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ftk g srr.1»« 1». Jahrg. Geschäft»»««« ««» «e»<»t1*«» Dre»d,«»«. 1S^ Holbet«ftr«tz» 4» MicklWe volfsmi Montag 5. Juli 1SS0 ffeeusprecher »18« Po fische»do-loi Leipzig Nr. 14797 Isllt. iclien Z-N :d«en ssillsn^ «rrl- use«. NMk '.6811 SM ,>j '6666. NN6N. 8lds ^tign h'irma Er. 1". str ckU> billi-ä- 11626. r»6o ^ oituvg ,»»«' «et»,rv»«>»« Mitellrchrtiq «» d« «»sq-st-ftell, «d« tzon d«NoI> -1ge»-lt «»s-ad» 1 mU Muslr. »«Sas» gab, » »4L Ja L«»d«, und «an, L«M»land frei Hau» «»«,»» 1 1» «L Ra»aa», » » SO - »I« eachftl-, volt-i»ttung «tchetnt an allen »«-«U-a« »ach«. — «Prechstund, der «edaMonr 11 »t» IS llbr vor«. A»,eia«N» knnahme von chelchSstoanietzen »t» 10 Uhr. »o» 8m»tIIenan»«te«n di» II llhr von». — Drei« süi »l» PeNl^paltzrU« 1.40 4». t» «ellameteU ».»0 4». Sa»Utkn<ui,el»«a I.S» 4». - «a, cwd-ulUch «»tchri^en». sowie durch Fernsprecher aufgeaeben» L»,tt-«a kvime» «tr di« SeranlworUtchlelt tü» bi« «Ichttaletl de» nicht tb.mehmen ,»»» M MM WM Mtlltllkl Von Franz v. Stockhammern, Ministerialdireltor im Reichssinanzministerium Die NaHricht von der Errichtung einer Apostolischen Nunliatu« In Berlin ist in den lirchlichen politischen Kreisen des deutschen Katho lizismus mit Freuden begrüßt worden. Sie ist ein Ereignis nicht von ausschließlich lirchengeschichtlicher, sondern von allgemein historischer Bedeutung, ein Ereignis, das vom Lärm des politischen TageskampseS übertönt werden mag, dessen ganze Tragweite sich aber künftigen Generationen erst offenbaren wird. In aufrichtiger Dankbarkeit nei gen sich die Katholiken Deutschlands vor diesem Mt weiser Fürsorge Benedikts XV. Sie rüsten sich, Monsignore Paccelli, dem im Süden des Reiches bereits vorteilhaft bekannten Vertreter des Heiligen Stuh les, den Benedikt XV. zum ersten Berliner Nuntius bestimmt hat, in Ehren zu empfangen, nicht mit Aeußeningen lauter Freude, die der traurigen Lage unseres Vaterlandes nicht geziemen würde, wohl aber im Gefühl religiöser Erhebung und innerlicher Bewegtheit. Dev Heilige Stuhl war im Deutschen Reich auch bisher nicht ganz unvertreten. Es wäre ein Irrtum, anzunehmen, der Inter- cfjenkreis der Münchner Nuntiatur sei auf Bayern beschränkt ge- wesen. Diese päpstliche Mission, die im Jahre 1785 gegen den Ein spruch der damals führenden Mitglieder des deutschen Episkopats von Pius VI. für die psalzbayerischen Lande errichtet und im Jahre 180« auf das Königreich Bayern übernommen wurde, war formell aus schließlich beim früheren bayerischen Hose beglaubigt. Dieses Ver hältnis dauerte auch nach dem Eintritt Bayernns ins Deutsche Reich fort. Waren schon früher ans ganz Deutschland kirchliche Angelegen heiten aller Art an die Münchner Nuntiatur gebracht worden, so er weiterte sich diese materielle Zuständigkeit unter den neuen Verhält nissen in zunehmendem Maße. Da die der päpstlichen Bestätigung sPraeconisation) der Bischofswahlen vorausgehenden Jnformativpro- zesse über die deutschen Bischofskandidatcn übungsgemäß von der Münchner Nuntiatur geführt wurden, erstreckte sich die Pcrsvnalien- politik des Nuntius über sämtliche Bundesstaaten, in denen sich bi schöfliche Sitze befanden. Eine Reihe von Fragen innerpolitischer Natur ferner, die ihrer Art nach mit dem kirchlichen Leben Deutsch lands zusammenhingen, waren Gegenstand der pflichtgemäßen Bericht erstattung und der amtlichen Stellungnahme der Münchner Nuntiatur, wobei der Meinungsstreit über die christlichen Gewerkschaften, als Beispiel aus neuerer Zeit, an erster Stelle zu nennen wären. Die Münchner Nuntien haben die nicht geringen Schwierigkeiten, vor die zunehmende Ausdehnung ihres Geschäftskreises über Berlin hinaus sie stellte, mit Takt und