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- Erscheinungsdatum
- 1930-03-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193003231
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19300323
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19300323
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-03
- Tag 1930-03-23
-
Monat
1930-03
-
Jahr
1930
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Wie tief unlere Malkunst mit ihren großsprecherischen An- kprück>en durchweg steht, erkennt man erst, ivenn man sie mit der herzrerreißendeii Kennst Grünciv.ild>cher Seele »nd Farbe ver gleicht Unsere beste Kunli^wor immer deutlet» und ironim — das Wort auch in weitem Sinne, als schrankenlose Hi-ianbe an die sieben und Tiesen des Daseins. verstanden. Volkstümlich musikalisch, religiös — das sei die Z-elrichtuna unserer Kunst! Sic will mit re'igiöler Ehrfurcht oe'l''t sein. Allrd sie so aeUbt. dann stellt sie ein bedeutloine,-. Glied in der fruchtbaren Kultnr- eutwicklung dar ivelche tue Welt des beorisslisten Denkens mit der Welt der inneren Anjä-auung innerlichst zu einigen, zu ver- v'-^n hat. ^ .nuust erwächst nur aus gewottiaen uno tiele» Seelenatiorsen. ?a;u ist ine^r ron"öten als Ei» ß u d Fleiß. Dafür muß man ei'ie große und eio'iirlige Er.>»d» g orbe. eine kindliche Unbefangenheit des Sch"sf."ns. ci>e fruchtbare Einbildungskraft dorn einen zugleich lebhaften und ruhigen Sinn für das Kroge in der menschlichen Natur nutdringen. ..Mochtest du cs zu einem oroßen Stil bringen in der Kunst, tn der Dichtung? Ich mein dir ein N-'e'tt da'»: lobe eine große Seele", so schrieb der schwäbische Kunstdenker Bischer. ..Das cch>le Genie krist Ilisiert das unvergängliche aus seiner Zeit beraus." Unserem Zeitalter mannest das Perlende ur- gesundcr Geisteskraft, das innerlich C-böpserische, dag jeder gute ariechiiche Marmorkopf, jedes Bildnis der Nenainaneemeister, jeder Auichlaq Dkoznrts. jeder Weisheitsspruch Goekbes. jede Ballade Schillers aufwcist. Wo geistige und technische Kräfte minderen Ranges wie immer sie auch beiden mögen, bie L>err- schoft in der Kunst baben. da erniedrioen sie die Kunst. Ohne Genialität, ohne die Fähigkeit eine Sache im ganzen zu sehen und zu zeigen, ist in der Kunst nichts zu machen. Volkskunst ist nur die Kunst, die dem G-nie enksoringt oder doch gleich ihm auf gescblostenen schöpferischen Wurf bin- arbeitct. Talent reicht der Kunst nicht auf den Grund. Ihr tiefster Vunki bestimmt ihr West,,. . Die Natur die Mutter, so ist der Genius Vater der Kunst. Bei diesem Doppelcrsordcrnis ist ober das väte'chckse das be stimmende Element. Seele. Impuls. Wärme. Poesie — vor ollem aber Genialität sollten in jede,» Kunstzcitolter den A»s- lchlog geben. Wenn mich nicht im,,,"? in den lotste» Fragen lies Lehens. in der Kunst haben die Genien das Wort De-r Amerikaner Noostvelt urteilte: .„Jedes große Volk verdankt seinen großen Männern nicht nur die rea'en Folge» ihrer Taten, sondern auch den unberech-iibaren großen Einfluß ihrer Taten und Warte aus den Voltscharakter." Dieser ist so groß, weil in der Konst — wie in der Geschichte — vor die großen Männer wirklich oufgebant hoben, weil eine geistige Bewegung nur dann fruchtbar wird, wen-, sie einerseits vom Voltes andererseits vom Genie getragen ist.' Genie ist verdichtetes ist erhöhtes Volkstum. Seele be kundet sich im einzelnen Künstler dadurch, daß er» schöpfe-ilche Vorstellungen in sich aufnimmt und aus sich bermmgibt. Eben dadurch sieht die Künstlcrsecle in allerinnigster Dczi'hung zu der