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- Erscheinungsdatum
- 1930-07-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193007129
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19300712
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19300712
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-07
- Tag 1930-07-12
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Monat
1930-07
-
Jahr
1930
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Die Schul- -er Lübecker Aerzke Beanstandungen des Reichsinnenministeriums Notizen Kardinal Vincenzo VannutellI Ist am Mitt woch im Alter von 84 Jahren in Rom gestorben Mit Kar dinal Vannutelli ist der älteste Kardinal der römischen Kirche, sowohl an Lebensalter wie an Dienstalter als Kardinal, dahin gegangen, Non seinen 84 Lebensjahren hat er nicht weniger als 7V Jahre der Arbeit im Weinberge Christi gewidmet, Nach sei nem in Rom beendigten Theologtestudium wurde er sofort zum Professor am Vatikanischen Seminar ernannt, trat jedoch bald darauf in den Dienst der päpstlichen Diplomatie, In dieser Ligenschaft Ist er In Holland und Brüssel tätig gewesen, kehrte dann »ach Nom zurück, wo er der Rota Romana als Auditor angehörte Im Jahre 1880 erfolgte seine Ernennung zum Tttularerzbischof von Sardes, Nachdem er in Lissabon als Nun tius den päpstlichen Stuhl vertreten hatte, verlieh ihm Im Jahre 1880 Papst Leo XI ll, den Knrdinalshut. Hierauf war seine Ar beit den verschiedenen päpstlichen Kommissionen, dem vatikani sche» Gerichtshof und der Geheimkanzlei gewidmet. Als päpst licher Legat zu verschiedenen Eucharistischen Kongressen ist er auch außerhalb Italiens sehr bekannt geworden. Uns deutschen Katholiken ist er von seinem >80!» erfolgten Besuch in Köln an läßlich des Eucharistischen Kongresses noch In bester Erinnerung, » Das Ausmaß der Steuerhinterziehungen In Deutschland 1838 wird In einer am 10, 0 vom Reichssinanzmini- sterium dem Reichstag vorgelegten Denkschrift annähernd fest- gestellt, Im Rechnungsjahr 1838 wurden von den staatlichen Buchprüfern In 87 030 Fällen Steuerhinterziehungen aufgedeckt! die auf Grund dieser Feststellungen gemachten neuen Steuer- vorschretbungen erbrachten einen Mehrertrag von 148 088 007 M für das Reich und von 30 841 838 M, für die Landesner,Haltun gen und die Kirchgemeinden, Im ganzen also einen Mehrertrag von etwa 174 Millionen Mark Natürlich muß angenommen werden, dass die wirklich HInterzogenen Steuerbeträge diese Summe »m rin Erhebliches, wahrscheinlich um ein Mehrfaches übertrefsen Die auf Grund der seit dem Jahre 1834 regelmäßt- ge» Buch- und Betriebsprüfungen erzielien Mehrerträge an Steuern zeige» steigende Tendenz, So stieg z, D im Jahre 1837 das Ergebnis gegenüber dem Jahr 1830 um 11,07 Prozent, im Jahre 1838 um 10,01 Prozent gegenüber dein Jahr 1837 und im Jahr 1838 sogar um 33,00 Prozent gegenüber dem Jahr 1838, Die Steuergeidstrasen. die auf Grund der Buchprüfungen im Jahr 1838 verhäng! wurde», belaufen sich auf mehr als 0 Mill, Mark, Es isi sicherlich äußerst bedauerlich, daß die Steuerhinter ziehungen In einem Staat, der die Last seiner sozialen Auf gaben, welche die allgemeine Notlage ihm stellt, kaum trage» kann, einen solchen Umfang angenommen haben: behördliches Einschreiten ist hier vollkommen berechtigt. Es muh aber auch darauf hingewiesen werden, dnh die abnorme Höhe der Eiener- sähe eine ständige Versuchung zur Steuerhinterziehung bildet. « Der grohe