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- Erscheinungsdatum
- 1920-09-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192009229
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19200922
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19200922
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-09
- Tag 1920-09-22
-
Monat
1920-09
-
Jahr
1920
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Mittwoch den 22. September 1S20 Holtzendorsf irgend welche Bedeutung beimessen könne." Und Kaiser Karl habe .aus das dringendste" gebeten, ihn mit Besuchen wie dem des Admirals Holtzendorsf für die Zukunft verschonen zu wollen. Erzberger bestreitet wiederum aus das entschiedenst«, daß durch eine Indiskretion seinerseits der Bericht des Grafen Czernin in der Oes» sentlichkeit und damit auch der Enteme zur Kenntnis gekommen sei. Den Bericht selber habe er aus di« „korrekteste Weise der Welt" er hallen. Jedenfalls sei di« Behauptung durchaus unrichtig, daß die Herzogin von Parma daran beteiligt war Der Czerninsche Bericht sei damals aus der Schweiz an deutsche Politiker versandt worden. Bon dort aus hal ihn auch die Entente erfahren. Daß aus dem Reichsausschuß der Zentrumspartei, dem er den Inhalt des Berich es Ende Juli 1917 mitteilen zu müssen glaubte, „um völli ges Verständnis für die politische Gesamtlage und die Stellung der Fraktion zu schaffen", Angaben über di« Czeriiinschen Auslassungen bekannt geworden seien, bestreuet er erneut in entschiedenster Weise. Erzberger deutet an, daß er auch in dieser Frage aus gewissen Rück sich en heute noch nicht in aller Lefsentlichlelt reven ^nne. Seine Beziehungen zum Wiener Hofe und zum Grasen Czernin seien aber durch die Vorgänge „weder abgebrochen »och überhaupt getrübt wor den". Crzberger schildert dann noch, wie er in Wien alles daran setzte, um eine Sonderfriedensaktion Oesterreichs zu Venneiden. Er ließ durch einen bewährten Mittelsmann den österreichischen Kaiser bitten, noch 48 Stunden zu warten, damit eure gemeinsame Aktion von Wien und Berlin herbei geführt werden könne, welche Erzbergsr mit Hilfe der Mehrheitsparteien erreichen zu können hoffte. Erz berger begab sich sofort in das Auswärtige Amt, um dort Kennt nis von dieser Mitteilung zu geben, stieß aber dort „aus völlige Verständnislosigkeit". Erzbtrger benverlt dazu: „Man entgegnete mir. Staatssekretär vo» Hintze sei eben in Wien gewesen, daß Graf Bunan keine einseitige Aktion unternehme; ich könne ganz beruhigt sein. Ich hielt aber an meiner absolut zuverlässigen Mit teilung fest; es zeigte sich leider, daß ich recht bekam. Am Sonn abend wnrde zur größten Ueberraschung des deutschen Botschafters in Wien und dxs Auswärtigen Amtes in Berlin der Sond-rschritt Wiens vollzogen, wodurch aller Welt der erste Riß des Bündnisses bekannt wurde. Eine Depesche des deutschen Kaisers, die aus diese Folge hinwies, konnte an dem vollzogenen Bruch nichts-mehr ändern." Ein weiterer Versuch Erzbergers, wenigstens die Wassenstill stands« und Friedensverhandlungen von Berlin und Wien aus ein- hei lich zu führen, scheiterten, nachdem di« Entente sich darauf unter keinen Umständen rinlassen wollte. In Wien sei man damals sehr erpegt gewesen, daß man in d«u ersten Oktoberlagen