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Nr. 118 18. Iahrg. Gouuabend, den 24. Mai 1V19 abends .»*>«»« X mit tllustr. Vellage vtertellü-rll«! »,K« 4«. In Dresden uni Sand Ire« «.«o X. 8 dtrrtellützr»« ».L8In' Dresden und gan, Deutschland Iret Hau» . tu vesterretch ti.80 >c. Zn Dresden S-u» ».«« F» amu Deutsch»! m o ' desterreUH Eine»! - Stummer 1. Dt» «üchMche vatkS^ttung erscheint an Wochentagen nachmittag». allen d GeschSft»ste»e »«k Redakttomr Dresden-A. IS, Holbelnftratz» Fernsprecher LLSSS Postscheckkonto Leipzig Rr. I»7»7 o o Anzeigen, Annahme vonSeschMtSanzeioe» bi« IS Uh» von Familienanzeigen bi« I I Uhr vorm. Preis iür die Petit Spaltzeiie4U 4. tm SteNe an teil I Familien-Anzeigen 8t» g Für nndentlich geichriebene. sowie dur» Fei» iprechcr ausgegedene Anzeige» können wir dl, Berumworilichkeit slir die Nichtigkeit de« Leite» nicht übernehmen. Sprechstunde der Redaktion: 11 IS Uhr vormittag«. c» c -' ' ' Einzige katholische AaMSMimtg, w GUhsek. Ärgcm der ZentRMsyart^ Ausgabe ^ mil illustrierter WN«kyMmrgsbeilage mW reltg, WocheubMag« Mssg^ W «ur «11 -er WocheubMag« » , » —— - wr rdsglsedmlari, Lenmmken, ^uc^er r In vnormor »usnalil -arklimerie ZeilWÄ^IOSS, Protest der Katholisch-geistlichen Behörden. A»> dir Cächsische Volkskammer, zu Händen des Herrn i Präsidenten Fräßdors. Als di ruscne Beschützer der Glaubens, und Sittenlehrc :»i Lebcii der katholischen Glaubensgenossen Sachsens er hebe» dir katholisch-geistlichen Behörden entschiedenen Ein spruch gegen dir beabsichtigte Abschaffung des Neligions- Unterrichtes in der Volksschule und Einführung eines staat liche,, Moral,intcrrichtrs als Pflichtfaches. Tie christlich gesinnten Eltern haben ein Recht darauf, für ihre Kinder von der Volksschule das hohe Bildungsgut ;u fordern, das in dem bekcnntnismäsngen Religionsunter richt- mir in keinem Nnterrichtsgcgenstande für die christ liche Charakterbildung gelegen ist. Leine Entfernung ans der Volksschule führt zu Gegen sinn'» zwischen ihr und dem christlichen Elternhause, die die eiiheuliche Erziehung aufs schwerste gefährden und die geis.ige Entwicklung des Kindes zur charaktervollen Person- lichieü schädigen. Ein Mangel in der Erziehung kann auch durch erhöhtes Wissen nicht ausgeglichen werden, wird vielmehr dadurch iiin noch empfindlicher und schädlicher. Tein Staate ist auch das Recht zu bestreiten, christlichen Kuid.r» Moralnnterricht als Ersatz für den bisherigen deliiiiltnismäsiigrn Religionsunterricht erteilen zu lasten vder gar anfz,«zwingen. Die christliche Sittenlehre beruht ,»l> dev ewigen und unabänderlichen Grundgesetzen, die Hott aus Sinai verkündet hat und die zur unverletzlichen Aermstnng der Kirche gehören. Die staatliche Moral hin- gegen richtet sich nach den wechselnden Meinungen der je weilige« Machthaber. Nie und nimmermehr werden daher katholisch-' Eltern, die an dem Glauben ihrer Kirche feft- haltcn, ihre Kinde, einen Moralnnterricht besuchen lasten, der nichts weist von einer Verantwortlichkeit einem all wissenden, höchst heiligen und gerechten Richter gegenüber, de, auch nichts weist von einem durch Sündcnschuld ge schwächt«» Scclcnzustande und einer Erlösung des Menschen. T>< katholisch-geistlichen Behörden