französisch« Katholikenbund unter der Führung des Generals Castelna» seht sich stark für die A Kilo n gegen die öffentliche U n s l t t I i ch k e i t ein Nach Mit teilung des bekannien Abb,'- Vethb'-em, der durch seine muiigen Einzeiaktionen gegen Verkäufer unsittlicher Schriften viel zur Aufrütttnng des Gewissens der Oessentlichkeit getan hat, in einem Artikel der Pariser „Eroix", ist schon eine grohe Anzahl von Bürgermeistern und Stadtbehörden in Frankreich nuf die Klagen der Katholiken eingegangen und hat unsiitliche Schrif ten aus den Schaufenstern entferne» lassen. So hat z B der rndikalsazialislijche Bürgermeister von Lyon, der frühere Mini sterpräsident und linterrlchtsmlnister Herriot, Anfang März unter ausdrücklichem Hinweis aus eine vom Bund der Vereine Lyons gegen die össeniliche Unsittlichkei« eingereichte dringende Beschwerde die Ausstellung und den Verkauf von unzüchtigen und leichtfertigen Schriften, Photographien bzw, Bildern in allen Kiosken nnd Geschäften der Stadt Lyon, in den Schaufen stern und Verkanssständen ausdrücklich verboten. Einen ähn lichen Erlass hat der Bürgermeister von Voulogne erst vor kur zem hernusgegeben Der Präfekt der Provinz Loir et Cher wies die ihm unterstellten Bürgermeister in einem Rundschreiben an, die Veranstalter unsittlicher Theaternussührnngen sofort der Etaatsnnwaltschnst nnzuzeigen und die nötige» Mahnnhmen zu er» greisen, um alle anstößigen Plakate, illustrierte Zeitschriften und Bilder „unverzüglich den Blicken der Oesfenilichkeit zu ent ziehen", unbeschadet der nuherdem einzuleitenden gerichtlichen Maßnahmen Den vielen unsittlichen Zeitschriften, die besonders ln Paris herauskommen, hat kürzlich ein Urteil des Kassations- Hofes einen schweren Schlag zugesügt: Anzeigen unmoralischen Inhalts in de» Zeitungen und besonders die Reklame der sog. Berlin. 11 Juli, Zu dem Lübecker Säuglingssterben teilt das Reichs- Ministerium des Innern u, a. mit: Das Reichsgesund- hetlsamt ist vom Reichsministeriums des Innern mir der Klärung der Frage beauftrag! worden, ob der Calmettesche Sckuhstosf die schweren Tuberkulose-Erkrankungen der Säug linge Hervorrufen Konnte, anstatt sie dagegen zu schöben. Das endgültige Ergebnis kann nicht vor drei bis vier Wochen er wartete werden. Soweit sich aus de» bisherigen Un erluchun- gen des damit betraute» Prof, Dr, Ludwig Lange schon jeht ein Urteil gewinnen läht, ist die Calmettesche Kuliur vom Institut Pasteur in Paris einmand.frei geliefert, aber bei der Weiterbehandlung in Lübeck verunreinigt worden. Es ist kein Wort darüber zu verlieren, dah das Reichsgesund- hcitsamt zu den in dieser Richtung zu Uihrenden Untersuchungen, di« in grohem Ausmah unter Verwendung von über A-0 Per- luchstieren angelegt sind, alle zu Gebote stehenden wissensä>asi- liclsen Mittel heranzieht Der des alteren geäuherte Wunsch nach einer Be schien« nigung des Untersuchungsganges läht sich alcer nicht erfüllen, da es sich um bakteriologische Vorgänge handelt, bei denen jeder Versuch einer derartigen Beeinflussung sich ganz von lelbll aus- schlieht Die Frage, ob in Lübeck alles geschah, um die Schuhbchandlung nach Calmette einmnndlrei durch,'.nsühcen. ist In erster Linie Sache des Staates Lübeck, Im Laule der Untersuchung hat sich hierbei allerdings eine Reihe von Bean standungen heransgestellt, 1 Nachdem das Reichsinnenministerimn 1837 in der Frage der Tnbenkulosesckiihbehaudlnng mit lebenden Tigzili-m Zu rückhaltung empohlen