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Rr SLL KG. Jahrg. Freitag den 14. September 1917 «-tug-pret«, Au-gab« ^ mit illuftr. Beilage viertel!LHrlich ii.4v In Dresden und ganz Deutsch land ftei Halls 2.8A in Oeslerreich S.»« X. An-gad» » dierleliährlich !t. 1U In Dresden und ganz Deutschland frei Hau» ji.Slt in Oesterreich 4 V« X. Sinzel-lNummer I« 4. Die küchltsche BolkSzettung erscheint an allen Wochemagen nachmittags. Geschäftsstelle und .liedalZionr Lresden- tl. !t», Holbeinstrahe 44» Iernfprecher stillt!« Postscheckkonto Leipzig Vir. 14 7S7 a — —' Umcuic» rural.»UL i mr l r l .zur! rru'irttu/i'.Zt'rl l ' l >ff, ii» t k I l'.lu i»«»»>. Preis brr l.e..l . uu'rl -Z. .'t , »'.'l j 7xi>r mrd.'l l.'r.l, z). .ft ,j, l>,juil'u dtiul» .Vrettur arrr^c ffel».>» U'i« dl» 1-('ur.rlrr»'ll!ru,?e-r '.n i-iv »..ciillzU»,l II-»-L.'.'-ir H -F— > sF Einzige katholische Tageszeitung im Königreich Sachsen. Organ der Jentrumspartei. Ausgabe ä mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochendeilage Feierabend. Ausgabe » nur mit der Wochenbeitogl. lineul „plosanrii" Wettbewerb gegenüber. Ter erst Die Solidarität der deutschen Freimaurer Von Tr. snr. H e i ,i z B r a i, w eile r, Tüsseldors. Der d e n t s ch e n F r e i m a 11 r erei ist wie der eng lischen und romanischen eine „antiklerikale" Tendenz eigen, wenngleich man vielfach ihre Betätigung und ihren Ein fluß ans diesem Gebiete, z. B. in der Zeit des Knltnr- tanrpses, sehr überschätzt bezrv. üliertrieben hat. Dagegen wird gemeinhin viel zu wenig beachtet, ivelche Bedeutung der Geheimorganisation der Freiinourerei auch bei uns als eine Gesellschaft zur gegenseitigen Unter- stützung zukommt. Ich will nicht behaupten, datz alle Freimaurer mir lvegen der hierdurch ihnen gebotenen Aus sichten den Weg zur Loge gesucht haben, aber ganz sicher ist, daß eine verhältnismäßig sehr große Zahl ihrer Mitglieder sich davon haben leiten lassen und Protektion, geschäftliche Borteile nsw. suchen. In der Tatsache, daß der Bruder Frei maurer dem Bruder Freimaurer nach Kräften unterstützt, brauäst man auch nickst etwas an sich Sittenwidriges zu sehen. Wohl aber wird diese Förderung dann anstößig, wenn sie ans Kosten des Rechts und der Gerechtigkeit geübt wird, und sie hat für unsere Begriffe stets dann etwas anstößiges, wenn sie in einer Art geübt wird, die nicht von der Seffent- lichkeit kontrolliert werden kann, wenn sie also geheime Be ziehungen gründet.. Das Rätsel mancher Anstellungen, Be rufungen, Versetzungen, Beförderungen von Beamten würde mit der Feststellung geklärt sein, dgß der betreffende Beamte und die Personen, die für ihn tätig geworden sind, Frei maurer sind. Es sind mir Fälle bekannt, wo ein Beanrter sur ein städtisches Amt sich zunächst den Brüdern Frei maurer» in der Verival-kung oder unter Len Stadtverord neten vvrstellte, um sie für sich zu gewinnen, wo von weither rin Kandidat herangeholt wurde, der Bruder Freimaurer war. Daß die Oeffentlichkeit diese Beziehungen nicht kon trollieren kann, ist in einem Rechtsstaat nicht in Ordnung. Man sagt, daß in manchen Beamtenkategorien ein Anwärter mir -dann Aussicht habe, wenn er Freimaurer sei, und die Geschichte mancher Beamtenstände soll mir ans den Mit- gliederlisten der Freimaurerlogen verständlich sein. Dgß die Freimaurerei eine eigene Gerichtsbarkeit besitzt, tnmcht nicht ohne weiteres beanstandet iverden, wohl aber