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Nr. ÄLN US. Jahrg. Mittwoch den 17,Vktober1S17 Sächsische Geschüstsstelle und Rcd»Nio«r Lr»»Ve»-'A. 1t», Holl>ei«s»n«be 44k Fernsprecher 2138t; Postscheckkonto Leipzig 2t«. 147V7 An»««»«» »teNeitichrUch » I« In ivre-den un» «m, <v«ustcht«ll» stet -nu» ,^i» iir O?ste>rrich «ZLn, »inzel-Stummer IS Z- Die eiichMchr »^tt^iiun« erscheint », »len W»chrnt»,en n»chm«»>«. Auäci«cn: A»»»Nme»ou viciil ,it>s,"^i'!iN'.> die d«u Zuuulieüittiti'ltz, i> t>,s I k UI/» »>»,». Preie >H> >>>k >'>'>,! k25» Z,i>!,-ii l a- ine,»» tN» .s. Ni>,,>'tü>'U !t«» j Zu, »„dl-ttilii-i, ivirik durid w>>'ch»> »ujp, iv'Nie» !„>> in« «er»»l!e»»»ü>«»>l i>!ei>le0itw»^kt»»« d>c 2«tl«c LNt«i,ü»uLe dcr I l—»2 ritir o»k«,. Einzige kacholische Tageszeitung im Königreich Sachsen. Organ der ZentrumsparLei. Ausgabe X «it illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe » nur mit der Wochenbeilagt. In letzter Stunde! Dkm sollte es nicht ffir möglich halten! Noch immer gibt es Leute, die nicht begriffen Hecken oder nicht begreifen »vol len, »vas uns allen gerade jetzt in diesen» Augenblick am meisten nottut. Noch immer gibt es Leute, die an nichts an deres, als'an ihr eigenes Ich denken und dabei in törichter Verblendung zuerst sich selbst lind das Glück ihrer Familie gefährden. — Es ist ja »vahr, es sieht heute bei uns nicht alles so rosig aus, wie wir gerne möcksten. Die Zeiten sind hart. Drau ßen an der Front rast der Krieg in unerhörter, unverminder- ter Wucht seinen bluttriefenden Weg weiter und daheim stellt das Leiben ebenso bittere Proben an die Nerven, wie an den Magen jedes einzelnen. Es ist schlimm, daß uns allen der Brotkorb so hoch ge hängt werden mußte, es ist schlimm, daß der Produzent nicht nach Belieben über seine Erzeugnisse verfügen dark, ganz zu schweigen von den vielen großen und kleinen Unannehm lichkeiten, die Kohlenkrurppheit, Bekleidungsfragen und so viele andere Kriegsfolgen und .Kriegsnotwendigkeiten nach sich gezogen hoben. Aber — wie würde es wohl bei uns aussehen, wenn unsere Helden da draußen nicht standgehaltcn hätten, wenn unsere wirtschaftliche Kraft nickst ausgereickst hätte, aus E i - genein Front und Heimat mit dem Nötigsten zu versorgen? Wenn der Feind in's Land gekommen wäre und die gleichen Schrecknisse, die Ostpreußen, Galizien und jetzt schon seit Jahren das ehedem so blühende Nordfrankreich erdulden müssen, über die gesegneten deutschen Gaue hereingebrochen wären? — Gäbe es dann mehr zu essen?? Gäbe es dann weniger Steuern?? .Hätten wir dann mehr Freiheiten wie heute?? Oder tvürden sich dann erst unsere heutigen kleinen Note in s Aiesenhaste steigern, erst dann sich der Hunger als dauernder Käst bei uns niederlassen, erst dann uns von den Feinden Steuern und Pflichten auferlegt, unter denen »vir zufam- menbrechen müßten und unter denen unsere Kinder und Kindeskinder das Lachen niemals lernen könnten! Aus alledem geht hervor, daß uns gar keine Wahl bleibt, daß wir'durchhallten, daß wir aushalten müssen! Wer aaat es, daraufhin noch zu sagen, die Kriegsanleihe ver längere den Krieg, weil Frieden gemacht lverden müsse, wenn keine Kriegsanleihe mehr gezeichnet wird. Wer hat daraufhin noch den Mut, mit solch törichtem Gerede die Ge schäfte unserer Feinde zu besorgen? . . . In letzter Stunde noch eine lebte Mahnung