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«eschSftsstelle und Redakti-ur Dresden-2l. 16, Holbeinstrahe 46 Fernsprecher 21366 ' Postscheckkonto Leipzig Nr. 147S7 Donnerstag den 22. Nov. 1917 Bezugspreis, AuSaabe ^ mit tllustr. Beilage vierteljährlich 2.4« In Dresden und ganz Deutsch t Haus ».8» ln O ' lanb frei 5.88 X. Vestcrreich Au-gabe » vierteljährlich 2. I« In und ganz Doms" ' ' ' ' ' Dresden und ganz Deuiss 2 «2 in Oesterreich 4. iand frei Haus ' X Die ikinzei-Nummcr I« e Vollszcituna erscheint an allen ochentagen nachmittags. c> Anzeigen! ittniiaboie von GeschästSanzeiae» VIS 1« Nhr. von Familienanzcigc» dis I I Uhr vorn,. Preis siii die Pctlt-Svaitzeile Ht» Z.ImR.IIa- melcli 8i» Famliieiurlnzeige» 2» i>. Mir undeutlich geschriebene, sowie durch Fern- spreche! ausgcgebene Anzeigen Wunen wir die Bernniwortlichkeil siir die Richtigkeit des ZepieS nicht übernehmen. Sprechstunde der Redaktion: 11—12 Nbr vorm. Einzige katholische Tageszeitung im Königreich Sachsen. Organ der IentnunsparLoi. Ausgabe ä mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbettage Feierabend. Ausgabe 8 nur mit der Wochenbeiiage. Großadmiral von Tirpitz La Dresden >. Man mag zur deutsche VaterlanüSpartei sich stelle», wie man will, inan mag ihr freundlich oder unfreundlich ge- «esimit sein, aber man muß in jeden: Falle gestehen, das; sie am letzten Dienstag einen groben Tag in Dresden hatte und daß sie eine vaterländische Kundgebung allergrößten Stiles hervorgerufen hat, die man nicht leicht vergißt. Tie hat den bedeutendsten Mitschöpfer der deutschen Flotte, den Großadmiral von Tirpitz, in die sächsiscl>e Residenz gebracht und ihn einer solch ungeheuren Menschenniange gezeigt, wie uian sie hier Wohl kaum erlebt. Wer Zeuge der Nachmittag- und Abendversammlung war, der kann sich deS Eindrucks -nicht erwehren, daß die Zahl der echten VaterlandSsreunde in Dresden die der Anhänger Scheidemanns doch iiberwiegt und daß in den Herzen von tausend und abertaufend Män nern und Frauen die Liebe znm Vaterlande doch recht tiefe Wurzeln geschlagen hat. Als der Großadmiral am Haupt hahnhof ankam, wurde er mit Jubel begrüßt und wenn er einen der Riesenversauilungsräume betrat, so rauschte oder besser gesagt brauste ihm ein Beifallssturm entgegen, der gewiß in erster Linie seiner bedeutenden Persönlichkeit galt, der aber andererseits auch dem Werke galt, das er geschaffen. Tirpitz ist schnell aus dem Amte geschieden, kein Wort des Grolls oder der Anklage vernahm, man ans seinein Mund und deshalb schätzt man ihn so hoch, denn er diente dein Vaterland in uneigennütziger Treue und uneigennützig ist er geblieben bis ans den heutigen Tag. Daher der Jubel der Massen und die aufrichtige Liebe, die ihm entgegen gebracht wird. Es war ein glücklicher Gedanke, außer Tir pitz Männer aus den drei großen Parteien Zentrum, Konser vative und Nationalliberale reden zu lassen, denn damit wollte die Organisation beweisen, daß sie nicht i n, sondern über den Parteien steht. Der Mangel an Raum gestattet uns nicht, über die Versammlungen ausführlicher zu berich ten. So mag es denn genügen, initzuteilen, daß ii» Zirkus nachmittags Wohl (Ml) Personen anwesend waren. Ten Vorsitz führte Oekonomierat A n d r ä (BrannSdorf). Zuerst sprach Großadmiral vonTirpitz, dann der bekannte kon servative Reichstagsabgeordnete Tr. Wildgrube, der mit Schwung und Geist den Zweck der Organisation dar legte. Im Saale des Vereinshanses führte den Vorsitz der Präsident der Zweiten Sächsischen Ttändetänimer Herr Ge heimer Rat Dr. Vogel. Hier sprach außer Tirpitz der preußische Landtagsabgeordnete Dr. S