Seele der führenden großen Geister wie zu der Seele des Volkes. Nembrandt und Dürer, so hoch ihre Leibungen auch gestiegen lind haben doch nie den Voden des Volkstums ver lassen. An Dürers Kunst hat das ganze deutsche Mittelalter gearbeitet. Nembrandts Kunst hat ihre Wurzeln tiefer als alle anderen in Volk und Heimat gesenkt, und weil sie zugleich Ni" ihre», Wipfel den Aethcr berührt, hat sie die grösste geistige Spannweite. In Shakespeare leben alle guten Geister Englands. Auch die echten Großmeister neuer deutscher Kunst, ein Böcllin und Leibl, ein Thoma und Menzel folgen gleicher weise dem Geiste des geschichtlichen Zusammenhanges wie dem ihres Volkes. Dadurch wurde,, sie Männer der starken künst» Krischen Tat. Dadurch wurden sie charaktervolle Meister, deutschen Eichen vergleichbar. Darum gehört ihnen das Herz des Volkes. Den» stz: weckten „der dunkien Gefühle Gewalt, die im Herzen wunderbar schliefen". Die höchste Ausgabe der Neuzeit: den Nässenden Riß zwischen Volksschicht und Bil- dungsschicht zu Überdrücken, ist auf künstlerischem Gebiete von unseren deutschen Meistern gelöst worden. Wo das Band zwischen höherer Bildung und Malerei wie auch zwilchen Volkstum und Malerei neuerdings zerrissen worden ist. da muß es wieder angcknüpft werden. Es wäre Zeit, daß unsere Kultur, nachdem sie den alten Goclbc nachgerade ausgeguetscht hat wie eine Zitrone, sich künstlerisch wieder einmal auf den jungen Goethe besinnen würde, der die beiden Forderungen nach reifer Geistesbildung und nach wahrer Volkstümlichkeit in der Kunst seinerzeit er füllt Hot. Genie und Mntterwiß sind sich !m Grunde stets einig. Sie haben, sie suchen, pe zeuge» Seele. Sie hasten die Hcrzenskälte, sie schöpfen ans dem Vollen, wie die bloße Gescheitheit aus dem Leere» und ins Leere schöpft. Volkskunst, die wohl äußerlich derb sein kann, ist doch nie innerlich leer. Es ist nicht wahr, daß nur ..breite Bettelluppcn" der Masse gefallen. Auch das Gesunde gefällt ihr. das Kernige gefällt ibr, wen» man sie vernünftig und praktisch daraus hinweist. Albrccht Dürers und Peter Visckzers Werke gefallen heute jedem einfack»en Volksmann. Das Volk wünscht und will geistige Ge schlossenheit. Es liebt Deutlichkeit, liebt die künstlerisckze Lapi- oarschrift. Es fordert Ganzheit, Gesundheit, Kindlichkeit in der Kunst, und es wird sie bekommen. n»enn es künftig noch «in« deutsche Kunst aeben wird. Es will feste Formulierungen — allerdings solcbe. die seiner Seele nicht wehe tun. Es will Bestimmtheit nicht auf Kosten, sondern auf Grund des Seelen gehaltes. Es will wie im ganzen Leben so auch in der Kunst — Harmonie. Gelehrte Volksfreunde wollen zuweilen das Volk heben, erziehen und stilisieren, ohne sich in dessen Seele hineinzudenken. Dos Volk versteht aber immer nur das, was seinem eigene» festen Vorstcllungskreis entspricht. Wer das Volk bekehren will, muß zuerst vom Volke lernen von jenem uralten und doch ewig neuen Volksgeist, der so tief und still ist wie die Seen im Schwor>wold Volksgeist läßt sich nie von außen her ver ändern. er läßt sich nur von innen heraus veredeln. Gerne folgt er dem Ge ins. der aus ihm crivachsen ist, nicht aber dem Schul-- fuchs, der ib» meistern will. Das „Bild" hat ojt die Bestimmung, den toten „Lmh- stech.iv' zu ubenm'lvcn. Bild ist immer Viiv eines Ganze»,' Bild ist immer Bild der Seele eines Dinges. Ist doch alle Evracl-e ursprünglich auch Bild. Wer in die seelischen oder ge schichtliche» Tiesen des Menschenlebens hineingreist. muß durum stets bildbast reden. Das Volk hat ein Recht