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- Erscheinungsdatum
- 1920-08-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192008028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19200802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19200802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-08
- Tag 1920-08-02
-
Monat
1920-08
-
Jahr
1920
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Mrn üg, d n 2 Unguit IW Der ZentrumSabg. Blum hat tm Reichstag folgende An frage eingebracht: Der Ausschuß für Volkswirtschaft der Rationalversammlung hat in der Sitzung vom 21. Mai 1920 folgende Entschließung angenommen: Die Reichsregierung zu ersuchen, sofort nach Zusammentritt des neuen Reichstages ein, wenn irgend möglich, noch vor dem 1. Oktober 1920 zu verabschiedendes Reichs» gesetz vorzulcgen und darin unter Aufhebung der jetzigen . Ermächtigu^ngsverordnung und der unter Bezug darauf von den Ländern veranlaßten Maßnahmen den Schuß der kleinen landwirtschaftlichen Pächter und Heuersleute von Reichswegen zu regeln. Dieses Reichsgeseß hätte insbesondere die Möglichkeit der Nachprüfung aller landwirtschaft lichen Pachtverträge hinsichtlich der Höhe der Pacht preise zu bringen, sowie die Vorschrift, daß Heuerlingsverträge schriftlicher Form bedürfe». Bis zu welchem Zeitpunkte beabsichtigt die Reichsregierung, dieses Gesetz vorzulegcn? Ist sie in Erwägung dar über eingetrcren, ob dieses Gesetz nicht nur aus Kleinpachtungen, son dern auch auf größere Pachtungen sich beziehen soll? i Die Ersenbahnerfrage im HaushaliauSschutz Eine Drohung der Eisenbahner mit dem Gene ralstreik hat im Lause des Sonnabend zu Verhandlungen im Haushaltsausschuß geführt. Das W. T. B. verbreitet über diese Sitzung eine Meldung, die de» Tatsachen nicht völlig entspricht. Von einem Mitgliedbes Ausschusses selbst wird uns folgende Darstellung des Sachverhalts gegeben: Gemäß 8 32 der Reichs- besoldiingsordnung muß bis Ende Oktober 1920 die Neueinstufung der Beamten in die Besoldungsklassen erfolgen. Es handelt sich dabe« vor allem um den Ausgleich zwischen der Klassifizierung der Länder- und Reichsbeamtcn. Die Beamten der Länder sind vielfach höher einge stuft als die gleichartige» Reichsbeamten. Dadurch entsteht der uner trägliche Zustand, daß z. B. in Bayern der Sekretär der Reichs- vostvcrwaltnng eine Klasse tiefer in der Besoldungsordnung eingereiht ist als ein Sekretär der bayerischen Verwaltung. Nun läuft am 3. August der Termin für den Rücktritt der Reichsbcamten in den Landes dienst ab. Die bisherigen Beamten der einzelstaatlichen Verkehrsver waltung, z. B. der bayerischen Postverwaltunst haben nämlich bis zum genannten Tage das Recht, in den Landesdienst zurückzutretcn. Die Reichsbeamten wollen nun die Garantie haben, daß bei der Neu regelung der Klassifizierung ihre Gleichstellung mit den Landesbeam- ten erfolgt. Im Hausansschuß des Reichstages wird seit einigen Tagen verhandelt, um durch einen Beschluß des Reichstages der Be amtenschaft diese Garantie zu geben. Ein Weg konnte bis setzt nicht gefunden werden, da über die verschieden gemachten Vorschläge leine Einigung erzielt werden konnte. Am Sonnabend morgen sollte die «ndgüliige Verständigung erfolgen. Der Minister exklärte aber, Kennt nis erhalten zu