chisfer e r und wohl 2500 Personen hörten aufmerksam zu. Das Schlußwort hatte Herr Sanitätsrat Dr. K r e tz s ch in a r. Für uns als Zen- trnmsabgeordnete wendet sich das Hanvtinteresse der Ver sammlung zu, in welcher der Zentrnmsanhänger sprach. Sie war im Gewerbehaussaale und über 2500 Personen wohnten ihr bei. Ten Vorsitz führte Herr Landgerichtsdirek- tor Dr. Hettner, der nach begrüßenden Worten dein Hauptredner das Wort gab, Herrn Justizrnt Rumps aus München, der folgendes ausführte. Meine Damen und Herren! Es gereicht mir zur beson deren Ehre und Freude, beim heutigen Anlaß hier in Dres den zu Ihnen sprechen zu können. Ich komme aus München, de" knnstswhen bayerischen Hauptstadt am rauschenden Jsar- fluß. München und die bayerischen Berge sind vielen Tau senden von Sachsen geläufige Begriffe geworden. In Hellen frohen Scharen pilgerten Ihre Landsleute Jahr für Jahr zur Sommerzeit nach unsere, schönen Jsarstadt und in die frische stärkende Luft unserer ragenden Berge, lind was Sie hier in der Heimat Hochhalten, die Liebe zur eigenen Stam mesart als Grundlage für die begeisterte Hingabe an das ge meinsame große deutsche Vaterland, das fanden Sie allezeit auch bei nnS auf bayerischem Boden, in de» bayerischen Her zen. lind es ist deshalb bezeichnend, daß, nachdem der große PolkSbnnd der Deutschen Vaterlandspartei sich begründete nnd in der Neichshauptstadt seinen Sitz anfgeschlagen, als bald auch die bayerische und die sächsische Pietro pole sich daran begaben, Landesvereine ins Leben zu rufen nnd in eindrucksvollen Kundgebungen, wie auch hier der heutige Abend zeigt, damit an die Oeffentlichkeit zu treten. So hatten wir auch in München vor 10 Tagen zwei gewaltige Versammlungen, in welcher TansendevonM ä n n e r n nnd Frauen ans alle n B e rnfsständ e n , K o n- f e s s r o n e n n n d P a r t e i l a g e r n sich znsaininensanden. nin zur D. V. P. sich zu bekennen oder doch über ihre Zwecke und Ziele sich belehren zu lassen. Und andere Tausende mußten vor den Türen der überfüllten Säle umkehren. Die großen Räume hatten sich als viel zu klein erwiesen. Was »sich aber noch mit besonderer Genugtuung er füllt, das ist der Umstand, daß es möglich geworden ist, auch hier in Sachsen am heutigen Abend Redner aus ver schiedenen politischen Parteien vor die Bevöl kerung treten können, einträchtig in der Gesinnung, jetzt in - - » »I --SV,:-,-— «SA» — - - ——»«»««AN.8 k» Ist Mütze «tzk (Annlrch. W. T. - A.) Großes Haupt g n urtier, den 22. November 1017. Westlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe K e o npr > n z RuvPre ch t: In Flandern beschränkte sich der Artilleiekamps auf Störungsseuer, das erst am Abend zwischen Poelkäpelle und Passcl>er.daele an Heftigkeit zunahm. Vorstöße englischer Abteilungen nördlich von Lens und südlich von der Tcarpe wurden abgewiesen. Der starken Feuersteigerring am gestrigen Morgen bei Rienronrt folgten nur schwächere englische Angriffe, die in unserem Feuer zusammenbrachen. Die Schlacht südwestlich von Cambrai dauert an! Durch Masseneinsatz von Panzerkraftwagen und Infan terie und durch Vortreiben seiner Kavallerie suchte der Feind den ihm am ersten Angrifsstage versagt gebliebenen Durckz- bruck' zu erzwingen. Er ist ihm nicht gelungen. Wohl konnte er über unsere vordersten Linien hinaus geringen Boden gewinnen. Größere Erfolge vermochte er nicht zu erzielen. Tie von unserer Artillerie und Maschinengewehren wirk sam aesaßten und stark gelichteten Ve'bände traf der Gegen-* stoß unserer tapferen Infanterie. Auf dem Westufer der Schelde warf sie den Feind ans Anneur und Fontaine, ans dem östlichen