Kaiser Karl nicht -eilig genug informiert Hab« über das Vorgehen, das Berlin gegenüber dem Präsidenten- Wilson eingeschlagen habe. D«r Kaiser Karl habe erklärt, daß er seit zwei Jahren immer und immer toi«der in der nachdrücklichsten Weise Berlin «rllärt habe, „daß der Augen blick nahe sei, in welchem ein weiterer Widerstand seinem Lande un möglich würde. Berlin habe auch ohne vorherige Zustimmung von Oesterreich die Annahme der 14. Punkte Wilsons amtlich öffentlich erkiiärt, und gerat« di« Annahme dieser 14 Punkt«, wie Berlin da» ausgesvrochen Hab«, bedeut« aber den völligen Zerfall der Donau monarchie. Kaii«r Karl erklärte, er wolle nicht den Schein einer Untreue auf sich laden. Er würde vor allem diejenigen Wafsenstill- standsbrdinqung«n nicht annehmen können, welche österreichisches Ge biet zu einem Flankenangriff auf Deutschland zugänglich machen würden. In diesem Falle bliebe ihm nich'S übrig, als sich an die Spitze der noch standhaltenLen deutsch-österreichischen Truppen zu stellen und dann zu salkm. Erzberger schließt seine diesbezüglichen Betrachtungen mit fol genden Worten: „Aus meinen vielen Verhandlungen in Wien habe ich die Ueberzeugung gewonnen, und hal'e diese auch he>ü« noch aufrecht, daß b-w dortig« Hof und die maßgebenden Politiker treue Anhänger des Bündnisses mit Deutschland waren, daß aber die Rot d«S eigenen Volkes, fütr welche man in Berlin nicht immer volles Verständnis batte, dort zu Schritten verleitete, die törichterweise durch erregte Preffeauselnaiibersehunge» in Berlin als eine Verletzung des Bündnisaedank-mS ausgewelte» wnrde»: zur Freude der Entente. Daß die militärische Niederlage Deutschland und die Bitte »m WassenstiMand das Bünknis und die Donaumonarchie mit eiium Hieb zer-ch'ngen mußt«, konnte für niemand überraschend kommen. Für mich, der ich stets im In eresie DeiN-'cki'ands in Wien arbeitete, war ein solches Ende besonders schmerzlich. Zum Pontifikalamt bsim Zweiten Säch sischen Lrathollkentag m Leipzig Die Pontisikallleidimg Unsere jetzt gebräuchliche liturgische Gewandung hat sich nicht, wie man früher oft annahm, aus der Salcalkieidung d's aarvnui- schcn Prüft »tums entwickelt, ihr Ursprung ist vielmehr in dar sci«r° täglichsn bürgerlichen Kleidung der ersten chrisflichrn Jahrhunderte zu suchen. Erst vom 7 Iah hundert an kann man von einer eigenen titurgifchcn Kleidung reoen. Um diese Zeit machte die P.osan- kleidung eine wesentliche Aendcrung durch, während man sür oen Got-essienjt die al en Forme» bei behielt. Für i>> Ausgestaltung der heiligen Gewänder war vor allem die Kcr.olingerzeit äuß'st fruchtbar. Tic bischöfliche Kleidung hat erst in dieser Periode iere VoUenoung eu'ahr n, was die Zahl der Oriintstücke an-ehr. Mit der snmbolisck-cii De'Uuna der hcitmeu Klei er bemßtrn sich mit Vorliebe di« großen Litnrgikcr des Mfltc'al cos: so Rabanns Mau rus. Amala'ius und Dinandus. — Es mag noch erwähnt werden, daß atic litnrgi'chen Gewänder vor dem Gebrauch durch den Bischof o:er eine» von ihm beauitrngtcn Priester vnicdivert we de,, müssen. Durch die>e Segnung werd-n sic endgültig dem Prosangebrauche ent zogen und düric» nur noch zu gottesdienstlichen Zweck»» verwendet irvrde». Im folgenden solle» di»: einzelnen Kleidungsstücke in der Reihenfolge, in