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-K.LVL 1». Jahrg. GeschSstrs,«»« Dr«»»«»»A. 1», SiickMe Sonnabend, 21. August 1920 ffe*»sp««che, rt>« Psstscheekkonl»« LeiP,lg Mr. i17M voWremum vezuo-p».«», «intelfährltch in d.r ».schästSstell. od« von d«V°kt ,d«»hoü «"«««b.^ mit lllustr. ».llag. 1«.»«^ AuSgab« » 0.4S In Dresden und ganz Deutschland frei HauS An-gabe 1 10.SS Un-gave " V dy F». Die Sächsische VollSzeltung erscheint an allen Sochentagen nachm. — Sprechstunde der Redaktion: 11 VtS ID Uhr vorm. An,»!,««, Annahme von »e,chä,»»cmz«tgen bl» 1« Uhr. von F-mttienanzetgen bl» 11 Uhr dorm. - Prei» für dl» Pelit-Tpaltzelle 1.40 X. >m ReNametetI ».SV Famlllenanzelgrn I.SU ^k. — Fär »nd-utllch geschrieben«, sowie durch Fernsprecher anfgegebene Anzelgen können wir dl« Leranlworllichkell sür dl« Richtigkeit de» Teile» nicht übernehmen Der letzte Tropfen Der ReichSwirtschastSminister «Hol, hat am letzten Montag die Leipziger Messe al« ei« wtrtschastspoli- tische Lat bezeichnet. Sin kühner Wort in dieser Zeit, Gewiß Ist es eine Tat, daß man in diesen Wochen der Gärung, der unge» heitren außerpolitischen und imrcrpolitischen Strömungen überhaupt daran gegangen ist, die technische Messe abzuhalten und die allgemein« Mustermesse vorzubereiten. Das Wort deS ReichswirtschaftsministerS von der wirtschaft-politischen Tat, das am zweiten Tage der Messe gefallen ist, scheint aber In weiten Kreisen der Bevöllerung, soweit sie leinen Einblick in die Dinge hat, dahin aufgefaßt worden zu sein, al- ob die Technische Messe einen vollen Erfolg in jek«r Hinsicht bedeute. Es wäre verhängnisvoll, wenn verschwiegen würde, daß davon leider keine Rede sein kann. Schöne Wo-rte können und dürfen nicht da» über hinweghelfen, zuzugeben, wie eS in Wirklichkeit aussieht: Ti« technisch« Messe ist ein Mißerfolg, der allordings aus der ganzen gegenwärtigen Lag« heran» nur zu sehr zu verstehen und zu begreife» ist. Wer di« Dinge in den letzten Wochen genau verfolgt hat, den kann diese» Resultat nicht überraschen. Denn di« wirtschaftrpolitische Lage ist undurchdringlich ebenso wie die allgemein« politisch« Situa tion überhaupt. Wir wissen nicht, wa» morgen sein wird. Diese Tatsache konnte natürlich auch nicht ohne Rückwirkungen auf di« Leip ziger Messe sein. Die Zahl der Aussteller in Leipzig war außerordentlich groß. Sie stand aber kn umgekehrtem Verhältnis zu der Zahl d-r Besucher und noch weit mehr zu der Zahl der Käufer. E» bestand eine allge meine Kaufunlust und nur wenige hatten den Mut zu größeren Kauf abschlüssen. Da» ganze finanzielle und wirtschaftlich« Elend unserer Tage spiegelt« sich in dieser Doch« in Leipzig wider. Gewiß konnte man erfreut sein, außerordentliche Leistungen unserer ^"bustrie dort zu sehen, und so wird sicherlich auch diese technische Messe mehr als AuSstellung betrachtet von nachhaltigem Werte sein. Der sächsische Finanzminister Dr. Reinhold hat in einer Unterredung seine Eindrücke von der Technischen Messe wiedergegeben und dabei erklärt, e» sei „die Hauptaufgabe dieser Messe gewesen, nach den wirtschaft lichen Jvrungen und Wirrungen der letzten Monat« wieder eine ge sunde Preisbasi» zu finden und das Vertrauen zwischen dem ffabri- kanten und dem Käufer, ohne da» keine Geschäftsverbindung aus dl« Dauer möglich ist, wieder herzustellen." Der Finanzminister geht da bei von der Auffassung au», daß die sprunghaft« Steigerung der Preise aufgehört habe und die Möglichkeit der Kalkulation wieder ge- geben sei E» Ist nur zu begrüßen, wenn ein