darauf, seine tiefsten Eindrücke in seiner Kunst widergespiegelt zu sehen. Was das Volk in trivialer Art begehrt, kann Her Künstler ihm in genialer Art geben: Homer emvsing Tnpen vom Volk und gab sie ihm. So entstand leine Ilias: jo ward Eoetbes Faust. ' Jeder Reutrted der Kunst steht tn Abhängigkeit von de« geistig-sittlichen Zustand des Volkskörpers, dem er erwächst. Kunst ohne Heimat gibt es nicht; Kunst, die nicht zum Volke hält, ist ein Auge ohne Sehstern. Deshalb verpaßt eine Kmiß, die den Anschluß an das Volk nicht findet, überhaupt dev An schluß. Statt auf Modegeist sollte man unsere Kunst auf Vstls. geist stimmen. Notwendiger als alle Kunst für künstln »nd Kenner und Kritiker ist »ns eine Kunst fürs Volt ui," eine Kunst ans dem Volke. Kunst ist wahrlich keine Sack.', di» non irgendeinem gelehrten, modischen oder gar händlerische» Ästig „gemacht" werden kann. Weder Pose. Manier und k> noch rohe Dreistigkeit in Arbeit und Geist führen n, einer st, !> blute Die Großstädte werden imißer mehr eintönig g u die Masse der Bilder von Großstadlmnsern immer in In n »Ag bunt — das ist eine Entwicklung zur Unnatur Die st. st!cr solilcn dem Snobismus absagen und zur Natürlichkeit n ! st,< fachheit des Lebens wie des Denkens znrückkehren. Sie , ' nn sich vor Augen halten, daß die Wiederbelebung unserer stinut nur aus echtem, ungekünsteltem Fühlen, nur aus dem Hcrzcg des Volkes erfolgen kann. Gegenüber einer .Kunstrichtung, die innerlich unedel ist und äußerlich nur für Millionäre gemacht wird, soll wahre stuijt innerlich adelig und nach außen volkstninNch sein — um die Maste zu heben und zu veredeln. Mag jene den Marti be, herrsri-en. dieser gehört die Ewigkeit. sreirr» Beim Anschluß und Betrieb van Neßcmpfängern werden häufig Fehler gemacht, die ein mangelhaftes Arbeiten oder viel leicht auch ein völliges Verjagen des belrcssenden Gerätes zur Folge haben. Das Versage» wird meist dem Empfänger zur Last gelegt, »nd > er Besitzer hat in der Regel nichts Eiligeres zu tun. als ihn an den Händler oder direkt an die Fabrik zurück- zugelun, um -hn prüfe» und instand sehen zu lassen. Er ist sich ver Rechte, die er durch die Uebernahme der Garantieverpslich- tung durch das Lieferwerk erhalten hat. bewußt »nd pocht nun darauf, baß der Lieferant den vermeintlichen defekten Empfänger in Ordnung bringt. In vielen Fälle, kann den Beanstandungen der Voden entzogen werden, wenn man den Anschluß des Gerätes einwand frei na.hprüit: vielleicht sinket sich dann schon der Fehler, der das Versagen verurlachte. Ost weist das Gerät, wenn es sür Wechselstromanschluß gebaut ist. ein übermäßig lautes Brummen aus: die Ursache ist in vielen Fällen eine mangelhafte Erd leitung. deren Widerstand zu groß ist. so daß die erforderliche direkte, d. p witnrstandslose Verbindung zwischen Erde und Empfänger gar nicht vorhanden ist. Erdleitungen» für Netz empfänger sollten stets m ö g l i ch st kurz und aus starkem Draht lzwei Millimeter Durchmesser) verlegt werden; man sollte sie Vierall von dem Fußboden bzw der Wand isolieren und nur mit dem Ende an die Wasserleitung oder die vor gesehene Erdungsklcmme anschließen. Je geringer der elektrische Widerstand der Erdverbindung ist und je kürzer sich diese Lei tung vor allein legen läßt, um so geringer ist die Möglichkeit, daß in der Nähe liegende Wcchsclstromleitungen das Stör geräusch in die Erdleitung hineininduzicren. Gewiß arbeiten manche moderne Netzempfänger auch ganz ohne Erde; troßdcm muß zum Anschluß einer Erdleitung geraten werden, da durch vlese die zahlreichen