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Sächsischer Landtag Dresden, 19. Novenrber. In Gegenwart des Jinanzminffters von Seydewitz und des Ministerialdirektors Wirkl. Geh. Rates Tr. Schröder trat die Zweite Kammer heute nachmittag 9 Uhr zu ihrer 2. öffentlichen Sitzung zusammen. Auf der Tagesordnung stand die allgemeine Vorberatung über das Königliche De kret Nr. 5 betr. den Gesetzentwurf wegen der vorläu figen Erhebung der Steuern und Abgaben nmJahre 1918. Abg. Dr. Hähne,! (kons.) beantragt, mit der allge meinen Vorberatung des Dekretes auch die Schlutzberatung zu verbinden. Die Steuererchphmrgen würden erst später «intreten und das Dekret halte die früheren Grenzen stveng tune. Abg. Döhler (natl.) erklärt sich namens feiner poli tischen Freunde mit der Schlußberatung einverstanden. Der Antrag Dr. Höhnet wird hierauf einstimmig! angenommen. Abg. Dr. Roth (fortchr.) fragt bei der Staatsregie, rung an, ob bei der Aufstellung der Steuerlisten auch die Teuerungszulagen mit berechnet würden oder ob sie steuer frei bleiben sollten. Staatsmimster v. Sey-dewitz bemerkt, daß bez. der Frage der Besteuerung der Teuerungsznlagen bereits Er örterungen im Gange feien. Die Regierung werde darauf ausgehen. daß die Frage einheitlich entschieden werde. Zur Zeit liege die Entschließung den Einschätzrmgskommissionen ob. Die Kammer stimmte hieraus dein Dekret einstim mig zu. 1 Der Weltkrieg! Der deutsche Abendbericht Berlin, 19. Noveinber, abends. (Amtlich. W. T. B.) In Flandern lebhafter Feuerkanipf vom Honthoulster- Walde bis Zandvoorde. Ein Teilangriff der. Franzosen am Chaume-Walde wurde abgewiesen. Im Osten nichts Besonderes. .Heftige Kampfe im Gebirge zwischen Brenta mW Piave. Oesterreichisch-ungarischrr Kriegsbericht Wien, 19. November. Amtlich wird verlautbart: Italienischer Kriegsschauplatz Im Berglande südlich von Feltre erstürmten die Trup pen des Generals Alfred Kraus vorgestern in heftigem, bis in die Nacht andauernden Ringen das Dorf Quero und den Monte'Cornelia. Der Feind ließ über 1100 Gesänge in unserer Hand. Der Erfolg, der gestern durch iveiteren Raumgewinn ausgebaut wurde, ist vor allem dem herzhaften Zugreifen des bewährten bosnisch-herzegowinischen Infan terie-Regiments Nr. 2 und deutscher Sturmabteilungen zu danken. Nordöstlich von Gallio brachen abermals mehrere italienische Angrife blutig zusammen. Oe stlich er Kriegsschauplatz Unverändert. Albanien Jnr Albanien.führte ein Sturmtruppunternehmen bos- uisch-herzegowinischer Jäger gegen den italienischen Brücken kopf Feras an -er unteren Vojusa zu vollem Erfolge. Die weit überlegene Besatzung wurde verjagt, beträchtliche Beute eingebracht. . ^ Ter Chef des Generalstabs. Vom westlichen Kriegsschauplatz In PortSmouth sind über tausend russische Sol daten aus Frankreich eingetroffen, die sich weigerten, länge: an der Westfront zu kämpfen und forderten, nach Ruß land zurückgebracht zu werden. Die engliche Regierung hat ihre Zustimmung verweigert und die Russen auf der Insel Wight internieren lassen. Vom russischen Kriegsschauplatz Ter Vorsitzende des HecresauSschusseS erklärte, die Nordfront sei neutral. Alle anderen Fronten seien in der Hand des Aujsschusses zur Rettung der Revolution be reit. Ein Korrespondent glaubt jedoch hinzufügen zn müs sen, daß die Sympathien der Armeen nicht fest seien. Die Garnison von Petersburg zum Beispiel sei opportunistisch mW unterstütze diezenigen, die ihr am »refften versprächen. Kerenski ziehe sich noch immer weiter zurück. In seinem Rücken niorschiere nun eine Armee ans, die ihn abschneiden solle. — „Daily Chonicle" veröffentlicht ein Telegramm aus Haparanda, wonach die Leninisten noch immer die Herren der Hauptstadt sind, ihre Macht jedoch ab nehme. Das Verlangen nach einem Ende des Blutvergießens sei allgemein. Die