hotte hätten die in Betracht kom menden Lübecker Stellen vor Einleitung der Schntzlx'haii-liinge» sich vergewissern sollen, ob das Reichsinnenmlnislerium an diesem abmarlenden Siandnunkt »och festhält, 3, Nachdem die vom Institut Pasteur bezogene Original- Kultur fast -s Jahre laug Im Lübecker Laboratorium aut ner- schiedenen Nährböden w e i t e r g e z ü cb t e I worden ivor, höite vor der ersten Verabreichung des Schnhslolles an die Säuglinge dessen Unschädlichkeit im Tierversuch genrüli werden müssen. Das ist nicht geschehen 0 Die gesundheitliche Ueberwachnng der schnhbehcmdelten Kinder mar nicht ausreichend. 4 DI» von Professor Deyck« am 20. April 1800, oUo noch Erkenntnis der Schädlichkeit des verwandten Schnhstoises, vor- Maisons de Nenbez-vous würben verboten. Es gibt eine Reihe von Viäiiern, welche nur durch derariige Anzeigen eine» Ge winn nbwerfen: man schätzt Ihre Einnahmen aus den uiisitt lichen Inseraten ans 1 Million Franks jährlich Einige Verleger sind durch das Urteil gcnöiigi worden, ihre Sckuiutzblüiicheii. die setzi keinen Gewinn mehr versprechen, aufzngeben Frankreich, das in Deulschland sa gern als nnmarniisch verschrien wird, gib! hier ein Veispiel, das wohl der Nachahmung wert märet b Einstellung der Gitterschlffahrt ans der oberen Elbe. Die „Sachs, Elbzeilung" schreibt: Die anhallende Trockenheii hoi es nun endlich so weit gebracht, dah die Güterschisfnhrt aus der Strecke Vnd Schandau auswärts so gut wie eingestellt wer den muhte Der Pegel zeigte am Mittwoch den abnorme» Tief stand von 305 Zentimetern unter Null Wenn auch die Schis» fahrtsinteressenien an den böhmischen Elbplätzen da-- Schiff fahrtsamt in Prag ersucht haben, so viel Wasser von den Wehren abznlassen, das eine Schmimmliefe von 80 Ienilmeiern her gestellt wird, so ist das doch nur ein kleiner Notbehelf Nur grö Here Niederschläge können die kntostrophole Lage gründlich verändern und die Schisfahrt vor vollständiger Einstellung he mohren. Der Kühle Nordweslwind trocknet den Boden noch voll cnds aus, * Schwerer Einvrmhsdlebstohl in einem Karlsbader Hotel, In dem bekannten Karlsbader Hotel Imperial wuroe am Dienstag vormittag ein schwerer Einbruchsdiebstohl verübt, bei dem Schmuckgegensiänbe im Werte von über -100 MO Mark ge stohlen wurden. Der Dieb cvar in die Hotelzimmer der in Karlsbad zur Kur weilenden Amerikanerin Frau Hyman aus Chikago eingestiegen und hat eine Perlenhalskette mit Ai echten Perlen, einen Plattnring mit grohen Diamanten und einen Ring mit kleineren Brillanten gestohlen. Die Polizei verfolgt eine bestimmte Spur und hat auch bereits die Behörden der Nachbarländer verständigt, oa man nnnimmt, dah der Täter, der ebenfalls im Hotel gewohnt hat, über die Grenze flüchten wird. genommene Vernichtung der noch vorhandenen Schutzstofs« mengen muh. gleichgültig aug welchen Motiven sie geschah, al« bedenklich bezeichnet werden. Allerdings ist durch das Bor« gehen von Professor Deycke die Aufklärung der Angelegenheit nicht beeinträchtigt worden, da das Reichsgesundheilsamt trotz dem iu den Besitz von völlig genügenden Resten aes verwandten Schutzstoffes gelangt ist. Auch sonst Hai das Neichsgesundheits. amt alles nötige Unlersuchungsmaterial erlxilten, 8, Es ist »ich! zu rechtlertigen. dah, naä>dem am Bormit tag des 20 April 1800 die Scitädlichkeit des verwandle» Schutz, sinffes durch die Obduktion eines verstorbene» Säuglings be- reiis erwiesen war, noch einige Dosen des Schutz- stosfes