Finanzminister von einem gesunden Optimismus erfüllt ist, da er heutzutage ohne einen solchen überhaupt nicht arbeitsfähig wäre. Die Aeußorungen d:S Finanzminister« Dr Reinhold über die Technische Messe in Leip zig erscheinen un» jedoch zu optimistisch und sind tatsächlich auch be reit» und bedauerlicherweise durch die Ereignisse dsr letzten Tag« widerlegt. Auf einer Reihe von Gebieten haben die Preise bereits wieder angezogen und sind sprunghaft geworden. Wo das enden soll, Ist vorläufig noch nicht abzusehen. ES hängt da» natürlich alle» mit den schwebenden TagrSfragen zusammen, nicht zuletzt auch mit der allgemeinen finan ziellen Lag« de» Reiche». Da sieht e» heute ernster aus denn se. Wenn di« Geldentwertung so fortschreitet, werden unsere Reick,-schulden am Schlüsse diese- Jahr,» di« nett« Summe von 306 Milliarden Mark erreicht, wenn nicht überschritten haben. Selbst daS Wort Staat-bankrott hat für viele seinen schreckhaft«» Charakter ver loren und e» ist ja tatsächfich nicht zweifelhaft, daß wir auch bereits ohne Anwendung diests Wortes mitten in einem solchen Bankrott darinstehen. Eine Aenderung kann nur erfolgen, wenn der Papier- geldwirlschast ein Riegel vorgeschoben wird, und e» finde» auch, wie wir hören, bereit» eingehende Beratungen darüber statt, nunmehr und endlich energische Maßnahmen zu ergreifen. Es wird dazu unseres Erachten» allerdings auch höchste Zeit. Wir kommen aus dem F1- nainelenki nur dann heraus, wenn das Geld wieder zu einem gewissen Werte kommt. Wege, da» zu erreichen, gibt e» natürlich verschiedene, llm so schwerer ist e» aber, den richtigen zu finde». Wir wolle» dl« koflnung nicht aufgeben, daß die Beratungen, die diestrbalb setzt In Lettin gepflogen werde», zu einem praktischen Ziel« führen möge» und vor allem auch erfolgreich find. . Auf allem, was heute geschieht, lastet aber, wie schon gesagt, das Ungewisse. Zu allen außenpolitischen Schwierigkeiten kommt vor allem noch, dass die Unabhängigen und kommunistischen Elemente ei'rig am Werke sind und selbst vor einem NenkralitätSbrnch nicht zurückschrecken. De« Vizekanzler de» Deutschen Reiche». Herr Dr. Seinze, Hot vorgestern In All enstein ln Ostpreußen, dä mm wieder ans Deutsche Reich gekommei ist eine R.d« gehalten kn der er erklärte, wir müßten uns Immer wieder dell„, bewußt bleiben, daß der Friede von Versailles, den wir unterzeichnet baden, für un- bindende Norm sei. In AuSsühning di,st? vertrage» Hab» die denlsche R Ichsregiening kn dem russisch-polnischen Konflikt ihr, Neutralität erklärt. S>> die Re i H «re g i e c u n g sei entschlossen diese cheutraliät unter allen Umständen aufrecht zu er halt«« und sich kn keiner Irgendwie geartet«« Weise au» ihr he» auSdrängen zu lassen. Dies« Erklärung ist gewiß recht erfreulich. Es hört sich a-ßerordentlich gut an, wenn der Vizekanzler von Entschlos. senheit unter allen Umständen spricht. Wie sich aber di, ReichSregie- rung die Durchführung dieser Entschlossenheit unter allen Umständen denkt, ist im Augenblick noch nicht ersichtlich. ES ist Pflicht der Presse, darüber mit aller Offenheit zu sprechen. Auch die „Germania" (Nr. 366) sieht so bedenkliche Anzeichen einer sozialistische« Ne- benregierung, „daß die Staatsautorität dadurch auf» schwerste gefährdet erscheint". Da» Blatt erklärt di« Zustände sür unerträglich, und sagt, eS müsse von der Reichsregierung erwartet werde», daß sie der unabhängig-kommunistischen Diktatur mit aller Entschiedenheit rntgegentrete. Das Berliner Zentrumsblatt wird noch deutlicher, wenn