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Nr. SSL LS. Jahrg. Mittwoch den 26. Sept. 1917 BetuisPreiS, tlo-gab« X mit ilultr. B«tla»e dierlelithrNch 4.40 uc. In 4r»s«eu unt o,nj Deut<ch- Im,d stet -»uS !i.8!r : n, Oesterreich S.Oti X. Aurgabr v »iertesttbrlich 4. 10 U«. In Dresden und ,«n, Deullchtin» stet Haus it.L» in Oesterreich 4.«« X. Einzel-Nummer 40 4- Die LLchstsche L-Ikszeitima erscheint an alen Wechentagen nachnnUaES. Sächsische Glekcheiftvslclle «nd Nedakrionr Dresden-A 1t>, Hoibrinftroße 4L F«.rnspi«ch»'r Lt ckLU 'pofffchekttottw Leipzig llir. N»»i,U>»i>- >. - >«» Mu »1 I - Zl !U-t 11 >,» lt . ^01..1.! nl '.t c,u: > , Li- .c > . rlt'.: > z„i.:!i!c.', r,:i,«-!§>,« cro I >.: : b, i.i r itl . .1 c k'iO » lttitt! ^1'lli 'l' > .« l c « .« .. . « .t.i.'l kt'tlOt'N i lt t-l»' Tr cl.'.t.t r Uttc '' : c.: I v'''I'.t l.'.ttt 1! dt'- '-cffl tt c r.>«!,:,!»!( tttt.' '.'..r.c.rir^ r: o —2 7 Einzige katholische Tageszeitung im Königreich Sachsen. Organ der Zentrumspartei. Ausgabe ä mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe U nur mit der Wochenbetts. «LVbü, Die HeWenanleihe Bei jedem Kriege sind zivei Fragen verboten: wie lange wird der Krieg dauern? und, wieviel wird er kosten? Wie em kranker nur Gesundheit will, so darf ein Kriegführender mir Sieg wollen. Was nützt mir die Ersparnis an Aerzten und Arzneien, wenn ich dauerndem Siechtum verfalle und was das Zukreuzekriechen, wenn der Staat, den: ich ange- stoie,' dauernd geschääft bleibt? Kraft und Schiväche spie, geln sich überall wieder, bis in die letzte Bauernhiitte: am Lieg wie an der Niederlage Huben nicht nur sämtliche Bür ger teil, vielmehr werden ganze Geschlechter von dem einen getragen, von der anderen niedergedrückt. So recht der Mensch sonst daran tut, mit seiner Zeit zrr geizen, und sein s'leld sparsam zu verwalten, ein Narr ist er, wenn er bei großen Lebenskrisen derartigen Bedenken Raum läßt: hier gilt es, Alles herzugeben, rvas man besitzt — wie Blut und Leben, so auch Zeit und Gut. Die weisesten Herrscher sehen wir in dieser Beziehung am rücksichtslosesten Vorgehen: ich nenne mir Friedrich den Großen und den siebenjährigen Krieg — verwegen unternommen, rücksichtslos fortgeführt, tollkühn zum Siege gewendet — und auf dem Deutschlands ganze heutige Größe und heutiger Wohlstand aufgebaut sind. Deutschland steht in einem ihm aufgedrungenen Kampf ums Dasein. Dieser Karnpf wird über die ganze Zukunft entsclfeiden. Denn selbst wenn der Friedensschluß kritische Fragen noch ungelöst läßt, dieser Friede wird nichtsdesto weniger die Richtung, bezeichnen — bergauf oder talab. Es geht ums Dasein: freie, glückliche Zukunft dem deutschen Volke oder allmähliger Niedergang und Versklavung. In einer solchen Lage hilft einzig Heldensinn. Was Friedrich der Einzige einst war, das muß heute das gesamte deutsche Volk sein. Friedrich, der schlichte, sparsame König, der um den ökonomischen Äufbau zukünftiger Blüte wie kein zweiter besorgte und verdienstvolle Landesvater, steht im Kriege mehr als einmal an: Rande des Staatsbankerotts, die Mi nister warnen und raten zu jeden Friedensschluss er aber treibt Geld auf, gleich viel woher und unter welchen Be dingungen', desgleichen nrit seinem Heer, das mehr als ein mal vernichtet scheint und das er immer wieder ins Leben u'st. An dem schlimmsten Tage — als Alles verloren scheint, nift er noch aus: „Bis zum Tode