in den Händen non Hekuimmen verblieben, Glück licherweise wurden diele Schutzsiois,„engen »ich! mehr an neu hinzugekommene, sondern nur noch an loiclp! Säuglinge verab- leichi, die bereits vor dem 2t!, April der ersten, für die Frage der Erkrankung wohl e„l sehe-Senden Cchutzbehandluna unter- zogen wurden, 0 Es Ist zu beanstanden, dah di» tlik dl« Durchsührunq der Schukdehandlung Verantwortlichen, zwischen denen es zum Teil wohl auch a» der genügenden Zusammenarbeit kehlte, der zunächst zuständigen Stelle In Lübeck von den e>n-»etret»n«n Schädigungen zu spät Kenntnis gegeben haben. Die Reichs, medizlnalnerwnltung wurde erst am 14. Mal unterrichtet. Inwieweit diese Beanstand,cnaen, die einem w-ssen- scha st lichen Werturteil über das Ealmettelclx- Ver. fahre» nicht norareisen wollen, für die Beurieilung der Schuld- trage Hera,iz»ziehen lind, wird i» den eingele'teien Strolver- sahren seslzuslellen sein. » Die meliere Uniersnchung wende' sich besonder' ser Frage zu. wie wohl eiwaige Verunreinigungen zultanse ge kommen sind. Vor allem ist es auch von Bedeutung. inwieweit die Lübecker Aerzte eine Schuld on oer Ver»iire!„-ouna Iriiit, Als V-weismii!ei sind nur die Kusiuren iibriggebliekxn auf GrmO deren das Reichsgeiiindheilsamt keine Uniersiichungen geiiiocht hat. Anscheinend ist auch ialläckl'ch ous d-elen Kulturen das veinicklete Fü»Ierungsmaterial hergellell- worden Ob die Veni-ckiuna de-- Fütlerlingsmaterials aist schlechtes G-wiEen oder nur Ko"kloslokeit der Aerzte -urückruküliren -0 ist riemlich gleichgültig, den» man muh von Aerzten denen Menschenleben nnnerlrau! sind verlanoen dah sie In ernlie» Auaenblicken nicht plötzlich dc'ii Ko„k verlieren. I-eiprici uncl Umgebung Handelskammer und Verqlei ',sver ähren Leipzig, lt Juli, Die Industrie- und Hanüelskammer Leipzig wird tiüusiig bei oer Stellungnahme zu Aiilräae» auf Etölliiuiig des gerichtlichen Vergleichsnerlahrens hupende Punkte besoiiderz beachten: 1, Soiern die geboiene Ouoie unter 5,0 Prozent bleibt, wirg regelmähig »achaeprüsl werden, ob eine so weitgehende Herabminderung der Masse als Hinweis auf leichtsinniges Geschnitsgebaie» oder nicht gerechl-eri-gte Der- 'ögerung der Anlrooslelluiig auszniasseii -st 3 Quotenangebo-e, deren Erfüllung mch! als sicher gelten kann ose- wch- besonder» verbürgt ist werden abgelehnt, 0 Termine iür die Oüioten, zahlung die über ein Jahr, in berechtigten Au-r-ngbme'üllen lSattoubelriebes übe,- aiiM-rholbjahre hinau-'-aehen. w--raen ob. aeleknt i Bei Liguidationsnergleicken muh stets ,-iu best --ui er Zeiinnnkt lür die 7ieend!g>>iia des Vmiohrens „orgei'ehen -ein, 5>, Als bedenlilick ist arnnlehe». inen» oon den Gläubigern schon bei der Zustimmung zur Erokinung des Versal,ren--, auch -sie Zustimmung zu einem bestimmlen Vergleichs,iorhhlag anoeior- derl wird, sofern dieser Vorschlag nicht b>-rei!s vor einer Gläu- bigcrversamniliing nachgeprült worden ist. ) Ausgabe der annlichcm Fernspr-echbücher. Die Neuauf lage des oiuilichen Feriiinreckbnchs hir de» Oberpostdireklwns- oe-irk Leipzig ist -oweit >e>ligaesteUi. >>,ß „ul der Verlei- liiiig der Blicker in oeu nächsten Tage» begannen weiden kann. Wegen der Abholung wird se» Fesuwrechlettw-Hiiielii meilere Mitteilung von der zuständigen Postaustall durch Postbaue zu- gehen, ) Anmeldesrist zum n,»t!iä>en Leipziger Mestradrehbach. Wie das Leipziger Nlesh-auil liiitte-.tt, ist die Ana>c'!den>ll zum amtticheu Leipziger Nlesiea ielzbuäi b-- NInc Jul, oe> langer! -norden Da das amtliche Le-pziger Nleüeadielz'oock besonders non de» ansländ-iche» Eiiikciu'ei'i a!