Metnlltcile des Empfängers, auch das Gehäuse, wenn es aus Metall besteht, mit der Erde verbunden werden. Infolgedessen kann man niemals einen Schlag bekom men wenn.sich innerhalb des Empfängers zufällig Körperschluß einstellt da die Neßencrgie sofort zur Erde abgesührt wird Zahlreichen Benutzern neßbetriebcner Geräte ist es auch nicht bekannt, daß jeder Wechselstromempsängcr ein leises Brum men gibt, uvd daß dieses Brummen nicht als ein Fehler an gesehen werden darf. Gewiß ist es den Konstrukteuren möglich, auch djcsen ..Brummrest" zu beseitigen; zu diesem Zweck müßten aber die Kondensatoren und Drosseln im Empfänger ver größert werden, und der Apparat würde infolgedessen erheblich teurer werden. Das ist aber aus wirtschaftlichen Gründen nicht gut möglich, und deshalb bcmißt man die Eiebketten so, daß ein leises Brummen übrig bleibt, das aber nur in den Pausen zu hören ist uns das im übrigen so leise ist, daß es nicht stört. Netzempfänger zeigen häufig aber auch andere störende Ge räusche die sich als Krachen. Knacken, Sausen, Zischen und Brodeln äußern. Auch diese Störungen können aus dem Licht netz kommen; in den allerseltensten Fällen -ln'' ->i' iimr LLörunxei» uncl ikre LeseiliAunF Tcfck! !,n Apparat ziirückzniührcn. Man kann sie mrlecrn nenn zwisthe» Netz innd Empfänger eine iogcnannte Slörbesreuwii?. drassel cinaeschaltet wir- oder inan einen Störicbutz beuust. w!« er von einigen Empsängc'.sabvikcn für ihre Gcriüe pnü:nd herausgebracht wird. Diese Einrichtungen halten die Siör» geräu'che, soweit sie hochscguculer Natur sind, zurück uno Imsen sie nicht i» den Empsänger hinein, Vcnutzcn die Störscliwm- gungen aber d.e Antenne als Weg in die Empfangsanlage. so ist eine Abhilfe nur schwer möglich. Man kann sich über diese Nerhälinisse gut unterrichten, wenn man bei einem aus einen Sender eingestellten Gerät den Antennenstccker plötzlich hernus- zieht Verstummen die Störungen dadurch, so ist es ein Zeichen, daß sie durch die Antenne in den Emvfänger gelangen; in einem solchen Fall besteht dann nn- die Möglichkeit, die Antenne lose- zu koppeln oder eine bessere Antenne, möglichst eine oußcr- halb des Hauses zu verwenden, die die Störgeräusche im Ver- oältnis zu den Senderschwingungen weniger stark bereinbringt. Oft hgben die unangenehmen krachenden Geräusche aber auch darin ihre Ursache, daß Stcckeranschlüsse oder die Stecker der Röbrenlockel keinen einwandfreien Kontakt geben. Dein ist leicht ab,zuhelfe'.: cuch jeder Laie ist in der Lage, die Ba. '- en- stecker daraukbin zu untersuchen, ob sie mit der Leitum ein- ivondsrei verbunden sind oder ob es vielleicht zweckmäßig ii! mm Stecker abzunehmen, das zerfaserte Litzcnende abzuschneivcu und einen neue» Anschluß zurechtzumochcn. Die Federn der Boiiuncn, stecker werden ausgebogen, desgleichen die Röhrensüßchen. wis mit Hilst eines Sck>i »oben»'D"rs oder D.»»-nmek'-'-v vorsichtig zu geschehen hat. Eine weitere Störiingsnrsache steü-n häufig die in die Empfänger eingebauten Wellenschalter dar, indem ihre Federn nicht immer einwandfreien Kontakt gelcn. Vielleicht sind sie verschmutzt, vielleicht -nicht genügend unk gespannt. Dieser Fehler läßr sich beseitigen, indem man mehr mals hintereinander recht mit Nachdruck schaltet, damit sich die Kontakte blankreiben und wieder eine einwandfreie elcktruch« Verbindung Herstellen. Die größeren Netzempfänger enthalten meist Sicherungen, die eine Zerstörung des Transformators verhindern, wenn die Röhre Kurzschluß bekommt oder ein Kondensator durchschlägt. Es kommt nu - aber auch