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Nr. L»S 1«. Jahrg. Montag den 27. August 1S17 ««„«»retS, Aargab« X mit Muitr. Be>>»,e »iertetiLHUtch ik.au ^e. In »rrSdei, Ml» gmij Deutsch- lan» bei Haus !k.8ir bi Oesterreich S.S8 X. «a««ab« » »iertelithriich L. »U X. I» DreSdr» und g»>, Deuttchland frei Hau« it.S» ^ in Oesterreich 4.Ü« X. »tiizei-Niinimer IO Die Lüchfische VsUSzeitung erscheint an allen Wochemagen nachmittags. <Mefchästiistelle Nedakti»«, -reHbr«»A. lv» HoltzekUlrahe 4T Jbvasprelher 213K6 Postscheckkonto Leipzig Str. 147S? riage-geui ttnualiiiir rcn MeschSiiSe.n^etpen II« lUNHr. don gnmi!n»l>n?eigkn t>S 11 Uhr norm. Preis iil» t>>e Pcül «plillzeiik ikU §.>m!Uekia- nieieii «tu Aiir unSeiMiN, geschriebene, fowie l>,nch s>ern- sprechcr emgegetene i>!n.eigen können m» die isieramweri.niil, n iiir Ine iiiichiigke» de« ^epe« nchl iiternelni.en. Ltrech'innte der iUedakkion: 11 — ",br l ori». Einzige katholische Tageszeitung im Königreich Sachsen. Organ der Ientrumspartci. Ausgabe ä rntt illustrierter Unterhaltmrgs-ellage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe 8 nur mit der Wochenbeilagc. Zur innerpolitischen Lage Die Vorgänge im Haiiptausschnß des Deutschen Reichs» t:ges „!,r> dl- '-Ulfnayn-e de-.' F:i.:dei«Lvors .. Ig.s des H '- l:,.e>> Vaters l.:>lx:: in der gesamten Presse ein.' i'ln-siv'-rlhe eröffnet, die von dem Politiker mit Spannung und Aus» merkiamkeit veiK-lgt werden muß. Der Vi.'gw.g in dcr Sitzung oom Mittlvoch nurde von uns an Fieitag tzenits kurz gekennzeichnet. Verschiedene Preßänßerungen zwingen uns ober zur nochmaligen genauen Feststellung unse'es Standpunktes. Aus unserem Leserkreise ist gegen uns cinigemale der Norwurk erhoben worden, wir seien nicht demokratisch genug, wir träten zu leise. Beides ist durch aus nicht der Fall. Dir betrachten die politischen Vorgänge in ihrer Schlußwn kung c.us'chlietzlich vom deutschen Stand punkte. vom Standpunkte des Zentrums und vom katho lischen Standpunkte, das heisst, wir fragen stets: welche Endwirkung hat ein politischer Vorgang auf die gesamten Volksgcncs'en, auf das Vaterland, auf die Partei und wenn es notwendig ist, auf die Kirche. In den sozialdemokrati- jchen und freisinnigen Kreisen herrscht beute noch grosse Freude über das Vorgehen des Abgeordneten Erzbergcr und über die sämtlichen von ihm »nd von den mit ihm gehenden sonst ihm gegenüberstehenden Parteien gewollten Folgen. Das machte uns stutzig und daher fanden wir kei nen Grund. von unserem ursprünglichen Standpunkte ab zugehen. Tie sozialdemokratische Herausprcssimg dcr Nehmt: agung des Reichstagswahlrechtcs auf Preußen darf nicht so leicht genommen werden, denn die einfache Ueber- tragimg bringt unfehlbar eine LinkSmehrbeit, indem sie jetzt schon über 150 Sozialdemokraten und 70 Freisinnige in das preußische Abgeordnetenhaus bringt und kein Deutscher, kein Zentrnmsmann und kein Katholik oder sagen wir er weitert, kein Christ wird sich über diese Mandatverteilnng freuen. Man braucht nicht durch Klauseln »nd Floskeln eine künstliche Mehrheit zu halten, aber man kann ein Wahlrecht doch frei »nd dabei so gestalten, daß es die staats erhaltenden Parteien »nd die Anhänger einer christlichen Weltanschauung nicht einflußlos macht. Daher hätten wir gewünscht, Herr von Bethmann-Hollwcg hätte sich nicht erst die Pistole auf die Brust setzen lassen, sondern er hätte gleich nach der kaiserlichen Osterbotschaft ein Wahlrecht den Preu ßen vräientiert, daß dem gesamten