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Nr. TNO LS. Jahrg. Mittwoch, den 19. Dez. 1917 «e»o,»prel»i A«<»ab« X mU Mustr. Beilage vlerteNührltch »4« In Dresden unk ganz Deulsch. land frei Hau- it.8!» m Oesterreich ».»8 K. «»«gab, « vierteljährlich ». 10 In Dreidc» und ganz Deuischland frei Hau» ».Li» in O-slerretch 4.«« ic. »inzel-Nummer Lv s Dt« EüchMche Bolkizettuna erscheint an allen Wochentagen nachmittag». «efch»ft»ft-lle und Redaktion, Dresden »A. 18, Holbeinstraße 48 Fernsprecher 21366 « Postscheckkonto Leipzig Nr. 14767 c> Anzeigen- Annahme von BclchliftSanzeigen bl» tO UHr, von Familienanzeigen bis LI Uhr vorm. Preis sür dlePetit-Spaltzeile »S 4.imRekIa< ineleil 8U 4. Fammen-Sinzeigen »8 -s Für undeutlich geschriebene, sowie durch Fern sprecher aufgegebrne Anzeigen könne» wir dle Veranlwortltchteit sür die Richtigkeit des rexte» nicht übernehme». Sprechstunde der Redaktion: II-I» Uhr vorm. Einzige katholische Tageszeitung im Königreich Sachsen. Organ der Zentrumspartei. Ausgabe ä mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe k nur mit der Wochenbeilage. Eine zeitgemäße Ausgabe sür die Frauen der gebildeten Stände Der gegenwärtige Krieg hat zur Folge gehabt, daß die Frauenwelt stärker als bisher ins öffentliche Leben einge treten ist. Dies gilt auch für die Frau der gebildeten Kreise. Der Anteil des weiblichen Geschlechtes an dem höhern Stu dium ist dementsprechend gervachsen. Die Zeit ist noch nicht allzu lange verstrichen, wo weite Kreise des Volkes die Bestrebungen des weiblichen Ge schlechtes, seinen berechtigten Anteil im Geistesleben der Nation sich zu wahren, mit mehr oder weniger offener Spöttelei begleiteten und mit der Bezeichnung „Blau- strumpf" bei der Hand waren. Selbst weit hinauf bis in bessergestellte Kreise, denen man mehr Ansicht hätte zutrauen sollen, drang diese Abneigung vor dem Studium der Frau. Doch trotz des offenen und geheimen Widerstandes geht der Ausbau und die Verbreitung der weiblichen wissenschaft- chen Ausbildung ihren Weg. Man kann es ja bis zu einem gewissen Grade verstehen, warum der Deutsche anfänglich gegen diesen Fortschritt des weiblichen Geschlechtes war: seine ihm angeborene Hochachtung vor den heiligen Auf gaben einer deutschen Mutter stützte die Meinung, daß die Frau so gut wie keine Zeit habe, sich andern Aufgaben zu widmen als der einen, eine tüchtige deutsche Hausfrau und brave deutsche Mutter zu werden. Dieses ihr von der Natur gesteckte Ziel zu erreichen, erfordere eine ganze Frau — und diese — ganz. Diese Anschauung ist an sich richtig. Nur bedenkt sie zu wenig die eine Tatsache, daß bereits vor dem Kriege die Zahl der deutschen Frauen um 2 Millionen überwog die Zahl der deutschen Männer. Ter Krieg hat bereits bis jetzt dieses Mißverhältnis bedeutend verschärft. Darum gilt es für die deutsche Frau, mehr denn je sich wirtschaftlich und gesellschaft lich frei zu machen. Dieser Zug nach gleichberechtigter und gleichwertiger Teilnahme am öffentlichen Geistesleben hat beredten Aus druck gefunden in dem Wachstum der Zahlen, für die Teil nehmerinnen an den: vollberechtigten Nniversitätsstudium. In der Weise, wie die Zahl der Studentinnen an den deut schen Universitäten gewachsen ist, in demselben Maße er wächst den Katholiken Deutschlands die Pflicht, dafür Sorge zu tragen, daß der Anteil der katholischen Studentinnen wenigstens in annähernden: Verhältnis stehe zu der Gesamt summe der weiblichen Studierenden. Eine kleine Uebersicht ergibt: *) In Breslau von 269 Studentinnen 73kath. (132 cv. 58jüd-)—27°/„ . Frankfurt „ 214 34 . 