ E. ?. Paris, 27. Juli. Die Rede, di« Tardieu am Sonntag vor der Industriellen Bereinigung des Ostens in Nancy hielt, ragt weit aus den rhetorischen Kundgebungen des Ministerpräsidenten hervor, die er in der Hitze des parlamentarischen Kampfes oder in Recht fertigung der Politik unmittelbar nach Parlamentsschluß voll bracht«. Die gestrige Rede, ein Bekenntnis und Programm von staatspolitischem Ausmaße, zeigte vielmehr di« Spuren ausge glichener, weitschauender Ueberlegung und gründlichen Ausbaues. Ihre sozial- und wirtschaftspolitischen Bedenken sind zwar nicht weniger als bei früheren Gelegenheiten propagandistisch berech net und mit Werbung für das Kabinett Tardieu ausgestattet. Aber der Appell und di« Selbstempfehlung der Negierung waren nicht so unverblümt und es wird weniger Sensation in die Hars« verlegt, die den Akkord „Tardieu" wiedcrgibt. Es ist zunächst bemerkenswert und wird von der Rechts presse mit ^iliscl-en Kommentaren bedacht, daß der Minister präsident, abgesehen von einer allgemeinen Redewendung über die notwendigen Friedensgarantien in Nancy und in Lothrin gen nicht auf di« Außenpolitik eingegangen ist, geschweige denn, sich mit der Rede des Reichspräsidenten im Sinne der französischen Rechtspresse kritisch auseinandergesetzt hat. Dagegen hat L « brun, Vorsitzender der Heereskommission des Senats und lothringischer Senator, von den Enttäuschungen der Außenpolitik und den Notwendigkeiten der nationalen Sicherheit gesprochen. Tardieu erkennt weit mehr als in der radikalen Partei im Sozialismus den Feind seines Systems und die Anziehungskraft für die Wähler des Jahres 1932. Er be müht sich daher schon jetzt, die beiden Gefahren zu vermeiden: die Verkennung seiner Kräfte oder die Selbstbcschränkung auf Polemik und Abwehr. Er sucht vielmehr dem sozialistischen Programm zuvorzukommcn und entwickelt sein Programm der sozialistischen Zusammenarbeit zwischen Arbeitgeber und Arbeit nehmern vor dcn in Nancy versammelten Vertretern beider Gruppen. Zwar wirft der „Populaire", das sozialdemokratische Partei-Organ, dem Ministerpräsidenten vor, seine Kritik des Marxismus der marxistischen Doktrin und deren sozialistischer Praxis beruhe aus völliger Unkenntnis, doch ist die Wirkung der Darlegungen der Rede von Nancy wohl zu verspüren: An regung zur Bildung von Verkaufsgenosscnschasten, vertikalen und horizontalen Zusammensckliissen der Industrie, Verminderung der Produktionskosten durch Modernisierung mit wissenschaft lichen Metboden. Erweiterung des Konsums durch Löbne und Kreditgewährung und als Grundlage des Erfolges: die sachlich« Schulung. Dieser Teil des Programms betrisft allerdings nicht Aufgaben des Staates. so»d/«rn stellt lediglich persönliche Empfehlungen an die private Tätigkeit und die Arbeit der Berufsorganisationen dar. Ueber die staatlichen Maßnahmen und Gesetze der jüngsten Vergangenheit und Gegenwart entwirft der Ministerpräsident «in zusammensassendes Bild von einer rosigen Farbe. Er steht sich auch zur Verteidigung der sozialen Versicherungsgesctz« veranlaßt, dl« grund sätzlich von weiten Kreisen der Rechten und nunmehr praktisch > von einem großen Teil der Arbeitgeber angegriffen werden. Am Samstag sind ja 60 000 Textilarbeiter von Lille in den Protest- > streik gegen die Anwendung der Sozialversicherungen unter den augenblicklichen Lohnverhältnissen getreten. Schließlich geht Tardieu wie ste)s zum Angriff über und zwar namentlich bezüglich der Finanzpolitik der Regierung. Be kanntlich konnte ihm an Hand außerordentlicher Heeresausgaben- forderungcn nachgewicsen werden, daß die Staatskasse nicht Uber die Millionen für die wirtschaftliche Mtion der Negierung ver fügt. Tardieu wirft seinerseits der Linken vor, daß sie durch die ständige Erhöhung der Ausgabcnscite eine Verschlechterung der Finanzlage herbeifiihre, die Aufnahme von Anleihen zur Deckung des „outillage national" empfehle, und Ausbau des Zins- und Amortisationsdienstcs herbeifiihre. Verallgemeinernd wirft er dem Parlament vor, daß es seine historische Nolle als Wächter über die Staatsfinanzen ins Gegen teil verkehrt habe, und daß heute die Exekutionsgewalt