haben von einem Ultimatum der Großorganisativnen der Eisenbahnbeamten, wonach diese im Laufe dieser Woche i-n einen Demonstrationsstkeik treten wollten, falls bis Sonnabend nach mittags 3 Uhr keine bindende Zusage seitens des Reichstages und der Regierug vorliege. Für den deutschen Eisenbahnerverband und die Reichsgewerkschaft deutscher Eisenbahnbeamtcn und Anwärter erklär ten die Abgeordneten Kotzur und Sckmldt. daß die Vorstände der Ver bände den Beschluß der Verbände nicht billigten. Dr. HöfIe (Ztr.) erklärte, daß der Vorstand der Gewerkschaft deutscher Eisenbahner sich für den Beschluß der Organisationen verantwortlich fühle. Er habe zwar kein Recht für die Gewerkschaft deutscher Eisenbahner eine Er klärung abzugeben, er glaube aber, die nachträgliche Zustimmung der Gewerkschaft erhalten zu können, wenn er ieht erkläre, daß die Gewerk schaft von dem Ultimatum znrücklrete. Der Reichsfiuanzminister und der Hauptausschuß erklärten, unter dem Druck eines Ultimatums keine Entschlüsse fassen zu können. Der Hauptausschuß beschloß, sich so lange zu vertagen, bis die Gewerkschaften das Ultimatum rückgängig gemacht haben. Dr. Allste hat inrwisckien mit den Eisenbahnergewerk« scbasten verhandelt. T'ese haben sicb aus folgende Erklärung geeinigt: Tie Großoraa"i', fionen des deutschen Eisenbahnerpersonals haben Weder dem Re ch'-lag, noch der Negierung, noch dem Berkehrsministe- tium gegenüber Mitteilungen über brobsickficttx gewerkschaftliche Maß nahmen gemäße Der als „Ultimatum" bezeichnet? Beschluß stellt nur Richtlinien für die Großorganisationen dar. Eine Zurücknahme eines Ultimatums kann da ein solches nicht vorliegt, nicht in Frage kommen." Es ist ,u hoffen, daß aus dieser Grundlage dem Haupt- Vusschuß die Möglichkeit zu weiteren Verhandlungen gegeben ist. ^ Stchjtlch« «>»»»«,tt»»ß «r. »7«. «eile i Der Rückzug der Polen Polnischer Bericht Warschau. SS. Juli. Der Generalstabsbericht besagt: Eine Abteilung der bolschewistischen Reiterei dringt über Ossowice in der allgemeinen Richtung nach Südwest vor. Ihre Vorhuten wurden bei Lomcza durch unser« Abteilungen abgewehrt. Alle Angriffe der 4. feindlichen A: mee an der Narew-Linie von WoSna bis zur kisen- kahnlini» Bialistok—Brest-LItowak wurden abgcwehrt. Südlich von Biels k dagegen gelang e» dem Feinde, fich der Eisenbahn Czerencha zu bemächtigen. Gegenwärtig führen unsere Abteilungen Gegen angriffe aus. Die polnische Gruppe geht au- ihren Stellungen bei Kreft-Litowsk zurück. Nachdem sie auf ihrem Rückzuge vier bolschewistisch« Jnfantrrie-Regimenier ««schlage» hat, macht sich jetzt ein stärkerer Druck tza» Feinde» »löst fühlbar. Am Styr örtttche Kämpfe. Lqckl, »1. Jnli. Die zerstreuten Rest« der polnischen Nord arme« gehen panikartig zurück, werden aber an der Rare»- Linie aufaehalten, wo polnische Reserve« zwischen Lomcza und Ugwol in äller Eil« starke Stellungen anSznbauen versuchen. Die Pole« haben alle verwendungSmägltchen Formationen an die Front ge worfen. auch Teile der polnischen Freiwilligen-Armee sind bereits eingrtroffen. Die Freiwilligen wurden am 28. Juli in Warschau vereidist. Man sucht inzwischen die Stimmung der Bevölkerung durch Lrostmeldungen von der Entente zu heben. Die polnische« Parlamentäre in Baranowitschi Königsberg, 31. Juli. Wie hierher