der sie vom Bischof angelegt werden, kurz besprochen werden. Deo Ami kt (Schultertuch) emstammt einem in der antiken G-wa-rdnng allgemein gebräuchlich»» Hals- und Schultcrtuch, das früber über der Albe ge ragen wurde und zeitweilig auch das Haupt bedeckt. Tara» erinnert noch setzt die Vorschrift beim Ankleiden den Amikt zunächst auf das Haupt zu legen und ihn dann erst aus die Schultern herabzulassen, um die gewöhnliche Halsbekieidnng mit ihm zu verdecken. Seine snmbolische Bedeutung als Kovfhülle ist die den Priester wider die Feind« bs Heiles schirmende Hoffnung (galea iastitis); als den Hals nm-Meßcndcs Tuch versinnbildet er die castigatio voris. d i die Wachsamkeit beim Gebrauch der Sprache- Hier wie bei den übrigen Bekleidungsstücken kommt die symbolische Bedeutung in den schöne» Gebeten zum Ausdruck, drs der Priester beim Anlegen des betresHu>>eii Paramentes spreche« muß. Die Albe, ei» b'S nus die Knöchel lang b-rabwallendeS hsmdariigeS Gewand, das über der Hüfte durch das Zinqulum geschürzt wird, ist entstanden aus der antiken Tunika und bat sein« ursprüngliche Fonn wohl am meisten gewahrt. Sie soll au» reinem Linnen verfertigt sei» und versinnbildet die Reinheit des Lebens und die Hoffnung aus die ewige Seligkeit Das Zingulum, ein einfachere Güntel, weist «bmsalls au« weißem Linn-n gefertigt, bedeutet die Beherr schung aller verkehrten sinnlichen Bealerden, um die durch die Albe gesinnvkldete Heiligkeit und Gerechtigkeit bewahren zu können. Der Unprung der Stola ist wr« der des Mampel» noch nicht genllzeud geklärt. Jedcackall« ist sie ein auszeichnender Ornat, wie schon aus aus der dem Meihegrad «nllvrechrnd verschiedenen Trageweise hervor» geh». De« Bischof trägt sie im Geaensatz zum Priester, der sie über der Brust kreuzt, gleichmäßig berabwallend. Ti« versinnbildet die Unsterb lichkeit, die der Priester einst zu erlangen hasst. Das Material ist Seid« Tuntrella und Dalmatlk sind ursprünglich Festge- wänden, daher Gewänder der Freude, womit auch ihre snmbolische Bedeutung gegeben ist. Infolgedessen dürfen sie eigentlich bei Seelen- klmkern »nd in den kirchlichen Bußzesten nicht getragen »verden. Der Bischof legt beide Gewänder unter d«m Meßgewand an. um a„zn» Nr. 219, Seite g Br »1« deuten, daß dl« Bischofsweih« die Zusammenfassung u. Krönung aller cade ist. Tun ' - - - übrigen Weihegrade ist. Tunizella und Dalmatik sind ebenfalls aus Seide hergestellt. Hierauf zieht der Bi. die Handschuhe an, die meist aus Seidengarn gearbeitet und auf der oberen Handfläche mit einem Schmuckmedaillou geziert sind. Sie symbolisieren die Reinheit des inneren Menschen. Die Handschuhe werden vom Bischof nach dem Offertorium abgelegt aus Ehrfurcht vor den Opfergaben, die seine Hand berühren müssen. Die Planeta (Meßgewand) war ursprüng lich ein weiter Mantel, der den ganzen Körper ringsum bedeckte und nur «ine Oesfnung sür den Kops sreiließ. In dieser weiten Form erhielt sich di« PlanAa (Glockenkasel) lange Zeit, bis mau gegen Ende des Mittelalters ansing, sie an den Seiten zuzustutzen, um die Arms frei zu machen. Darunter litt die Schönheit des Ornates ganz erheblich, so daß man heute mi<t Recht wieder zu der älteren Form der „goti schen" Kasel zurückkehrt. Anfangs stand die Planeta allen