-' -liack-cklaaen'.-rk kür Meine Schwester und ich sStaatliches Schauspielhaus) Das war entschieden die Sensation des Dresdner Theater sommers, dieses „musikaltsche Spiel" von Ralph Benatzky, Schon gleich zu Beginn setzte der Beifallssturm ein und mit jeder neuen Schivanksituation oder jeder neuen Musiknummer ver- tärktc er sich. Man weih nicht genau, wem man den Erfolg zu- chreiben soll, ob Benatzky allein oder den Textverfassern Berr nnd Verncuil oder den Darsteller». Ich glaube aber doch, dah diese letzteren den Löwenanteil haben. Denn bei Lichte besehen ist nicht übermähig viel an der Sache dran. Sicher das. dah sie mit Temperament aufgezogen ist, dah sie die Grenzen des guten Geschmacks nie überschreitet snur manchmal ein bissel nahe an sie heranrückt!), dah ulkige Situationen in Hülle und Fülle vor handen sind und dah vor allem Benatzky wieder seine beste Geberlaune auf diese leichtflüssige, außerordentlich melodiöse Epirlduetten- und Terzettensammlung verwendet. Immerhin hat man den Eindruck, dah das leichte Merkchen, wenn es nicht mit so viel Kultur und darstellerischem Hautgout gespielt würde, sehr wohl den von der Operette unserer Tage her bekannten Reihern recht ähnlich sehen würde. Die Handlung ist echter Verneuil, liebenswürdig, de» Schuh Erotik ohne Zotigkeit betnnschend, immer lustig und ganz leise satirisch kratzend. Eine Prinzessin hat sich in ihren Biblio thekar verliebt. Er nicht minder. Aber als Mann der Ordnung ahnt er, dah das nicht gut sein kann Er entweicht nach Nancy — natürlich spielen Berneutls Handlungen in Paris — und Dolly entweicht hcimltch mtt ihm Sie hat de» Pta» gefaßt, al» „ihre Schwester", die Outsider und in Nancy Schuhverkäuferin ist, in Wirklichkeit aber gar nicht existiert, den Mann ihrer Wahl zu überrumpeln Den» bie Werbung des väterlichen Freundes, des ungarischen Grase» Nagyfaludi, sieht sie höchst ungern. Und in Nancy klappt auch alles. Die beiden heiraten sich. Diche Handlung erleben wir als Erzählung in einer Gerichlsverhand lung. Die ungewohnte» Verhältnisse und die Art, zu lebe», sagt dein junge» Ehemann nicht zu und so wendet er arglistige Täu schung ein. Aber Dolly kannte die Wurzel des Uebels nicht, er fährt sie erst vor Gericht und wird sich nun i» allein nach bei» Herrn der Schöpfung richten, wohingegen er verspricht, auch, den ungeheure» Reichtum seiner Frau i»i> in Kauf zu nebinen. Ein geflochten ist das Inventarium eines Schubgeschäfles als ban kerotter Chef und männerjagende Verkäuferin, die nebenher auch Revuestar ist. sowie der Ungar, ohne den die Operette von heute scheinbar nicht mehr auskommen kann. Man sieht: nichts, was zum Denken anregen könnte. Benatzky Hai die besseren Chancen. Seit er nach dein Tode seiner Frau dem Kabarett Va let sagte, scheint die Theatermusik seine Zukunft werden zu sollen. Gielen hat den nötigen Witz als Führer solcher Sachen und Dr. Chitz betreut mit Tempermnent die Musik Eine fa niose Dekoration stimmt zu den Absichten der Leiter, Nur sollte die Verwandlung rascher vor sich gehen. Und dann noch eins: Wir wissen, daß keine Clugue. wie bei den Operettenpremic re», im Hause verteilt war. Daher ist auch die Zugabefreudigkeil mindestens um 8V Prozent zu beschränken. Man vergesse nickt de» Genius loci! Es wirkt nicht mehr, wenn alle Nummern da capo gegeben werden. Und die volle