berichtet wird, befinden sich die polnischen Parlamentäre, ein Oberstleutnant, zwei Offiziere und ein Mann, in Baranowitschi. Sie trafen Freitag, nachmittags 2 Uhr, bei den russischen Vorposten ein. Sie wurden an der Chaussee von Baroniwitschi—Brelt-Litowsk von den Russen in Empfang genommen und nach Baranowitschi gebracht, von wo sie im Automobil nach dem Standquartier des Genera Ist abschess Golka» tschewski fuhren. Um 7 Uhr trafen sie dort ein und überreichten die vom polnischen Generalstabschcf General Roswadowski Unterzeich neten Vollmachten. Tie erste offizielle Besprechung der Unterhändler, bei der die Bedingungen des Waffenstillstandes bekanntgegeben wer den, wird am Sonnabend vormittag stattsinden. Zürich, 31. Juli. Eine am 26. d. Mts. m Moskau aufgegdbene Depesche teilt mit, der Oberkommandierende der Roten Fronttruppen hat an den Oberkommandierenden der polnischen Armee folgendes Telegramm gerichtet: Konform dem erteilten Befehle des Oberkom mandos dir Sowjetarmee, teile ich Ihnen mit. daß infolge der Geistes verfassung der Bevölkerung, die den Polen infolge der von der pol nischen Armee während der Offensive und auf dem Rückzüge began- genen Exzesse sehr feindlich gesinnt ist, es notwendig ist, einen speziellen Reiseweg vorzuichseiben, um womöglich Zwischenfälle zu vermeiden, wenn die polnischen Delegierten die Front überschreiten. Die Zu- sammenkunst zwischen den Vertretern der beiden Armeien wird am 30. Juli auf der Straße stattfinden, die Ihre Vertreter, zwecks Durch schreiten« der Front, einichlagen müssen, d. h. aus der im Radio vom 23. Juli angegebenen Chaussee von Baranowitschi—Brest-Litowsk, auf dem Kreuzpunkte der Front, wo sich unsere Vorposten befinden. Am 30. Juli, 2 Ubr nachmittags, müssen Ihre Delegierten unsere Vor- postenlink erreicht haben. .Haller Oker-befehlrhab»'.' MRr'chiüe, 3t. Juli. Wie ouS militärischen Kreist« verlaut«^, ist der Gcreral Szeptycki an Diphtherie schwer erlronO. Den Oberbefehl über die nordöstliche Front hat General Josef Haller übernommen. Tschechen und Unaar» solle« helfen W'en, 31. Juli. Der .Abend" n- Idet a»S bester O celle: Die in Wo !chau «''»getroffene sra„:öfisch.britische Abordlilnc, hat eins 'brcr Mitglieder sofort nach Vraa gesandt, um mit den doitiaen maßgebenden Kreisen über die Vorbereitungen zu eine« An griff aegen die Sowsetarmee zu verha'deln. Auch eine starke Hortbti-Arme- soll gegen die Rote» Truppen ziehen. M't der tschechische» Neast'nnq wurde vereinbart, daß sie die drei Eisenbahn-r liuien in der Ost l 'Wokei und in dem ruthenischen Karvatbmlandee der Hortby'Armee zur Vertilgung ,u stellen hätte. Die Berhand. lunan, werden »och fortgFcyt und die in Frage kommenden Gebiete besichtigt. Rumänische» Ultima!«« an Rußland Belara^, 31. Juli. (Südslawisches Pressebureau.') Die ru mänische Regierung hat an Rußland eine Note in Form eines Ultimatums mit der Aufforderung gerichtet, die russischen Truppen aus Beßarabien sofort znrückzuzieben. Der Sowjetregierung wurde eine dreitägige Frist gestellt. Wie verlautet, wird Ru mänien die Mobilisierung anordnen. Versprengte polnische Truppe« auf deutschem Gebiet M-'i-ienburg. 