mum. wenn sie durch ihre Geheimorganisation in das ordent liche Neckstsverfahr-en eingreifen oder zum Schaden Dritter tätig werden könnte: dafür müßte unter allen Umständen die Klarstellung aller geheimen Zusammenhänge zwischen > mzelnen Prozeßbeteiligtcn gefordert werden. lieber die f r e i m an r e r i s che Solidarität ver-. offcntliäitü die „Bauhütte" (Nr. 2, v. ll. Januar 1613) einen si-br bemerkenswerten Logenvortrag eines Bniders Leopold Wolfgang in der Frankfurter Loge „Zum Frankfurter Ad ler". in welchem betont wurde, „daß binstckstlich des Soli- Sarilätsgesühls uns Freimaurern die weitestgehenden Ber- pflichtungen anferlegt sind." Der Redner beklagte, daß ans Kriegszeiten fast gar keine Fälle bekannt seien, in denen das sog. Notzeichen von einem sich in Gefahr befindlichen Bruder gegeben worden wäre, und erwähnte einen Fall, demzufolge ein- englischer Major während des lebten Burenkrieges vor dem sicheren Tode durch Anwendung dieses Zeichens gerettet worden ist. Aus seinen eigenen Erfahrungen berirchtete er: „In kleineren Städten habe ich in Italien vielfach beobachtet, daß im geschäftlichen Leben die Brüder häufig ihresgleichen vor änderet, selbst leistungs fähigerer Korrkurrenz bevorzugten. Nun ist es vorge kommen, daß, als ich mich znm ersten Male in Italien ans ciricm Platz befand und am Zkbend die Loge besucht hatte, sich am anderen Morgen ein Bruder bei mir im Hotel ein- siellke, vom Meister vom Stuhl beauftragt worden zu sein, sich mir, behufs Anknüpfung neuer Geschäftsverbindungen, vir Verfügung zu stellen. Spielend erhielt ich Ordres." Redner berichtete allerdings auch von gegenteiligen Er fahrungen, -die er zum Anlaß des Tadels machte. Im ganzen aber dürsten die „guten" Erscheinungen bei den Brüdern Freimaurern weitaus überwiegen. Ein erfahrener Kauf mann schrieb mir: „Denken Sic sich eines Ihrer dortigen eroßen industriellen Werke oder meinetwegen auch ein kleines. Der Besitzer oder Leiter (Direktor) ist Freimaurer. Er bat eine Anzahl langjährig erprobter Angestellter. Nn- l lwartet wird eine neue bessere und besser bezahlte Stellung estchnffen, die aber nicht einer der bisherigen Angestellten, sondern' ein jüngerer Neuling erhält. Dieser, vielfach weniger befähigte. Neuling fängt an zu herrschen,' und die alten Angestellten begehren dagegen auf, aber der Vorge setzte gibt dem Neuling recht. Die alten Angestellten glauben an eine Laune des Vorgesetzten, müssen sich fügen und ahnen nicht, daß es sich bei beiden um „Brüder" handelt. Der Neuling wird auf Reffen geschickt, nm die Artikel des Werkes zu verkaufen. Unter Benutzung des Erkennungszeichen lammt das Geschäft zum Wichluß, selbst bei höl>eren Preisen ^ -- l - > i I Das Neuere von, Dage I 7 Irr «M SeMe TlMMW . «Amtlich., Ä. T.-B.) .Großes H a n p l g n r t ier, 14. September. BZ»»sjt1icher Heeresgruppe K r o n p rin z R uvV > echi: In Flandern verstärkte sich der seit Mittag zwischen dem Hourhoulister-Walde und dem Kanal Comines-Bpern heftige Artillcriekampf abends nnd frühmorgens nördlich von Prozenberg zum Trommelfeuer. Englische Angriffe sind nickst erfolgt. In der Nacht vom 12. zum 13. September warfen ivnrt- tenibergische Kompanien den Feind ans einem Waldstücke nördlich von Langemarck. Zahlreiche Engländer wurden gefangen zurückgesühtt. Im Artois nnd nördlich von Sr. Ouentin hatten meh rere Erkundnngsunternehniungen Erfolg: Gefangene und Beutestücke