039 ,. 39 „ ) ,. Freiburg i.B.„ 138 „ 44 „ ( 82 ,. 11 .. )--32°/„ „ Göttingen 267 „ 27 (223 . 1« .. ) „ Königsberg 46 „ 4 " ( 40 ., 2 ) , Leipzig 2S1 IS „ (215 „ 15 I )-- 6°/., „ Marburg 317 „ 29 „ (278 „ 9 ) „ München 743 229 (458 „ 52 ., )-^3,°o „ Straßburg 69 19 „ ( 42 „ 7 .. ) „ Tübingen 111 22 „ ( 83 .. 5 „ ) „ Würzburg 50 „ 22 ( 13 .. ,4 .. )--44°/<> Was zunächst in die Augen fällt, ist, daß an keiner der aufgcführten Universitäten du Katholikinnen die Mehrheit bilden. Nicht einmal in den vorwiegend katholischen Landes teilen: München nur 31 Proz., Freiburg 32 Proz., Würzburg 44 Proz., dabei zählt Würzburg überhaupt nur 50 Studen tinnen. Dieses Bild würde noch verschlechtert, wenn man die Besuchszahlen von Jena, Gießen, Kiel, Greifswald, Halle, Erlangen erlangen könnte, wo die Katholikinnen sicher in verschwindend geringer Zahl sich finden. Eine Ausnahme bilden Münster (315 Studentinnen, davon 268 Katholikinnen — 56 Proz.) Beachtenswert für Sachsen ist die Besuchs ziffer von Leipzig mit 15 Studentinnen — 6 Proz., obwohl die Katholiken nur knapp 5 Proz. der Bevölkerung aus machen. Aber soweit unsre Fühlungnahme reicht, dürften diese Studentinnen zum Teil aus nichtsächsischen Landes- teilen stammen. Ferner wird ein Teil dieser Studentinnen gestellt von Familien, die berufshalber sich in Leipzig mehr oder weniger nur solange aufhalten, als es die Anstellung der Eltern erlaubt. Somit dürfte die Zahl der angesesse- nen sächsischen Studentinnen eine viel kleinere sein. Zieht man die Zahlen zusammen, so stehen 1068 Katholikinnen ge genüber eine Gesamtzahl von 3305 Studentinnen, ivas einen, Prozentsatz von 32,3 entspricht. Da man die Zahl der Katholiken Deutschlands ungefähr mit einem Drittel berechnet, so ergibt sich im großen und ganzen eine Annäherung zwischen Soll und Haben. Aber man täusche sich nicht, dieser günstige Prozentsatz wird nur er reicht durch Ue hohen Ziffern von Bonn und Münster. Man ziehe zum Vergleich München, Wllrzburg, Freiburg und vor allem Breslau heran. Breslau mit seinen 27 Proz als den geistigen Mittelpunkt der größten Diözesen Deutschlands. Auch München gibt zu denken mit seinen 31 Proz. *) Entnommen tem Jahresbericht des Hildegarden-VereinS 1916. I Das Neueste vom Tage I > Lkl «M SNA ZWIW1 (Amtlich. W. T.