an die Säu migen, die den Ruf des Vaterlandes bisher noch nicht in seiner vollen Bedeutung und Tragweite verstanden haben: Besinnt Euch auf Euch selbst! Denkt an Euer eigenes Schick sal, an das Glück Eurer Kinder. Eure Eigenliebe, Eure Selberhaltung ivill's das Ihr Euer Geld dem Daterlande leiht, das Euch dafür das köstlichste gewährt, was es gibt: Ein gesichertes Heim, eine aussichtsreiche Zukunft und das herrliche Bewußtsein, mitgeholfen zu haben, an der Herbei führung eines glückverheißenden Friedens. Zeichnet so viel Ihr könnt und wenn Ihr schon gezeichnet labt, verdoppelt, verdreifacht Eure Zeichnungen! Der Zeicb-, riingsschluß steht vor der Tür, beeilt Euch! Es gibt jetzt nichts Wichtigeres! Ihr tut's, nicht für andere, Ihr tut's nur für Euch selbst! Sozialdemokratischer Parteitag Würzburg. 14. Oktober. Mit einer großen Masseversammlung im Saale des Huttenschen Gartens begannen am heutigen Sonntag vor mittag die Veranstaltungen des diesjährigen Sozialbemo- ftatischen Parteitages, zu dem neben fast sämtlichen Reichs tags- und Landtagsabgeordneten der Partei Vertreter von mehr als 30 Neichstagswalstkreisen und auch zahlreiche Frauen erschienen sind. Der Wartesaal erster Klasse des .Hauptbahnhofes ist der Würzburger Lokal-Organisation zum Empfang ber Gäste eingeräumt worden. Der geräumige Sitzungssaal des Parteitages ist in den Farben der Stadt (tot-weiß) dekoriert. Man vermißt dies- mal die sonst übliche Ausschmückung mit sozialistischen Ein- Kleinen, Misten der Führer usw. Die erste Versammlung des Parteitages wurde Namens der sozialdemokratischen Organisation Würzburg durch deren Vorsitzenden Endres eröffnet. Dann nahm der Borsitzenlde der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion, Ab geordneter Philipp Scheidemann das Wort zu dem Thema: Sozialdemokratie. Verständigungsfrieden Vater- lanldspartei. Die sozialdemokratische Partei ist in ganz hervorragender Weise die Partei des Völkerfriedens. Gerade weil ihre Aufgäbe darin bestand, den Frieden zu sichern, I mußte sie die Taktik beachten: die sie stets im Verein mit den »»»»- l Das Neueste vom Tage s „»»»- *»»»»»»»»* Irr MW leilW MMW (Amtlich. W. T. - B.) , Großes H a u p l g IM. r I ier, 17. Oktober. Westlicher Kriegsschattpltrn Heeresgruppe K r o n p r i n z Rnpprecht: In Flandern sckgvoll der Artilleriekampf von dem lieber- schwemmungsgebiet der' Äser bis zur LyS gestern wieder zu erheblicher Stärke an. In einzelnen Abschnitten war die Feuerkraft am Abend, auf der ganzen Front heute morgen gesteigert. Außer Erkundungsgefechten, die auch zwischen den» Ka nal von La Bassäe und der Scarpe zahlreich waren, kam es nicht zu Jnfanteriekampftätigkeit. Heeresgruppe deutscher Kronprinz: Der Feuerkampf nordöstlich von Soissons dehnte sich gestern seitlich aus und war zeitweilig sehr heftig: er hielt auch nachts an. ' . ' In der westlichen Champagne, in den Argonnen und aus dem östlichen Maasufer erreichte die Artillerietätigkeit gleichfalls größere Heftigkeit als in den letzten Tagen. Zehn feindliche Flugzeuge unv ein Fesselballon sind gestern abgeschossen worden. Leutnant von Bülow brachte seinen 23., Leutnant Böhme den 20, Gegner im Luftkmnpse zum Absturz. Dünkirchen wurde von unseren Fliegern erneut und mit erkannter Brandwirknng durch Bomben angegriffen. Zur Vergeltung für Bombenwürfe feindlickier