e» ausführt, die Reichsregierung habe da» Vertrauen de« Mehr» heit des deutschen Volkes, sie würde e» verlieren, wenn sie ihre Ent- schlüsse und Maßnahmen, die zur Sicherung der deutschen Grenze notwendig sind, wenn sie die Erfüllung von Bedingungen de» Frie- densvertrageS von der Genehmigung radikaler Eisenbahner abhängig machen müßt«. Wir schließen uns diesen Ausführungen vollinhalt lich an. Wie aber soll die Reichsregierung, so fragen wi> nochmal», dem entgcgentreten, wenn sie, wie da- seit etwa zwei Wochen der Fall ist, ihr Gewerbe im Umherziehen ausübt. So ist es doch und so ist e», obwohl man im Lande daS einfach nicht MNIIIIINIIillNNNMINMIIIINIMIllMIIIIIIIIIIIlllNUIIlllllllllllllllllllllllllllllllllllllllNIlllllllllk «Nt lj» svlW VellMimIiMii «kl! MM» M M rmlteii sSMIM» IstlMllit«! Iss ,11» 2». dis A. Usotmlm Mil bestellt? 6ivli vsxvo 1?vilvskinvrknrtsll na 6orro Lskmäslnrioktsr Or. j«r. 6sekms.nu, Hospidkl- »trsü« 12, kvstsoksvk-Xouta IHpsiß Hr. 62356; vs^su V/okounA Ln Lsrrn I'LbrikLnd (A. Ldrisävr juv., I-sipri^-6utrit«sod. slS45 NlllllllllllNIlllllllllUIIIIIIIIIIIIIIIIIIlllllllllllllllllllllMlIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIllllllllllllllUIIIIIIIIIIIII begreifen kann. Die Herren Minister mögen sich keiner Täuschung darüber hingeben, daß auch in den Parteien, auS denen sie hervorgegangen sind und denen sie heute noch angehören, die Mißstim- mung darüber und da» Befremden einen außerordentlich hohe» Grad erreicht hat. Die ReichSregienig gehört jetzt und gehört vor allem seit dem Auscinandergehen de» Reichstages einzig und allein an ihre« Sitz nach Berlin. Wenn man auch wohl verstehen kann, vielleicht ver stehen kann, daß der Reichstag auSeinandergegangen ist, weil man ihn ohne laufenden BeratungSslosf nicht wochenlang zusammenhalten kann, so wird man da» doch sicherlich in unseren Tagen von der Reichsregierung nicht behaupten können. Dabei soll nicht verkannt werden, daß an sich daS Bedürfnis nach Ferienruhe menschlich durch aus verständlich ist, aber doch wohl besser hätte' zurückgestellt werden müssen. Da fragt sich in diesen Tagen und Stunden, wo die blutigen und unblutigen Ereignisse sich häufen, wo die Spannung aufs höchste gestiegen ist, der normale Bürger mit Staunen, wie denn unter diesen Umständen das durchgeführt werden soll, was d»r Herr Vizekanzlcn: in Ullenstein angedeutet hat, durchgesührt werden soll angesichts der Tatsache, daß nicht einmal ein halbes Reichskabinett zu einer Sitzung zusammentreten kann Niemand wird verkennen, daß sicherlich die Reisen nach Ostpreußen und nach dem Westen von Bedeutung sind, aber die gegenwärtigen politischen Ereignisse sind bedeutungsvoller und ernster. Uni. wenn der Herr Vizekanzler Dr. Heinze in Allenstein auSrief, jede unüberlegte Hand lung der Deutschen, sei es hier oder sei eS im abgetretenen Gebiet, könne mit Leichtigkeit von unübersehbaren Folgen für unser schweige» prüfte» und hartbrtzrohte» Vaterland sein, so hat er gewiß damit recht. Abrir e» kann auch von unübersehbaren Folgen sein, daß in diesen Tagen das ReichSkabinet« in Berlin nicht beisammen ist und nicht in Permanenz tagt. Denn alle» deutet darauf hin, al» ob es dem deutschen Volke nicht erspart bleiben solle, auch noch den letzten Tropfen de» Leidenskelche; anSkoflen zu müsst». Schon einmal hat da- deutsch- Volk eS «ick und bitter beklagt, näm- lich in den traurigen November«.!