User in seine Ausgangsstellungen südlich von Rnmilly zurück. Vor nnd hinter unseren Linien liegen aus das ganze Schlachtseid verteilt, die Trümmer zerschossener Panzer tiastwagen. An ihrer Zerstörring hatten auch unsere Flieger und Krastwagengeschntze hervorragenden Anteil. Mi: Einbruch der Dunkelheit ließ die Gefeclststätigkeit ans den-. Schlachtseld-e nach. Südlich von Vandhuille hat der Feind seine Angriffe nicht wiederholt. Eine starke französische Abteilung drang an der Süd- seont von St. Onentin in unsere erste Linie ein. Im Gegen stoß wurde sie lünansgeworsen. Heeresgruppe deutscher Kronprinz: Im Zusammenhang mit dem englischen Angriff hat auch der Franzose zwischen Craonne nnd Berry an Bar init starken Vorstößen gegen unsere Stellungen begonnen. Hef tiger Fenerkainpf, der vom frühen Morgen mit kurzer Feuer pause den ganzen Tag über anhielt, ging ihnen voraus. Nordöstlich von La Ville aux Bois ist ein Franzosennest zurückgeblieben. In den anderen Abschnitten haben wir den Feind im Feuer und dort, wo er eindrang, im Nahkainpse znrückgeschlagen. Eigene Unternehmungen hatten Erfolg und brachte» Gefangene ei». Leutnant Böhme errang durch Abschuß eines feindlichen Fliegers seinen 22. Lustsieg. Oestlichir KrieHsschnuplntz und Pt azedvni' ckre Front: Nichts Besonderes. Leutnant von Eschwege brachte einen feindlichen Fessel ballon zum Absturz und errang damit seinen 20. Lustsieg. Italien: s ch e F r vur: Tiroler Kaiserschiitzen und württeinbergische Truppen erstürmten zwischen Brenta nnd Paive die Gipfel des Monte Fontana Secca und des Monte Spinnccia. Der Gkneralgnartrermeister: Ludendorff. 12 000 Tonnen versenkt B erlin , 21. Rov. Amtlich. An der englischen West küste wurden durch eines unserer Unterseeboote neuerdings 12 000 Br. Reg. To. versenkt. Unter den versenkten Schissen bcsnndc» sich der englische Dumpfer „MemargiiiS" sowie der bewaffnete tiesbeladenc sriinzüsischr Dampfer „Lvngwy". Der Ehcf des AdmiralstnbeS der Marine. 41 »gebot eines Waffenstillstandes London, den 2t. 'November. iNentcr.) Lau russisches drahtloses Telegramm meldet, daß die Bolschewiki - Negierung den 'Oberbefehlshaber ange wiesen habe, sich den feindlichen Befehlshabern mit dem 'Angebot eines Waffenstillstandes zwecks Eröff nung von Fricdensverhand!,rügen zu nähern. l der Zeit der Not des Vaterlandes, der Gefahr für sein Weiterdesiehe», alles Trennende zu rückstellen und es ist dessen vielleicht nickt wenig und mir von dem einen Gedanken, von dem einen Streben sich erfüllen zu lasse»: W a t v e r la » gtd a s W ohI de s V aterla n- des wicht, was verlange» jetzt die besonderen Verhält nisse meiner Partei oder der konfessionellen Gruppierung —, nein, einfach und allein: Was tut dem Vaterlande not, was ist das dringendste Gebot der Stunde für uns alle? Die D. V. P. gibt daraus die Antwort: Durchlwlten, trotz allem nickst vorzeitig weich, nicht zur Unzeit träume risch nnd traniwseiig werde» , einig und damit stark bleiben - Sonderwünsche und Sonderbestrebnnge» znrück- stellen. 'nenn sie die Einheit und Geschlossenheit zrirstönm würden dem deutschen Helden Volke den Sieaerwillen erhalten, ihm dann aber auch den Siegesvreis znkommen zu lassen, i» einem starken Frieden, der allen seinen Stände» und Schichten dauernde Wohlfahrt, verbürgt. Meine Damen und Herren! Ich meine, daß am heu tige» Abenid hier in Dresden Redner konservativer Nrch- rnng, aus den Reihen der Liberalen und des Zentrums in diewiu einhellige» vaterländischen Geist zu Ihnen sprechen können und daß sie sich vor Ihnen die Hände reiche» - und Ihnen zeigen können, daß es kein vergebliches Beginnen rvar, den Geist ans den großen Tagen des August t0t-1 wieder zu erweckru, dcr, wenn es um das Vaterland geht, keine Par teien, n n r Deut s ch e ken n k! Das dürfte allein schon, ein gute.