Weihegra- den z» Gegenwärig ist sie ausschließlich Priestergcwand (restis sacer dotalis). Schon im frühen Mittelatter galt die Plena-a, weil über den anderen liturgischen Gewänder» getragen und sie alle verhüllend, als Symbol der alle anderen Tugenden überragenden und selbst die Sünden bedeckenden charitas (Liebe). Weil sie auf den Schulten, liegt, ist sie Symbol des ingum Domini des „Joch des Herrn". Der Ring, den der Bischof nunmehr auf den vierten Finger der rechten Hand streift, ist das Zeichen seiner Vermählung mit Christus seiner seits, mit dem er infolge der Uebernahme des bischöflichen Amtes besonders eng verbunden ist, und seiner Liebe zu der ihm anvertrau ten. mit ihm ganz und gar zu Eins verwachsenen Herde anderer seits. Ti« Mitra hat ihren Ursprung in dem bev.its im achten Jahrhundert bekannten päpstlichen camelancum, einer weißen, kegel förmigen Mütce, die seit dem 11. Jahrhundert als päpstliche Aus zeichnung verliehen, seit dem 12 Jahrhundert als ein spezifisch bi schöfliches Ornatstück erscheint. Die liturgischen Vorschriften bestim men die Entblößung des Hauptes gemäß dem Wort des Apostels beim eigentlichen Gebet, also z. B. während der Orationen, während des gesamten Kanon usw. Wenn der Bischof bei der Liturgie häu figer als der gewöhnliche Liturg bedeckten Hauptes erscheint, so kann das damit erklärt werden, daß der Bischof dadurch als Träger höherer Machtvollkommenheiten hinqestellt werden soll. Die beiden cornua (Hörner) der Mitra vcrsinnbilden das Alte und das Neue Testament, di« dem Bischof in seinem Kampfe gegen die Feinde des Heiles schir mend zur Seite stehen sollen. Der Gebrauch des Bischofs st abeS reicht bis in das 6 Jahrhundert zurück. Er ist das Zeichen de, bischöf lichen Hirtengewalt. Die Symbolik schließt sich an die drei an jedem Stab unterscheidbaren Bestandteil«: die Krümmung, der eigeirtliche Stab und die Spitze. Erste« dxu'et auf die Hirtensorgfalt, mit der der Biichof alle ihm «»vertrauten Sckiäflein an sich ziehen und dem Heiland -»führen soll, der mittlere Teil, de« Stütze und HM ge wahrt, versinnbildet die Hirtentätigkeit, insofern sie in entschiedenem Auftreten.. Leitung und Förderung der Untergebenen sich zeigt, der untere Teil des Stabes endlbch, in einer metallene» Spitz« bestehend, gilt als Sinnbild der Hirftnsorgfalt. di« im Anspornen und Strafen sich betätigt Da di« besamt« Hirtentätigkeit des Bischofs auf da» Volk gerichtet ist, muß die Oesfnung der Krümmung auch immer gegen das Volk gerichtet sein. Dt-n Manip«k, dckr ursprünglich als Schweißtuch praktischen Zwecken diente, legt der Bischof erst am Max nach dem Eonstteor an. Der Grund, weshalb der Bischof nicht wie der einfache Priester schon vor der Planeta den Mampel nimmt, kann nicht mit Sicherheit angegeben werden. Vielleicht war eS rin mystischer: der Bflckiof, der in allem Vorbild seiner Herde sein mutz, soll durch dies« Anlegung deS ManipelS augenfällig vor dem Voll« bekennen daß er von Hsrze» bereit ist zur Sicherung der eben be- kannten Sünden di« lletus «t dolores (Seufzen und Schmerzen) dieses Eigenlebens welche der Ma-nipel symbolisier, in Geduld zu ertragen, lieber di« Vontikikalschuhe, deren symbolisch« Deutung ge^ geben ist. ist nichts Besonderes zu sagen. Aus