81. Juli. Vialystok ist in den Händen dr Russen. Die abgeschnittenen polnischen Truppen in Stärk von 2000 Mann und 40 Offizieren sind bei Prostken über die Grenze getreten. Augenblicklich schweben noch die Entwaffnungs- Verhandlungen. Die Truppen sollen in das Lager Arys übergcführt werde-'. Kolno, südlich Johannisburg, ist von den Russen ge nommen. Bei Dobryn bat sich ein gröberes Gefecht entwickelt. Die russischen Vorhuten streifen an der ostpreußischen Grenze hin, ohne die Grenze irgendwie zu überschreiten. Die Bahn Grodno— Suwalki ist abgeschnitten. Basel, 30. Juli. Der „Warschauer Kurier" meldet: Di« Festung Warschau und die umliegende Zone wurden al» Operations gebiet erklärt. Eine bolschewistische Armee nähert sich südlich von Grodno dem Bug und bedroht Warschau. Die Regierung trifft Vor bereitungen, ihren Sitz von Warschau nach Kaltsch zu verlegen. Die Orgaursation der Sowjetarmee Der Kommandant einer französischen Flotten- einheit i« Schwar-en Meere gibt dem „Mat-n" eine Schilderung der russischen Sowjetarmee und sagt darin: Die Disi-Plin ist wieder heraestellt- Die Gradabzeichen und der Gruß für die Offiziere sind wieder eingeführt. Wenn ei« Untergebener seinen Vorgelebte» an. redet, fügt er dem Grade de« Offizier» lediglich da» Wort „Tor--,, rischtsch" (Kamerad) hinzu. Die Generale de» alte» Regime» nehmen am Obersten Krleg»rat teil. Die zu Tausenden aus Frankreich «nd Deutschland »urückgekekrten russischen Soldaten werde« bei ihrer Ankunft einer intensiven bolschewistisch«» Propaganda unterworfen und dann vollständig und lehr gut aus. gestattet, erhalten aber vorläufig keine Waffen. Sie können,edoch jederzeit wieder in die erste Linie an die Front geschickt werden, da sie militärisch völlig auSgebildrt find. Auch die mobilisierten Rekruten sind sehr gut gekleidet, zumeist in englische Uniformen, die Temsin und Koftschak Hintersassen haben. Sie gehen mit Gesang an die Front, wie zur Zeit de» alten Regime». Der roten Armee fehlt e» weder an Waffen, noch an Munition- Gewisse Kriegsmaschinen sind wieder aut. gebessert worden, und Waffen und Munition, die von de» Truvv n KoltschakS, DenekinS und JudenitschS so freigebig geopfert worden sind, genügen vollständig, um den Bedarf der russischen Armee durchaus zu decke». Weitere Konterbandensendungen kommen be< reit» durch die Hä en de« Norden» und des BalülumS wieder nach Rußland hinein und andere Häsen werden sich iluren bald öffnen, Da die Arbeit in den Eisenbahnwerkstätten mit großer I stmüiät wieder ausgenommen worden ist. ist die russische Heeresleitung durch. ouS in der Lage. Truppen und sonstige Nachschübe auf den inneren Linien zur polnischen Front vorzunehmen. Die Rote Kowjetarn» wird durch besondere Einheiten verstärkt: Chinesen, die an- den Arbeitern rekrutiert worden sind, die man während des Well iges nach Rußland geholt hat, Letten, Marinetruppen und inker. nationale Regimenter. Die Rote Armee, die in ihrer Organi- sation durchaus fest und solide ist, ist zurzeit das Rückgrat dn Sowjetrepublik. So lange der Kampf gegen die Poker', gegen Wrairgel, gegen die Grünen und gegen die Fremden a-rdaurrc, wird diese Armee auch bestehen bleiben und mit ihr das Svivje regime, wenn nicht eine« Tage« rin siegreicher militärischer Führer die Last verspürt, ven Napoleon Bonuparte zu spielen. Der Soziattstenkongretz in Genf Gens, 31. Juli. Generalselretär Huysmans eröffnet« vor