sich gegen die Verschwendung des Parlaments erheben müsse. Er spricht geradezu von Syndikaten der Verschwender, die den Staatsbürger als Steuerzahler ausbeuten, und meint namentlich, die Kammern vertreten vielmehr die Summen von Einzclinieressen als die Gesamtheit dcs allgemeinen V hls. Hierin berührt sich Tardieu fast gleichzeitig mit den Aus führungen Dr. Wirths über das gleiche Problem. Die Rede des Ministerpräsidenten wird von dem größten Teil der Presse als eine seiner besten Leistungen gefeiert. Sie zeigt, daß er als Regierungschef den Kampf uni die öffentliche Meinung und die Sympathie für die nächste Session hier voll ausgenommen hat. Er hat als Meister der Taktik und Kenner der Bedeutung des Stiininungsinonients in der Demo kratie nie die Werbung um die Bolksgunst vernachlässigt, viel mehr beweisen seine Ausführungen die eigentliche Tendenz: Er sieht in der Erzeugung der Stimmungen eine ebenso wichtige Aufgabe seines Amtes wie in der praktischen Arbeit und Klein arbeit. s Der Ausrus -er Slaalsparlei Berlin, 29. Juli. Der Aufruf, d;n die „Deutsche Staatsparte i" gestern erlassen hat, geht von der Auflösung des Reichstages aus, der selbst angesichts der Gefährdung der wirtschaftlichen von Millionen Menschen und der Zahlungsfähigkeit des Rei ches nicht fähig gewesen sei, eine Mehrheit für entschlossenes Handeln aufzubringen. Der Wahlkampf stelle an das deutsche Volk die Forderung, eine für ihre gesetzgeberische Ausgabe fähigere Volksvertretung zu schaffen. Weite Kreise verzwei felten daran, den Volkswillcn durch das Parlament richtig zur Geltung zu bringen. Sie riesen nach der Diktatur und be reiteten sie vor: Diktatur des Proletariats, Diktatur herrsck)- süchtiger Wirtschaftsmächte, Diktatur nationalsozialistischer Ver worfenheit. Tatsächlich habe die Parteipolitik in ihrer bis herigen Form den Volkswillcn nicht zu packen vermocht. Ihre Fortsetzung werde das große schicksalsschwere Ziel dieses Wahl kampfes nicht erreichen. Millionen stünden seit Jahren ange widert und ohne Vertrauen abseits vom politischen Leben. Vor allem stehe die junge Generation abseits oder falle dcn Lockun gen eines negativen Radikalismus zum Opfer. Unter der Wir kung dieser Unzufriedenheit seien die politischen Fronten in Be wegung geraten. Und es bestehe die Ecsahr, daß diese nur zu noch größerer Zersplitterung führe. „Die Einigung muß weitergreifen," so heißt es dann in dem Aufruf, „als die bisherigen Versuche zur Sammlung der Mitte. Unabhängig von veralteten politischen Formeln und sinnlos gewordenen Schranken, hinweg über dcn verhetzenden Kampf zwischen Schwarz-Weiß-Rot und Schwarz-Not-Gold muß eine Gemeinschaft aller derer geschaffen rverdcn, die aus dieser unfruchtbaren Enge hinaus den Schacher der Interessengruppen verdrängen und die deutschen Menschen als Staatsvolk einigen wollen. Der Name, der die politische Gesinnung und den natio nalen Willen dieser Gemeinschaft bezeichnet, heißt: Zu den programmatischen Zielen der deuischen Siaatspartei wird ausgefiihrt, daß sie auf dem Boden der Reichsverfassung stehe, und die staatlichen Symbole ehre. Sie wolle eine breitere Front zum volksstaatlichen Ausbau der Re publik sammeln, in der die junge Generation gleichberechtigt neben reformenischloffenen Persönlichkeiten der älteren Gene ration kämpfe. Cie werde ihre nächste Aufgabe im Reichstag in der Unterstützung der Männer sehen, die der immer näherkom menden Finanzkrisis entschlossene und wirksame Maßnahmen «nt. gegensetzen. Sie werde sich über die Forderung dcs Augenblicks hinaus für solche Reformen einsetzen, die allein das staatliche Leben und die wirtschaftliche Existenz des deutschen Volkes aus sichere Grundlagen zu stellen vermögen. Sie werde sich für die Entfaltung der Wirtschaft ans privatwirtschaftlicher Grundlage ebenso tatkräftig einsetzen wie für den sozialen Schutz der Be völkerung gegen Uebergrifse der großen Wirtschasismachte. Di« Sozialversicherung werd« sie als das große Sicherungvsystem des deutschen Volkes gegen Krankheit und Not schützen, und bei den notwendigen Reformen «in« Sozialpolitik fördern, die auf dem sozialen Gewissen der Volksgemeinschaft