vorstehender Zusammenstellung ersehen wir ein Doppeltes: mit welcher Auszeichnung die Kirche ih>ce Bischöfe als Nachfolger der Apostel und Stellvertreter des Heilandes behandelt und, wenn wir uns an die symbolische Deutung der einzelnen liturgischen Kleidungs stücke erinnern, wiche hohe sittliche Forderungen das bischöflich« Amt an seine Inhaber stellt. Daraus ergibt sich für unS der er neute Vorsatz, unsere Bischöfe hoch in Ehren zu halten und ihnen in der Ausübung ihres verantwortungsvollen Amtes durch eifriges Gebet zu Hilfen. Zur Lage der stehenden Orchester Deutschlands*) Von Wolfgang Lenk Di« Wertschätzung des berufstätigen, schöpferischen oder aus übend«» Äujilcrs von seiten der Mitwelt, zeitgemäß gesprochen seine soziale Lage ist durch folgende Faktoren bedingt: Es sind dies, ein.riei s für di« AllgcmcinP.it. die Erlenntnis seiner Daseinsberech tigung und -Notwendigkeit, die Anerkennung seiner Leistungen in geistiger und ma eriellex (finanzieller) Hinsicht, andererseits sür den Mnstick noch besonders seine Allgemeinbildung, seine fachlichen Leistungen, hanprsäcdlich ab r ein auf sämtliche Faktoren festgegründe- :es und gestütztes Slandesbcwußtsein Je stärker sich di»i!es Bewußtsein ausprägt, das in technischer Hinsicht zugleich eine stresse Organisation erfordert, um so gesicher ter, angeseh nxr und vor allen Dingin künstlerisch leistungsfähiger ist der Musikersland selbst; die Musik- und Kulturgeschichte der Ver- gangcenheit und Gegenwart zeigen das ost und deutlich. Wird nur einer der genannten Umstände vernachlässigt oder gar anSaeschieden, ist der Musikcrstnnd als solcher bedroht. Die wechstlseitigeir. engen Beziehungen dieser Faktoren unter sich verlangen eine gleichmäßige Pflege und Fi) dernng. wen» nicht Unterlassungssünde» großen Scha den erstehen lassen sollen. Der Musiker dvs klassischen Altertums genügte diesen Forde rungen vollständig. Die Achtung, die er seitens der Mitmenschen ge« uoß, war bedeutend. Bildung und Leistungen räumten ihm im Staate denjenigen Grad ein. der ihm als Vertrete« eines der wichtig ste» Kultur- und Erziehungsfaktoren zusl.ht. Sein Standesbewußt- sein war berechtigt und wurde anerkannt. Eine ähnliche Stellung nahm der Musiker des Mittelalters und dar beginnende» Neuzeit ein. Die Wertschätzung der Klostermnsiker, Minnesänger, Troubadoure und Meistersinger stand aus Hohr Stufe. Selbst noch die in Zünften ver einigten Pfeife»'. Spielleute und später die Stadtmusikantcn vertraten ein gewisses Standesbewußtsein. Wenn auch di« Lüftungen und Allgemeinbildung letztere nicht ohne weiteres hierzu berechtigt haben, bestand doch im Volk« die Erkenntnis ihrar Daseinsberechtigung und Notwendigkeit. Erst zu Beginn deS 17 Jahrhunderts kcitt ein langsam«, aber deutlicher Verfall dieses Standesbewußtseins ein. Es lag dies in erstav Linie an dem sich gtltend machenden Ueberangebot von Mu sikern. Jedoch die Hauptursache war die Vernachlässigung der für die Pflege dieses Standesbewuß'seinS in Frage kommenden Faktoren. Nicht allein unter der freien, sondern auch bei der in Orchesterver- bänden berufstätige,, Musikerschast machte sich dieP Tatsache be merkbar. Die größcren Orchester des 17. und 18. Jahrhund»: tS standen im Dienst« de» Kaiser» der Könige und Fürsten. Ihre