mittags 11 Uhr den Internationalen Sozialistenton- greß Genf. Das Bureau empfahl dem Kongreß, den englischen Abgeordneten Shaw zum Präsidenten und den holländischen Abge ordneten Vliegan Kum Vizepräsidenten zu wählen, Dieser Vor. schlag wurde einstimmig angenommen. Präsident Shaw gab hierauf der Hoffnung Ausdruck, daß die Arbeit des Kongresses zu einem einigermaßen positiven Ergebnis führen möchte. Er schilderte die trostlose Lage der verschiedene» Staa ten Europas und erklärte, daß in dem Gebiet der Sowjetrepublik vH Betreuerung kaum dte Hälfte der ihr normalerweise zulommcnbe.i Er nährung erhalte. Er erklärte dann, daß die Internationale den Ge danken ausgeben müsse, ein einheitliche», skr alle gültiges Arbeitsprogramm in allen Länden durchzusühren. Jedes Volk müsse seine vollkommene Freiheit behalten in der Verwirklichung des sozialen Zieles. Zur Vrrwirl- lichung der sozialdemolratischen Ziele müsse er die russische Methode entschieden ablehnen. Die Westmächtc hätten dl« Haltung gegenüber Sowjetrntzland bereits wesentlich geändert, n-c- bei der Labour Party ein großes Verdienst zukomme. Der zu erwar tende Abschluß eines Friedens mit Rußland werde auch den arbeiten den Klassen aller Länder zugute komme». Der polnische Vor stoß sei eine Folge von Abmachungen zwischen Polen und dem »Inn- nischen Diktator Petljura, auf Grund deren Polen ukrainisches G'> biet in Besitz nehmen konnte. Die Schuldfrage dürfe nickt wehr zum Gegenstand eines Zwistes auf einem sozialistischen Kongreß ge macht werden. Er schlage deshalb vor, daß Parteien, die sich sür ne Verantwortlichleitsfrage interessierten, Vorschläge einbringen mochten, und daß dann darüber einfach abgestimmt würde, Redner verbreitete sich darauf über die Frage Diktatur oder Demokratie? und sprach sich mit aller Entschiedenheit dahin aus, daß der Sozialismus auf dem Weg- der Demokratie seiner Verwirklichung entgegengefghrt werden müsse. Sodann machte Generalsekretär Huysmans die Mitteilung, daß der Kongreß voraussichtlich bis nächsten Donnerstag dawrn wcrik. Er gedenke als Generalsekretär zurückzntreten und empfeble eine Verlegung des Generalsekretariats von Brüssel nach London. Ti« englische Partei eigne sich darum zur Uebernahm« des Sekretariats, weil sie heute eine der stärksten Parteien darstelle. Die Angeleaenl-it könne aber erst entschieden werden, wenn ein soeben eingetrossentt Brief von Artur Henderson, der sich auf diese Frage beziehe, bekannt geworden sei. Rozler (Frankreich) erklärte, daß die französische Abordnung sich Vorbehalten müsse, die Frage der Verantwortung m't aller Freiheit zu besprechen, da gerade diese Frage im Jnt-.rcss- der Parteieinheit klar entschieden werden müsse. Abg. Dr. Braun (Deutschland) erllärte, daß die Deutsch-!, sehr wohl begriffen, daß die französischen und belgischen Abgeordneten die Frage der Verantwortlichkeit nicht beiseite lassen wollten, aber die Deutschen seien der Meinung, daß es sehr schwierig sei, die Verantwortung am Weltkrieg festzu st eilen, da die Die sechs Matties Roman von Jgna Maria ftz (44. Fortsetzung) In hier Mitte des Zimmers stand ein wundervoller schwarzer Ulügel, am Fenster das Rundsofa kam ThereS so bekannt vor — .Sibyll dieses Zimmer erinnert mich an unser weißeS Musik» tzimmerk Mit