Geschick zu überwinden verstanden. Von Mons. Masella an, der mit dem Fürsten Bismarck die ersten Ver handlungen über den Abbau des Kulturkampfes führte, bis zu Kardi nal Frühwirth, dem der Ausgleich im GcwerkschastSstreit zu verdanken ist, haben die päpstlichen Vertreter in München wiederholt die Anerkennung nicht nur der bayerischen Regierung, sondern auch der Reichsleitung wegen ihrer loyalen Vermittkungstätigkeit erfahren. Das Ansehen, dessen sich eine Reihe der in München tätigen römischen Prälaten in Berlin wie in München erfreut, entsprach dem hohen Kredit, den die vatikanische Diplomatie in den politischen und diplo matischen Kreisen der ganzen Welt wegen ihrer traditionellen Schu lung, ihrer klugen Zurückhaltung, sowie wegen der hohen Geistes- lultur ihrer Vertreter genießt. Vom diplomatischen Standpunkt aus betrach'et. ist die Aufgabe der päpstlichen Nuntiaturen eine exceplionell schwierige. Eine sorgsam gehütete Tradition, eine Art Gewohnheitsrecht des Völk>',lebeuS be schränkt die Vertreter fremder Mächte auf den amtlichen Verkehr mit der Regierung des Landes, auf den sie beglaubigt sind, wobei das Ministerium des Aeußeren formell als ausschließliches VennittlungS- organ zu gelten hat. Ein Verkehr mit andere« Behörden des Landes, eine nach außen hin in die Erscheinung tretende Fühlungnahme der Verbindung mit parlamentarischen und anderen politischen Faktoren gilt als Verstoß gegen diese völkerrechtliche Hebung und ist nach Lage der Dinge geeignet, die Stelle eine- ausländischen Vertreters zu kom promittieren, wenn nicht unmöglich zu machen. Die päpstliche Diplo matie nimmt in dieser Hinsicht eine Ausnahmestellung ein. Die Nun- iiatnren sind verpflichtet und berechtigt, mit dem Episkopat, sowie mit den religiösen Orden des Landes enge Fühlung zu halten, von ihnen Bericht einzufordern, in Angelegenheiten strittiger Art Entscheidungen zu fällen oder eine Entscheidung Roms herbeizuführen Es erfordert reife Erfahning, Klugheit und sicheren Takt hier die Grenzen einzu halten, in Zeiten politischer Erregung einerseits die Fühlung mit de,, maßgebenden Faktoren des Katholizismus nicht zu verlieren und an dererseits ein ausfallendes, die staatliche Autorität verstimmende« Her- wrlreten zu vermeiden. Gewiß weist die diplomatische Geschichte Europas Fälle auf, in denen es Apostolischen Nuntien nicht gelang, inerwünschte Kollisionen mit der Regierung zu vermeiden, am Maß- 'lab der hier angedeuteten Schwierigkeiten gemessen, ist die Zahl der- irtiger Fälle eine äußerst geringe. *) Au- Nr. 1 der »Christlichen Politik". Wochenschrift ilr deutsche Kultur und nationale Staatsauffassung. herausgegcben on Dr. Alfons Steiger-Berlin, verlegt von F. Kornacker in '-Ilbesheim. - . ' ES ist die Frage wiederholt erwogen worden, ob nicht die in dar Katholischen Kirche neben der Nuntiaturen übliche Vertretungs- sorm einer Apostolischen Delegation vorzuziehen iei. Diese Frage wird für Deutschland, wo die katholisch« Kirche in einzelnen Ländern durch eine Jahrhundert alte Entwicklung mit dem Staat und seinen Interessen verwachsen ist, zu verneinen sein. Der Apostolische Dclegar ist die passende Form einer päpstlichen Vertretung für jene Länder, in denen absolute Trennung von Staat und Kirche besteht. Ihr Schul beispiel ist die Delegation in Washington, die für die Negierung der Vereinigten Staaten offiziell nicht existiert, die aber in Amerika im Hinblick auf das Aussichts- und Ueberordnungsverhältuis, in dem sie den etwa 100 katholischen Bistümern Nordamerikas steht, eine bedeutungsvolle Stellung einnimmt. Ein Organ von derart rein kirch lichem Charakter würde für die deutschen Verhältnisse nicht genügen, schon nicht angesichts der aus ein