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sr».LS» Jährg. »r 8tr»l!» Sliti.n 2i8.rss s«e,dos 178,008 230,000 148,000 Klrtlon 160,00« 238,000 860,000 187,708 881,000 4SS.780 480.00», 288,000 1V8.000 - LrZ D««d«, 3« < - >7 ^ DN.»E,». I«. « Donnerstag, 12. Angnst 1V20 F«»ns»»«che» »1»88 P»ftsch«ck»»nto: Leipzig »Ir. 14787 volHzettun «ezugspret», Btertellährllch In der GelchüstSstelle oder von der Post abgeholt SlnSgab« 4 mlt Illnstr. BeUag« lO.SO^ SlnSgab« » ».48 In Dresden und gan, Deutschland srel Hau» Ausgabe 4 10.«8 AnSgab» » V.»0 - Die Sächsische Dolw,eltimg erscheint an allen Wochentagen nachm. — Sprechstunde der Redaktion-. 14 bl» 1» Uhr vorm. llül R k> ^ Am 7. August d. I. fand In der verfassunggebenden Ver sammlung des Freistaates Danzig eine Beratung des Abschnittes der Tanziger Verfassung übSr Bildung und Schule statt, bei der die An träge der sozialdt-molratischen Fraktionen, konfessionellen Religions unterricht in den Schulen nicht mehr erteilen zu lassen, abgelchnt wurde. Bei dieser Beratung vertrat der Abgeordnete Schlimmer, bis zur RcichstagSwahl auch Mitglied d«r deutschen Nationalvey- sammlung, den Standpunkt der Zentrumspartei Mit Recht erklärte er, daß wir ein Gtaatsmonopol für die Schule abkehnen, wie wir auch > die Staatskirche früherer Jahrhunderte abgelehnt haben, weil wir die Ertötung der Persönlichkeit durch sie befürchten. Die Schule muß Er» ziehungSschule, Weltanschauungsschule sein. Persönlichkeiten können nur in Weltanschauungsschulen gebildet werden. Dann erklärt« der Abgeordnete Schlimmer folgende«: „Wir sind schon ckrm genug an Persönlichkeiten DI« Reli gion gibt di« Grundlage von wahren Charakteren; ohne sie geht eS nicht. Das Zeitalter des Materialismus liegt in den lehten Zügen. Der Idealismus wird das deutsche Volk wieder emporführen. So lange das deutsche Volk religiös war, solange hatte eS die Führung i» der Welt; es wird wieder die Führung übernehmen, wenn e« wieder religiös wird. Geben Sie un» deshalb die Bekenntnis- schule!" Wir stimmen selbstverständlich mit den Ausführungen des Abge ordneten überein, wenn wir auch seinen Optimismus, daß daS Zeit alter de- Materialismus in den letzten Zügen liege, nicht vollstän dig teilen können. Jedenfalls sind die Auswirkungen des Materialis mus im gegenwärtigen Augenblick schlimmer denn je Aber darin hat der Abgeordnete Schlimmer vollständig recht, daß nur der Idealis mus das deutsch« Voll wieder «mporführen wird und daß das deutsch, Volk nur dann wieder eine führende Stellung einnehmen wird, wenn e» wieder religiös will». Gerade deshalb verlangen wir mit aller Entschiedenheit dl: BelenntniSschule. Gerade deshalb hat die Zen trumspartei in der Nationalversammlung die Bekenntnisschule in der NeichSverfassung verankert und den Willen der Erziehungsberechtigten darin besonders festgelegt. Was aber sehen wir? Wir sehe», daß diese Reichsverfassung nicht nur bekämpft, wir sehen, daß sie durch- brochen wird. Am gestrigen 11. August 1920 hatten wir ein Jahr Wci. marer Verfassung Im „Berliner Tageblatt" wird aus die» st», Anlaß ein Artikel veröffentlicht, in dem es heißt: „Auch eine Ver fassung gilt es zu erwerbe", um sie zu besitzen." Ganz richtigl Aber dieser Satz darf nicht nur angewendet werden gegen die Rechte, son dern er muß auch angewendet werden dann, wenn eine Partei, die am Zustandekommen dieser Verfassung mitgewiAt hat, sie zu durch- reche» versucht, sei es im Reiche oder sei es in einem der einzelnen Länder. Das „Berliner Tageblatt" hat