Volke größere Rechte gab. daß aber die staatsaiisbanenden Elemente nicht von dem Radikalismus überfluten ließ. Dann wäre der aller größte Teil des deutschen Volkes zufrieden gewesen. Nun wird in Preußen etwas kommen, was zwar im ersten Au genblick besticht, was aber auf der anderen Seite schwere' Folgen zum Beispiel in der Bebandlnng der Schnlsrage haben kann. Auch der Ruf nach einer vollständigen Parla- mentariüeriing ist mit Vorsicht zu genießen. Verantwort liche Stellen, die lediglich ans Partennelirheiten sich stützen müssen, sind zur Durchführung einer kraftvollen Politik undenkbar. Politisch führende Persönlichkeiten sollen und müssen in v«?rantwortlicbe Stellen berufen werden und zwar Leute aus allen Parteien, damit alle teilhaben an der Re gierung und an der Verantwortung. Ans dem Wege sind wir jetzt in Deutschland, nur soll der verantwortliche Teil sich nicht unnötig drängen lassen. Das scheint aber der Kanzler zu tun, sonst hätte er am Mittwoch entweder gleich die gewünschte Erklärung abgegeben oder er hätte einen anderen Standpunkt verteidigt. Der Kanzler ist nicht vcr- Pslicbtet, sich ans die Ansicht vom 10. Juli zu verschwören, sondern er ist mir verpflichtet, kraftvoll und entschlossen zu sein und kür seinen Standpunkt die genügenden (Grund lagen zu haben. Wir haben den sogenannten Zwischenfall nicht sehr tragisch genommen, aber er hat dock bewiesen, daß auf dem Kanzlcrsessel vorläufig nur der Name gewech selt bat. Die Fricdenszielerklärnna der .Reichstagsmehr, beit muß nickt das unbedingte Evangelium für alle Dcut- scken sein, aber sic muß dock von allen Seiten beachtet wer den. Ob cs zweckmäßig und gut war, eine solcke Entschlie ßung heranszubringen. ist eine Frage für sick. Sie muß erst answirken, um hier die richtige Antwort zu finden. Jedenfalls soll man aber nickt darauf bestehen, den Kanzler ans diese Entschließung festzulegen. Sein Sein oder Nicht sein darf nickt von seiner Haltung zu der Erklärung ab hängig gemacht werden, samt lwben wir da s, was wir nickt wollen, ein parlamentarisches Regime »nd eine Rcicks- leitung als Spielball der Parteien. Zmn Frieden kann man als Menschenfreund nur die Haltung cinnebmen, daß man sein Eintreffen im Interesse der ganzen Welt begrüßt. Je früher er kommt, desto besser ist cs. lim ein Stückchen Land oder um die Kvstenfrage darf der Krieg auch nickt einen Tag länger geführt werden. Wenn dcr Feind bereit ist, uns die Hand z» reichen, dürfen wir sie nickt ablehncn, weil wir andere Bedingungen haben. Einen Frieden des Aus gleichs und der Verständigung wünschte der Reicksanssckiiß -er deutschen Zentrmnspartei und das scheint »ns das rich- I Das Neueste vom Tage j »»MW»-- >» .I-----»»»»»»»»^M ' "i , 7—-»»»U N MkW SkllW WMW lAmtlick. W. T. - B.) Großes H aupi g.u arl > e r. den 27. August 1017. Westlicher In Flandern verstärkte sich der Arlilleriekamps au der Küste sowie zwischen slsser und Lp: gegen adcnd eihevlüh; er hielt auch nachts an. Heute Morgen drangen melirwch starte engl sche ' r- kiindnngsableilnngen gegen unsere Linien vor; ne sine» durchweg zmückgeschlagen worden. Vom La-Bassöe-Ka»al bis Lens ging starke Artillerie- wir kling heftigen englischen Vorstöße» vor ans. c-ie »ora- westlich von Lens kurz vor Dunlelveu emü'tz'en; sie scheiterten verlustreich. Die Gefechte im Vorseide unserer Stellungen westlich von Le Catelet dauerten tagsüber mit wechselnoem Eriolge a». Bei den Gedüste» Malakoff und Eelogne errang der Feind örtliche Vorteile; Versuche, den