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Kr.LLL 1». Jahrg. »«fchLst-K,»« m»tz «e»a»t1»«r 1«, L-U>«t»ftrafj« 4« SüÄstsctie Dienstag, 18. Mai 1920 ^ Ftervspevch« »13«« Vv»t,ch««»»o«t» Lelp,», «r. »47«, voliszeLluna «»z»g«p»»iL, Merteltahrttc- m der »eti-Sftrltell« «der von der Volt adge-oU A»r«ad»^ mit illustr. BeUage «,»«,»« n V.« M. «n Dredden und gan, Deutschland ftet -au» «n»,abe ? 1«.«ki »Iu«,ade » «.«V -?». - Di« «Lchstsche VoMMung »rschetnt an allen wochentalien nach«. — vprechstundk der Redaktion: II bis Lit Nhr vorm. «tu,r>n«a, Annahme von «e,cha>tSa„,eigen dir I« Uhr. von Famtitenan,eigen VW It Uhr von». - Preis für dt« PeM-Spaltzetle 1.4«^, i« Reklameteti ».SV Familien-Knzetgen I. ii» -k.- Für mideuUich geschrtedene, lolvie durch Fernsprecher auigegebcne Aiijeigen kdnnen wir die Perantwortlichieii für dir Richtigkeit de, Textes nicht Ldernehmio WIMWel dkl IMWiMle» H Das Organ des Bundes der Landwirte in Dachsen, der angedlich politisch neutral sein will, nämlich di; .Sächsische Bauernzeitung", veröffentlicht in Nummer 20 vom Sonntag den 16. Mai einen Wahlaufruf für die Deutsch nationalen. In diesem Aufnife beschäftigt sich die „Sächsische Bauernzeitung" mit allen politischen Parteien. Gegen die Zentrumspartei und die Zentrumspolitik weiß sie etwas Sachliches und Positives nicht zu sagen. Hingegen vorsteigt sich der Aufruf de« Organs des Bundes der Landwirte zu folgendem Satze: „Die Zentrumspartei spielt lei uns in Sachsen leine Nolle, und es wäre sehr zu bedauern, wenn sich Landwirte bereitfinden lassen sollten, die Zentrumsliste zu wählen, da ihre Stimmen bei der geringen Anzahl der Zentrumsleute nach den Bestimmungen des jetzigen Wahlrechtes einfach in den Papicrlorb wandern wür den. Auch der katholische Bauer, der für die Interessen seines Be rufes eintreten will, muß mit uns gehen." Man ist wirklich erstaunt, daß die „Sächsische Bauernzeitung" es überhaupt wagt, so etwas zu veröffentlichen. Einmal müssen wir deni Blatte die Berechtigung absprechen zur Behauptung, daß die gentrumspartei in Sachsen keine Rolle spielen würde. Wir sind über zeugt, daß die christlichen und vor allem die katholischen Landwirte ganz genau wissen, zu welchem bedeutungsvollen Faktor sich die Zen trumspartei in Sachsen entwickelt hat. Es braucht darüber hier heute kein Wort weiter verloren zu werden. Wo waren denn die Deutsch nationalen bei der Schulfrage? Halen vielleicht die Deutschnationale» die konfessionellen Schulen in Sachsen gerettet? Oder glauben sie wirklich, daß das christliche Volk die Haltung der Dsutschnationalen beim Schulkompromiß vergessen hat! lind im Wahlaufruf der Deutsch- nationalen Volkspartei ist kein Wort von der Schulfrage zu lesen: das Zentrum allein ist es, das klar und deutlich für die christliche Er ziehung eintritt. Die „Sächsische Bauernzeitung" geht aber noch wei ter, und' wagt zu schreiben, daß die Zentrumsstimmen in Sachsen „nach den Bestimmungen des jetzigen Wahlrechts einfach in den Papier- korb wandern würden". Ja, kennt denn der Verfasser dieses Wahl aufrufes und kennt die Redaktion des sächsischen Organs deS Bundes der Landwirte nicht das Wahlrecht? Mau kann eine solche Un wissenheit doch eigentlich bei Leuten, welche sich politisch betätigen, nicht annehmen. Wäre das der Fall, dann wäre eS doppelt unver antwortlich, so etwas niederzuschreiben und in die Welt zu schicken ohne sich vorher über die Tatsachen unterrichtet zu haben. Da wir aker, wie gesagt, eine solche politische Ignoranz nicht annehmen können, so müssen wir in dieser Behauptung nichts anderes ersehen, als den Versuch, die katholischen Landwirte zu täuschen. Denn gerade nach den Bestimmungen des jetzigen Wahl rechtes wandert keine einzige Zentrumsftimme in Sachsen in den Papierkorb. Es