/-» de» Jahre» 1MN, daß in ernstester Stunde die oberste Spitz: de» Reiches die Reich-Hauptstadt verlassen hatte. E« gibt auch morali.che Wirkungen ktt gespannten politischen Situationen ES muß daher verlangt werden, daß keine Stunde gezögert wird, zum mindesten da» Reichskabinett geschlossen znsammenzuberufrn. Nach jst viele» zu «r-etten noch kann e» un« srspart bleiben, daß wir arn letzten Tropfen de» Leidenskclche« auskosten müsse» Aber nur dann, wenn übe, alle Parteil-idenschasten himveg eine Zusammenfassung al'rr Kräfte er* d>I. Der leitende Gedanke in der Politik Don einem besondec-n politische» Mit arbeiter wird uns zu dieser Frage geschrieben: Wie schwer eS «ich an !'nein Smart wesen rächt, wenn sein« politische Führung de» 'cite"den Gedankens und damit deS klare» Zieles entbehrt, haben wir in Deutschland an uns selber zu fühlen bekommen. Wenn wir uns o,e Frage stellten, ob wir vor dem Kriege einen politischen Gedanken und eine einheitliche politische Ziellinie gehabt haben, so müssen vir >aS vrra.inen lind >'n icser negativ.» Antwort liegt auch nicht zul-tzt eine der wesentlichen Trllärnngcn für unseren schließlichen Zusammenbruch. In Deutschland strebte« früher immer zwei Gedankenwelten wider einander: Die nrü:ä:'sche und die politische. Die mili tärische Richtung gatte gewiß einen llaren operativen Gedanken. Er lonzeatr» cte sich in dein Krieg-plane des Generali Gchliessen, der auf un« gioß« und schnelle militärische Entscheidung im Westen durch liebere r-nung Belgiens und mäckuiges Dortreiben des rechten Flügels der deutschen Armeen unter Verhaltung de» lin- ken an die Vogesen an,>c hnren und dort verankerten Flügel» ging. Dieser operativen, aus der militärischen Gedankenwelt entsprung'nen Idee stand nun anderseits d-e damalige politische Gedanke oder was man in den beteiligten führenden Kressen dafür hielt gegenüber. Dieser hatte ein klare» Zl? l überhaupt „ich: Die deutsche Außenpolitik der vorkriegertschen Zest war sich nur in ihrer Nbnei- gung gegen Frankreich einig Dagegen »ich! darüber, ob man sein« Lieb« auf Rußland einttt-^S oder England anderseits verwenden solle. Mit keinem wollt« man sich zu fest engagieren. Daraus ex. gab sich ein stcteS Schwank-» Zu einem festen Entschlüsse konnten wir nicht kommen. Zu gleicher Ze>t aber ward unter Führung Englands nicht nur «in geraklinigrr oprativcr, taS heißt milr- tä rischer Gedan'e gacn Deutschland gepflegt, son- der» daS Ziel wurde w»it varüb'r hinaus politisch verstärlt durch die Einireisung D.uttch andS unr Wirtschaft'ich durch deu großzügigen Plan der ll u 4 h u n g e r u n g de» deutschen Volkes, um — wenn es nicht ander» ging - die Kapitulation ganz Deutsch lands zu erzwingen. So kam d-n:r auch Wir waren von vorn herein im Hintertrefseweil der oben erwähitte overative Gedanke deS deutschen Gen.'ralst de» den- politischen Gedanken der Verstän digung mit England röllig zuwiderkief. Denn eine Uekerttnming Belgiens mußte no!wenalg;noeise England zu unserem Kriegsgegner machen. Dazu kam, daß wir wir.ichaitl'ch uns gar nicht aus einen Krieg eingestellt hatten, an welchem auch England beteiligt war, so daß wir von vornherein in einer hossningsloie!, Lage unS befanden. Aus Schmerzlichem zu lernen sollten wir uns nun aber auch angelegen sein lassen. Darum >st -ie Frag- heute berechtigt. Wie steht eS denn nun jetzt mit dem leitenden Gedanken in der Politik? Da müssen wir gestehen, daß wir seicy-'r von »iner solchen übenagen- den zielsicheren Idee nicht viel bemerkt haben LS ist bis vor kurzem noch nicht einmal möglich gewesen, eine klare und einheitlich» Stel lungnahme der Reichsleitung