vor, daß die Sicherungen gelegentlich durchbrennen, wenn der Lautsprecher mehrmals umgcstöpselt wird; bei durchgebrannten Sicherungen aber arbeitet der Empsänger nichl. Man sollte deshalb stets einige Ersatzsiche rungen, als die häufig ganz normale Taschenlampen-Glüh lampen verwendet werden, vorrätig halten und sie gegen die Sicherungen im Empfänger auswechseln. — Die Prüfung der Empfangsanlage auf die beschriebenen Fehlermöglichlciien nimmt wenig Zeit in Anspruch: sie bewahrt oft davor, den Empsänger zur Durchsicht und Reparatur zu geben, wenn in Wirklichkeit nur irgendwo eine Kontaktunsicherhcit vorhan den ist. E 5el>. det Werren, ossenixir am Ziele der Flucht des Unbekannten, be- nxrkle !ck> erst später. Zunächst befanden wir uns auf einer aucge- dehnten Wiese, und in einiger Entfernung mußte sich e-ne größere Stadt befinden, denn der Himmel ivar dort rötlich erhellt. Es >var volikomiiitii still und dunkel um uns," Es verbreitete sich ein cigcnariigcs Zwielicht in, Zimmer, so baß die kargen Einrichtungöstücke in schivachen Umrissen aus dem Schatten auszulauchen begannen und das Lanipenlicht allmählich zu eine», matten gelben Funke» zu lammen kr och. Holte» hob di« übernächtig brennenden Augen nick sah zum Fenster binaus, dessen Läden nicht geschlossen worden waren. Er erhob sich mit steifen Gliedern und trat an die Scheiben. Ihm war znmnte, als kehre er aus einem wilden Traume zur Stille dieser feierlichen Morgenstunde zurück. Er stieß die Fensterflügel mit den kleinen, halberblindeten Scheiben ans und blickte ins Freie, Di« Bergkette vor seinem Fenster wucls aus de», violetten Schallen der vcrschneiien Abbänge purpurglühend in den türkis blauen Himmel, ES sah aus. als wölbten sich dl« starre», vereisten FelSspitzen als kristallene Kuppeln über einer tief ans dem Berg- inner» leuchtenden Glut. Alpenglüben — das seitliche Schauspiel, mit dcin die gewallige Natur rinaSnniher die Stunde des Sonncn- ausgaiigs verkündete, sich selbst verherrlichend in schweigender Größe Vor diesem Anblicke vergaß Jasper Holten sür Minuien sein Schicksal und sich selbst. Wo ein Geist groß geling ist, sich seines AusgcleiiS !m Unendliche» hingebungsvoll bewußt, zu werden, sinkt die Last des Menschiich-Zeitlichcn von ilftn ob — und sei cs nur sür die Dauer eines einzigen tiesen Alemzuges. Wäbrend Holten noch dastand, in Schauen versunken, sragle er sich, nach welchem unwägbaren Maße das Leid gemessen wird, das jedem einzelnen die >bm bestimmte Tiefe des ErkciincnS vom Werte der Dinge z» vermitteln halte? Dann wandte er sich ab. löschte die Lampe und vollendete sei nen Bericht, während die hcreinströmende Morgenluft seine cr- schöpilen Gedanken mit ihrem herben und frischen T^isl belebte. „Ter Unsichibarc stieg a»S, sobald wir hielten. Das heißt, er >v«r cs nicht »»sich!bar näinlich: denn ich konnie im Dun kel, wen» auch undeutlich, ieinc Konturen erkennen Er hieß mich anLjleige», ja er l»a!i mir sogar Er gebot mir. mich ruliig zu ver halle». »nd unleisliitzle diele Fordern»., mit einen, vorgihallcnen Revolver, dessen blitzenden Laus ich zu erkennen vermochte. Er vcr- stcherle mir rnbig und böslich, daß er mich knebeln nnirde, wenn ich mich irgendwie widersctzte, und schoß dann dreimal hintereinander mit einem kurze» und einem längere» Zwischenräume Leuchtkugeln In die Luft. Ich war so vollkommen konsterniert, daß ich nicht einmal ver suchte. ihn zur Rede z» stellen Ich konnte mir allenfalls denken, daß sch eine ivahrheitsgemäße Erklärung nur dann erhalten würde, wenn sie i» seinem Interesse