Zahl war in Deutschland beträchtlich. d«nn selbst Ne int- Fürsten leisteten sich den LuruS einer Kapelle. Doch standen diese Kapellen ausschließlich zur V iffügung de» Hofe». Wenige Ausnahmen verzeichnen ein« Anteil- nahnw an den Leistnngen seiten» der Bevölkerung, der damit schon da« Bewußtsein der Daseinsberechtigung und -notwtendigkeil de» M«. siterstande« verlorenging. *) An, Kr Nr. 18 der „Zeitschrift für Musik". illustriert« Ha». Monatsschrift für Konzert, Theater, Lehrfach und Verlag. Tteingrä- ber Verlag Leipzig. Was nun die Leistungen dieser Musiker betrifft, so muß man gestehen, daß neben ausgezeichneten Virtuosen, — eine für das Re- nommte dex Hoskapelle uned'läßliche Bedingung, — in der Mehr, zahl wenige Künstler zu verzeichnen waren. Mit der Allgemein bildung stand es selbst bis hinauf zum Maestro di Capella schlecht Die meisten konnten wohl Noten, aber kaum ihre,, Name,, schreiben Was die Bezahlung anbetrifst, so hielt man es auf festen der Höft mit der Sparsamkeit. Groß«- lnxmiöse Feste und Einrichtungen dür- sen hierüber nicht hinwegtäuschen; die erhaltenen Alten sind in dieser Angelcgenheit die wahren Zeugen. Unter diesen Umständen mußte das Ansehen und das Standes- bewußtsem beiden. Die Orchestermitglieder standen meistens im Range eines Lakaien und wurden demgemäß gewürdigt. Hand in Hand ging damit oft »och eine persönliche Vernachlässigung und Gleichgültigkeit. > Droh des ungeheuren Aufschwunges, de» dl.- Musik „m di« Wende des 18. Jahrhunderts und in, 19 Jahrhundert nahm, stieg das Ansehen des Musilerstandes nicht in gleichem Maße. Tie Untcr- lassungssünden der vorangcgangenen Zeit rächten sich bitter. Das mit einem gewisse,, Untcrtone bdhaftete Wort Musikant behauptete in der Gesellschaft und im Bürgorstande auch weierhi» seine Bedem tung. Selbst noch gegen Ende dis 19 Jahrhunderts, das in bez,H auf Leistungen und Bildung in der Musikerschast wieder bedeutende Besserungen zeitigte, war ihre Wertschätzung, ihr«: soziale Lage ge radezu dürftig zu nennen. Den Anstoß zu einer Besserung in diesen Fragen gäbe,, einig« der in, letzten Viertel des 19 Jahrhunderts gegründeten feststehen den, städtischen Orchester, denen dih noch «rhalteng«bliebenen Hof- kapellen bald folgten. Die Vorbedingungen hierzu lagen klar zutage. Die Musiler- schast wies eine bedeutend gebesserte Allgemeinbildung auf, die sach lichen Leistungen waren dckrch gut«,, und geregelten Unterricht ver vollkommnt. Die Orchester stellten um noch vollwertige Künstler ein. Die technischen Anforderungen i» den Kompositionen der sich Geltung verschaffenden modernen Tonseher unterstützten diese Forderungen. Mit d«m wachsenden Anjj-.chen des Komponisten stieg die Anteilnahme an Kapellmeister und Orchester. Die geistige Würdigung der Or chestermusiker mehvte sich — nwr die finanzielle Versorgung lag im mer noch sehr im argen und hemmte ihre künstlerische Leistungs fähigkeit. Aber auch in diesem Punkte erreichten die stehenden Orchester Besserung. Die Organisation und der Allgemeine Musikerverband traten in ihre Rechte. Die letzten Forderungen näherten sich scheinbar dem Ziele. Da« alte, verlorengegangene Standvsbewußtsein er kämpfte sich wieder seine ihm gebührende Stellung. Man lernte die feststehenden