erachten daher den Beschluß des Gesetzgeb nngsausschusseS, de» bkkrn ntsnismäßi gen Religionsunter, eicht aus der Volksschule zu entferne», für religio nsfeindlich und volksschädlich und erhebe» daher feierlich dagegen Einspruch. NrberdieS steht dieser Beschluss in direktem Widerspruch i»i' dem Beschlüsse des Verfastungsausschustcs der Deut schen Nationalversammlung, wonach der Religionsunterricht als Pflichtfach auch weiter gelten soll. Rcichsrecht geht vor tzni,sprecht. ES must daher erwartet werden, dast auch die Sächsifche Volkskammer diese« Grundsatz beachten wird. Dresden, den 20. Mai 1019. Tie katholisch-geistlichen Behörden in Sachsen. Sozialismus und Religion a Wir haben ank 17. Februar d. I. an dieser Stelle Li.> Parole ausgegeben: Mitarbeit! Mitarbeit auch an und in üen Fragen, von denen viele von uns glauben, daß sie einfach nicht lösbar seien. Mitarbeit natürlich nur in dem Sinne, das; -er berechtigte Kern, der einer Bewegung inne- wob»t. berausgeholt und im Geiste der christlichen Welt- misci-auung der Gesamtheit nutzbar gemacht wird. Bis zun, 0. November 1918 hat sich das deutsche Bürgertum ent weder gar nicht oder nur rein theoretisch mit dem Begriffe und dem Wesen des Sozialismus befaßt. Seit diesem Tage haben wir bei uns ein Stück praktischen Sozialismus und man m u st sich mit diesem Problem befassen, ob man will edc! nickst. Aber nichts wäre verfehlter, als an dieses Problem iieranziitreten lediglich vom Gesichtspunkte der Tagesereig nisse ank. Wer das tut, bleibt an der Oberfläche haften und kann dem Kern des Problems überhaupt nicht näher kommen. Die Kernfrage ist vielmehr die: Wie war es möglich, daß der Sozialismus eine solche Anziehungskraft ansüben konnte, und wie ist es möglich, die Massen davon zu über zeugen, daß sie der Sozialismus nicht glücklich machen kann? Es ist schon einmal an dieser Stelle gesagt worden, daß der Sozialismus ein Sohn des Liberalismus ist, eine Folgeerscheinung der rein materialistischen und kapitalisti schen WirtschaftS- und Gesellschaftsordnung. Hier müssen lvir suck-en und schürfen und dann werden wir zu der Er- keuntnis komme», daß der Kampf gegen das kapitalistische Wirtschaftssystem vom Kampfe gegen den Sozialismus gar nicht zu trennen ist. Es ist daher außerordentlich erfreu lich, daß der frühere Universitätsprofesso, und jetzige Domdekan von Regensburg. Tr. F. .k. Kiefl, i„ seinem soeben erschienenen Buche „Sozialismus und Re ligion" (Perlagsanstalt vormals G. I. Manz, Regeus- burg, Preis 8,20 Mk.) den Dingen in dieser Weise aus den Grund gebt und in seinem Werke eine geradezu glänzende Apologie a,E die Stellung des Christentums und besonders de: katholischen Kirche zum Sozialismus bietet. Er betont, daß der Gegensatz zwischen Christentum und Sozialismus erst da beginnt, wo der Sozialismus auf halbem Wege zu der Bekämpfung des Kapitalismus stehen bleibt, in dem er die ganze atheistische Weltanschauung des letzteren einfach herübernimmt. Kiefls Werk gipfelt in folgenden vier Leitsätzen: 1. Christentum und Sozialismus sind unvereinbar, wie alle großen Führer des Sozialismus als selbstver ständlich zugeben. 