denn; Wütet nur fort, ihr Elemente und schwarzen Schrecken!" Das ist die Geistesverfassung, ans der Sieg und mit dem Sieg Gedeihen, Aufblühen, Wohlstand, Glück hervor gehen. Es ist einmal durch die geographischen und sonstigen Verhältnisse gegeben: das deutsche Volk ist auf Heldentum angewiesen: es wird entweder heldenhaft oder garnicht sein. Heldentum kann und muß sich in jeder Handlung des Le- bens zeigen: so auch jetzt in der neuen Kriegsanleihe. Diese Anleihe sollte „die deutsche Heldenanleihe" heißen! Jeder Deutsche strebe danach, ein wenig vom Geiste Friedrichs in sich aufzunehmen und gebe sein Alles daran mit dem einen Gedanken: Siegen oder sterben! Die russischen Kriegsvorbereitungen Der russische Kriegsminister Suchvinlinow hat die Mo- hilmachung gegen Deutschland seit Jahren betrieben. Eine russische Verfügung besagt bekanntlich, daß Mobilmachung gegen Deutschland gleichbedeutend mit Krieg sei. Den Augenblick, in den: er nach Uebereinkunst mit Frankreich und England airsbrechen sollte, bereiten die Probemobilmachun- gen vor, deren Erfinder Suchvinlinow war, und ihm dien ten die mannigfachen sonstigen Maßnahmen namentlich in den Grenzgebieten, über die jetzt, .nach der Einsetzung einer deutschen Verwaltung, Aussagen und Archivfunde reichlichen Aufschluß gebracht haben. So fand sich im Bericht d e s Kreischefs von Kolo vom Ministerium des Innern eine Verhaltungsmaßregel vom 9. Dezember 1912 an den Präsidenten der Stadt Kalisch und die Bürgermeister der Städte dieses Gouvernements im Falle eines Krieges. Ter srühere Gerichtssekretär Radzik in Sochaczew bekundet, im Dezember 1913 sei beim dortigen Gericht ein Geheimbefchl aus Warschau eingetroffen, in welchem die Gewichtsangabe der fortznschaffenden Akten beordert wurde. Gleichzeitig mußte jeder Gerichtbeamte angeben, wo er sich im Falle eines Krieges aufhalten würde. Ein solcher Befehl sei früher niemals gegeben worden. In ähnlicher Weise berichtet der' frühere russische Steuer- inspc^tor zu .Kalisch, Drescher, im Jabre 1913 und noch mals Ende April 1914 sei bei sämtlichen Aemtcrn angefragt worden, wieviel Fuhrwerk usw. nötig fei. um das behördliche Eigentum und die Beamten selbst nebst ihren Familien weg- ^-schaffen. Auch sonst ist innerhalb der russischen Beamten- Hhaft «ne Art Mobilmachung z» erkennen gewesen. E Das Neueste vom Tage t N MW SkMk WMW (W. T. B. Amtlich.) Großes Hauptouartier, den 29. September 1917. Westlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe Kronprinz Rnvprechl: A» der Schlachtsiout in Flandern ist ieit geiler» der Feuerkampf von neuem stark autgelebl. Morgens »aMmm Misere Truppen ein«» Teil oes am 20. d. M. nördlich der 'Strotze Memn Zjvern verlor ein» Geländes durch kraftvollen Ansturm, imeder. Unter engster Zusammenfassung ihres Feuers und großem KrästeeiilMtz versuchten die Engländer durch viermalige heftige Gegen angriffe uns wieder zmückzndrängem Der Feind wurde abgeschlagen. Das zwilchen Polhgou-Walo und der großen Straße erkämpfte Gelände von uns beyanvtei Außer blutigen Verlusten blitzten die Engländer über 250 Ge fangene ein. Abends steigklte sich das Feuer au der Küste, wo wiedei Ostende von See und Land ans beschossen wurde, und von der Zjser bis zur Lhs Nach starkem Feuer während der Nacht schwoll heute Morgen die Artilleriewirkuug vom Houihmilller Walde bis zum Kanal CominesApern zum Trommelfeuer an. Auf dem größten Teile