recht, wenn es sagt, „daß die Verfassung längst noch nicht Gemeingut deS Volkes ist, nicht ein mal der Schichten, die hinter den verfassungstreuen Parteien stehen." In dieser Hinsicht haben wir gerade i» Sachsen allerhand erlebt. Ge wiß ist auch im Frühjahr d. I. beim Kapp-Pntsch versucht worden, von der Achten Seite aus die Verfassung des Reiches vom 11. August 1919 mit Gewalt zu durchbrechen. Wir haben uns selbstverständlich aus den Boden der ordnungS- und gesetzesgemäst zustandegelommencn lirichSversassung gestellt, haben aber auch keinen Augenblick darüber irgend einen Zweifel Massen, daß wir die Reichsversassung in keiner Weise durchbrochen zu sehen wünschen, und daß wir uns gegen einen 'olchen Bruch der Reichsverfassung mit aller Entschiedenheit wenden würde», möge er versucht werbe», von wem er wolle. Auf dem Gebivte der Schule ist fortgesetzt und fortgesetzt von der Sächsischen Regierung, die dazu immer wieder von den Kreisen des athcistisch-libernl-sozialdemolratischen Sächsischen Lehrsrvereins ge trieben wurde, sowie auch von einer Reihe Nachgeordneter Instanzen, .'ersucht Word«», den dem christlichen Bolle vom seinerzcitlge» Volks- reaustragteu Buck ausgezwungcnen Schullampf auch weiter durchzu- ühren und vor allem die konfessionellen Schulen zu beseitigen. Dank der Treue, vor allem des katholischen Voll«» und d«r katholischen Lehrerschaft, sind diese Bemühungen dev Anhänger der sozialistischen ZwangSschulc zum größten Teile erfolglos geblieben In Plauen i. Vogtl. aber tobt der Schullampf in nngeminderter Weise weiter. Unsere Leser und Anhänger sind durch die Artikel und Be ichte in den Nummelrn 121 vom 31 Mai, 148 vom 26 Juni, 146 wm 30. Juni und 14S vom 3. Juli der „Sächsischen VollSzcitung" ingehend unterrichtet worden. Man will dort unter allen Umstän- en die konfessionelle Schule beseitigen, und alle Proteste haben bi^ uni heutigen Tag einen rvesentlichei, Erfolg nicht gehabt Nun hat ä.- „Germania" in der Nummer 847 vom Montag den 9. August ber den Planensche» Schulkampf eine Znschdist veröffentlicht, in der eingehend die Verhältnisse dort besprochen werden. Ganz zutreffend sagt einleitend das Berliner Zentrninsorgan, daß die Kämpfe um die katholischen Schulen in Sachsen typisch für manche Fälle seien, die auch sonst in unserem Vaterland« zu erwarten sind. Und mit Recht erhebt der uns unbelannte Artilelschreiber nochmals dort seine Stimme und ruft alle glaubenstreuen Katholiken des deutschen Vater landes auf mit den Worten: „Helfet uns in letzter Stunde! Gibt es noch ein wirksames Mittel, so wendet eS an in diesen Tagen, ehe die Ferien zu Ende gehen, ehe wir unsere Kinder aus unseren eigen sten Räumen vertreiben müssenl Helfet uns in dieser höchsten Not!" Ja, diese Hilfe erscheint notwendig und wir verfehlen durchaus nicht, erneut dar Ansicht Ausdruck zu geben, daß auch heute noch weite Kreise deS katholischen Volles außerhalb Sachsens, daß sogar sührende Per sönlichkeiten deS katholischen Deutschland immer noch nicht da- richtig« und nötige Verständnis für die Be deutung des in Sachsen sich abspielenden Kultur kampfes haben. WaS von unserer Seite aus in dieser Hinsicht an Ansllätrung geschehen kann, wirü »ach wie vor weiter geschehe"-. Wenn aber in der „Germania" gesagt wird, in Plauen i. B. sei jetzt die Entscheidung leider gegen die katholische Schule gefalle», so müs sen wir demgegenüber betonen, daß das in dieser Form nicht richtig ist. Eine endgültige Entscheidung der Neichsregierung bezw. dtzs zuständigen