ist vielmehr jede ZeutvuinSstimme ausschlaggebend iür den Enderfolg der Wahlen, da die in Sachsen abgegebenen Zen- lrumSstimnitn der Reichsliste des Zentrums zufalle«. Auf jede Zen trumsstimme kommt es an, und jeder Zentrumsanhänger hat es in der Hand, zu entscheiden, ob durch seine Stimme ein oder zwei Abge ordnete der Zentrumspartei mehr in den Reichstag kommen oder nicht. Somit richtet sich die Behauptung in dem Aufrufe der „Sächsi schen Bauernzeituug" von selbst. Es muß nicht gut um die Sache der Dculschnationalen stehen, wen» sie zur Werbung von Stimmen zu einem solch unerhörten, den Tatsachen bohnsprechenden Mittel grei fen müssen. Christliche Landwirte, laßt euch nicht irre mache nl Auch eure wirtschaftlichen Interessen waren und sind nirgends besser gewahrt, als bei der Zentrumspartei. Der Wahl aufruf der Deutschen Zentrumspartei ist von hervorragenden Landwirten, wie den Landesökonomieräten Herold und Graw, dem Freiherrn von Kerckerinck zur Borg, dein Für. sten zu Löwcnstein-Wcrtheim-Rosenberg, unter zeichnet. Klar und deutlich spricht er die Stellung der Zentral,ispa, lei zur Landwirtschaft mit folgenden Worten aus: „Die deutsche Landwirtschaft ist und bleibt das Fundament unserer Volkswirtschaft. Unsere landwirtschaftliche Eigcncrzcugung wieder aus den frühere» Stand zu bringen, ist darum eine-s unserer wichtigste» Ziele. Wir sind deshalb für den planmäßige» Abbau der Zwangswirtschaft. Wir fordern eine Preispolitik, die die landwirt schaftliche Erzeugung ans allen Gebieten lohitt und fördert. Die Düngemittelbeschasfniig muß mit allen nur möglichen Mittel» ge steigert werden. Der bäuerliche Mittel- und Kleinbesitz ist zu schützen und zu vermehre»." Das sind keine Phrasen, sondern reelle Grundlagen für praktische Arbeit. Je stärker das Zeittrnm in den Wahlkampf einzieht, desto »ehr wird es in der Lage sein, diese Forderungen zu erfüllen. Also, hristliche Landwirte, werbt für das Zenlrumsprvgramm. tretet für die Liste der Sächsischen Zentrumspartei, Strieder» Liesch, ein. auf der auch als Vettreter der Landwirtschaft der Landwirt Josef Gr oh mann in Schirgiswalde sieht, ^rde Zentrumsstimme in Sachsen zählt! Keine Stimme wandert in >'» Papierkorb. Die gegenteilige Behauptung sei nochmals Ls Unwahrheit festgenagelt. ,Die Zentrumsanhänger im ganzen Lande fordern wir auf, überall bei ihrer Arbeit auf diesen plumpen Wahlschwindrl der Deutschnationalen hinzuweise» und aufklürend zu wirken. Auch der katholische Bauer in Sachsen, der sowohl für die Interessen seines Berufes als auch für die höchsten kulturellen Güter eintreten will, muß mit der Sächsischen Zen trum sparte! gehen. stsi. Präsident Fehrenbach zur Angelegenheit Erzberger Die „Kölnische Volkszeitung" (Nr. 673) erhält die nach stehende Zuschrift, bie wir wörtlich zum Abdruck bringen. Infolge unerhörten Vertrauensmißbrauchs werden in der Presse Mitteilungen über die Behandlung des Falles Lrzberger durch die Parteiinstanzen des Zentrums gemacht, die bezüglich der Aeußerlich- leiten vielfach richtig sind, die aber speziell meine Ausführungen in der Sitzung des Reichsparteiausschusscs in einer Deutung wiedergeben, die mir durchaus ferne lag und die auch für jeden unbefangenen Zuhörer unmöglich war. Dabei werden mir Worte !» ?en Mund gelegt von „willenlosen Werkzeugen" und von „unehrlich»» Spiel Erzbcrgers", die ich niemals gebraucht habe. ES bleibt mir bei dem Aufsehen, das diese Mitteilungen machen, nur übrig, meine ganze Red» im Reichsparteiausschuß wiederzugeben. Für den Wortlaut kann ich natürlich mangels jeder Aufzeichnung nicht garantieren, wohl aber für die Korrektheit des Inhalts. Ich stellte an die Spitze meiner Neußerungen den Antrag, Herrn Erzberger zu ersuchen, für die nächste Wahl von einer Kandi datur