Gewinn gi erweitern, schlugen verlustreich fehl. Heeresgruppe deutscher Kronprinz: Am Chemiii des Domes und in der westlichen Ehainpagne zeitweilig lebhafle Actilleriekämvfe. Südl ch von Ar lies kamen französische Teckuiigrtffe i» nmerem Abwehrfeuer nicht bis au unsere Hindernisse heran. Vor Verdun blieb es westlich der Maas im allge meinen ruhig. Aus der» Oitufer wurde bis i» die Nacht hinein erbittert gekämpft. Tie nach Trommeliener bei Beaumont, Fassen- und Ehaume-Walde einsetzenden Angüsse der Franzosen drängte» uns anfänglich aus Beaumont mW den Waldstücken heraus. Im Gegenstoß wurden Dorf und Wälder zurückgenomwen und einige Hundert Gesaiigeue einbehalten. Abends brachen französische Kräfte erneut zum Angriff vor, die zu noch andauernden Kämpseu in Vecm- monl führten. Zwischen dem Maas-Tal und der Straße Beaumonr-Vacheranville sind alle Angriffe der Franzosen gescheitert. Rittmeister Freiherr von Richthosen schoß 'einen 50. Gegner ab. Oeftiicher KrLegüschauplaZ Heeresfrsnt des Gensralfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: Nordwestlich von Iakobsftadt gaben die Russen einige Stellungen aus dem Südufec dcr Düna auf; sie wurden von uns besetzt. Bei Barenowitschi und südwestlich von Luck lebte inr Anschluß an erfolgreiche eigene Erkundmigevorstöße das Feuer auf; bei Hustet»» erstickte unsere Artilleriewirkuag einen russischen Angriffsversuch. Front des Generalobersten Erzherzog Joseph: Im Angriff entrissen deutsche Truvve» den Rumänen einige Höhenstellungen nordwestlich von Soveja; heftige Gegenstöße des Feindes brachen verlustreich zusammen. Bei der Heeresgruppe des Generalfeld marschailS v. Mackensen und an der Mazedonischen Front keine Ereignisse von Belang. Ter erste Generalquartisrmeister: Ludendorfs. 21 8W Tonnen versenkt (W. T. B.) Berlin, 25. August, Amtlich. Neue ttntcrsecbootsersolgc aus dem nördlichen Kriegsschauplatz: 21 Bruttorcgistcrtonncn. Unter den versenkten Schiffen befinden sich der englische bewaffnete Dampfer „Lvnorta", 3684 Tonnen, mit Kohlen nach Italien, sencr ein vollbc- ladener Frachtdampser von 5lM Tonnen mit Kurs aus England. Ter bhcs des Admiralstabs der Marine. ftge Won. Nn: ani diesem Wege bekommen mir einen Tanersriedeii und die dazu erforderlichen Siel erheinn. Tie nngehenren Lpser sind nicht umsonst gebrockt, wenn nur erreichen, daß in ftuknnft die ganze Welt mit uns und »ickt gegen uns arbeitet. So fassen wir das Kriegsziel auf und das will auch Erzberger, wenn auch seine Art, zum ftiele zu toinmen, nicht allgemeinen Beiiall findet. Ten Frieden des Schwertes »nd des herrschenden Siegers halten wir nicht für dauerbast, weshalb wir das Toben der All deutsche» als ein Unglück ansehcn. DaS in alle:! Ländern erschöpfte Voll will jetzt eine dnnernde Ruhe, die man auf dem Wege der Verständigung wohl erreichen kann, nicht aber, wenn man nur den Machtstaiwpimk! heianshüngt. Der heilige Vater scheint dieselbe Auffassung zu haben, da her sein ausführlicher Vorschlag, lieber die in seiner Frie- densnote anfgestellten Einzelheiten kann man sireiten, sie sind nickt unter allen Umständen anz»neln»en. sondern sie sollen lediglich eine Richtschnur bilden. Ter Papst ist in Italien geboren, er ist znm großen Teile von Italienern umgeben, unsere Feinde sind nahe bei seinem Ohr »nd von einem nngehenmiten direkte» Verkehr mit iln» sind wir ab- gescknitten. Subjektiv kann der heilige Vater dnrclxms neutral jein, aber objektiv mag uns mancher Satz als ein leichtes Zugeständnis