Bolschewik: hätten große Druppenmassen von Finnland nach Petersburg entboten. Vom italienischen Kriegsschauplatz Die Schätzungen über die Zahl der Flüchtlinge schweben zysifchen eimymd zwei Millionen. Unbeschreibliche Szenen ereigneten sich in C r e in o n a, wo einige taufend Menschen in einein jeder Beschreibung spottenden Zustande in Häusern untergebracht wurden, die kaum 300'Personen faßten. Un- gezählte Taufende waren über 200 Kilometer weit gewan dert oder in Güterwagen erschöpft angelanlt. Alles flüchtete zum Bahnhof, zu den Lagerschuppen und aus die Güter- züge die mit Gestraft zum Stehen gebracht wurden; da gab es ein fu rchtbares BIrr t bad. Einige Offiziere hatten auf die Eindringlinge geschossen, während die Soldaten Par tei für die Unglücklichen ergriffen und auf die Offi ziere schossen. Der Oberbürgermeister, die Stadträte und die Polizisten van Cremona sind geflüchtet. Es herrscht dort völlige Anarchie. Mit der Räumung von Brescia, einem .Hauptzentruin der italienischen Rüstungsindustrie, wird begonnen. Die zahlreichen ausgebauten Munitionsfabriken iverden nach Mitteftlalien verlegt. Auch die Munitionsindustrie in Mai land ist durch di? Kriegsereignisse in Venetien überaus stark in Mitleidenschaft gezogen. Der „Corriere della Sera" er wartet die Ersetzung der 3000 verlorengegangenen Geschütze der italienischen Armee ausschließlich durch die amerika- nischeHilfe. , In Rom sind an .10000 Flüchtlinge aus Venedig ein- getroffen. Die Konsulate der alliierten Staaten in Venedig amtieren seit Mittwoch voriger Woche in Mailand. Vom Seekrieg An Bord des Kanonenbootes „Beira", das am Kai der Marinewerft lag, fand ein« Explosion statt. Ein Manu lvurde getötet, 14 verwuirdet. ! , .. .... Vom türkischen Kriegsschauplatz Ter britische Oberbefehlshaber in Mesopotamien Gene ral Monde'ist gestorben. .... > . . > > u.„, l,. Deutsches Reich — Zur Neichstagsersatzwahl in Bautzen Kamen; wird mitgeteilt, daß sofort durch Herrn Oekonomierat Böhme- Döberkitz eine abermalige drahtliche Anfrage an Hrn. Stadt- verordneten-Vörfteher Dr. Herr mann gerichtet worden ist, ob er nunmehr nach Ablehnung dttrch Großadmiral v. Tirpitz die Kandidatur annehme. Dr. Herrmann hat sich dazu unter bestimmten Voraussetzungen bereit erklärt; er wird in nächster Zeit zn einem längeren Urlaub in Bautzen 'eintreffen können. Die Verhandlungen, die seiner Kan didatur als Samnrelknndidatiir die Grundlage schaffe» sol len, werden daraufhin fortgesetzt. . — Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Wie bekannt, hat die deutsche Regierung zur Konferenz der Organisation für einen dauernden Flieden, die am Anfang des Novenrber stattfinden sollte, eine freundliche Haltung einge- nommen und sich grundsätzlich bereit erklärt, auch Reisc- erlaubnis und Pässe zu gewähren. Umgekehrt haben sowohl Sonnino wie Balfour erklärt, daß die Entente keine Pässe erteilt. Bei -di es et Sachlage ist,' zumal gewisse Neutrale, namentlich Norwegen, nicht das Odium auf sich nehmen wollten, mit Deutschland allein zu verhandeln, die Konferenz ans unbestimmte Zeit vertagt ivorden. Angesichts dieser Sachlage finden sich westschweizerffche Zeitungen, die be haupten, daß.die Konferenzverschiebung auf die Tatsache ziirückznfiihreir sei, daß die deutsche Regierung die Tele gramme des Zentralkomitees nach Holland, und Skandina vien nicht passieren lasse. Diese Behauptung ist zur Verdun kelung der wahren Sachlage erfunden. — Der Reichstags- und Landtagsabgeordnetc Fritz Gottschalk-Sauerwalde ist an: Sonnabend gestorben. Gott- schalk^gehörte der konservativen Partei an. " Aus dem Ausland Holland ' — Zn Bergen op Zoom landete ein französisches Flug zeug mit einem Unterleutnant, das sich von der Front ver- irrt hatte. Das Flugzeug wurde interniert. Schweiz — In Zürich sind