Jahrhundert zurückreichenden diplo matischen Beziehungen, in denen Preußen zum Heiligen Stuhl stand und Bayern heute noch steht. Sollte die Lösung des SäkularproölemS der Trennung von Kirche und Staat, das durch die neue Ordnung der staatlichen Verhältnisse in Deutschland für die deutschen Katholiken zu einar Lebensfrage geworden ist, zu einem die berechtigten Inter essen der beiden Verhandlungsteile berücksichtigende,, Abschluß ge langen, dann erst wird die Umwandlung der Berliner und der Münch ner Nuntiatur zu Apostolischen Delegationen zur Diskussion g-stellt werden können. Vis dahin wird für Deutschland die Berliner Nun tiatur als die der historischen Entwicklung angemessenere Form einer päpstlichen Vertretung zu gelten haben. Gewisse Schwierigkeiten, die sich dem bereits wiederholt er wogenen Plan der Akkreditierung eines päpstlichen Divlomalen in Berlin bisher entgegenstelltcn, sind durch die Neuordnung der Dinge hinwcggesallen. Sie hingen mit der Etikette und mit dem besonderen Herkommen zusammen, das am früheren kaiserlichen Hofe hinsicht lich der Würdenträger der katholischen Kirche bestand. Die Kurie nimmt, gestützt aus eine Jahrhundert alte, durch den Wiener Kongreß feierlich bestätigte Hebung für ihre Vertreter, unabhängig vom Datum deren Emennung, den ersten Platz im diplomaiisch-n Korps und damit die Stellung des Doyens in Anspruch. Bei der Ernennung Mons. Paccellis ist dies« Frage nicht aktuell geworden, da die Großmächte bisher nur Geschäftsträger, nicht Botschafter nach Becklg geschickt haben, so daß Mons. Paceelli, der bereits zum ApostolUchen Nuntius in Berlin ernannt ist, de facto als Doyen des im Laufe der Zeit sich wieder bildenden diplomatischen Korps in Berlin fungieren wird. In den bewährten Traditionen, onf die die vatftanckche Divio matie zurückblickt, liegt für die staatlichen Gewalten Deutschlands eine sichere Gewähr dafür, daß die Tätigkeit der »euerrichtete,, Berliner Nuntiatur sich für die Interessen des Staates nicht minder «Mich erweisen wird, wie für jene der Kirche. Wer, wie Schreiber dieser Zellen, lange Jahre im bayerischen Ministervräsidium die Angelegen' heften der katholischen Kirche, in enger Fühlungnahme mit der Münch ner Nuntiatur, zuletzt unter einem Meister der Kirchenpolftik. w'e der verstorbene Graf Hertling es war, bearbeitet hat, 'ann bestätigen, auf welch verständnisvolles Entgegenkommen der Staat bei einer Nuntiatur rechnen kann, wenn auf seiner Seite der klar erkennbare Wille besteht, berechtigten, mit den Staatsnotwendigkeften zu vev einbarenden Interessen des katholischen Bevölkerungsteil?; gerecht zu werden. Graf Hertling, auS früheren Perioden seines Lebens mit den vatikanischen Gepflogenheiten vertraut, zitierte wenn Verhand lungen mit den Münchner Ver'retern der Kirche zu führen waren, gern warnend das Goethewort: „Denn. welcher Große sänd in, Vatikan n.cht seinen Meister!" Die Probleme, vor die da? Piniifikat Pius' X. die Staatsregierungen stellte, die In ihrer Kirchenpolitik in erster Linie paritäische Grundsätze einzuhalten hatten waren zum Teil äußerst komplizier'er Natur. Die auf seiw'n früheren Weltin'e» essen der Kurie umfassenden römischen Bosten gereist- Erfahrung d-s Kardinals Frühwirth fand auS allen diesen Schwierigkeiten in stiller Behutsamkeit einen Auweg, Schon zn jenen Z-ften hatte der Name Paeelli. als des Prälaten, der im Staatsselretariat mit den kirch lichen Verhältnissen Deutschlands befaßt war, in München einen guten, durch Aeußernngen des Kardinals Früümlrtss wiederholt be stätigten Ruf. Das katholische Deutschland kann überzeugt sein, daß Mons Paecelli. den das Vertrauen des Vavstes aus den 'chwierigsten Posten gestellt hat, den der Heilige Stuhl deneft zu vergeben bat, den vortrefflichen Ruf rechtfertigen wird, den er sich als verständ nisvoller rmd kliiger Berater des Kardinal-Ktaatssekretärs und spä ter als Münchner Nuntius erworben hat. Mons. Vacelli. den ich seit Jahren kenne, ist des Deutschen seit langem kundig und hat es sich in München, wie ich selbst mich persönlich wledeA'flt 'ch.