und der maßgebenden Parteien de» Parlamentes zu dem Friedensvertrage von Versailles und seiner Ausführung herbeiHiführen. Man glaubte, mit sentimentalen Phrasen und Protesten solch realen Gegnern, wie sie un» gegenüber« stehen, und solch brutalen Tatsachen, wie sie sich im Versaill-'r Doku ment offenbaren, begegnen zu können. DaS war eine grobe Täu schung. Es war nichlS anderes, als die Fortsetzung der alten Poli tik der Illusionen, die uns schon so viel geschadet hat. Wir müssen beute vielmehr ganz andere Bahnen wandeln. Wir müssen nach reiflicher Abwägung aller in Betracbt kommenden Mo mente für einen ganz bestimmten Weg uns entscheiden und ihn dann aber auch entschlossen beschreitcn. Wir müssen ein feste» Ziel unS setzen und ihm ohne Schwanke» und Zandern nach« streben. Ta ergibt sich nun folgendes: Unsere V>-rs„che, mit dem Westen auf eine versöhnende Basis zu kommen, sind als gescbeiten zu betrachten. Mit den anderen Ententemächten unS außenpolitisch auf eine neue Grundlage zu stellen, ist sürs erste, jedenfalls so lange die Schlinge von Versailles uns am H<ttse liegt, nicht möglich. Der Weg ist beute nur noch frei nach dem Osten, und dorthin müssen wir unsere Blicke lenken. Dort müssen wir in klarer, nüch terner und durch und durch realer Auflassung der Dinge unsere In teressen, welche heute die nnmittelbansten Lebensinteressen für das Volk in seiner Gesamtheit, wie für jede» Einzelnen von uns sind, zu wahren suchen. Wir müssen das tun, ohne eine unangebrachte Sen timentalität und wir müssen es tun in dem Ziel, dem Volke und seiner auf ganz neuer Grundlage zu verfolgende« Arbeit neue Bahnen zu bereiten. Der Gedanke an nnflre Neichspolitik die treibende und führende Idee, muß sich, so schwer eS uns auch fällt, aus das Schick salsbuch von Versailles gründen, das nun einmal — ans wie lange, steht nicht in unserer und nickt in unserer Gegner Hand —die Ge schicke des deutschen Volkes sestlegt. das wir jedenfalls so lange gel ten lassen müssen, als nicht durch die getchichtliche Entwicklung der Dinge der Kunstbau von Versailles Hingerissen wird. Daß wir es in dieser Beziekung ruhig dem Walten der Geschichte, und daß wir e- auch der historischen Nemesis überlassen können, den Griflel zu führen, zeigen rm» ja die augenblicklichen Vorgänge im Osten. Wir aber sollen und müssen bis zu der unausbleiblichen geschichtlichen Ent scheidung die klare Linie die unbedingte Erfüllung der in Versailles übernommenen Bedingungen befolgen. Es ist dem Außenminister Simon» zu danken, daß er die'eS Streben nach Erfüllung der Ber- sailler Abmachungen als Rickflchnnr für sein politisches Handeln pro klamiert hat. Durch das Streben, den Vervflichtnnqen von Ver sailles gerecht z» werden, nrerdeu wir ja die Nnmöglickfe'-z der dorti gen Auflagen und damit ihrer Undurchsührbarkeit durch die Tat er weisen Erst mit einer solchen vflenen. entschlossenen und ehrlich'» Haltung werden wir auch die Voraussetzungen schaffen, um das Werk von Versailles schließlich gerade dadurch, daß wir es zu stützen snckttn, k-nnoch schließlich z» starren. Es wird ohne »itter Zutun wegen seiner völlig Innere« Unhaltbarkeit und Unmöqlichkeit ganz von selbst rn- gninde gehen. Der leitende politisch« Gedanke muß aber auch in die weitest n Kreise de- Volke» binauSgeiraqen werden Bei allen Schickten der Bevölkerung mnß nm da» Verständnis ,'ür die P„l"ffcke Idee g^ worben und ihre Förderung erstrebt werden. Da? deutsch» Volk war ßn'der bisher gewöhnt, in allen Frage» der auswärtigen Politik sich