2. Das Parteiprogramm „Religion ist Privatsacke" hat ausgesprochenermaßen nur den Sinn, daß die Parke, in ihren einzelnen namentlich nencintretenden Mitglie- dern die Religion nicht bekämpfen, sondern aus taktischen Gründen warten soll, bis die Religion von selbst abstirbt, was nach der sozialistischen Theorie als naturnottven- dig gilt. 3. Die katholische Kirche bekämpft die kapitalistische Gesellschaftsordnung als unsittlich, weil letztere den Men schen als Ausbentungsobjekt weniger betrachtet und einem blinden Naturprozeß nnterordnet, während nach der Lehre Christi die Persönlichkeit eine ewige Bestim mung und deshalb unendlichen Wert, und weil jeder Mensch ein Anreckst auf die Güter der Erde hat. t.'Die katholische Kircbe muß auch den Sozialismus bekämpfen, weil derselbe die atheistische Deltanschaiinngs- grundlage vom Kapitalismus übernommen hat und das Heil der Menschheit ebenfalls von dem blinden Natur prozeß und von mechanischer Gleichmacherei sowie vom Zwang erwartet, während nach christlicher Lehre ein solider Gesellschaftsbau nur ans den ewigen Grundpfei lern christlicher Gottes- und Nächstenliebe erstehen kann und eine Wirtschaftsordnung, welche nur auf die Materie allein bauen will, die Menschheit eben so wenig beglücken kann, wie der Kapitalismus. Er behandelt in.diesen, Nahmen die Stellung deS wissenschaftlichen Sozialismus zur Religion, die sozia listische Erklärung der Religion als Privatsache, die ewigen Wahrheiten des Christentums im Lichte der Marxistisclstn Geschichtsaiifassiing, die religiös-sittliche Gedankenwelt un serer Industriearbeiter, den ui,christlichen und sozialistischen Kommunismus, das Cbristentum und die kapitalistische Gesellschaftsordnung. Das Buch muß jeder lesen, der in diesen Fragen initreden will inner- und außerhalb deS eige nen Lagers. Es trägt das bischöfliche Imprimatur und wird »nd muß bahnbrechend sein für unsere Stellung zum Sozialismus. Außerdem stellt es eine Fundgrube dar im Kampfe gegen die sozialistischen Schlagworte. In, Schlnßkapitel erörtert Kiefl in überaus ernster Weise unsere Aufgaben der Zukunft und gibt mit vollem Reckst der festen Ueberzeugnng Ausdruck, daß jetzt der entscheidende Zeitpunkt gekommen ist, wo die antireligiöse Grundlage des Sozialismus ins Wanken geraten muß. ES kann gar kein Ztvrifel darüber bestehen, daß wir an einem Wendepunkte stehen,. Daraus erwachsen uns Pflichten, die „ns bei der Lektüre des Kiefl- schen Buches doppelt und dreifach zum Bewußtsein kommen. Dieses Buch lehrt uns deutlich, daß wir, trste stesagt, die Tinge nickst nur von der Oberfläche ans beurteilen dürfen, daß wir in sie hiueindringen müssen. Kiefl sagt: „. . . Mit Flammenschrift schreiben die heutigen Ereignisse es an den Himmel: Eine Sozialisierung gib: es nickst ohne freiwillige Hingabe an das Ganze, Eine solche aber ist unmöglich ohne sitttich-sreligiöse Kräfte. Ter Kapitalismus wird erst überwunden sein, wenn seine Grundhäresie überwunden ist, daß der blinde Natur- Prozeß von selbst zum Glück der Menschheit führt, daß die Art der Produktion und Verteilung der äußeren Güter über den Charakter des ganzen Lebens enttck^iüe!. Diese Häresie, von A. Smith erfunden und von der bür gerlichen Wissenschaft verherrlicht, bedroht jetzt in den Massen unsere geistige Kultur." Wir müssen demgegenüber