-rrcugex konnte, bis zur vollkommene» Fertigkeit angc-'ignet. Er ist .-in fein sinniger Kenner deutschen KessteS- und Kultiirleb-n? und bat Hinsicht- sich der Schwierigkeiten der konfessionellen Verhältnisse des Deutschen Reiches ein gereistes Urteil. Er ist ein ernster Pn-si'r und ein Mann von rastloser Arbeitskraft. Die Vornehmheit seines Wesens >nd seiner Manieren erinnert die alte Generation der Kurie an den Eindruck, den Leo XM. im Alter M» s. PaeclliS auf seine Umgebung machte. Da» katholische Deutschkand kann dem Wirken dickes glänzenden Diplomaten und ausgezeichneten Prälaten mit aufrichtigem Vertrauen entgegenseh«,. Die deutsche Regierung wird mit ihm, sofern sie es versteht, durch Loyalität fein Vertrauen zu gewinnen, die besten Er fahrungen machen. Die Brandfackel im Haus Zu dem Auftreten HelsserichS im Reichstage wird uns von unserem parlamen tarischen Mitarbeiter »och folgendes ge schrieben: Ta hätten wir nun also die Brandfackel im Haus. Der Bür- gersriede ist in Gefahr, durch sie verzehrt zu werdenl Und geschleudert hat sie ein Mann, der ehemals ein Neichsminrfter war und der sich als „Netter" und „Lehrmeister" des deutschen Volkes aufzujpielen für berufen hält! Was im Reichstage am Freitag sich vollzog, war ein Erlebnis so furchtbarer Natur, wie man ein zweites seit dem Novcmberzusam- mcnbruch wohl noch nicht hat auf sich wirken lassen müssen. Als Augen- und Obrenzeuge dieser Szenen, die alles, was der Verfasser dieses in langjähriger beruilicher parlamentarischer Tätigkeit an sich vorüberziehen mb. ins Hintertreffen stellten, muß ich gestehen, daß man mit wag,. - Ergriffenheit und mit einer Erschütterung ohne gleichen diese H e I r i ch s ch r Rede und ihre Wirkung an Ort und Stelle vernahm. Gewiß haben die Unabhängigen und mit ihnen ein großer Teil der Sozialdemokraten alles getan, nm die Wucht ihres Zornes aus diesen Mau» auszuschü'.ten, in dem sie nun einmal mit eine» der Hauptschuldigen am Verluste des Weltkrieges erblicken. Es geschah dies auch oft m Fonuen, die bisher unerhört waren. Aber andererseits mußte sich jeder politisch denkende Mensch sagen, daß das Herausstellen eines Helsserich in diesem Augenblicke. 21 Stunden vor Span, wie eine Herausforderung nicht nur, sondern geradezu wie ein Pcitscheuschlag in das Gcsicht weitester Vollskreiie wirken mußte. Wenn man den Sturm bram'en hörte, der strcckenlang durch schier dreiviertel des ganzen Reichstages wogte, und wenn man danach die Stellung des deutichen Volles zn diesem Manne und ru dem, was er sagte, bemessen wollte, dann würde man dieser Provokation nur noch um so sinnfälliger inne werden. Schon als Helsserich sich zur Tribüne begibt, empfangen ihn die Unabhängigen und der Großteil der Sozialdemokraten mit Rusen: „Nieder mit dem Kriegshetzer!" usw. Und Ledebour vermag erst nach langem Toben und Lärmen Helsserich das Wort z» verschaffen durch den Zuruf: „Der Angeklagte hat das Wortl" Helsserich war von An fang an sichtlich auf das höchste benommen. Er speicht matt, unsicher, zögernd, er hackt und stockt, seine sonstige Gewandlheft und Rede sicherheit hat ihn anscheinend vollkommen verlassen. Es gibt kaum einen Satz, ja bruchstückweise kaum ein Wort, das nicht von lärmen den, ja oft von tumultuarischem Widerspruch begleitet wird. Jedes mal. wenn Helsserich von dem Unglück und der Schwere