fielen in unsre Hand. Heeresgruppe deutscher Kronprinz: Westlich Guigniconrt an der Aisne drangen westfälische und hanseatische Sturmtrupps in die zweite französische Linie, fügten iw Grabenkampf dem Feinde schwere Verluste zu und kehrtcn mit Gefangenen zurück. In der Champagne und vor Verdun steigerte sich die Artillerietätigkeit nur ip einzelnen Abschnitten zu großer Stärke. Oestlicher Kriegsschauplatz Zwischen Ostsee und Sckümrzem Meer keine Kamps- Handlungen von Bedeutung. Mazedonische Front: Am Ocbrida-Sec ist die Lage unverändert. Der erste Teneralguartiermeistei: Lu Sen da::!. 43 000 Tonnen versenkt Berlin, 13. September. Amtlich. Im Mittrlmcrr wurden 43 000 Bruttoregistertonncn versenkt. Darunter be fanden sich die iranzösischcn Truppcntranc-portdampser „Parana" (6248 Tonnen), mit Truppen für die Saloniki- Armer, „Admiral Olrv" (5,367 Tonnen), auf dem Wege nach Alexandrien, sowie ein ticibelndencr Transporter mit Kurs nach Saloniki. Diese drei Dampicr wurden von demselben U Boot, Kommandant Kapitänlcutnanr Marschall, im Argäischcn Meere aus starker Sicherung heransgeschossen, zwei davon im Nachtangriff aus einem Geleitzugc. Damit hat der Kommandant in letzter Zeit vier feindliche Truppentrans porter vernichtet. Ter Chef des Admiralstabs der Marine. Dir Ladung des iranzösischcn Postdampsers „Parana" „Echo de Paris" teilt mit, daß der kürzlich versenkte französische Postdawpser „Parana", 6248 Tonnen, eine La dung im Wette von 3 Million Franken an Bord batte. Dir englischen Wochenverlustr Neiiter meldet: Die englische Admiralität teilt mit: In der vorigen Woche wurden l2 Schisse über 1606 Tonnen, 6 unter 1600 Tonnen und 4 Fischereifahrzeuge versenkt. 12 Schiffe wurden ergebnislos angegriffen. 2744 Schiffe liefen in britischen .Häsen ein, 2868 aus. Auch die Japaner in Italien reisen heim B erlin, 13. September. Ans Genua wird, der Ssidd. Korr, zufolge, genwkdtt: Die sich in Italien anibaltenden Japaner begeben sich zufolge einer Weisung ihrer Konsuls nach Japan zurück. Sie nehmen ihren Weg über Marseille. Offizielle Einberi>sungsbeieble waren bis 10. September durch das Koiffulat in Genua noch nicht ansgegeben. i >.,! Cintänsee whi-a Wette, ist „Bruder" nnd er kauf: i '- tiil'st nur von solchen Reisenden, die sich als „Brüder" u - - lennen geben" »iw n'w. Man braucht nur einma' ä s Mitlstiederverz-üchnis eine: große» Loge zu studieren nnd inan erhält iinnntteiva, allerliand Einsichten in zahlreiche geschäftliche Beziehungen, wie dieser Kaufmann, i.aer Rechtsanwalt nnd Patentanwalt nsw. durch seine e Hörigkeit znm Freinwnrerbnnd gefördert wird. Viele di-.Kr Beziehungen sind gensiß untadelig, aber es sind auch manche Fälle denkbar, wo Dritte, z. B. Aktionäre ein sehr bu ch tigtes Interesse daran haben können, den Einfluß geheimer freimanrerischer Bestehungen im Wirtschaftsleben zu h>e" und zu griffen. Das eine jeden falls kann nicht bestri'wn werden, daß überall, wo geheime Zusammenhänge best-'! i n. die Möglichkeit besteht, sie in unlauterer Weist' zu benn', .ui. und daß sie die Bersiichnug dazu direkt heransheschwö'en. Meine Darlegungen wollten zeigen, das, mir auch ?er deutschen Freimaurerei gegenüber ans inannigsaclien gustn Gründen eine ablehnende Stellung einnehmen müssen und daß wir gut daran tun, sine Tätigkeit nnd ihr Treiben sorg sam zu beobachten. Erfreuliche ErUqeffilmiff an „ Morulin "-P 0 liu!: c r In Nr. 45,8 des Leipziger Tageblatts gibt der (protd- ständische) Pfarrer T. Mehl Horn dem nationalliberalen Landtagsabgeordnete» Tr. Zöpbel eine ernste Antwort aus dessen Leitartikel „Moralin" im Lpz. Tgbl. vom 7. Sept «Nr. l.stl). Zöpbel verwarf da den ..Idealismus' in den Politik-nnd wrdettc die Naclstolgc Nietzsches d. !