- Zeichen, ein guter Beweis für die Eristenzberech- tignng des Bundes sein, der sich Ihnen heute z»i» ersten 'Mal r orstelll. Die D. V. P. wurde begründet, da es mehr nnd mehr zneifelhr.it geworden war, oh diese eben bezeichnest Not- wendigieiien an ai . schlaggehender Stelle des Reichs, heißen sie Regierung oder 'Volksvertretung, in ihrer ganzen Un-> erläßlickkeir und sin vollen Maße noch erkannt, berücksichtigt lind angestrev! würden. Schwere Sorge hatte sich über dielst Entwicklung der Herzen vieler Volksgenossen bemächtigt. War es da zri verwundern, daß sie gerade in dem Teile Deutschlands in besonderer Slärke empfunden wurde, wo man die Schwere des Krieges in seiner granenvoUsten Ge stalt hatte kennen gelernt, in unserem schwerheinrgesnchtew Ostpreußen? Die Wiege der D. V. P. hat also in Ost preußen gestanden. Führende Männer ans verschiedenen Parieilagern, und zwar von rechts und links, waren dort: zuerst zniainineng-etreten und haben am Sedanlage d. I. den Rns zur Sainmsimg ergehen lassen. Ihm sind seitdem bereit ' viele Tausende deutscher Männer nnd Frauen ge folgt. obwohl die Organisation des Bundes erst am Anfang, steht. Die Zeit und ihre Ereignisse dränge» sedoch und es, muß ursch gebandelt werden. Und io fragen '.vir am Heutigen Abend denn znnächisst 'Was ist die D. B. P. und welche Zwecke verfolgt sie? Dia 7. V. P. ist ein VolkShnnd für die Zeit dos K i i e g e s. Dieser VolkSbnnd will sich ans die weitesten: vaterländischen Kreiw.stützen und bezweckt die Zusammen fassung aller vaterländischen Kräfte ahne Unterschied öer sonstige» politischen Parteistellnng. olme Unterschied nament lich auch der Konfession, des Bernfsstandes »nd des Ge- ickleclits. Die D. V. P. will keine eigentliche Poiilisclre P a - 1 e i bildnng darstellen. Sie dernfk sich hieraus ans ihre aus drückliche SatzmigSbrstiinmmig, wonach sie mit de7> be stehenden politischen Parteien nicht in Wett Veto-, ai trete», insbewndere mich keine eigenen .Kandidaten st- die Volksvertretung aufstellen will, wonach sie ferner nutz dein Tage des Friedensschlusses sich wieder austiUösen har. Die 'Vaterlandspartei will vielmehr m i t den politischen: Parleien Hand in Hand arbeiten zur Erreichung ihres Zweckes. Und dieser Zweck ist einzig und allein die M ^ a r h e i i zur baldmöglichsten Erzielung e i n e s g u tn deutschen Frieden. Diesem Zwecke und Ziele soll alles andere im staatlichen und wirtschaftlichen Lebe» unter geordnet werden. Unter einem guten deutschen Frieden, verstehen wir rinen solchen, bei dessen Vorbereilnng nutz!: 'chon von vorbrrein die Errungenschaften unserer vergange nen und unserer imistiaen Vassenersolge vreisgegede» w' - den. (Znstiniinnngi einen Frieden, der außer der Unver- sehithrit des Reichsgebietes uns diejenigen territoriur.m Grenzsichernngrn bringt, welche nach der maßgeblichen M a- »mig unserer obersten Heeresleitung (Stürmisches Bra et zmn künftigen Schube der Reichsgrenzen gegen eine WieS --- bolung der feindlichen Uebersälle als notwendig oder gar unerläßlich wird befunden werden, einen Frieden, der um - rem Volke nickst die ganzen ungeheure» Kosten nnd Schäden: des Krieges aiifbiirdet, sondern ihm im tunlichsten Maße reale Entschädigungen, darunter z. B. a»ch durch Lanöge- winir an unserer Ostgrenze, bietet. (Bravo.) Einen Frie den endlich, der die freie wirtschaftlickx' Weiterenisaltu-z unseres Volkes dauernd gewährleistet. iBravo.) Wir st-.,'»