unserer Zeit spricht, schallt es ihm von Hunderten von Stimmen wie aui sono ent gegen: „Durch Ihre Schuld!" Es kommt dabei jedesmal zu einem Lärmen »ud Schreien daß zuweilen Helsserich für Minuten über haupt nicht mehr zu Worte kommen lau». Die Leicenschaften geben immer höher und höher. Oftmals kommt es vor. daß Unabhängige und Mehrheitssozialisten, die Fäuste ballend, zur Rednertribüne stür men, ihn mit leidenschaftlichen Zurufe» überschütte» und es hat oft genug den Anschein, als wollten sie ihn vom Podium herab-ciren. Der deutschnativnale Abg. Dietrich, der gerade präsidiert, ist hilflos. Seine Amtsführung ist ganz und gar nicht lazn angetan des Stur me? Herr zu werden und was er zu seiner Beschwichtigung sagt, wirkt auf die Linke mir noch aufreizender. HelfsenchZ Red? ist im großen und ganzen i» der Tat nichts anderes als eine Verteidigungs rede. Er sucht seine ehemalige Politik, namentlich leine Finanz politik zu rechtfertigen, wobei es namentlich bei den alten Koali tionsparteien zn den stürmischsten Lärmswnen kommt, und er halte des weiteren den Gesch'mack. mitten in der jetzigen Situation die Kogli- lionspolitik der alten Regierung znm Ziel seiner Angriffe m machen. Das alle-?, wie er es sagte, unorganisch und unllastematiich, immer mir auf Kampf und Aufreizung gestellt, rück oft zeuug die belle Em pörung hervor. Von den Unabhängigen wird Helsserich immer und immer wieder als der eigentliche Schuldige am Kriegsverlufte hinge stellt und man schreit ihm zu: „Von Ihnen Lehren zu empfange» ist eine Beleidigung." Heisse« ich kann sich schließlich gar n'cht mehr helfen und er bettelt förmlich die Unabhängigen an, die Zwischenrufe und Unterbrechungen, die ihn sichtlich immer mehr aus dem Konzept bringen, ru »»'erlassen. Man schreit ihn an: „Das lönnte Ihnen passen! Sie sind der Hanptschieberl" Am schlimmsten aber ging es zu, als Helsserich znm Gebiet der auswärtigen Politik kommt Er lischt da das alte Mär chen von dem sogenannten zweiten Friedensvertrag der Entente in Versailles ans nnd er macht? der allen Negierung und d?n Kaaliiions- parteicn den Vorwurf, daß bei größerer Fest-'gh-ii damals ein besserer Friede zn erreichen gewesen wäre. Diese Ausführungen wcnck?n die Brandfackel ins Hans. Es läßt sich nicht beschreiben, nl welch?» nn» belchreibltchen Zusammenstößen nnd S'?»?n es nun kam Die leiden schaftlich? Aufwallung erfaßt das ganz? Hans, einschließlich der Tü- hmienbesncher. Aus der NeckUen wird man sichtlich immer verlegener. Während man dort den nnabhängiae» Uute"hrechung"n erst immer noch opponierte, ist man setzt ganz still geworden. Man ist verdutzt, rutscht unbehaglich hin und ber nnd tuschelt unter allen Anzeichen einer höchst bedenkliche» Stimmung. Man zeiht in rasen den Unterbrecht»,aen Helsserich des Schwindels nnd dec Lüge. Es ist auch im höchsten Grade bereichnend. daß ein Ledebour es kein mußte, der bei allen diesen Aus'ührnngen unter cnuem geradezu er schütternden Eindruck ans da? Hans in den Saal hineinschieil: „Welch eine Wirkung Ihrer Nede für Span!" ?Us dann Helsserich geendet hgt ging ein ungeheuerliches Zischen im Hause los »uterniischt mit gellende» Wissen. Aus der Linken bis in die Micke hinein brausen Helsserich stürmische Pfnnuse ent gegen. Der Beifall ans der Rechten wird sofort wieder in ne» aufbrau sendem Zischen unterdrückt. Fürwahr: welch eine Wirkung der Heft- ferichschen Rede für Spaa! Der Reschsftuan,minister Dr. Wirth und nach ihm auch der Reichskanzler Febrenbach haben es nicht unterlassen, diele Tatsache seslnistellen. Selsserichs Rede trägt dazu bei. znm zweiten Male Deutschland durch die Schuld eine? einen- sinnigen und unerhört anmaßenden Manne- i» unabsehbare» Elend ,u stürzen.