ReichSminislÄiunis des Innern ist in dieser Frage Noch nicht Mallen. Wir geben uns vielmcHr der Hoffnung hin, daß die Reichsregierung den Gewallmaßregeln von Plauen »nd der geradezu haarsträubenden Verordnung deS sächsischen Kiilinsministe- r-Iums nicht ihv Placet geben wird, weil sich dadurch das Neichs- ministerium des Innern ebenfalls in krassem Widerspruch zu der Reichsverfassung setzen würd». Bei dieser Gelegen heit möchten wir noch folgender richtig stellen: der Verfasser der Zu schrift in Nr. 347 der „Germania" behauptet, das Apostolische Vi kariat In Sachsen habe erklärt, in der Angelegenheit nicht- tun zu können Das ist nicht richtig. Das Apostolische Vikariat m Sachsen hat eine solche Erklärung nicht abgegeben. Es scheint sich hierbei um eine mißverständlich aufgcfaßtc Aeußcrung eines Mitgliedes des Apostolischen Vikariats zu handeln, die dahin ging, dag man sich noch mals an die Zentrumspartei wenden solle, damit dieselbe gegen dm Bruch der Reichsverfassung Stellung nehme. Unsere Anhänger dürfen versichert sein, daß von der Sächsischen Zentrumspartei aus alle nur mögliche» Schritte in die'er Hinsicht getan worden sind. Wir betonen ausdrücklich nochmals, daß eine endgültige Entscheidung von der Reichsregieuing bis zur Stunde nicht gefallen ist Wir nnlsrstreich», daher gerne den Hilsemf, dvn der Verfasser der Zuschrift in de»- „Ge,-- mania "an die nichtjächsischen Freunde gerichtet hat, und wir bosfen, baß auch von dort aus nichts versäumt wird, um die katholische Schule i» Plaue» zu rette». Sie muß gerettet werden auch deshalb, »m den Willen der Erziehungsberechtigte» zu berücksichtigen. Am 29. Juni haben in einer Versammlung 300 katholische Elter» von Plaue» ent schiedensten Protest gegen die Verfügung des sächsischen Kultusministe riums vom 11. Juni 1920 erhoben, eine Verfügung, wonach mit ten im Schuljahr die tatsächlich in Plauen bestehenden rein katholisch-konfessionellen Klassen ansgelöst werden solle». Die katho lische» Eltern haben in dieser Versammlung erklärt, daß sie gegen ein solches Vorgehen, das sie der sreiei, Verfügung über die Erziehung ihrer Kinder beraubt, mit allen erlaubte» Mitteln Vorgehen, und sich der Verordnung, die ihr Gewissen vergewaltigt, niemals fügen wer den. Die 300 katholischen Eltern haben weiter erklärt: „Unser« Kinder besuche» die katholische Schule oder keine, bis uns das Recht geworden ist, das di« Reichsversassung uns ge währleistet. Wir erwarten, daß das Ministerium de» durch unser Gewissen geforderten und durch die Reichsversassung gelinkten For derungen nach Erhaltung »nicrcr katholischen Schule „„vorzüglich nachgibt." DaS sächsische Kultusministerium ist a»f seinem Gcwaltstand- punlt stehen geblieben. Daher appellieren wi-e — r.nd wir wisse», daß wir im Namen der katholischen Eltbru Pla»e„z >p,cche» — an das Reich, daß es sich für die Wahrung der Reichsver - fassung heute genau so einsctzt wie es dies beim Kapp-Putsch getan hat. Wir appellieren auch nochmals an die Führer der Deutschen Zontru m S P a. r t e i, dast sie sich sofort mit aller Entschiedenheit für das vergewaltigte Recht der katholischen Erziehungsberechtigten in Plauen i. B. einsetzen. Den Plauener katholischen Eltern aber rufen wir die Worte zu, mit denen wir den Bericht über die Protest- vai-samnilnng vom 29. Juni geschloffen haben, nämlich: Der Kampf ist heilig, den ihr führ» Dqr Kampf um Glaube, Recht und eure Kinderl Anzeig«» > Annahme von «Selchästsa»,eigen bi» 10 Uhr, von Famlüenaiizelgen bi» 11 Uhr vorm. — Preis