wieviel Liebe hast du eS ausgestattetl" Sie küßte Sibyll berührt. „Und einen Balkon habe ich auch." „Und einen Garten! — Hier dein Schlafzimmer, die Königin tzon Saba könnte damit zufrieden sein." , ^ , .Wirklich eehr hübsch. Noch einmal Herzlichen Dank." ' '' sts .Gute Nacht ThereS, schlaf gut im neuen Heim!" „Gute Nacht Sibyll, desgleichen." DaS ist der Anfang eines neuen LebvnSkapitelS, philosophierte ThereS vor dem Einschlafen. Sibyll hatte ihren Empfangstag. Jeden Donnerstagnachmittag trafen sich die Freunde der beiden Geschwister zum Tee im Empfangs raum. Dewroky war stets an diesen Tage» bei ihnen zu finden, dazu einige Literatm und gute Bekannte. „Herr Rittmeister von Hausen," las ThereS, „natürlich, ich lasse Hilten, in mein Musikzimmer. Sie entschuldigen mich für eine ku^e Weile," wandte sie sich all'Devroky, „ein lieber Bekannter." „Das nenne ich Wort halten," begrüßte sie Joachim von Hausen herzlich, „das ist wirklich hübsch, daß Sie da herauskommen, Herr Rittmeister." „Man freut sich doch, wenn man in der Fremde liebe Menschen besuchen kann, fast habe ich schon gefürchtet, ich werde nicht aufge- nomemn, wie damals in Köln." „Aber, aber! Heute kenne ich Sie doch. Damals hatte ich ein Recht, mißtrauisch zu sein, heute dürfen Sie sich dieses Recht nicht zu Unrecht anmaßen," ' „Nein, so mein« ich eS auch nicht. Ich fürchtete, Sie seien nicht anwesend unk wir armen geplagten Menschen können unS nicht immer gerade nur Besuchs,eit freimachen," „Wenn ich Sie bittm darf mit hinüber zu kommen und bei einer Tasse Tee Jbre Zeit zu verplaudern? Sie lernen eine^cmze Reihe interessanter Menschen kennen, vorab Sibyll und Han« MattieS, Heute, am DonnerStaa — ich sage es gleich, wmn Sir mal an einem solchen Tag« nicht wissen, wa« beginnten — ist immer Zusammenkunft hier, oder wie eS so schon klingt. EmpiangStag bei Matties. Ab fünf Lhr ohne jede Ei -kaduna, ohne jede Absage." ^Kie gern, wenn ich darf." —- .Liebe Sibyll, ein lieber Bekannter. Rittmeister von Hausen." „Willkommen, Herr Rittmeister," Sibyll streckte ihm impulsiv die Hand entgegen „Die Freunde meiner Freunde — —" Joachim von Hausen hatte Sibylls «igrntartige Schönheit und ihr impulsives Wesen schon gefangengenommen. „Wir haben manch mal von Ihnen und Ihrer graziösen Kunst gesprochen, gnädige» Fräulein," wandte er sich an Sibyll. .Sie haben mich gesehen?" „O, schon damals vor Jahren in dem Kinderballett, da habe Ich schon meiner Kusine Ihre große Zukunft prophezeit." „Und weil die in Erfüllung ging, schwört Ihre Kusine auf Ihr prophetisches Talent, Da habe ich Ihnen unbewußt zu einem Glo rienschein verholfen." Sie ist viel schlagfertiger und lustiger als die Aeltere, dachte Joachim. „Ich bin ganz neugierig auf das neue Wunderwerk, das Sie tanzenl" „Hans hat eS gedichtet, Herr Devroky in Musik gesetzt." ^„Jchglaube, ich habe genug zu tun, wenn ich hier abwechselnd Fräulein ThereS, Fräulein Sibyll und die Werke von Herrn Hans Matties anhöre und anschaue." »Ja, ja Herr Rittmeister, da müssen Sie unbedingt Ihre Zeit einteilen, in drei Wochen tritt auch der berühmte Kunstreiter Peter Matties im Schumann auf," „ES ist erstaunlich, wie hochbegabt Sie alle sind," „Gottlob, jeder besitzt zwar nur ein Talent, aber das gründlich. Das heißt, unsere Theres wäre