abzusehen. Diesen Antrag hielt ich für berechtigt im Interesse der Partei, der Fraktion und der Persönlichk-it Erzbergers. Zunächst wandte ich mich kurz znsammenfasscnd zu dem Ergebnis der Prvzeßverhandlung in Sachen Erzberger gegen Helsserich. über welche ein anderer Fraktionskollege vorher eingehend Bericht erstattet hatte. Ich kritisierte das Urteil nicht, aber konnte mir die Konsegucnzen, die vielfach aus demselben gezogen werden, nicht zu eigen machen. Ich betonte ausdrücklich, daß für mich die Ehrenhaftigkeit und die lautere Gesinnung Erzbergers trotz des Urteils feststehe. Es sei für mich nur der Nachweis erbracht, daß Erzberger an den Fehlern seiner Vorzüge gestrauchelt sei. Von erstaunlicher geistiger Elasti zität, ungeheurem Arbeitsdrang., voll Verständnis für das moderne Wirtschaftsleben und gewillt, sich daran zu beteiligen, dabei von gut mütigem, vertrauensvollem, allzeit hilfsbereiten Naturell, habe er sich in eine Menge von Angelegenheiten verwickeln lassen, die in ihrer Ge samtheit ungünstig verwertet werden können. Vermöge 'einer Rührig keit. Arbeitslust und Hilfsbereitschaft sei er von einer Meng? von Bitt steller» und Interessenten angegangen worden, die vielfach das ent gegengebrachte Vertrauen nicht verdienten. Er habe sich auch mit rück sichtsloser Energie dieser Anliegen angenommen, die ibm den im Prozesse zur Entladung gekommenen Haß der Burcaulraten zugezogen hätten. Er habe bei der Vertretung dieser Interessen auch nicht ge nügend die Tätigkeit ausgeschieden, die mit seiner Stellung als Ab geordneter und Minister nicht vereinbarlich war. Diese übergroße Be triebsamkeit seines lebhaften Temperaments habe di? Erscheinungen gezeitigt, die gegen ihn verwertet werden können und von seinen fana tische» Gegnern ins Uebermaß aufgebanscht werden. Aber Partei und Fraktion könnten nicht achtlos daran vorübergchen und müßten den dringenden Wunsch haben, daß er in den nächsten wahren aus eine parlamentarische Tätigkeit verzichte. Sodann kam ich auf die politische Tätigkeit Erzber. gers zu sprechen, wobei ich auch die Beanstandungen von Partei freunden über die Haltung der Fraktion gegenüber dem Einflüsse Erz bergers zurückzuweisen suchte. Ich legte dar. daß Erzberger als emi nenter politischer Kopf, dem keine Arbeitslast zu groß war. schon früh zeitig Ansehen in der Fraktion erlangte: er habe deshalb schon in den ersten Jahren seiner parlamentarischen Laufbahn das Referat über den Militüretat zugewiescn erhalten und habe in dieser Eigenschaft dem Vaterlande außerordentlich wertvolle Dienste geleistet. Ich führte dann aus an der Hand der Geschichte der Fraktion und ihrer Führung, wie Erzbergers Einfluß ständig wachsen mußte, Vis er 'ährend des Krieges infolge der Vertrauensstellung Evzbcrg.'rs beim Kanzler und seiner genauen Kenntnis aller politischen Vorgänge ein Vvnii- nicrendcr wurde. In diesem Zusammenbaukam >c!' inck, ans di? Veröffentlichungen des Herrn von Bethmann .Hollweg: Friedensmöglichkeiten im Frühsommer 1917, in der Nr. 110 der „Deutschen Allgemeinen Zeitung" zu sprechen^ in weicher Herrn von Bethmann sein? Verhandlungen mit dem Nniizins Pacelli in der Zeit vom 26.-29. Juni 1917 besprach. (Ter vollständigen Klarbeil wegen sei hier das Wesentliche an-s dieieni Aufsatz Betbmann Hollwegs wiedergegeben. Es hieß darin: Mit dem Aufträge, dem Kaiser im Groszen Hauptquartier einen Brief des Papstes zu nberbringen.'besuchte mich Pacelli am 26. Juni in Berlin. Der Nnnlins legte mir bei dieser Gelegenbeit eine Reihe bestimmt gefaßter Fragen über unsere KriegS- ziele und Friedensbedingungen vor. AuS der Art da, Fragestellung gewann ich später den bestätigten Eindruck daß es sich nm etwas anders als nm unverbindliche Konversation über die Friedens möglichkeiten