sllr di« PeM-Spaltzetle 1.40 ck«, im ReNameteil SSO FamMenan,eigen ISO — Kür undeutlich geschriebene, sowie durch Fernsprecher mifgegebene Anzeigen kSnnen wir die Verantwortlichkeit sür die Richtigkeit de» Tester nicht übernehme,, Steuermoral Unter dieser Ueberschrift bringt die „Kölnische Boikszeitung" in No. 590 vom 5. August folgende sehr altuelle Ausführung»,: Langsam, aber unentrinnbar schließen sich um di« Gelenke des deutschen WirtjchasislörperS die harten, schweren Ketten, die durch Jahrzehnte nachzuschleppen das deutsche Volk verurteilt ist. Noch wissen wir nicht, welches Maß von Leistungen an die Entente uns aus dem Friedensvertrag erwachsen wird; werden wir in Gens volles Licht erhalten?! Aber unabhängig davon hat schon die eigene finanzielle Zerrüttung durch de» unglückliche» Kriegsausgang und die Revolu tion dem deutsche,, Volke erdrückende Lasten aufgebürdet. Sie abzu tragen, sind die neuen Stenern gesetzlich eingeführt. Nun tritt an die deutschen Staatsbürger die unerbittliche Pflicht, diese Stenern, deren Härten und Mängel man immerhin bellag», und auch zu ändern be strebt sein darf, schließlich doch zu bezahle». In welchem Grade aber und auf Grund welcher Auffassung die Staatsbürger ihre Kardinal pflicht des Steuerzahlens erfüllen, ist sür den Ertrag der Steuern und darüber hinaus allgemein-politisch und sozial-ethisch von größter Be deutung. Wenn das sittliche Prinzip, nationaler Opfers!»,, und staats bürgerliche Gesinnung in breitesten Kreisen des Volkes lebendig sind, Word auch die Steuermoral verhältnismäßig gut sei», die »»verlenn- bar ein Prüfstein der politische» und moralische» Beschaffenheit eines Volkes ist. Nachdem der unerhörten Anspannung aller Kräfte d«S deutschen Volles während langer Kricgsjahre nunmehr eine ver heerende Reaktion gefolgt ist, laffen sich deutliche Anzeichen eines gerad.-zu beispiellosen Sinkens der Stenermoral wahrnehmen, dessen Umfang und Folge» zu größter Besorgnis Anlaß geben. Ich »reine nicht nur die offensichtlichen Kennzeichen dieser wilden Steuermoral: die i» ihrem Umfang bislang »ur zu ahnende Vermögensverschiebung nach de», Anslande, die wähl- und rücksichtslose Anlage des neuer worbenen, papierenen Reichtums und der ,n seinem Zeitmaß an Gnlervernichtung grenzende Verbrauch bestimmter Kreise. Ganz all. gemein läßt sich in weiten Schichten des Volkes eine auffallende Schwächung des Willens zur Ehrlichkeit in Steuerungen scststellen. Diese Verschlechterung der Steuermoral ist verwerflich, psycho- logisch, aber schlechterdings verständlich. Es ist eine alte steuertech- nijche Erfahrung, daß jedes Steigen der Steuern «in Sinken der Steuermoral im Gefolge hat. Je plumper eine Steuer zufaßt, desto größer ist als die Angst vor ihr und das Bestreben, ihr zu entgehen. Und wen», wie es heute der Fall ist, «ine noch so mannigfaltige Staffelung d«r Steuern nicht hinwegtäusche» kann über ihre, freilich aus der Not geborene Rücksichtslosigkeit, dann kann man dann für die sich zeigende Verschlechterung der Stenermoral immerhin eine Erklärung sinden. Hinzulommt die durch Krieg und Revolution tns Maßlose ge steigerte Hochkonjunktur egozentrischen, kapitalistischen Geistes, dessen schrankenlose Erwerbsgter und Ichsucht der Grundlage der Steuer moral, nämlich dein Gedanken, mit dem Erworbenen auch Staat und Volksgemeinschaft zu diene», schnurstracks entgegenstchen. Vergessen wir ferner nicht, daß die großen neuen Steuern auf gebracht werden sollen in einer Zeit, die gekennzeichnet ist