beruhe. Weiter wird in dem Aufruf die programmatische Haltung der Staatspartei zur Innen- und Außenpolitik zur Finanzresorm und zur Agrarpolitik ickennzeichnct. Von der deutschen Kulturpolitik wird gesoßt, doß ie mehr als bisher in den Vordergrund treten muffe. ,,Sie hat >ic Einheit dcs deutschen Geistes unter gerechter Berücksichtigung einer religiösen und weltanschanlichen Mannigfaltigkeit zu pflegen." Als nächste Nesormausaaben werden die Wahlresorm und die Neichsresorm genannt. Zum Schluss« wird betont, daß di« Gründer der neuen Partei ihren Kreis noch in keiner Weise für geschlossen halten, sondern frei von politischer Engherzigkeit und klassenmäßiger Gebundenheit den Anstoß geben wollen für «inen Zusammenschluß auf breitester Grundlage. Der Aufruf ist u. a. unterzeichnet von den führenden Per sönlichkeiten des Jungdeutschen Ordens und der Volks nationalen Vereinigung: Mahraun, Vornemann und Abel; ferner von lolacnden iübrenden Bersönlilbkeiten der Demo» kralischen Partei: Koch-Weser, Reichsfinanzminister Dietrich Dr. Kulz, Lemmer, Ehlermann, Gertrud Bttumer, Oskar wir,/er,' Dr. Peterse»: und schließlich von den Führern der jungliberalen Kräfte der Deutscl-en Volksparlei Rochus von Rheinbaben. Dr. Josef Winschuh, Dr. August Lieber. „R IVO" nach Kanada gestartet London. 20. Juli. Das britische Luftschiff R. 100 ist heule früh um 3.45 Uhr von Eardington zum Finge nach Eanaäa gestartet. An Bord befinden sich 44 Personen. Geschwader- führcr Booth hat das Kommando. Die Flugstrecke beträgt 3244 Meilen und geht über Birmingham, die Irische See, Dublin, Roscommon. de» AUantischc» Ozean nach Nordncu- sundland über Anticosti und dann den St. Lorenzstrom hinauf an Oucbeck vorbei nach Mvnlrcal. Das Luftschiff R. 100 führt über 30 Tonnen Brennstoff mit sich. Man rechnet damit, daß die Fahrt nicht länger als drei Tage dauern wird. Es be finden sich jedoch vorsichtshalber Lebensmittcluorräte für 5 Tage an Bord: Zwischenfall mil Woldemaras Kowno, den 28. Juli. Infolge eines rätselhaften Zwischenfalles wurde die Poli zeiaufsicht über Woldemaras im Kreise Krottingen stark ver schärft. Am Sonnabend naijinittag erschienen bei ihm zwei seiner Anhänger und machten > nt ihm einen Spaziergang. Etwa einen Kilometer von dem Vcrbannungsort fuhr plötzlich ein Kraftwagen vor, den die drei Spaziergänger besteigen wollten. Der Polizeibeamte, der Woldemaras beaufsichtigte, erhob hef tigen Protest und griff nach der Waffe. In demselben Augen blick holten auch Woldemaras und seine Besucher Revolver aus den Taschen hervor und forderten den Beamten auf, seine Waffe sofort wieder einzustecken. Der Polizeibeamte gab nach, und Woldemaras fuhr mit den beiden Besuchern ab. Er entfloh jedoch nicht, sondern kehrte im Kraftrvagen nach seinem Verbau- > nungsort zurück. Infolge dieses Zwischenfalls wird Wolde- h niaras, der bei dem Orispfarrer untcrgebracht ist, von einem ^ verstärkten Polizeiaufgebot bewacht. Neue Unruhen in Afghanistan London, 28. Juli^ ^ „Dailly Herald" meldet aus Peschawar: Reisende, die aLs* - Kabul eintrefsen, berichten über einen neuen weitverzweigAr Aufstand gegen König Nadir Schah. Landsleute ' Bocha-J-Sakaos, der im vorigen Jahr abgesetzt und hingerichtet wurde, marschierten gegen die Hauptstadt. Sie wurden ange führt von Khan Mohamed, einem Freunde des vormaligen Königs, der wütend darüber war, daß Ba'cha-J-Sakao, nachdem ihm Begnadigung versprochen worden war, gehängt wutde. Die Aufständischen sollen plötzlich in der Nähe Kabuls eingctros- fen sein, ohne auf Widerstand seitens des Heeres Nadir Khans zu stoßen, das sich geweigert habe zu kämpfen, weil es infolge Geldknappheit keine Löhnung erhalten hätte. — Einem anderen Bericht zufolge sollen die Aufständische» jedoch geschlagen worden sein. Häuser wurden eingeäschert: aber di« Gegend soll jetzt wieder ruhig sein. Wetterbericht -er Dresdner Wetterwarte Witterungsaussichten. Wenig Arnüerung, doch, besonder« in den südlichen Teilen, Abnahme der Unbeständigkeit wahr scheinlich. Temperaturen gemäßigt bis warm. Schioache kn» mäßige, frei« Gebirgslagen auch auffrischende Winde au« weft- Uchen Richtungen.