Flieger auf offene deutsche Städte würbe die im französischen Opera tionsgebiete liegende Stadt Ranch von uns mit Bomben be worfen. Größere Brände waren die Folge. Oestlicher Kriegslschoup:«^ Die aus der Halbinsel Sworbe noch Widerstand leisten den feindlichen Kräfte wurden gestern durch unsere Truppen überwältigt. Die Insel Ocsel ist damit völlig in unserem Besitz. Tie Beute mehrt sich: gestern wurden mehr als 1 100 Gefangene eingebracht. Unse'e Seestreitkräfte hatten nördlich von Oesel und im Rigaischen Meerbusen mit russischen Zerstörern und Kano nenbooten Geleckte, die für »ns günstig ausgingen. Ohne eigenen Verlust winden die feindlichen Schiffe zur Umkehr gezwungen. Marine-Luftsck.ifse bewarfen Pernau init Bomben: größere Brände brechen dort aus. Aus der festländischen Front lebte die Gefeckststätigkeit an mehreren Stellen beträchtlich auf; vordringende Streff- abteilui gen der Russen wurden vertrieben. Mazedonische Front: Keine größeren Gekeckstshandlungen. Der erste Generalguartiermeister: Luden dar". 20 000 Tonnen versenkt Berlin, 1k. Oktober. Amtlich. Nene N-Bootö-Ersolge. U 3!) unter seinem in drei Kriegsjahrcn hervorragend be währten Kommandanten Knpitänleutnant Forstmann hat u. a. Erfolgen vor der Straße von Gibraltar fünf wertvolle Dampfer mit über 20 000 Bruttoregistertonnrn versenkt, und zwar die bewaffneten englischen Dampfer „Normanton" (3862 Tonnen), „Mcrsaria" (3847 Tonnen), „Almora" (4385 Tonnen), „Nubcria" (4702 Tonnen) und den japani- schen Tampfrr „Hinkosan-Maru" (3555 Tonnen). Tie innerhalb dreier Tage vernichteten Schiffe hatten zusammen 31 000 Tonnen Kohle als Ladung. Davon waren mehr als 26 WO Tonnen für den Winterbedarf Italiens bestimmt. Ter Ehe? des Admiralstabs der Marine. Brnderparteien im Ausland eingescplagen Witte. .Die Par tei hat vor dem ."liege alle Forderungen, die !iir Miiirär und Marine erhoben wurden, abgelelmt. Das haben umst ehe Leute nicht ui Euitlang brinacn tonnen mit der Haltung der Partei muh Ausbruch des Weltkrieges, Ich will zeigen, daß die Vorwürie, die man i» dieser RickNlnig gegen uns er hebt, unbegründet lind. Die Sozialdemokratie nimmt als Urgrund aller bösen Dinge den Kapiratismus an. Der Kapitalismus hat etwas Raiibtierbasles au lieh. Er ist unersättlich, er rennt und arbeitet in einem fort, um immer mehr Profit herauszuwirtschaften. Ihm sind alle We - recht, die höheren Gewinn und höhere Zinse» einbringen. Als natürliche Kinder des Kapitalismus haben wir Mili tarismus und Mariiiismlis zu erblicken. Beide haben wir daher, da wir in ihnen Förderer des Hebels erblicken zu bekämpfen. Ans dem Kapitalismus erwuchs auch die Ko lonialpolitik, die wir ebenfalls bekämpfen mußten, weil sie im Verein mit den beiden anderen Dingen uns einer Ka tastrophe eiitgegenführeu mußte, wenn es nickst gelang, dis Gefahren rechtzeitig zu beseitigen. Wir sind überzeugt, das; »ns dies nickst gelungen wäre, wenn die Sozialdemo kratie aller Länder bei Ausbruch des Weltkrieges so stark gewesen wäre, daß sie ausschlaggebend ihre Stimme in die Wagschale hätte werfe» können. Allein, soweit tvaren wir damals noch nicht. Kapitalismus und Imperialismus wirkten »ns überall entgegen. Jeder Staat drängte nach außen, jeder wollte ein Weltreich werden. England besaß bei Ansbncch des Weltkrieges hundert mal mehr Land, als das Mittelstand