an gegnerische Wünsche erscheinen. DaS liegt in den geschilderten Verhältnissen, die ihm die Kriegslage in einem anderen Lichte erscheinen lassen, wie sie i» Wirklichkeit ist. Unsere auf den Vatikan einwirkenden Feinde versuchen gewiß tagtäglich dem Papste den Nach weis zu erbringen, daß wir am Ende unserer Kraft seien. mW dieses ständige Bohren kann nickt olme Einfluß ans- die Vorschläge geblieben sein, aber immerhin soll man ruhig die Aussprache mit unseren Feinden eröffnen, wir werden, dann unsere Ansicht mit der Kriegskarte begründen und voraussichtlich zur» Ziele kommen. Ein starres Festhalten an einer bestimmten Richtung, wie es die Jnlimehrheit des- Reichstages nun will, Hallen nur nicht für angängig, denn: je länger der Krieg dauert und je günstiger unsere Laow wird, desto mehr sind wir berechtigt, unsere Kriegsziele zu. festigen. Sckon deshalb halten wir das Festnageln d>-s Kanzlers ans eine bestimmte Formel für falsch und unan gebracht, denn man kann dock beute noch nickt genau wissen, wem in der nächsten Zeit der Atem ausgeht. X Aus dem Reichstage B e r I i ii , 25. Anglist. Zn Beginn der heutigen Sitzung des Hauptausschnsjes des Reichstages gab dcr Vor sitzende Fetz reu hach ein Schreiben des W. T. B. be kannt, betreffend Behandlung des für das Ausland be- stimmle» Berichtes über die Reickstagssitznng vom 10. Juli 1017, und ersuchte um Kenntnisnahme. In die Tagesord nung, Neubesetzung der Reichsämtcr, wurde erst gegen II Ubr eingetreten, da der Reichskanzler Dr. Michaelis infolge einer großen Zngvcrspätimg am früheren Erschei nen verhindert war. Zunächst nahm de: R e ichskanzl e r das Wort. Er erinnerte zunächst an die Richtlinien, die er für die Führung dcr inneren Politik »nd insbesondere für die enge Zusam menarbeit zwischen dcr Reichsleitung »nd den großen Par teien in seiner Reichstagsrede vom 10. Juli gezogen hat. Nach diesen Richtlinien habe er gebandelt und in die Reichs ämter Männer berufen, von denen er mit Sicherheit an« nehmen dürfe, daß sie das Vertrauen großer politisch:" Parteien genießen. So sei das Reichsjnslizamt mit einem Parlamentarier besetzt worden, in das Reichswirtschafts- amt sei eine Persönlichkeit berufen, die sich des vollen Ver trauens der linksgerichteten Parteien erfreut, für d.iS Reichsernährungsamt habe er als Unterstantssekretür ei:v Mitglied der sozialdemokratischen Partei, für die Reicbs- sinanzverwaltung zunächst als Ministerialdirektor, mit der Absicht, dieie Stelle später zu der eines Unterstaatssekretärs anszubane». ein Mitglied der nationallibcralen Fraktion ausgewählt. Als preußischer Justizminister sei ein Mit glied der Zentrumssraktion in den Bnndesrat eingetrcten. Ans diese Weise habe er erreicht, was er erstellte, nämlich die Berufung von Männern, die das volle Vertrauen -ec Parteien genießen, in leitende Stellungen des Reiches und des Staates. Um die Zusammenarbeit zwischen Reicks» leitnng und Parteien enger zu gestalten, habe er eine »»ei tere Einrichtung ins A»gc gefaßt. Er habe diese Angelegen heit bereits »nt den Führern der Reichstagsfraktionen und mit den stimmberechtigten Mitgliedern des Bundesrate-Z erörtert und könne mit Sicherheit auf die Zustimmung de» verbündeten Regierungen rechnen. Es handelt sich um dis Errichtung eines freien Ausschusses beim Reichskanzler, zu nächst »m einen ganz bestimmten Einzelfall, nämlich die Beratung der Antwort ani die väpstliche Friedensnote. In diesen Ausschuß sollen rcm den fünf großen Fraktionen des?