-B.) Großes Hauptquartier, den 10. Dezember 1917. Westlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: In einzelnen Abschnitten der flandrischen Front, am Südufer der Scarpe, bei Moevres und Graincourt war an: Nachmittag die Artillerietätigkeit lebhaft. .Heeresgruppe deutscher Kionpr > nz . Im kühnen Vorstoß brachte eine Sturmabteilung nord östlich von Craonne eine Anzahl Franzosen ein. Unsre Flieger haben London, Ramsgate und Margate mit Bomben angegriffen und gute Wirkling erzielt. Leutnant Bongartz errang seinen 27. Luftsieg. Oestlicher Kriegsschauplatz Nichts Neues. Mazedonische Front: Ar beiden Seiten des Vardar lebhafte Feuertätigkeit. Italienische Front: Tagsüber heftiger Artilleriekamps zwischen Brenta und Piave. Nach kräftiger Feuerwirkung stürmten österreichisch ungarische Truppen den Monte Asolone und die nordwestlich und nordöstlich anschließenden italienischen Stellungen. 48 Offiziere und mehr als 2000 Mann wurden gefangen genommen. Italienische Angriffe östlich von Monte Solarolo schei terten. Der erste Generalquartiermeister: Ludendorff. Berlin, 19. Dezember. (Amtlich.) G e n er a l o b e r st von Eichhorn ist in Anerkennung seiner Erfolge als Oberbefehlshaber der 10. Armee und der nach ihm benannen Heeresgruppe, deren Kämpfe wesentlich zur Herbeiführung der an der Ostfront eingeleiteten Verhandlungen beitrugen, zum Generalfeld mar sch all befördert worden. 17 000 Tonnen versenkt Berlin, 18. Dez. Amtlich. Neue U-Boots« Erfolge im Sperrgebiet «m England. 17 «Ott Br.« R.-To. Unter den versenkten Schiffen befanden sich der belvafsnete französische Dampfer „Jeanne Conseil" (2306 to.) mit Oel von Algier nach Bordeaux, sowie zwei größere Dampfer, die im Aermelkanal aus einem durch Zerstörer stark gesicherten Geleitzuge herausge schossen wurden. Außerdem wurde an der französischen Westküste gegen den bewaffneten französischen Dampfer „Texas" («074 to.), der als Spitzenschiff eines von Westen kommenden, durch Zerstörerund U Boots-Jäger stark gesicherten Geleitzuges fuhr, ein Torpcdotreffcr erzielt. Ter Chef des Admtralstabs der Marine. Der bulgarische Bericht. S o f i a. 18. Dezember. Amtlicher Generalslabsbericht. Mazedonische Front: Westlich von Ohrida See und südlich von unseren Höhenstellungen im Cernabogen verstärkte sich das Artilleriefeuer zeitweilig. In der Gegend von Moglena riefen unsere Erkundungstruppen durch ihre Tätigkeit hef- tigeS, aber wirkungsloses Gewehrfeuer seitens des Feindes hervor. Zwischen Wardar- unb Doiran-See gingen nach heftiger Artillerievorbereitung mehrere englische Züge in Richtung unserer Wachteinheiten vor, wurden aber von unserem Feuer empfangen und vertrieben. Im unteren Strumatal zrrstreuten wir mehrere feindliche ErkundungS- abteilungen. — Dobrudschafront: Waffenstillstand. Was wird die Folge sein? — Man wird in den Kreise», denen es obliegt, akademisch gebildete weibliche Kräfte in den öffentlichen Staatsdienst zn stellen, die Entdeckung machen, daß es an einer genügenden Zahl entsprechend vor- gebildeter weiblicher Kräfte in Deutschland fehlte. Man wird damit die Forderungen der Parität unerfüllt lassen müssen. Und hat man erst einmal den Staat diese Erfahrung gewin nen lassen — es wird lange dauern, ehe er umlernt, auch dann, wenn ein genügendes Angebot von Katholikinnen vor liegt. Um diesem Uebelstande, der schwerer wiegt, als es den ersten Anschein hat, da es sich nur Besetzung von Führer stellen handelt, vorzubeugen, hat sich in Deutschland ein Verein gegründet, unter dem Schutze I. K. H. der