bandle, daß der Nuntius sich vielmebr eines genau fornnilierten Auftrages entledigte. Ich beantwortete die einzelnen Fragen des Nuntius dabin, daß tvir zu Rüstungsbeschränkungen im Falle der Allseitigkeit durchaus bereft seien, daß wir grundsätz lich den internattonalen Schiedsgerichten zusttmmlen. Bezüglich Belgiens erwiderte ich, daß wir sein? volle Unabhängigkeit wieder- hcrstellen würden. Dock, dürste Belgien nicht politisch, militärisch und finanziell unter die Heri-sckiast Englands und Frankreichs ge raten. Mit Frankreich werde sich unter der Form gewisser gegen seitiger Grenzberichtigungen der Weg zur Einigung bezüglich Elsaß- Lotkringens finden kaffen. Am 23. Juni wurde der Nuntius im Großen Hnnptauartter vom Kaiser empfangen. Der Kaiser erkannte bei der Unterredung die besondere Eignung und das besondere Inter esse der katholischen Kirch'e alSFriedenSver- Mittlerin an Di- Möokickckeik. ernstbast über den Frieden zu reden, dürfe nicht durch die Sozialdemokratie sondern müsse durch den Vavst herbeigesührt weiden. Dies — schließt Bethmann — war der Verlaus, den die Sen dung des Nuntius genommen. Wenige Tage daraus wurde ich zum Rücktritt genötigt, aus die weitere Entwicklung der Dinge hatte ich deshalb keinen Einfluß mehr.) Bethmanns Aussatz hatte aus mich den gewaltigen Eindruck ge. macht. Von diesen Friedensverhandlungen mit weitgehenden Kon zessionen des damaligen Kanzlers hatte ich nichts gewußt, meines Wissens auch von der Fraktion niemand; dagegen hätte ich durch Herrn Erzbcrger selbst nach Erscheinen des Artikels erfahren, daß er zu jenen Verhandlungen zum Teil zugezogc» gewesen sei, jedenfalls genaue Kenntnis davon besessen habe. Eine Einladung an Spahn zur Teilnahme habe ihre Adresse nicht erreicht. Ich führte aus — genau wie ich es schon vorher gegen Herrn Erzberger unter vier Augen aus gesprochen hatte — daß ich in Kenntnis dieser Vorgänge einer Frie densaktton widerraten und jedenfalls die Vertretung der Friedens resolution in der Sitzung vom 19. Juli 1917 nicht übernommen hätte. Ich hätte von dieser parlamentarischen Aktion eine Störung der vom Papste eingeleiteten Friedensschritte befürchtet. Dabei habe ich aber ausdrücklich fest ge stellt, daß Erzberger zum Stillschweigen über diese Staatsgeheimnisse verpflichtet war und daß er in der Friedensreso lution des Parlamentes auch eine Unterstützung der päpstlichen Aktion erblicken konnte. Kurze Zeit nach den Verhandlungen mit Pacelli sei der Kanzler von Vcthmann- Hollweg gestürzt worden, nicht ohne Mittvirlung der Zentrumssraktion und Erzbergcrs. Ich hätte diesen Sturz schon damals für einen Feh ler gehalten: es sei mir aber nicht möglich gewesen, die Mehrheit der Fraktion a»f meine Seite zu bringen: jetzt sei ich von der Versehltheit der damaligen Astion gegen Bethmann noch fester überzeugt. Beth mann sei damals zu weitgehenden Konzessionen bereit gewesen, er Hab? sich auch an der Vermittlungsrolle des Papstes nicht gestoßen, das sei bei den bekannten protestantischen Vorurteilen nicht von jedem deut schen Stoatsmann zu erwarten. Der Sturz Bethmanns ohne Kennt nis über die Persönlichkeit seines Nachfolgers sei in meinen Auge» ein großer Fehler gewesen. Erzberger habe sich zur Mitwirkung bestim men lassen durch Acußerungen des Kronprinzen und der Herren Hin? denbnrg und Lndendorff, auch sei er von der Ueberzeugung ansge- gcnige», daß Bethmann infolge seines zaudernden Verhaltens und seiner allzu ehrlichen Aeußerungen bei Beginn des Krieges ein Hindcr- - ins für ernstliche Friedensberhandlungen darstclle. Letztere Erwägnn- gen seien nach meiner Auffassung im damaligen Moment nicht bren nend gewesen, und das Verhalten der Obersten Heeresleitung gegen Bethmann, die einer ernstlichen Friedensabsicht fernstand, hätte da