Stunde Verlängerung der Spieldauer ist auch nicht gerade nölig. Sonst müßte man die Hoffnung aussprechen, daß diese Eskapade die Extratour bleibe, die sie mit Fug und Recht einmal sein darf.... Alice Verden, überraschend als Gesangs- und Tanz soubrette. und Heinz Kö »necke, offenbar routiniert als Chansonnier, gaben das Liebespaar. Sie waren bei einer Laune, die einfach köstlich war. Ueberraschend auch Rainer als Paprikagras und Tänzer von Rang Urkomisch Hoff man» als „Pleitier" und Cara Gyl als Berkäuferin und Sängerin. Sie alle dabei vencuht, vornehm zu bleiben und nicht über die Stränge zu schlagen. In kleineren Rollen noch Lolle Grüner, Kotlenkainp und Farecht. Pawlinin von der Oper halte die vielen Tänze einsludiert mit derselben Schmissigkeit, die den Operettei>lunzmeistern eigen zu sein pftegt. Das Stuck wird in der nächsten Spielzeit sicher ..viel machen". Zck. Literarijcher Handweiser. Herausgeber Dr G, Keckeis lHerder u. Co.j Au« dein Inhalt des Iulihestes: Polnische Um schau: 1828/1900. — Religiöse Literatur und Seelsorge sK Eder). — Franz Griltpurzer iO, Katauu). - Besprechungen. Rnmerkltngen zu einem riorlraq Im Lichthose des Hckimiscken Museums in Dresden ist gegenwärtig eine kleine ober inlcresioiiie Au-sic iiinig zu sehen: sie zeigt Uikuiiden. Drucke. Bilder. Münzen »nd andere Zeug- nisie ans dem 10 Iribibimderl, die in irgendwelchem Zuiam- inenhnng mit der .Conseino Augustana" sieben In diese, Aus stellung Hai am Donnerstag Cupeiintendeni F-cker iDie-deni einen Vortrag über ..Die evangelische» Fürsten und Stände aus d e in R e i ck <--1 a a zu A u a s b a r g 1 5> 0 0" gebalien Der Varlrag gab auf Grund genauer Kenninis ge schichtlicher Oiiellen in volkslümiichcr Weise einen Ueberbttck über die aeschick!lichen Vorgänge jener Tewe De: Redner mar sichllich um sachliche Darstellung bemuhi Trophein kennie dcc katholische Hörer auch bei dieser Geiegenbcii erkennen w-e grob auch heule noch die Schwierigkeit iür den übeizenmen Prole stanten ist. ein objektives Urteil über icnc Anfänge der prole stanlischen Bewegung zu gewinnen Bei aller Sachlichkeit war es für den Redner doch ollenbar ganz selbstverständlich, aus seiten der evangeliicken Fürsten nur Glaubenswut und die gereckte Sache, au! seilen des Ka sers und der Katholiken nur Hinterlist und Unrecht zu sehen So wurde die ehrliche Meinung der seieilicken Emloduna des Kaisers Karl zum Augsburger Reichstag in Zweisei gezogen, obwabl aus dem Reichstag nichts geschehen ist. was einen icückcn Zweifel berech tigt erscheinen ließe Van dem Kardinal Campeggio, der dein Kaiser fvergeblich! zu Kewattniaßriahmen gegen die Proieslan tcn riet, sagte der Redner wörtlich „Selten Hai sich der Blui- durst eines Priesters so ofse» hervoraewcrgt " Eine solche, sehr mißverständliche Wendung kann man wohl in einem kvniiiiu- nistischen Leitartikel, aber niemals im Munde eines Theologe» entschuldigen Ria» dars doch »ichi oergesien, doß nicht nur im katboiischen, sondern auch ini protestantischen Lager damals an Gewalt gedacht wurde und daß es sich sur die proleslanliichen Reichsslcriide ebenso wie lur de» Kaiser n>chl nur um religiöse, sondern vor nüem um pulilische Fiagen hondelie Einen Küh len Realpolitiker etwa nne Philipp uvn Helsen, dessen moralische Oualiläleu doch »ach seiner Doppclhe«rci> als recht fragwürdig erscheinen. »Is pioicstanlischc-u Glaubeiishelden hinzrisletten, ist
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