in der Nacht vom Sonntag zunr Montag und am Montag keinerlei neue Unruhen gewesen. Drei Bataillone versehen den Ordnungsdienst in der Nähe des Schauplatzes des Krawalles. Bis jetzt sind keine weite ren Opfer außer den gemeldeten drei zu beklagen. Die Haupträdelsführer bleiben vorläufig in Haft. Der Schaden am Polizeiposten wird auf mehrere hundert Franks geschätzt., Rußland — Die Beamten der Ministerien des Innern, des Han dels. des Ackerbaues und der Lebensmittelversorgung sowie fünf Mitglieder des Sowjet sind zu rück getreten, da sie ein sozialistisches Koalitionsminffterium für nötig halten. — Blutbäder unter den Petersburger Kadetten. Laut „Dagens Nyheter" erzählen aus Rußland eintreffende Schweden, daß in Petersburg in den letzten Tagen viel Blut geflossen sei, besonders die Kadetten seien zu Taufenden er mordet worden,. — Die bisherige russische Regierung hat anscheinend alle Handelsverträge gekündigt, denn dem „Allgemccn Handelsblad" zufolge wurde nun auch noch der seit 1846 bestehende Handelsvertrag zwischen Holland und Rußland von Kerenski zum 18. Noveinber nächsten Jahres aufge kündigt. — Kcrenski soll aus dem Wege nach dem Auslände sein. Er dürfte vor Ende des Monats in Paris sein und dort die Ursache seines Scheitern mündlich bekanntgeben. — Die letzten Nachrichten besagen, daß die Ma x rMa li sie n in den beiden Hauptstädten Rußlands vollständig den Sieg davongetragen haben. Die Eisenbahnbeamten haben eingewilligt, maxiinalistische Streitkräfte zwischen Petersburg und Moskau zu tranportieren. , — Der frühere Minister des Aeußern Neratow wurde von den Maximalisten verhaftet. — Ueber den Sieg der Bolschewik!, Las Moskauer Blut- bad und die Niederlage Kerenskis werden unkontrollierbare Nachrichten verbreitet. Unter anderem heißt es, bei Zarskoje Selo , drangen die maximalfftischen Truppen in den Palast ein. Dies entmutigte die Hauptmacht Kerenskis, die bei Gatschina stand. Am Mitüvoch kam der Matrose Dybenko als Abgeordneter der Maximalisten und erklärte den Ko saken. daß sie isoliert seien. Während der Unterhaltung kam eine Deputation der 6. Armee an, welch« erklärte, daß, falls der Kampf nicht eingestellt würde, ihr Heer gegen die Kosaken Vorgehen werde. Die Kosaken beschlossen hierauf, Kekensi als Verräter zu verhaften. Während sie noch über die Art, wie die Verhaftung bewerkstelligt werden sollte, berieten, verkleidete sich Kerenski als Matrose und flüchtete. Frankreich — Der konservative Abgeordnete Baudry d'Asson wird die neue Regierung über ihre allgemeine Politik, der geeinigt-sozialisrische Abgeordnete Mayems über die Füh rung und die Ziele des Krieges interpellieren. — Das „Journal dr Genevr" berichtet aus Paris, daß Clemenceau nach Abgabe der Regierungserklärungen, die mehrere Sitzungen in Anspruch nehmen sollen, seinen „Ham me enchainä" wieder als „Hommelibre" erscheinen zu lasse». ' — Lasayolle ist nach Italien abgereist, nur den Befehl über die französische Hilfsarmee zu übernehmen. -- Reisende ans Lyon berichten von angeschlagenen Be kanntmachungen -er Militärbehörden aus den Etappen- srqhonen gegen Kundgebungen a nt i militärischer Art und von den pazifistischen Straßenkundgebungen tu Lyon am letzten Mittwoch. Die italienischen Ereignisse wir ken offenbar in pazifistischem Sinne aus die Franzosen. England — Die englische Negierung hat sclM'fe Maßregeln gegen die in den letzten Wochen auffallend zunehmende Friedenspropaganda in Angriff genominen. — Unterhaus. Vor überfülltem Hause wurde die Cr örteximg über de» neuen Rat der Alliierten und über die Rede Lloyd Georges in Paris von Asquith mit dem for mellen Anträge «riff Vertagung eröffnet. Asquith betonte die Notwendigkeit, daß die Regierung die äußerste Verant wortung für das, was getan oder nicht getan sei, übernehme, und betonte die