mals für »ns nicht bestimmend sein dürfen In den jetzigen Pressemitteilungen der „Bayerischen Staats- zeitung" und anderer Blätter wird gesagt, ich hätte durchblicken lassen, „daß wir ohne Erzberger wahrscheinlick, 1917 einen annehmbaren Frieden bekommen hätten". Das ist eine direkte Fälschung meiner Ausführungen in der Sitzung des Reichsausschusses. Auf eine diesbezügliche Anfrage in der Debatte stellte ich ausdrücklich fest, daß nach meiner Ueberzeugung jene Friedensaktion des Papstes einen Erfolg nicht gehabt hätte: die Friedens Möglichkeiten seien mit dem uneinge schränkten U-Bootkrieg vom 1. Februar 1917 und dem E i n tr itt N m e ri k a s in den Krieg nach meiner Auffassung er ledigt gewesen; trotzdem wären natürlich spätere Friedensmäg- lichkeiten mit größter Energie und Vorsicht zu behandeln gewesen. Wer nach dieser Darlegung noch von einer „Aufdeckung eines unehrlichen Spiels Erzbergers anläßlich der Friedcnsresolntio.i von 1917" redet, macht sich selbst einer unehrlichen Handlungsweise schul dig. Ich habe jedenfalls nie von einem „unehrlichen Spiele' gespro chen und auch nie daran gedacht. Ich darf miohl noch hinzusügen, wie peinlich mir diese Aussich, rungen infolge meiner freundschaftlichen Beziehungen zu Herrn Erz berger sind. Ick, babe pflichtgemäß im FrakttonSoorstand mit den oben wiedcrgegebenen Gründen dafür plädiert, Herrn Erzverger nm NichtcnissteNung seiner Kandidatur zu bitte». Ick habe damals auch die feste Ueberzengnng ausgesprochen, daß er ans Parteidiszwlin den schweren Bedenke» in der Fraktion Rechnung tragen werde. Im Neichsparlciaiisftlmß wollte ick nick! reden und ieß -.ich dazu nur durch wiederholtes Drängen maßgebender nstilischer Freunde bestim men. Ich glaube aber das Zeugnis ,(!r mich in Anigrnch nehmen zu können, daß ich in ruhiger, sorgftstttg ab.ragender Weise die delikate Frage erörtert habe wenigstens wnroe m " oou Herrn Erzbcrger befreundeier Württemberg!,'cl,er Seite best itiat und die G.-u»gtun»g dar über ausgesprochen, daß ich in so vornehmer Art die Angelegenheit be sprochen bätte. Verpflichtungen der Parin ,nd der Freundschaft !ön- rren miteinander in Kollision geraten: icb bosie des, ia> beiden gerecht geworden bin. Frei bürg im Breisgau. de., !4. Mai 192-1 F ehrend a ck. Der Mittelstand nnd dir politische Lage Ter Weltkrieg bedeute.? inr ganz Europa und darnlvr hinan? eine gewaltige ivirischnftliche. soziale und volitiicbe Katastrophe mit nnabsevbare» Folgen für alle Berussstünde, Ter Krieg war ein Vvtksirieg. der die Volks!rast bis zum Aeußerilen an,'nannte und vfliig erjchvvste. Sein unglücklicher Ausgang vollendete die bereits begon nene Zersetzung unseres Staats- und Wirtschaftslebens und besiegelte in 8er Revolution den Untergang der alten Ordnung. Die Zentrumspartei bat ohne Zöger» die Folgerungen an-s die sen Verhälrnicssn gezogen. Unter voller Wahrung ihrer altbewährten christlichen Grundsätze hat sie zielbewußt mitgcarbeitet an der Wicder- ansrickitung der staatlichen und wirtschaftlichen Ordnung. Dis Pflege des christlichen Gemeinschaftsgeistes, des Pflichtbewusstseins und des Verantwortlichkeitsgefübls hat sie als Leitgedanken des Wiederaufbaues in der neuen Reichs-Verfassung zur Geltung gebracht. Volk nnd Vaterland zu retten war der oberste Leitsatz stirer Po litik und das Ziel ibrer Mitarbeit in der KoalittonSiegienmg. „Noch ist das große vaterländische Rettnngswer? nicht sichergestellt. Jeder Tag birgt neue Gefahren in sich von außen und innen, "ei dieser Lage lut eines not: ein starkes, in sich geschlossenes Zentrum. Wer sich in unfruchtbarer Opposition und Kritik ergeht, wer die Einbeit und Stoßkraft durch Sonderorganisationen nnd Sonderbestrebungeu irgendwelcher Art gefährdet, versündigt sich an den »»vergänglich«,?