wieder der christlichen Welt anschauung zum Siege verhelfen. Wir haben nickst die ge ringste Veranlassung, in dieser Hinsicht pessimistisch ft, die Zukunft zu blicken. Das Thema „Sozialismus und Reli gion" wird und darf nickst mehr von der Tagesordnung verschwinden. Und wir brauchen dabei nickst für unsere Re ligion zu fürchten, wenn wir mehr denn je praktisches Christentum treiben, wenn wir uns von jeglicher Scküaa- wortpolitik fcrnhalten und uns in die Probleme vertiefen. „Jetzt gilt eS Missionare auszusenden, welches dieses neu sich erschließende Land bearbeiten," sagt Kiefl. Warum das notwendig ist. darüber gibt sein Werk, für das ihm herz licher Dank auch hier gesagt sei, ausreichend Aufschluß. IE Deutschlands Forderungen. Berlin, L2. Mai. Die Berliner Vertretung der Associated Preß gab die nachstehende, ihr von be rufener Seite erteilte Information nach Amerika: Deutschland lehnt cS ab, die ihm vorgclegtrn Friedensbedingungen zu unterzeichnen, weil sie die wirtschaftliche Vernichtung, die politische Entehrung und di« moralische Degradierung für die ganze deutsche Na tion wie für jeden einzelnen Deutschen bedeuten, und zwar nicht nur für das gegeuwärtig lebende Geschlecht, sondern selbst noch für ungeboren« Generationen. Daß diese Folge aus der Annahme der Friedensbedingungen logisch eintretcn müssen, Hit die amerikanische Presse selbst vorbehaltlos anerkannt. Demgegenüber stellt sich Deutsch land aus den Standpunkt, daß man von ihm überhaupt nichr die Annahme derartiger Bedingungen fordern darf, und Laß die Entente nicht berechtigt war, solche Ford> rangen zu stellen. Deutschland hat vielmehr nickst nur einen moralischen Anspruch aus den ihm gemachten allgemeinen Versprechungen, sondern direkt eine nach den Grundregel!« des Völkerrechts festgegründete, bestimmte und klar umschrie bene Forderung au alle Ententemächte und an die Ber einigten Staaten im besonderen. Tie ausdrücklick>e Aner kennung des Rechtes Deutschlands und des deutschen Volkes auf einen Frieden des Rechts, der Gerechtigkeit und -er Ver'öhnung statt des paragraphierten Haßgesanges, den man in Versailles geschrieben hat, ist enthalten in der Not« des Staats^ektretärs Lansing vom 6. Novem ber 1t>l8. Lansing teilt dann mit, daß die' Ententeregie rungen nach sorgfältigen Erwägungen bereit sind, die vom Präsidenten Willon ausgestellten Bedingungen als Grund lage des Friedensschlusses anzuerkennen. Die Rechte aus diesen ganz bestimmten Erklärungen sämtlicher Ententemächte und der Vereinigten Staaten bilden das einzige Aktiv um Deutschlands in dem allgc,»einen moralischen Zusammenbruch der ganzen internationalen Politik, der seinen nickst zu übcrbietenden Ausdruck in den Bedingungen von Versailles gesunden hat. Demgegenüber meldet Deutschland seine klaren juristischen Ansprüche nach dem internationalen Rechte an. Gegenüber der po- tisch moralischen Vankrottmasse von Versailles steht die d e,i t s ck; e N a t i o n als Gläubigerin mir unbestreitbaren Rechten, und sie ist nicht in der Lage, in die'em Hnuptvimkte nachzu geben. Deutschland hat Frieden geschlossen auf Grund der Ist Punkte Wilsons, die sich ganz Amerika zu eigen gemacht hatte, und ganz Amerika, wie jeder einzelne Amerikaner