vitale Bederrtung häufiger vertraulicher Best rechu.rgen zwiscl^cn den alliierten Staatsmännern und Heerführern mit den britischen, sowie die Bedeutung mög liehst vollständiger Kontrolle Deutschlands über seine Ver bündeten .in Politik und Heerfichruirg und lehnt jede Orga nisation ab, die der Verantwortlichkeit'der Generalstäbs vor ihren Besttnmiungen zuwiderlaufen oder das Ansätzen und die Verantwortlichkeit jeder Regierung der Verbündete» vor ihrem, eigenen Volk schinälrn würde. Mitbezug auf die Rede Lloyd Georges in Paris sagte Asquith, er wolle zwar jeden unnötigen Streit vermeiden, doch Würde er gegen seine Pflicht verstoßen, wenn er diese Rede außer Acht ließe. Asquith drückte Zweifel darüber aus, ob ein Rat In Versailles ini letzten März die Lage in Rußland 'beeinflußt haben würde. Ei fragte, ob es Tatsache sei, daß bis zum Vorabend des deutschen Angriffes gegen Italien Casoriia darauf vertraut habe, daß er den Triumph über' ihn davon tragen inerde. Bezüglich anderer Stellen der Rede sagte Asquith, Lloyd George habe zu verstehen gegeben, daß britische Tapferkeit und britisches Blut verschwendet wvr den sei. während sie in strategischer Hinsicht anderswo hätten besser verwendet werden können. Er zweifle, ob irgend ein Rat der Alliierten srch -n eine der beiden großen Offensiven im Westen einasmischt haben würde. Zum Schluß seiner Rede betonte Asquith inmitten von Beifall, die Bedeutung der -britischen Mitwirkung am Kriege. Nach Asauith sprachen noch eine Anzahl vo» Redner. Dann wurde die Debatte ge- schlossen. — Das liberale Mitglied des Unterhauses Nell Pitm- rose, ein Sohn des Car! of Roseberry, ist in Palästina ge- fallen. — Venizelos wird nach Abschluß seines Besuches in Cng'and, Frankreich gind Italien nach Athen zürn «Kehren und im Frühling nach Amerika gehen. Zn einem Vertreter des Neuterbilreaus sagte Venizelos, der Zweck seines Be fuches sei gewesen, alle mit den Lieferungen- für die Zivil bevölkerung und das Militär zusammenden Fragen mit den Regierungsstellen zu besprechen. — Im Unterhaus«: erklärte Balfour aus eine Anfrage die Lage in Rußland sei nicht ungeklärt, obwohl es scheine, daß die Extremisten in Petersburg die Lage vollständig be herrschen. Die Verhandlungen über die Bildung stirer Koalitionsregierung haben bisher zu keinem Ergebnis ge führt. Die Anfang voriger Woche unterbrochene Tele graphenverbindung mit dem britischen Botschafter sei Wieder hergestellt. Der britische Botschafter bleibt auf 'vinen Posten. Portugal — TaS portugiesische Ministerium ist infolge des für die Opposition günstig Ausganges der Lissaböner Wahlen- zurückgetreten. Der Kriegsminrster de Mattoe übernimm.'' mit Unterstützung der Evolutionisten und Unabhängigen die Regierung. Griechenland — Der griechischen Kammer ist ein Antrag zugegairgen auf Bewilligung eines cußerorderrtlichen Hcereskredik? von 250 Millionen Drachmen. ' ^ Amerika — Ein Erlaß Wilsons fordert, daß sich alle feindlichen Ansländer in Listen eintragen lassen und für Reffen um Erlaubnis nachsuchen nrüsserr. Er verbietet ihnen, sich inner halb von 100 Iards der Küste, Docks, Eisenbahnkopffw - t'ion-nr und Vorratshäusern zu nähern. Auch soll ihnen ver boten werden, das Gebiet von Columbia zu betreten oder sich dort nicderzulassen. - Aus Stadt und Land Dresden, den. 2o. November Wl7 —* Volkszählung im Dezember 1917. Zur Beschaffung genauer Zablenunterlagen sür eine richtige NahrungSmittslverteilung findet im ganzen deutschen Reiche am 5. Dez. des I. eine außerordentliche Volkszählung statt. Die Gemeindebehörden, denen die Durchführung dieser Zählung obliegt und dann die Zähspoviere. bestehend aus HauShaltungSliste, Kontrolliste und Gemeliideboaen. bi» zum 80. Nov. zugestellt werden, sorgen sür die Aus- teilung der HauShaltungSlisten am 3. und 4. Dez und