ausmackst, Frankreich etwa zwanzig mcft so viel (Hört, hört!). In dem Bestreben, möglichst viet Kolonialland zu erwerben, und zwar nickst nur, wie bei) uns Deutschen solches mit Negern und ähnlichen minder* wertigen Elementen, sondern bereits in der Kultur hoch stehende Völker zu unterwerfen, in diesem Streben mußten: nur die allergrößte Gefahr erblicken. Das Originelle ist. das; »ns die Entente den Vorwurf mackst, das; ganz be- sonders wir koloniale Gebiete erstreben. Es liegt mir fern, den deutschen Imperialismus in Schutz zu nehmen, aber wenn man objektiv Prüft, daun muß man doch zugeben, das; Deutschland gegenüber England. Frankreich und Ame rika nur ein reckst bescheidenes Blütchen ist. (Heiterkeit und Zustimmung.) . Allen Staaten wobnt der gleiche Drang in ne. So ist es klar, daß die Sozialdemokratie aller Länder bestrebt sein muß, diese Tendenzen zu unterdrücken und den wachsenden Imperialismus zu bekämpfen. Ast? Frankreich daran ging, die militärische.Dienstzeit zu ver längern, haben wir vereint mit der französischen Sozial demokratie Flugblätter in beiden Svrachen drucken lassen, nm den Völkern zn Gemüte zu führen, was daraus folgen müßte. Wir gingen nach Paris und sprackren über dm Frieden und die Franzosen kamen zu uns. Wir warm darin einig, daß nur keinen Krieg wollten. Unsere fest"- lleberzengnng war: ein Weltkrieg ist »nn.östlich, wenn Deutschland und Frank'.eist einist sind. Diese beide» au t- einander geriffcnen Völker einander näher briiisten, war daS Bestreben der Sozialdemokratie beider Länder. In den Angen unserer Gegner sind wir, weil »vir den Frieö-m wollen, eine Partei des Paterlandsverrats. Dabei haben wir in unserer' Partei das weitgehendste Verteidigung 1- Programm, die Erziehung des ganzen deutschen Volkes zue Wehrhaftigkeit. In dem Weltkrieg ist sa zu unserer Frerw" Tatsache geworden, was nur in unserem Programm vm- langen, das ganze deutsche Vaterland ohne Ausnahme steht) zur Verteidigung bereit. Wie stellte sich die deutsche Sozialdemokratie znm Weist« kriege? Wir habe» uns sofort ans Tue Seite unseres Vater landes gestellt, weil wir uns sagten, dieses müsse zum Zn- sainiiienbrnch kommen, wenn die deutschen Arbeiter nickst miffnrrchten. Zur Landesverteidigung bat sich die Sozi i- demokratie stets bekannt, aber mehr zn tun, hat sie aba'?- ehirt und lehnt sie heute ab, und wind sie immer ciblehrw Bei der Mittelbewillignng haben wir unsere Zustimnu: r r erteilt mit der Erklärung, daß wir solange mitgelgni Wi de», bis das Ziel erreicht sei, bis der Gegner bereit stu Frieden zn schließen. Wir haben das bei jeder Gelegenbst.t wiederholt. Der Krieg ist abgeschlossen in dem Angenbück, wo man zn dein Schluffe kommen kann, wo der Gegner sich mit uns verständigt. Nachdem man »ns vom Ausland be schimpft und »ns Zweideutigkeiten vorgeworfen hat, sind wir doz» übergegangen, eine förmliche Friedensentsckrl::- ßung einziibringen. Leider haben unsere Gegner im In- land insofern reckst behalten, als die Feinde »ns grausam verhöhnten, und auch die Sozialdemokraten des feindlicher Auslandes haben unsere wahren Absichten nickst verstand ", Scheidemann wendet sich dann gegen den englisch.'» Hcrndcstsinrnister Runciman. Dieser bade offiziell ertla.:, wenn der Krieg beendest und Deutschland geschlagen, an: Boden liege, dürfe der »virtschrstlickw Krieg noch nicht de-