>. in diesem Falle völlige Sclwidnng von Politik nnd Moral. „Alle moralischen Vorurteile haben da ansznscheiden. sie entstellen bloß und tausche» den. der nach ihnen rechnet . . . Der Krieg mußte kommen wer ihn entfachte, vollzog eine geschicht licke Notwendigkeit. Was liegt uns daran, ob es ein, notorischer Troddel oder rin ausgemachter Schuft war? Die Schnldsrage scheidet ans der Geschickte ans. Gibt doch selbst eer alte Fritz in seinem Denlwürdigkeiten für den Schlesi schen Krieg an: Ter Ehrgeiz, mein Vorteil, der Wunsch mir rinen Namen zu macken gaben den Ausschlag, nnd der Krieg ward beschlossen Wird- it-n heute jemand darum tadeln? Odor glaubt jemand, der Schlesische Krieg wäre vermieden worden wenn den jungen König andere Triebe, bebernckt hätten?" Weit-rrbin sragl Dr. Zöpbel: „Ist es denn erlaubt zu glauben, daß der Papst den Frieden ringe boten habe, »in ein moralisches Werk zu leisten? Gewiß, Ebre dem, der es alau-bti'), aber der mache kttne Politik Nein, der April zu dem Angebot liegt in dem Bedürfnis dieses merkwürdigen Souveräns, 'eine Macht mitten in: Welkenbändel anfznsirschen . . ." Gegen dielst Zopbelscl'en AnKaisimgen erbebt also Pfarrer Meblbvrn Cimprnch: er sagt n. a.: „Wenn oie genannten Beweggrund'. Frirdricl's- drs Großen die durch schlagenden waren io wollen wir nicket so blind „sritznch" irin, daß wir unfern Tadel nntcwdrücki'u. Taß der Papst nur um seines Ansehens und seiner Plackt willen, ohne warmes Milarsübl mir den kampsrndrn Völkern und obne Traner über den Widerspruch, in dem dieser Weltkrieg znm. nttlsiben. Ideale des Christentums steht, die Friedensvor- mittelnng in die Hand genommen hätte, kann ich ZöpheL nickt matchen. :lber es bandelt stck nickt um diese gttchschk- liitw Einzelsrage, sondern nm das Gnindsätzliche-" Und Psarrer Mehllwrn leimt grundsätzlich die Nietzsche'—Zöpke!» icke Auffassung ab. „Gerade daß die Völker - sagt er hin sichtlich der Schnldsrage den Sckwldsgen suchen um? die Schuld ans den Gegner abznwälziw streben, sei es auch vielfach irrtümlich oder gar heuchlerisch, und daß das Be wußtsein des guten Rechtes stattend nnd nnseuernd, Ser Zweifel am eigenen guten Reckst dagegen lähmend wirkt, ist ei» Beireis für die Zuständigkeit der sittlichen Idee auch ans dem Gebiete dker Politik," Tiefes dreifach mutige Wort ist hoch anzuettenneu and verdient weithin Beachtung, nämlich der Tadel über Frie drich den Großen,, die ebn-ndc Verteidigung des Papstes und die arnndststzlich-r StelliiNiwahine überhaupt. Zövhtt wußte, was er tat, als er für seine „moralinffeie" Aus lass nur, den großtu P-eußeiikönig als Kronzeugen beschwor. „Wird ihn beute sernand tadeln?" Wer lvagt Friedrich, den Großen z» tadeln' Nun, es gibt noch Männer, die nickst! blind iritzffcki !md. - Und hm»: der Papst als moralischer Friedensverinittler: „ist >-s denn erlaubt (das) zu glauben?" Es gehört in diesen Worben und Mstmaten kein besonderer Mut dazu, den Papst w-egen seiner edlen Friedensbernü- bnng-eir schnöde zu hebandrlu ime es auch z. P. in .Hamburg (Tranb), Leipzig iCiaual. Bund) und Berlin (Kladdetv