dieser Front setzte» dann eng lische Jnfanterieangriffe ein. Die Schlacht ist in vollem Ganze. Fm Artois und beiderseits St. Quentin nahm die Feuertätigkeit vielfach zu. Abends griffen die Englün er bei Gvimelien an und drangen vorübergehend in unsere Linien. Gegenstöße ver trieben den Feind. Heeresgrupp» deutscher Kronprinz: In mehreren Abschnitte» der Aisnc- und Champagne- Front lag lebhaftes Feuer au! unseren Stellungen und Batterien, die den Kamps kräftig anfnahmen. Erkimdungs- gefechte verliefen für uns günstig. Vor Verdun schwoll zeitweilig der Feuerkamps auf dem Ostufer der Maas zu großer Heftigkeit au. Südlich von Becrumorit machten die Franzosen auf die kürzlich von uns dvrt geiismmeueu Gräben einen vergeblichen Angriff. Oestlichen Kriegsschauplatz HeereSfront des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: Bei Jakobstadt, am Drvswjaty-See, westlich von Luck und bei Tarnopol war die rnstische Artillerie tätiger als in letzter Zeit. Unsere Flieger griffen abends erneut London und die englischen Küstenplätze beOerseiis des Kanals an. Bomben würfe auf Ramagate, Aargate, Dover, sowie Bsulvgne, Calais, Gravelines und Dünkirchen hatten erkannte Brenn wirkung. Eines unserer Flugzeuge ist nicht zurückgekehrt. lieber Land verloren die Gegner gestern 15» Flugzeuge. Oberleutnant Berthold brachte seinen 21 Gegner im Lust- kampse zum Absturz. Krönt des Venrialodorst Srzharzar Joleph: Südlich des Lerelh brachen deutsche Slurmlrupp'N bis in die Hinteren Linien der russische» Stellung ein. Sie kehrten nach Zerstörung der reindlichrn Grabenanlagen mit mehr als 1.70 Gefangenen und mehreren Maschinenaeirehren zurück. Mazedonische Front: Die Lage ist unverändert. Der erste Generalaiiartierineister: Ludcndcnft. ^ Eine Erklärung Hindenburg» Großes Hauptquartier, 25. September. (Amt lich.) „E/ ist mir vom Kricgsminister mitgctrilt worden, -es würde vielfach von unberufener Seite behauptet, daß nach meinen und General Ludrndvrsfs Aeußcrungrn ein drohen- der wirtschaftlicher Zusammenbruch und Versiegen der mili tärischen Kraftquellen uns zum Frieden um jeden Preis zwingen. Ich will nicht, daß unsere Namen mit derartigen grundfalschen Behauptungen verknüpft werden. Ich erkläre in voller llrbereinstiminung mit der Reichs- lritung, daß wir wirtschaftlich «nd militärisch für den weiteren Kampf und Sieg gerüstet find. ». Hiadendurg, Grneralskidmarschall." To: Magistl'atsboigoordneto Moritz Rosi-nbera : «sic- clanow betundei sota.endes: Ansane. Mac 1911 r esiw er K i o i s cb o i v o n E i o ct> a » o n . S » ck o w. wir in l en Jahre» >9l2 und >913 eine» Urlaub nach Vom Kauft.im autroton und hairo schau alle Reiievorbeicilnnae» ge!:often, u. a. sich von diesem Rosenlera 000 Rubel zur Reise gaftauzt. Plötzlich erzählte er ibm - unter dem Sieael größter Ver- schwiegenlieit. er bade vom Gouverneur di- Erlaubnis nicht bekommen, weil, „es -narb Krieg riecht". Der Aktenl-efter Sysmanowicz zu Eieclanow bat jene» Gelieiiiibri s l«s Gouverneurs beim!ich geöffnet und bestätigt nun, daß ein Krieg mit Deutschland der Grund, für die Ablehiium. l>s Urlaubs gewesen sei. Dieser Befckseid >var soriiiulariimsng gehalten und in Druckschrift am.gefertigt. Offenbar iu:ds also damals böberen Beamten Urlaub grundsätzlich ninn he- willigt. Hiermit stimmt überein die Angabe des früheren Bür germeisters und Gemeindericlters zu Kvnsk, bei dem fick im Jahre >91 l verschiedene Militärluwinte über die außer ordentlich erschwerte.Erhältlichkeit von Urlaub — ganz im Gegensatz zu srüder behl-wert halben. Nach Ana. den dieses Feimen sind lei dep Fivilbehörden bereits drei Mo nate vor dem Kriege die kriegsdienftpflichtigen Bea 9m durch »lilitärireie ersetzt worden. Dieser Zeuge bat über- ligupt, und zwar wie er angibt, zusammen mit vielen ande ren, deutlich erkannt, daß Rußland auf einen Krieg mit Deutschland hinarbeite. In einem Bericht des Kreischfs zu Lipno findet sich eine Erklärung des evangelischen Pfarrers Michaelis. Hiernach find Anfang 191-1 sämtliche Kreischfs deutscher Abstammung ans den Grenzgebieten in. das Innere Rußlands versetzt worden, so z. B. der Kreis chst von Mlawa, Baron Klnhmann, welchr sich vergeblich um Belastung ans seinem bisherigen Posten bemüht habe Anfang 1914 sei die Ausweisung der deutschen Bevölkerung' ans dem Bereiche der Festung Modlin erfolgt. Zur Räu mung des Kaiserschlosses in Skiernewice ivurden bereits im Finii die eilten Maßnahme» getroffen und mit der Ver sendung der Wertgegenstände nach Petersburg und Moskau: begonnen. Diese nicht bcstonders begründete Maßnahme! kann schlechterdings kcstne andere Erklärung finden, als durch die bestimmte Voraussicht eines Krieges mit Deutschland. Sächsischer Landtaq Zweite Kn in wer Dresden 20. Septruchei. Die Zweite Kammer trat heute nachmittag Uhr irr Gegenwart der Staatsininfster Graf Vitzthum von Eckstädt und von Sepdeivitz sowie zahlreich!' RegiernngskommissarL z» ihrer Kft öffentlichen Sitzung zusammen. Ans der Tagesordnung standen die Heiden Interpel lationen der Abg. Günther (Fortfchr.) und Dr. Plnlipo > ko ns.) betr. die K o b l c n i r a g e sowie der hierher ge- lörige Antrag des Superintendenten ObenkirckwiiraTs D. Cordes und Genossen. Fnnäckq'l begründete Abg. G ü n t b e r (soi tichl.) d:s nachstelende Interpellation: l. Welche Maßnahmen lat die .Königliche Staatsregie- rung getroffen, mn die zngcl'agte Versorgung der Bewölk», Hing mit.Hansbrandkohlen auch rechtzeitig dnrchzufiihren? 2. Was gedenkt die Königlich' Svwtsregieruna zu tun, um dcm fortgesetzten Preistreibereic» aus dem Kohlemuarkte miß Erfolg entaegenzmvirken? Staatsminister Gras Vitzthnni von Eckstädt verweist bezüglich des eilten Teiles der Interpellation auf leine Ansfübriingen von voriger Woch- in der Erster« Kammer, die er auch- bier als bekannt voraussetzen dürfe. Dank der verständnisvollm Mitarbeit der Militärverwal tung seien zalilrc'ich Bergleute aus dem Heeresdienste zu rückgezogen worden. Seit dem Sommer d. I. seien dies w.und 3700 Mann. Im Steiiikohlenrewier könne der Ar» beiterbedarf als gedeckt airgesehen werden und auch inr Brannkohlenievier arbciten setzt 000 Kriegsgefangene mebv als am 1. April. Auch des rollende Material sei nach Mög lichkeit verbessen worden. Tie Bemühungen der Regierung seien auch nicht ohne ENolg mW lieben. Dc'n Poilmirf, daß die Claalsregikiiing die SäckffiHW» Interessen in Berlin nickä genügend veNrete, müsse er rückweiscn. Bezüglich der Bela > snng der Kohlen- a ii s g I e ich st e 11 e i n D tesd e n habe die Regierung in> Berlin Erkundigungen eingezvgen und er könne mitterlM. daß der Rcnckrskomniiffar kcnnen Eingriff in di« bisMs .Kolllen-aiisgleichstellc' hnidfichlige. Der Bepig von bölmM scher Braunkohle sei lcwxnk acsich'rt, daß monatlich t9OOOd Tonnen in SKck-scn ei>»geft>>u't »'erd«».