Frau Prin zessin Therese von Bayern, der Hildegards s-V erein. Ehrenmitglied ist Se. Eminenz Kardinal Felix von .Hart mann, Erzbischof von Köln. Er ruft begüterte Kreise zur Hilfe auf, um nach 8 1 der Satzungen „würdigen und talent vollen Katholikinnen, die kein ausreichendes Vermögen be sitzen, Beihilfen zn akademischen Bernfsstudien zn verschaffen. Er erstreckt seine Wirksamkeit über das ganze deutsche Reich." Als Mindestbeitrag sind jährlich 3 Mark zn zahlen (Postscheck amt Köln, Konto 6287 der Sparkasse der Stadt Aachen). Hier ist Gelegenheit Geboten, dem Christkind eine Weih nachtsfreude zn bereiten. Das geht in erster Linie d i e deutsche Frau an. Sic haben sich bis jetzt noch immer als die Opferwilligen gezeigt. Möchte die Kassenverwaltnng in Aachen, Heinrichs-Allee 9, bald spüren, daß diese Zeilen nicht in den Wind geschrieben seien, sondern Früchte tragen für Gebende und Empfangende, für Zeit und Ewigkeit. Dr. Hugo Löbirran n. S » Der Weltkrieg » » »»»»»» Der deutsche Abendbericht. B erli n, 18. Dezember., abends. (Amtlich.) WTB.) In erfolgreichen Kämpfen im Gebirge östlich von der Brenta machten österreichisch-ungarische Truppen mehr als lOOO Gefangene. Italienische Angriffe am Monte Solarolo scheiterten. Von den andern Kriegsschauplätzen nichts Neues. Oestcrreichisch-ungarischer Kriegsbericht. W i e n, 18. Dezember. Amtlich wird verlautbart: Oestlicher Kriegsschauplatz Waffenstillstand. Italienischer Kriegsschauplatz Zwischen Piave und Brenta erfolgreiche Gefechtstätig keit. Dcn Chef des Admiralstabs der Marine. Vom westlichen Kriegsschauplatz Wirsfeurrfolgc hübe» und drüben. Ein anschauliches Bild unsrer militärischen Ueberlegenheit gegenüber dem Massenaufgebot unsrer zahlreichen Feinde gibt eine Gegen überstellung der kriegerischen Erfolge, rvelche die Mittel mächte und der Vielverband im gleichen Zeitraum vom l. bis 15. Dezember auf den europäischen Kriegsschau plätzen zu verzeichnen haben: Die M i! t e l in ä ch t e hatten Gefangenen 30000, Ge schütze 2 >3 Maschinengewehre 977, Minenwerfer 85, Lan-d- aeivinn 90 Ouadratkilomeüa. Ter Vielverband hatte Ge fangene 590 Ge'chühe 2. Maschinengewehre 2, Minenwerfer 0. Landgeninn 0. Tie Ziffern ans feiten des Vielverbandes entstammen den amtliche» feindlichen Heeresberichten. Landtagsnachrichten (:) Dresden, 17. Dezember. lieber die Bestrafungen wegen Kriegsvergehen veröffent licht die Fiiranzdepntation A der Zweiten Kammer im An schluß an die Verabschiedung der Kapitel des ordentlicksen Staatshaushaltsplanes betr. den Geschäftsbereich des Justiz ministeriums eine interessante Statistik. In der Zeit vom 1. November 1916 bis znm 31. Oktober 1917 sind wegen Ver fehlungen gegen die kriegswirtsclraftlichen Bestiinmnngen bei den sächsischen Justizbehörden 30 385 Sachen anhängig geworden Davon betrafen Höchstpreisüberscheitungen 4059, Kriegswncherversehlnngen 2898 ,,„d andre Zuwiderhand lungen 23 481. In derselben Zeit wurden von der Staats- anwaltsck)aft eingestellt 6186 Sachen. Bestraft wurden in derselben Zeit wegen solcher Verfehlungen im Königreich Sachsen 14 020 Personen, davon durch Urteil 1819 und durch