durch eine mit ungewöhnlicher Schnelligkeit sich vollziehende Umschichtung der Vermögen. Den ins Proletariat versinkenden Teilen des Mittelstan des steht cine Schicht von Bereiche»«» gegenüber, „die um so weni ger durch gesetzgeberische Maßnahmen des Bermögcnsansgleichs zu treffen sind, als es ihnen leicht wird, ihr Vermögen mit denjenigen Mitteln zu schützen, mit denen sie es erwarben" (Rathcnau). ES muß auch hewvrgehobe» werde», daß die Steuermoral un seres Volkes durch die Unfertigkeit unserer politische» Entwicklung aufs iingünstigste beeinflußt wird. In sein.,» Verhältnis z» dem neuen Staatswesen fehlen dem deutsche» Volke jene Imponderabilien, GesühlSmomente, die vielleicht allein imstande wären, ihm angesichts der fmchibarcn steuerlichen Lasten die Antwort ans dte Frage nahezu- legen: „Wem soll!.-,, wir bezahlen?" Nicht der jeweiligen Regierung werden die Sleuer-n bezahlt und entzogen, sondern de», Staat, der Volksgemeinschaft, die des Steuerer! vages bis ans den letzten Heller und Pfennig bedürfen zum Wiederanjbrn der Ttaatsffnanzen und der ganzen Wirtschaft. Freilich, auch Begriffe wie Staat und Staats- anlvrität sind in manchen Kreisen hont« leere Worte, Schall und Rauch geworden. Und wie eng ist der Zusammenhang zwischen Staatsantoritäl und Stenern! Wir verkennen daher in der Stcncr- moral unserer Tage auch ein« dar nicht wieder gut zu machend.-,, Folgen jahrzehntelanger sozialisti-stber Wühlarbeit gegen di« SiaalS- autoutül; eine Folge der Revolution! Geradezu l-agisch aber ist es, daß manche der vielen Kriegsveeordnnngcn. die entweder von vorn herein undurchführbar oder doch oon sei»- veisclhaftem Wort waren, dieser sozialistischen Tvtengräborarbeit an der Amorilät des Staates di: Wege ebnen mußte». — Mit all de»,, was zur Erklärung der schlechten Steuermoral verzeichnet ist, soll wahrhaftig kein Wort zu ihrer Entschuldigung ge sagt sein. Wir verkennen in de,- verderblich schlechten Stenermoral einen sinnfällig:» Ausdruck der allgemeinen Verwirrung sittlicher Be griffe in unseren, Volke. Wir bekämpfen in ihr de» „»christliche» Geist brnlater Ichsucht, die Leichtfertigkeit und geheimnisvoll lächelnde Geschwätzigkeit, mit der man heiituitags Selbstachtung und persönliche Ekrenhastigkeit beiseite zu schieben beliebt: die ma -»de wirlschait- liche und politische Einsicht eines potenzierten Wi-l.-lbewnßlioi»s. Solange die Mohr-ahl der Staatsbürger ihre Steuerpsticlü ge wissenhaft erlüllt, wird die Volksgemeinschaft die finanziellen Folgen verhältnismäßig weniger „Drückeberger" und Schieber ohne schwere Schädigung der Allgemeinheit ertrag»! könne». Mache» wir uns aber rückhaltlos klar, daß die Folgen allg-mci» verschlechterter Stener- pflichterfüllung, zumal in nnsorer unhaltbaren sinanzpolitüchcn Lage, geradezu verhängnisvoll werde» müssen. Es läßt sich durch keine Be schönigung entstellen, daß diese Wirkungen zunächst nichts anderes sind als eine 'Abwälzung der Steuerlasten aus d«e heute schwächeren Schul ter». Wenn z, B. der Glaube sich breilmachcn dürfte, daß weite Kreise Steuern hmlerziohen, während im Marleiffnstem das Arbeits einkommen d«r Arbeiter. Angestellte,, „nd Beamten an der Arbeits stätte in seinem ganzen Umfange ersaßt wird, so wäre damit der ra- dilalsten Propaganda Tür und Tor geöffnet. Die Gewaltätiglciteu, mit denen andererseits an manche» Orte» aufgeregte Massen sich dem" Steuerabzug entgegenstemmten, offenbare» de» bitteren Ernst der gan zen Frage des Verhältnisses von Stenermoral und Staatsautorität.