Orchester würdige». Ihr« Mitglieder erhielten Beamten- " ' " ^tig stellung mit Pens1on»b»«hngung. Mit Ausbruch d« S Weltkriege» kam die Tätigkeit dieser Organi sation zum Stillstand Der einige Jabre vorher nmerhalb de» ver bände« gegründete Orchesterbund festbesoldeter Orchester Deutschland» wurde 1918 leider wieder aufgelöst. Mit ihren neuen Fragen trat die Zeit nach dar Revolution auch an di« Organisation de» sogenannten Allgemeinen deutschen Musiker« Verbandes haran. E» kam ein« Verschnmlzung mit tum, „Verein Berliner Musiker" zustande — der „Deutsch« Musiker-Verband" Dir gewerkschaftliche Organisation hielt damit ihren Einzug. Nicht zum Segen der gesamten deutschen Musikerschast. Denn dgr Gewerkschaftsgedauk« mit seilten naheliegenden poli tischen Tendenzen bedeutet für die feststehenden Orchester eine große Gefahr. Die Kunst mutz auArhalb jeglicher politischer Richtung und Betätigung stehen. Jede Einmischung der Politik in künstlerische, musikalische Fragen h«mmt ihre Leistungsfähigkeit^ raubt ihr dm Berufung und stempelt sie zum Handwerkszeug für die Behandlung von Alltagsfragen. Die feststehenden Orchester Deutschlands haben dl« drohende Gefahr zum großen Teil schon erkannt und mehrmals, allerdings ohne jeglichen Erfolg, bei dem Deutschen Musiker-Verbande Einspruch erhoben. Ferner kommt noch hinzu, daß dieser Verband keine berufsreine Vereinigunb darsiellt. Jedermann, der die Musil abends im Kaffee haus, Variete oder Kino als Nebenberuf ausübt, kann in diese» Verband ausgenommen werden. Ein Verband jedoch, dex di« fest angestellten Orchestermusiksr unterstützen soll, muß berufsrein sein Die Lebensbedingungen und Interessen dar Mitglieder ständiger Or chester sind ganz anderer Art als diejenigen der gesamten Musiker schast. Nicht zu vergessen, daß mit drr Aufnahme nicht rein berufs mäßiger Musiker der Musikerverband auch unberufenen Elementen di« Türe öffnet. Die Folge davon ist eine abermalige Lähmung des Staudesbewußtseins, tvelch« die «niste Musikerschaft gerade in der gegenwärtigen Zeit am allerwenigsten ertragen kann Die deutsche Musik steht sbit dem wirtschaftliche» Zusammenbruch des Landes in Gefahr, ihrer Existenz beraubt zu werden. Die Zu kunft wird nur noch das Beste dieser Kunst finanziell sichern und fördern können. In erster Linie müssen die feststehenden, musikalisch vollwertigen Orchester erhalten bleiben, durch staatlich,- und städtische Behörden sichergestellt werden. Gerade ihre künstlerischen Leistungen sind von Staats wegen notwendig. Einrichtungen geringer künstle» rflcher Art müssen äußersten Falles ihnen zu Liebe geopfert werden. Die Verarmung unseres Volkes wird solche Zwangsmaßnahmen zu lasten, ja sogar fordern, ein« der wenigen Vvetefle, die auch die Verarmung bringen kann — di« Gesundung der Kunst. Der Tag ist nicht mehr fern, der die feststehenden Orchester Deutschlands vor dir- Entscheidung stellen wird. Mit Hilfe des gc>- werlschaftlich organisierten Mnsikerverbandes iverden sie sich schwerlich behaupten und durchsetzen lönnen, denn verschiedentlich habe,, die Behörden den Deutschen Musikerverband bei Verhandlungen in Or ches» ragelegenheiten. zum Nachteile der Orchestermitglieder, als nicht kompetent abgelehnt. Der Deutsche Musikerverband will seiner gewerkschaftlichen Organisation gemäß den feststehenden Orchestern bin« von ihnen vor- geichlagene Sonderstellung einräumen. Verhandlungen, eine Einigung z» erzielen, schlugen bisher fehl, Vorschläge und Piotest- wurden nicht beachtet. Die Folge davon ist, daß die Musikerschaft der stehenden Orchester vor einem Aus ritt aus dem Deutschen Musil>.