einte Tänzerin ersten Ranges geworden. Als zwölfjähriges Mädchen konnte sie Seiltanzen wie ein Elfche»," „Ich glaube auch," stimmte Joachim ihr bei, „auf der Bühne ist sie so graziös, daß mir selbst schon der Gedanke kam," Es ist rührend, wie dicsle Geschwister sich gut sind, und jeder des anderen Vorzüge ins beste Licht rückt. Nicht eine Spur von Neid, dachte Joachim. „Denken Sie an den Empfangstag," sagte ThereS beim Abschied, „für Sie ist aber immer Empfangstag, wenn Sie freie Zeit totschlagen wollen." „Tausend Dankt Ich komme sehr gerne," er zog ihre Hand an dir Lippen, „auf Wiedersehen." „Ans Wiedersehen, Herr Rittmeister." « ».-Da« ^ rin nette, Mensch, der Rittmeister," Meint« Sibyll. al« alle Gäste fort waren, „so kameradschaftlich, da« habe ich bvi einem "7m """"""""" Lange Zeit saßen sie schweigend und blickten ein jeder mit seinen Gedanken beschäftigt hinaus in den stillen Garten. „Sag mir ein« Theres," bat Sibyll, „und halte mich nicht für taktlos und neugierig! gab eS zwischen Kurt und dir wirklich keine Verständigung? Jhl habt euch doch so lieb gehabt, ich will den wahren Grund durchaus nicht wissen, aber an dem böswilliges Verlassen glaube ich nie und nimmer?" Ich kann ihr doch unmöglich sagen, ich bin euretwegen von Kurt weggegangen, dachte Theres gequält, „Nein, Sibyll, eine Verständi gung gab eS dabei nicht, selbst wenn man eine Brücke geschlagen hätte das Mißverständnis wäre wieder emporgewachsen; ich liebe Kurt heute noch — es war eben unser Schicksal, daß wir unS trennen mußten, heut« weiß ich auch, warum mein liebes Kind mir genommen wurde, eS sollte nicht zwischen geschiedenen Eltern stehen." „Wer weiß, ob alles so gekommen wäre, vielleicht —" „Doch Sibyll, das wäre nicht ausgeblieben. Vielleicht hätten wir uns nicht getrennt, des KindeS wegen, aber dann wäre schließlich der unversöhnliche Haß aufgestanden, eS ist schon besser so." „Ich habe Kurt sehr gerne gehabt, weil du ihn liebtest, ThereS, und weil du glücklich mit ihm warst. Die Nachricht von eurer Tren nung traf mich ein Blitz aus heiterem Himmel. Marita war ganz verstört. Das hat meine Theres nicht verdient, sagte sie ein über das andere Mal; sie konnte eS gar nicht fassen. Aber nun ist alles vergessen, nicht wahr ThereS, du bist doch glücklich?" „O ia -" „Ob man wohl wirklich einrn Mann so lieben könnte, daß man alles darum vergessen kann?" zweifelte Sibyll. „Wenn du ihn wirklich liebst — jal Für eine Frau ist die . Liebe das Höchste, der Lebenszweck." „Ich kann es kaum glanbenl" „Du kennst die Liebe noch nicht." „Nein, ich habe noch keinen Mann gesunden, dem ich freudig meine Freiheit geopfert hätte." „ES kommt noch Sibyll, in iedes Menschen Leben tritt einmal — früher oder später — die Liebei" „Da soll sie sich bei mir aber eilen, ehe ich alte Jungfer bin!" Theres lachte herzlich ans, „Sibyll und alte Jungfer! Mit deinen 22 Jahren." „Worüber freut ihr euch denn so?" HanS schaute zur Tür her ein. „Darf man teilhaben." „Sibyll fürchtet, eine alte Jungfer zu werden," lachte Theres, HanS lachte mit, „Nee, Sibyll, da habe nur keine Bange! D» brauckst doch mw deinen Toggenburg-Devroky zu erhören. Dem Uebelstand kann doch schnell abgpholfen werden." ' ' ' Fortsetzung folg!,)
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