lag, und da ich zur Zeit vollkommen in seiner Gewalt war. er dieselbe auch auszuübcn entschlossen schien, bestand in dieser Hinsicht keine Hoffnung. So standcn wir schweigend aus der nächtlich stillen und Mi- samcn Wiese, bis in einiger Entfernung zwei in gleichmäßigem M>- stande voneinander ziemlich nahe über dem Erdboden sich nähernd« Lichter t>errictcn, daß dort ein Automobil hcranlam, und sich also eine Straße da befand. ^ Der Nulle packte mich am Arm. als der Wagen i» einiger Entfernung hielt, und ging mit mir auf di« Straße zu, während er einen leisen Piiss aussticß. Zwei Männer kamen „nS entgegen, einer Ivar im Wagen zurückgeblieben, der mit abgcblendete» Later nen wartete. Diesen Leute», mit denen der Russe 'n einer fremden, nmlirscheinlich seiner Muttersprache, redete, wurde ich übergeben, Dan» sagte er einige Worte zu mir aus deutsch: „Ich werde mich jetzt von» Ihnen trennen. Ich begreif«, daß Ihnen nichts von dem verständlich ist, was Sic erlebt haben und ii, der nächsten Zeit noch erleben werde». Zit Erklärungen habe ich letzt leine Zeit, auch lau» ich sie Ihne» heule nicht geben. Es wird Ihnen, wen» Sie rnbig ans alles cingchcn. was weiter mit Ihnen aeschebcn muß. weder Schaden erwachsen noch Lebensgefahr. Fügen Sie sich,'es liegt in Ihrem eigene,> Interesse, lim Ihr Vertrauen zu bitten, wäre lächerlich — sonst würde ich cs tun. So sage ich Ihne» i»ir: erfordert Ihr Vcrsialte» die Anwendung von Zwang, so wird er angewendei werden " ' Ehe ich »och Nachdenken kon-nte. was hinter hc„ geheimnisvol len Vorgängen stecken niochtc. wurde ich in den Wagen gedrängt und sah nur noch, wie der Unbekannte sich nniwandle, um über das nächtliche Feld lli dem Flugzeug zunickziilchreii Wir fuhren eine kurze Ztit bis zu einem allein gelegene» Hause, einem schönen Anwesen, wie sich bei Tage zeigte Seither war ick» Gesangencr, Ich füg!« ,„ich nicht,, wie mir ancmpsohlcn, allen Wünsche,, meiner Aussehcr, sondern oersuchl« ununtcrorockien, in Verbindung mit der Umwelt zu trete». Nach einige» Togen wurde ich daraufhin mit falsche» Papieren in eine Irrcn,n.ll,i!t eingelieiert — erlasse mir mein Kind, Dir z» schildern was Tri» Herz allzu schwer belasten würde. Frage iw St.-Bernhard Hollst bei Clnir nach Christian von Poremikli — eS ist der Name, der!ci!- hcr als der meine gilt. Forsche nach, wohin man wich von doc> aus gebracht Hai: ich leibst weiß nicht, wo ich bi». Jedenfalls aln'i bin ich hier, in der Einöde verschneiter Berge eingeschlosten. in der Gewalt Japans. Du weißt, was das sür mich bedeuten kann. Ruß land — Japan — im Kampf um mein Werk und mein« Perion - diese Kombination eröffnet meinen müßigen Gedanken Peripcllivcii erstaunlichster Art. denen ick nacbsinnr. — Gott schütze Dich, mein Kind, da ich cs nicht.mehr kann." Die letzten Wort« hatten nur mehr auf dem Rande des alb»' letzten Bogens Platz gesunden. Schnell faltet« Holten die Poiücrc zusammen, als er den schleichenden Schritt der Strohsolilcn seine? Wärters nahen hört«, der die Tür mit einem Drücker öffncie. in» eine Tasse Tee und etwas Schifiszwieback auf den Tisch zu sicsten, Es war die übliche Morgen- und Nbendration, mährend die mü- täglich« ans Reis, Biichsenflcisch und Konserven zu bestehen pstcglc. Holten hatte längst ausgehört, den Japaner zu beachten, er warf sich auf das Feldbett i» der kleinen Nebenkammer, ivandtc de? Gesicht zur Mauer und versank in einen kurzen Schlaf her Er schöpfung. (Fortsetzung folgt ) vr«««/ao - /t.. ucüe . 5«//srv/o//s
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