-r- Verbande steht. Im stillen bereitete eine „Leipziger Arbeitsgemein schaft", der sich bereits 23 große Orchesterverbände angeschlosten haben, die Erneuerung des „Deutschen Orchesterbundes", den Gedan ken des verstorbenen Darmstädter Musikdirektors Albert Diedrich, wieder vor; dieser Bund wird sich in nächster Zelt der Musilwelt vor" stellen. Geleitet wird dieser Gedanke, dessen Bund so gut wie sich« zustande kommt, von folgenden Motiven: Der Den-sche Musiker-Ver band kann nicht di« deutsche ernste Orchestern,,isikerschaft vertreten Ihr« Beamteneigenschast erfordert andere Lebensbedingungen und Interessen, als die in gewerkschaftliche», Ginne organisievte, zum Teil nicht berufsrein« Musikhandwerkenschast. Der beamtet« Musiker muß in künstlerischer Hinsicht politisch neutral sein. Musikpolitik ist ein Undingl Will der gut« Orchestermusiker seinem Könck'u und seine,» Leistungen entsprechend angesehen und anerkawm werden, kurz gesagt, will « da» wieder schwer erkämpfte StandtzSbewußtsein behaupt«», dann mutz er sich nur mit seinesgleichen zusammenschließ«». Ein beruf-reiner Verband innerhalb der Orchsstirmusikerlchaft bietet di« Gewähr, für all« Fäll« gewappnet zu lein. Hoffentlich gelingt es der Leipzig« Arbeitsgemeinschaft recht bald, den Deutschen Orchesterbund stände zu bringe», zum Wohl« den: Orchesiermnsikerschaft »nd zum iohle der guten deutschen Musik. GeschaftSstsl Dresden «A. 1> Bezugspreis, Btertc, An»,ad« » V.4S Di- Läctzstkche «olksze Drei Wochen zeftek skrttem, in l gefällig! Da mag in dieser temen Z di« Stadt schüttelt Haupt! Da mögen Darum läßt die kc schloss,nen E Dc. Hille aus ' zum Schulstrelkk 0 Da entsteht an der Eintridt ist n^r de. Im Saale wird w dkcängt im Saal« wog«, Stimmen sc kracht zu BodenI Scheibe klirrtl D< wird frei! Ungelo kaiholiksu, auch ai tenl Niemand kei buch, wo bleibt dl Männer «nd Fra fälscht«« Ein sitzen die Finsterlii sehnten Saale sind "zeichen heischt Ruk Kaufmann S um Sachlichkeit m Scheib« tverden z, schreitet zum Ns! Stimm« schwirrt d heftseriuuerungen Sehnen nach de, Zuhörer weckend! Idyll! Kulturkani gewesenl Kulturk Kloster stürmen li Körperschaft aus< Gebärd« weist der Zwischenrufe weö Aber das bekam d der unvorsichtig« au» der Redeslut! Saall O, du un „FMHeit, die hak wi» wkr «s all« jetzt haben wir sie Ozean von Bctfa Redner des Nben Paragraphen der sich vor der Vers seinem so volltön habt recht! Halt gut« Schutzgeister, ihr seid lm Recht zur Sprache. AI muß verstehen, w, Schlüsse begeistcr über Beifall dem Kaufmann fall setzt aufs ne Kurze, mai zielbewußt fliege. Nun komm Angriffe der Gej schränkte Redefre mann macht w hört der Saal i letzten Teile de» ein T«Il verläßt Nach ihm sprecht Versammlung, di klärt werden soll nutzlos verpassen Papst; die Geist« alle» vorgebracht Tuch, da» Wirt Direktor 8 Angriffe auf di« letztem«! sein wi
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